Dominique Moïsi

französischer Politikwissenschaftler, Autor und Publizist
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Dominique Moïsi (* 21. Oktober 1946[1]) ist ein französischer Politikwissenschaftler, Autor und Publizist.

Dominique Moïsi 2015

Er ist Mitbegründer und heute Senior Advisor des Pariser „Institut Français des Relations Internationales“ (IFRI), Pierre Keller Visiting Professor an der Harvard University und Inhaber des Lehrstuhls für Geopolitik am Europakolleg in Natolin. Moïsi schreibt regelmäßig für die Financial Times, Foreign Affairs, das Project Syndicate sowie die Tageszeitungen Die Welt und Der Standard.

Moïsi ist verheiratet mit der Historikerin und Schriftstellerin Diana Pinto und hat zwei Söhne.

Sein Vater Jules Moïsi war Überlebender des KZ Auschwitz.[2] Dominique Moïsi studierte Politikwissenschaft an der Sorbonne und in Harvard, lehrte an der École nationale d’administration, der École des Hautes Études en Sciences Sociales und am Institut d’études politiques de Paris. Er war Assistent von Raymond Aron und Chefredakteur der Zeitschrift Politique étrangère.

Nach dem Fall der Mauer 1989 erregte Moïsi Aufmerksamkeit als einer der ersten französischen Publizisten, die das absehbare Ende der Teilung Deutschlands als neue Chance für Europa begrüßten.[3] Jahre später begründete Moïsi seine Position mit dem Hinweis auf seinen Vater: Dessen Schicksal als Auschwitz-Überlebender habe ihn dazu gebracht „to fall in love with Europe“. Wie Simone Veil habe Jules Moïsi im Bau eines vereinten Europas den besten Weg zur Überwindung der „tragedy of the past“ gesehen.[4]

Im Laufe der 1990er Jahre veröffentlichte Moïsi zusammen mit dem Briten Timothy Garton Ash und dem Deutschen Michael Mertes mehrere „trilaterale“ Plädoyers für die Osterweiterung und die gleichzeitige institutionelle Modernisierung der EU.[5] sowie für eine Aufnahme ostmitteleuropäischer Demokratien in die Nato.[6]

Moïsi war bis 2021 Mitglied im Internationalen Beirat[7] der „Moscow School of Civic Education“[8] und ist Mitglied des European Council on Foreign Relations.[9]

2008 veröffentlichte er das Buch „La géopolitique de l’émotion: Comment les cultures de peur, d’humiliation et d’espoir façonnent le monde“ (Die Geopolitik der Emotion: Wie die Kulturen von Angst, Demütigung und Hoffnung die Welt prägen), das 2009 in englischer und deutscher Übersetzung erschien.[10] Insgesamt wurde es in 26 Sprachen übersetzt.[11] In seinem 2016 publizierten Buch „La géopolitique des séries ou le triomphe de la peur“ (Die Geopolitik der Fernsehserien oder Der Triumph der Angst) vertritt er die These, dass Fernsehserien wie Game of Thrones, Homeland oder House of Cards geopolitisch wirksame Ängste des Publikums in vielen Ländern der Erde reflektieren und daher weltweit so erfolgreich sind.[12]

Veröffentlichungen (Auswahl)

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Commons: Dominique Moïsi – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Siehe Un Juif improbable, Paris 2011, S. 62.
  2. Siehe Moïsis autobiographisch gefärbtes Op-Ed Dancing on the volcano in der International Herald Tribune vom 27. Januar 2005.
  3. Siehe Dominique Moïsi: A Reborn Europe Is Nothing to Fear. In: International Herald Tribune vom 23. November 1989.
  4. Siehe Einzelnachweis 1.
  5. Siehe die entsprechenden Hinweise von Timothy Garton Ash in einem Leserbrief an die London Review of Books vom 6. Januar 2000 (A Ripple of the Polonaise). Der erste Artikel dieser „trilateralen“ Folgen von Debattenbeiträgen erschien in The New York Review of Books vom 24. Oktober 1991 (Let the East Europeans In!)
  6. Engagement in Europe, Partnership With Russia. In: International Herald Tribune vom 3. Januar 1994, S. 4.
  7. Siehe Moscow School of Political Studies International Advisory Council (Memento vom 30. April 2011 im Internet Archive)
  8. Bis Mitte 2013 „Moscow School of Political Studies“. Die Schule wurde Ende 2014 von den russischen Behörden als „ausländischer Agent“, 2020 als „unerwünschte Organisation“ eingestuft; 2021 wurde sie aufgelöst. Zur Geschichte der Schule siehe Anne Applebaum: The Russian Empire Must Die, The Atlantic, Dezember 2022, und Association of Schools of Political Studies of the Council of Europe: Russian Federation – Moscow School of Civic Education (1992). Now dissolved, abgerufen am 26. Februar 2023.
  9. Siehe ECFR’s Board and Council (Memento vom 22. September 2014 im Internet Archive)
  10. Siehe die Besprechung Politik und Gefühl, Deutschlandradio Kultur vom 12. Januar 2010.
  11. Siehe Autorenportrait Dominique Moïsi der Éditions Stock, abgerufen am 23. März 2019.
  12. Siehe Triumph of Fear. The Geopolitics of TV Series, Vortrag vom 23. November 2018 an der Radboud-Universität Nijmegen, abgerufen am 23. März 2019.