DOMiD

Dokumentationszentrum und Museum über die Migration in Deutschland

DOMiD (Abkürzung für Dokumentationszentrum und Museum über die Migration in Deutschland, ein Arbeitstitel und seit 22. Oktober 2024 Museum Selma[1][2]) ist ein eingetragener Verein in Köln, der Materialien zur Migrationsgeschichte sammelt, bewahrt, erforscht und ausstellt. Die Geschichte der Einwanderung in Deutschland soll einem breiten Publikum präsentiert werden. Neben seiner musealen und archivalischen Arbeit organisiert DOMiD Veranstaltungen, Tagungen und Vorträge. Ziel ist es, Migration als Normalfall zu vermitteln. Seit 2010 sitzt DOMiD im Bezirksrathaus in Köln-Ehrenfeld.

Vitrine mit DOMiD-Schriftzug, Akten (Foto: 2018)

DOMiD arbeitet darauf hin, zusammen mit anderen privaten und staatlichen Akteuren ein zentrales Migrationsmuseum in Deutschland aufzubauen sowie Migration als Querschnitt-Thema in Museen und Archiven zu etablieren. Schirmherrin des Projektes ist die ehemalige Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth. Ein wissenschaftlicher Fachbeirat unterstützt den Verein in zentralen wissenschaftlichen Fragen. Dem Fachbeirat gehören international anerkannte Wissenschaftler an.

DOMiDs Archiv umfasst eine bundesweit einzigartige Sammlung an sozial-, alltags- und kulturgeschichtlichen Zeugnissen zur Geschichte der Einwanderung nach Deutschland. Schwerpunkt der Sammlung ist die Zeit nach dem ersten Anwerbeabkommen (1955). Durch das „Projekt Migration“ wurde die Sammlung des Vereins erweitert. Hinzu kamen Materialien zur Migration aus der Türkei, Italien, Griechenland, Spanien, Portugal, Marokko, Tunesien, Ex-Jugoslawien, Südkorea, Vietnam, Mosambik und Angola. Heute stehen alle Zuwanderungsbewegungen nach Deutschland im Fokus der Aufmerksamkeit. 2016 umfasste der Bestand über 100.000 Bücher, Graue Literatur, Zeitungen, Zeitschriften, Originaldokumente, Fotografien, Filme, Tondokumente, Flugblätter, Plakate sowie dreidimensionale Objekte.

Vereinsgeschichte

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Der Verein wurde 1990 unter dem Namen DOMiT Dokumentationszentrum und Museum über die Migration aus der Türkei e. V. im Ruhrgebiet gegründet. Gründungsväter waren vier Migranten. Ihren Anlass bildete die gesamtgesellschaftliche und politische Atmosphäre. Die Geschichte der Einwanderer erhielt weder in der historischen Wissenschaft noch in Museen oder Archiven besondere Aufmerksamkeit.

Im Jahr 2007 fusionierte DOMiT mit dem Verein Migrationsmuseum in Deutschland e. V., der sich ebenfalls für die Errichtung eines zentralen Migrationsmuseums einsetzte. Die Fusion führte Migranten unterschiedlicher Herkunft und Deutsche ohne Migrationshintergrund zusammen. Vor diesem Hintergrund und wegen der erfolgten Erweiterung der Sammlung sowie dem Bekanntheitsgrad DOMiTs entschieden sich die Mitglieder zu einer Namensänderung: Aus DOMiT mit „T“ wurde DOMiD mit „D“ – Dokumentationszentrum und Museum über die Migration in Deutschland.[3]

DOMiD wurde einer größeren Öffentlichkeit bekannt durch die bundesweit erste große Ausstellung zum Thema Migration: Fremde Heimat. Eine Geschichte der Einwanderung aus der Türkei. Sie wurde 1998 im Ruhrlandmuseum Essen gezeigt. Weitere Ausstellungen und Internetprojekte zur Migration nach Deutschland folgten. In den Jahren 2002 bis 2006 führte das Dokumentationszentrum mit mehreren Kooperationspartnern das Projekt Migration durch. Die Bundeskulturstiftung initiierte und förderte das Projekt. Es mündete in eine große sozialgeschichtliche und künstlerische Ausstellung, die 2005/2006 an vier Standorten in Köln zu sehen war. Das letzte große Ausstellungsprojekt Geteilte Heimat. 50 Jahre Migration aus der Türkei wurde 2011 parallel im Deutschen Historischen Museum in Berlin, im historischen Kölner Rathaus und im Landtag NRW in Düsseldorf gezeigt. 2013 und 2014 entwickelte DOMiD im Rahmen seiner Bildungsarbeit das Programm DOMiD macht Schule. Ziel war es, Schüler und Lehrer für das Thema Migration zu sensibilisieren und ihnen interkulturelle Kompetenzen zu vermitteln.[4]

DOMiD wurde 2015 im historischen Rathaus der Stadt Köln mit dem Preis „Vielfalt gewinnt!“ ausgezeichnet. Dieser wird an Kölner Unternehmen und Organisationen vergeben, die die Vielfältigkeit ihrer Mitarbeiter erkennen, fördern und nutzen. Die Jury würdigte unter anderem, dass sich DOMiDs Arbeit durch einen multiperspektivischen Ansatz auszeichnet, weil Migrationsgeschichte nur unter Bezugnahme vielfältiger Perspektiven erfasst werden kann. Das spiegelt sich in DOMiDs Personalkonzept, das ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Mitarbeitern mit und ohne Migrationserfahrung vorsieht.[5]

2017 erhielt DOMiD den Nachlass des Journalisten und Mitgründers der Organisation Cap Anamur/Deutsche Not-Ärzte Rupert Neudeck.[6]

2017 führte DOMiD außerdem das Projekt Refugee Stories Collection durch.

Von 2018 bis 2020 lief das das vom BAMF geförderte Projekt Meinwanderungsland, das es sich zur Aufgabe gemacht hatte, „die Wissensdefizite über Migration“ und „die damit verbundene Einseitigkeit der öffentlichen Erinnerungskultur in Deutschland“ sichtbar zu machen.[7][8]

Am 5. Juni 2024 erhielt DOMiD den Rheinlandtaler in der Kategorie Kultur des Landschaftsverbandes Rheinland.[9]

Haus der Einwanderungsgesellschaft

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Der Verein plant ein zentrales deutsches Migrationsmuseum unter dem Namen „Haus der Einwanderungsgesellschaft“. In Deutschland wird jedes zweite Kind mit Migrationshintergrund geboren, aber nach Ansicht des Vereins ist die Erkenntnis, dass Migration den Normalfall darstellt, noch nicht in der deutschen Gesellschaft verankert. Das Migrationsmuseum soll dazu beitragen, die kulturelle Vielfalt zu vermitteln und Vorurteile abzubauen. In dem Haus soll mit Fokus auf die Zeit von 1945 bis heute der Wandel durch die Migration dargestellt werden.[10] Im November 2019 wurde bekannt, dass Bund und Land jeweils 22 Millionen Euro beisteuern wollen und die Stadt Köln die einstige denkmalgeschützte Halle 70 von Klöckner-Humboldt-Deutz im Stadtteil Kalk zur Verfügung stellen wird.[11] Mit der Bauphase soll 2025 begonnen werden, die Inbetriebnahme ist für frühestens 2027 geplant.[12][13] Im März 2024 wurde kommuniziert, dass unter Berücksichtigung externer Faktoren geplant ist, das Museum im Jahr 2029 zu eröffnen.[14]

Literatur

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Einzelnachweise

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  1. DOMiD vom 22. Oktober 2024: Name enthüllt: Zukünftiges Migrationsmuseum heißt Museum Selma, abgerufen am 23. Oktober 2024
  2. Kölnische Rundschau Köln vom 22. Oktober 2024: Geplantes Kölner Museum. So soll das neue Haus zur Migrationsgeschichte heißen, von Gabi Bossler, abgerufen am 22. Oktober 2024
  3. Vgl. IMIS-Beiträge, Heft 51/2017, Institut für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien (IMIS): Die Szenographie der Migration: Geschichte. Praxis. Zukunft, Osnabrück 2017
  4. DOMiD: DOMiD macht Schule – Materialsammlung. 2014, abgerufen am 14. Mai 2022.
  5. Stadt Köln: Preisträger. 2015, abgerufen am 14. Mai 2022.
  6. Hilfsorganisationen – Köln: Rupert Neudecks Nachlass geht an das DOMiD in Köln. In: sueddeutsche.de. 13. Juli 2017, abgerufen am 13. März 2020.
  7. Nationaler Aktionsplan Integration: Bericht Phase IV – Zusammenwachsen: Vielfalt gestalten – Einheit sichern. (PDF; 2,5 MB) In: bundesregierung.de. Januar 2021, S. 71, abgerufen am 7. Juli 2022.
  8. Das Projekt. In: meinwanderungsland.de. Abgerufen am 7. Juli 2022.
  9. WDR 5 (Westdeutscher Rundfunk) Westblick aktuell vom 4. Juni 2024: Migrationsgeschichte aus Sicht der Migranten, abgerufen am 4. Juni 2024
  10. Haus der Einwanderungsgesellschaft. Das europaweit größte Migrationsmuseum kommt nach Köln, Homepage des Vereins, abgerufen am 28. Mai 2022.
  11. Stefan Dege: Köln bekommt ein „Haus der Einwanderungsgesellschaft“. Deutsche Welle, 27. November 2019, abgerufen am 22. Dezember 2019.
  12. Kölnische Rundschau vom 23. Mai 2023: Dokumente des Alltags. Kölner Migrationsmuseum ist frühestens 2027 fertig, von Gabi Bossler, abgerufen am 26. Mai 2023
  13. DOMiD: Zeitplan für das „Haus der Einwanderungsgesellschaft“, abgerufen am 5. Juli 2022
  14. DOMiD News, Migrationsmuseum vom [März 2024, erschlossen: Erbbaurecht über 99 Jahre: DOMiD erreicht Meilenstein für bundesweites Migrationsmuseum], abgerufen am 22. März 2024

Koordinaten: 50° 57′ 8,4″ N, 6° 54′ 48,6″ O