Der Zinalgletscher (französisch: Glacier de Zinal) ist ein Talgletscher im südlichen Talabschluss des Val d’Anniviers in den Walliser Alpen. Er liegt auf dem Gebiet der Schweizer Gemeinde Anniviers. Die Fläche des Gletschers mit ausgeprägter Zunge betrug im Jahr 2016 etwa 13,5 km². Im Jahr 2013 war er knapp sieben Kilometer lang, seit 1973 hat er sich damit etwas mehr als einen halben Kilometer zurückgezogen.[2] Der nordexponierte Gletscher reicht von 4160 m auf gut 2000 m ü. M. hinunter[3], seine durchschnittliche Neigung wird mit 23,3° angegeben.[4]
Zinalgletscher | ||
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Der Zinalgletscher vor Dent Blanche und Grand Cornier | ||
Lage | Val d’Anniviers, Kanton Wallis, Schweiz | |
Gebirge | Walliser Alpen | |
Typ | Talgletscher | |
Länge | 6,9 km (2013)[1] | |
Fläche | 13,46 km² (2016)[2] | |
Exposition | Nord | |
Höhenbereich | 4260 m ü. M. – 2040 m ü. M. (2005)[3] | |
Neigung | ⌀ 23,3° (43 %) [4] | |
Eisvolumen | 0,89 ± 0,15 km³ (2006)[5] | |
Koordinaten | 616745 / 100186 | |
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Entwässerung | Torrent de Zinal, Navisence, Rhone |
Lage
BearbeitenDer Zinalgletscher entsteht aus mehreren Quellgletschern. Der östliche Quellgletscher ist der Mountetgletscher (Glacier du Mountet), der seinen Ursprung auf etwa 3800 m an der Westflanke des Zinalrothorns hat. (46° 3′ 43″ N, 7° 40′ 32″ O )
Vom Ober Gabelhorn mit seiner Eiswand stösst der Obergabelhorngletscher (Glacier de l’Obergabelhorn) herab. (46° 2′ 37″ N, 7° 40′ 13″ O )
Unterhalb von Grand Mountet vereinigen sich diese beiden Firnströme mit dem von Süden kommenden Durandgletscher (Glacier Durand). (46° 2′ 25″ N, 7° 38′ 48″ O )
Mountet-, Obergabelhorn- und Durandgletscher sind zur Weisshorngruppe zu zählen. Der Durandgletscher ist durch den Roc Noir (3124 m ü. M.) vom Grand-Cornier-Gletscher (Glacier du Grand Cornier 46° 2′ 47″ N, 7° 37′ 24″ O ) getrennt, der seinen Ausgangspunkt zwischen dem Grand Cornier im Norden und der Dent Blanche im Süden hat. Weiteren Eiszufluss erhält der Zinalgletscher durch die steilen Hangfirne an der Nordostflanke des Grand Cornier (Bouquetinsgletscher).
Unterhalb der Vereinigung der drei bedeutendsten Quellgletscher (Obergabel-, Durand- und Grand-Cornier-Gletscher) fliesst der Zinalgletscher noch rund 3 km nach Norden durch ein tiefes Tal zwischen dem Grand Cornier im Westen und dem Besso (3668 m ü. M.) im Osten. Hier ist die Eisoberfläche grösstenteils vom Geröll und Staub der Mittel- und Seitenmoränen sowie von herabfallendem Gesteinsschutt bedeckt. Die Gletscherzunge, deren Stirn im Jahr 2005 auf 2040 m lag, entwässert in die Navisence, einen linken Nebenfluss der Rhone.
Entwicklung
BearbeitenSeit dem Hochstadium der Kleinen Eiszeit in der Mitte des 19. Jahrhunderts hat sich der Zinalgletscher stark zurückgezogen. Seit 1891 ist seine Zunge um mehr als 1,6 km zurückgeschmolzen.[2] In früherer Zeit führte entlang des Zinalgletschers und über den Col Durand (3443 m ü. M.) ein rege begangener Saumweg, auf dem Waren- und Viehtransporte zwischen dem Mittelwallis und Oberitalien abgewickelt wurden. Heute ist der Übergang über den vergletscherten Col Durand vom Zinal- ins Mattertal nur von entsprechend ausgerüsteten Alpinisten zu bewältigen.
Im August 1834 kam es nach starken Niederschlägen zu einem Ausbruch von grossen Wassermengen aus dem Gletscher. Im Eiskörper hatten sich beträchtliche Wassertaschen gebildet, die die Seitenmoränen durchbrachen, talauswärts grosse Schäden anrichteten und vorübergehend einen See zwischen Chippis, Chalais und Grône entstehen liessen.[6]
Jahr | 1850 | 1973 | 1999/2000 | 2013 |
Fläche (km²) | 17,9 | 15,4 | 14,2 | 13,46 (2016)[2] |
Länge (km) | 9,1 | 7,5 | 7,1 | 6,9 |
SAC-Hütten
BearbeitenIm unmittelbaren Umfeld des Zinalgletschers stehen die Hütten von Petit und Grand Mountet. Die Cabane du Petit Mountet (2142 m ü. M.) liegt auf der orografisch linken Seitenmoräne des Gletschers. Sie befindet sich in privater Trägerschaft. Fünf Gehstunden weiter oben liegt die Cabane du Grand Mountet (2886 m ü. M.), eine aussichtsreich an den Südhängen des Besso gelegene Hütte des Schweizer Alpen-Clubs SAC. Sie ist Ausgangspunkt für zahlreiche Bergbesteigungen und ausgedehnte Gletschertouren in der Umgebung.
Weblinks
Bearbeiten- Kartenausschnitt bei map.geo.admin.ch
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ a b c Die grössten Gletscher. (xlsx) Bundesamt für Statistik, Raum und Umwelt, 12. Dezember 2014, abgerufen am 7. November 2020.
- ↑ a b c d e Factsheet Zinalgletscher. In: GLAMOS – Glacier Monitoring in Switzerland. Abgerufen am 8. September 2021.
- ↑ a b WGMS: Fluctuations of Glaciers Database. World Glacier Monitoring Service, Zurich 2013 (DOI:10.5904/wgms-fog-2013-11), abgerufen am 11. Dezember 2013
- ↑ a b Andreas Linsbauer, Frank Paul, Wilfried Haeberli: Modeling glacier thickness distribution and bed topography over entire mountain ranges with GlabTop: Application of a fast and robust approach. In: Journal of Geophysical Research. Band 117, F03007, 2012, doi:10.1029/2011JF002313 (online)
- ↑ Daniel Farinotti, Matthias Huss, Andreas Bauder, Martin Funk: An estimate of the glacier ice volume in the Swiss Alps. In: Global and Planetary Change. 68: 225–231, 2009 (online; PDF; 756 kB).
- ↑ Versuchsanstalt für Wasserbau, Hydrologie und Glaziologie (VAW) der ETH Zürich: Zinalgletscher. In: Naturgefahren Gletscher. Archiv der ETH, 2018 (online, auch als PDF).