Aus Liste ehemaliger Sakralbauten in Eisenach, Stand 28. September 2020:
Das Eisenacher Kartäuserkloster befand sich auf dem Gelände des heutigen Kartausgartens; im Mittelalter lag dieser Platz an einer Straßengabelung, etwa 500 Meter vor dem Marientor am Ufer des Marienbaches.
Geschichte
Bereits 1378 hatte der Orden der Kartäuser in Eisenach ein Grundstück erworben, auf dem 1380 mit Unterstützung der Landgrafen Friedrich, Balthasar und Wilhelm das Kloster Elisabethenhaus (domus vallis sanctae Elisabeth) entstand, in das sechs Brüder aus der Kartause Erfurt einzogen. Die Kirche und die Mönchszellen waren zuerst nahe am Bach errichtet worden, aber bei Schneeschmelze und Hochwasser (1379) nahmen sie großen Schaden und mussten in den Bereich des heutigen Kartausgartens versetzt werden.
Die Mönche lebten in Einzelzellen neben der Kirche, absolutes Schweigen, strengste Klausur und härtestes Fasten waren ihnen auferlegt. Neben den regelmäßigen geistlichen Übungen widmeten sie sich manueller und wissenschaftlicher Arbeit. Von ihrem Fleiß beim Bücher-Kopieren legt die Erfurter Bibliothek Zeugnis ab. Aus dem Eisenacher Konvent ging der Gelehrte Johannes von Hagen (latinisiert: Johannes Indaginis, 1415–1475) hervor, der von 1454 bis 1456 Prior in Eisenach, dann in Erfurt, Frankfurt (Oder) und Grabow bei Stettin war. Mehr als 500 Arbeiten stammen aus seiner Feder. Sein Nachfolger im Eisenacher Priorat, Heinrich Nemritz (1457–1474), spielte eine bedeutende Rolle im Orden, besonders 1477–1482 als Generalvisitator der niederdeutschen Ordensprovinz.
Die wirtschaftliche Lage der beiden thüringischen Kartausen war günstig, zum Eisenacher Kloster gehörte großer Grundbesitz an Wald, zahlreiche Äcker und Weinberge und Fischteiche, Abgabenleistungen wurden von mehr als 40 Dörfern eingezogen.
Die Gebäude wurden 1525 beim Eisenacher „Pfaffensturm“ beschädigt, aber 1537 weitestgehend instand gesetzt, man brauchte Schüttböden und Lagerräume auch eine neue Schäferei. Bereits 1525 verließen die letzten Kartäusermönche Eisenach. Das Kloster wurde vom Herzog beschlagnahmt; zeitweise bestand hier ein Lustgarten, ein Vorläufer des heutigen Landschaftsparkes.[1] Ganz anderen Zwecken diente die Straf- und Besserungsanstalt, welche im 19. Jahrhundert an gleicher Stelle betrieben wurde. Die letzte große Umgestaltung erfuhr das Klostergelände mit dem Bau der Wandelhalle und der Einrichtung des weitläufigen Kur- und Landschaftsparkes Anfang des 20. Jahrhunderts. Bis auf geringe Reste (Gartenhaus) wurden die ehemaligen Klostergebäude abgerissen.
Bei Schachtarbeiten am Rande des Gartenhauses wurden 1995 einige Gräber gefunden; die Toten waren in Ost-West-Richtung bestattet.
- ↑ Joseph Kremer: Beiträge zur Geschichte der klösterlichen Niederlassungen Eisenachs im Mittelalter. In: Quellen und Abhandlungen zur Geschichte der Diözese Fulda. 1905, Das Kartäuserkloster, S. 128–164.
Bitte mal vergleichen.-- Willi 11:54, 28. Sep. 2020 (CEST)