Duilian (chinesisch 對聯 / 对联, Pinyin Duìlián) bzw. Yinglian (楹聯 / 楹联, Yínglián) sind eine aus einem Spruchpaar bestehende Kunstform der chinesischen Sprache. Sie sind ein wichtiger Bestandteil der chinesischen Kultur und speziell der Literatur mit mehr als 1000 Jahren Geschichte. Verwendung finden sie auch heute vor allem beim chinesischen Neujahrsfest.
Aussehen
BearbeitenHäufig finden sich Duìlián an Hauseingängen, die dort in chinesischer Kalligraphie oft mit schwarzer Tusche auf rote Papierstreifen geschrieben werden.
Die Farbe kann dabei jeweils variieren und zeigt nach Brauchtum einen Todesfall in der Familie an. Dabei wird erst im dritten Jahr wieder die Farbe Rot verwendet.
Aufbau
BearbeitenUnterteilt werden sie in einen oberen (上聯 / 上联, shànglián) und unteren (下聯 / 下联, xiàlián) Teil, die jeweils miteinander nach gewissen Regeln korrespondieren. Die Anzahl der Schriftzeichen in einem Duìlián können dabei von 4 bis 400 und mehr schwanken.
Form
BearbeitenFür ein Duìlián gelten gewissen Formregeln, als deren Kunst das Einhalten und die Perfektionierung durch den Schreiber gilt. Diese Formregeln besagen u. a.:
- die Anzahl der Schriftzeichen in den beiden Teilen ist gleich,
- je zwei gegenüberliegende Zeichen aus den beiden Hälften stehen in einer Beziehung zueinander,
- die Bedeutung dieser korrespondierenden Zeichen sind ähnlich oder gehören der gleichen Bedeutungsebene an, so findet sich bei einem Zahlwort ebenfalls ein Zahlwort gegenüberliegend,
- die Wortart ist dabei meistens gleich, so findet sich im unteren Teil ein Substantiv, wenn auch im oberen Teil an gleicher Stelle ein Substantiv steht und
- in einigen Verspaaren sind die Töne der Silben korrespondierender Zeichen zusätzlich aufeinander abgestimmt.
Beispiel
BearbeitenBeispiel eines Duìlián (in Langzeichen)
- 書山有路勤爲徑
- shūshān yǒu lù qín wéi jìng
- „Im Berg der Bücher gibt es einen Weg und Fleiß ist der Pfad“
- 學海無涯苦作舟
- xuéhǎi wú yá kǔ zuò zhōu
- „Das Meer des Lernens ist grenzenlos und die Mühe ist ein Boot darauf“
Unterer Teil | Tonusmuster | Übersetzung | Oberer Teil | Tonusmuster | Übersetzung |
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學 | 仄 | Lernen, Wissenschaft | 書 | 平 | Buch |
海 | 仄 | Meer | 山 | 平 | Berg |
無 | 平 | fehlen, ermangeln | 有 | 仄 | haben |
涯 | 平 | Grenze, Horizont | 路 | 仄 | Weg |
苦 | 仄 | bitter, mühevoll | 勤 | 平 | fleißig |
作 | 仄 | machen, tun | 爲 | 平 | handeln, bedeuten |
舟 | 平 | Boot | 徑 | 仄 | Weg |
Kultur
BearbeitenDas Schreiben eines Duìlián gibt ähnlich dem Schreiben eines Gedichts Auskunft über die Fertigkeit des Schreibers. Diese Kunst wird unter anderem auch in Wettbewerben unter Beweis gestellt, bei denen ein Schreiber die erste Hälfte des Verspaares verfasst, die danach durch einen zweiten Schreiber analog komplettiert werden muss.
Es gibt dabei verschiedene, spezielle Formen.
Chūnlián
BearbeitenBei den Vorbereitungen des Chinesischen Neujahrsfestes („Frühlingsfest“) wird ein Chūnlián (春聯 / 春联) auf Bändern geschrieben und links und rechts an den Eingängen des Hauses befestigt. Viele chinesische Firmen machen sich heute diesen traditionellen Brauch zu eigen und geben Spruchpaare als Werbegeschenke aus.
Weitere Formen
BearbeitenWeitere Formen sind:
- Yínglián (楹聯 / 楹联) bei Tempeln und anderen klassischen Bauwerken
- Hèlián (賀聯 / 贺联) bei Hochzeiten, Geburten, Geschäftseröffnungen und anderen Festlichkeiten
- Wǎnlián (輓聯 / 挽联) zur Trauer bei Todesfällen
- Zènglián (贈聯 / 赠联)
- Zhōngtánglián (中堂聯 / 中堂联)
Siehe auch: Doppelglück
Galerie
Bearbeiten-
Rotes Duìlián (Baishuitai bei Shangri-La)
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Grünes Duìlián (Shangri-La)
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Fest installiertes Duìlián mit Zitat Mao Zedongs 「好好学习,天天向上」 (hǎohǎo xuéxí, tiāntiān xiàngshàng) (Baishuitai)
Literatur
Bearbeiten- Tianchang Lai: Chinese couplets [= Duilian]. Translated and annotated by T. C. Lai. With an introduction by Ma Meng. Kelly & Walsh u. a., Hong Kong 1969
- Kewen Chen (Hrsg.): Gujin duilian [Chinesische Couplets aus alter und neuer Zeit]. Zhongzhou Shuhuashe, Zhengzhou 1983
- Liang Zhangju: Yinglian conghua quanbian / Liang Zhangju deng bianzhu; Bai Huawen, Li Dingxia dianjiao. Beijing chubanshe: Xinhua shudian Beijing fa xing suo jing xiao, Beijing 1996, ISBN 7-200-02831-2 [Enthält unter anderem das Yínglián cónghuà 楹联丛话 von Liang Zhangju 梁章钜 (1775–1849).]