European Avalanche Warning Services
Die Arbeitsgruppe der europäischen Lawinenwarndienste (engl.: European Avalanche Warning Services – EAWS) ist ein freiwilliger Zusammenschluss europäischer Staaten, dessen Ziel es ist, die für die Lawinenwarnung zuständigen Behörden auf nationaler, regionaler bzw. kommunaler Ebene besser miteinander zu vernetzen.[1]
European Avalanche Warning Services | |
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Website | www.avalanches.org |
Die Mission der EAWS ist ihre Mitglieder in der Bereitstellung effizienter und wirksamer Lawinenprognosen für die Bevölkerung zu unterstützen, um dadurch Personen- und Sachschäden aufgrund von Lawinen zu vermeiden.
Die Lawinenvorhersage als zentrales Endprodukt der jeweiligen Lawinenwarndienste (vgl. Liste amtlicher Lawinenwarndienste) der Mitgliedsstaaten bildet u. a. eine wesentliche Entscheidungsgrundlage für z. B. Wintersportgebiete, örtliche Lawinenkommissionen sowie den behördlichen Katastrophenschutz.
Die EAWS wurden im Jahr 1983 ins Leben gerufen. Sie stehen im direkten Wissensaustausch mit dem amerikanischen Avalanche Center[2] sowie Avalanche Canada.
Mitglieder
BearbeitenMit Stand November 2022 zählen insgesamt 31 Mitglieder aus 17 Staaten Europas[3] zu den EAWS. Diese umfassen einzelne oder sogar alle regionalen Lawinenwarndienste der Staaten Andorra, Deutschland, Finnland, Frankreich, Großbritannien, Island, Italien, Schweiz, Spanien, Norwegen, Österreich, Polen, Rumänien, Slowakei, Slowenien sowie Tschechien.[1]
Ziele
BearbeitenIn ihrer Absichtserklärung formulieren die EAWS Ziele, welche von allen Mitgliedern abgesegnet werden. Als grundlegendste Intention wird die Unterstützung ihre Mitglieder bei der Vorhersage und Prävention von bzw. der Warnung vor Lawinenereignissen gesehen.
Die EAWS finden sich halbjährlich zu Arbeitsgruppen-Treffen bzw. im Zwei-Jahresrhythmus zu einer europäischen Tagung zusammen. Ziel dieses Austausches ist es die Kommunikation zwischen den Mitgliedern anzuregen, um[1]:
- Ideen und Erfahrungen zu den eigenen Arbeitsabläufen für die Vorhersage von Lawinen auszutauschen,
- einheitliche Kommunikations- und Visualisierungsstrategien für die Warnung vor Lawinengefahren zu entwickeln,
- die Effizienz der eigenen Arbeitsabläufe zu steigern und die eigenen Lawinenwarner fortzubilden.
Standards
Bearbeiten(Quelle: [13])
Gefahrenskala
BearbeitenIm Jahr 1993 einigten sich die europäischen Lawinenwarndienste auf eine einheitliche, fünfstufige Lawinengefahrenskala, ein wichtiger Meilenstein in der Geschichte der EAWS. Die fünf Gefahrenstufen wurden später auch weltweit eingeführt und bilden heute den Standard der modernen Lawinenvorhersage.
Lawinenprobleme
BearbeitenDie fünf Typen von Lawinenproblemen, wie sie von den EAWS definiert wurden, sollen typische Situationen der Schneeinstabilität im Lawinengelände beschreiben. Sie unterstützen Lawinenfachleute und Freizeitsportler bei der Beurteilung der Lawinengefahr, indem sie die Art der Instabilität der Schneedecke hervorheben. Sie ergänzen die Gefahrenstufe und die Gefahrenstellen (Hangneigung und Höhenlage) und stellen die dritthöchste Ebene in der Informationspyramide dar.
Lawinengröße
BearbeitenDie EAWS unterteilt Lawinengrößen in fünf Klassen abhängig von ihrem potentiellen Zerstörungsgrad, ihrem Auslaufgebiet und ihren Dimensionen.
Informationspyramide
BearbeitenDer Lawinenlagebericht ist inhaltlich bei allen Mitgliedern der EAWS gleich aufgebaut und strukturiert. Die Gliederung der Inhalte folgt dem Prinzip der Informationspyramide (Prinzip der umgekehrten Pyramide), welche das Wichtigste zuerst reiht. Im Fall des Lawinenlageberichts ist dies die Gefahrenstufe. Dann folgen Angaben über die Gefahrenstellen (Kernzone, d. h. Höhe und Exposition), das Lawinenproblem, die ausführliche Gefahrenbeurteilung sowie Informationen über die Schneedecke und das Wetter. Schließlich können auch Messdaten abgefragt werden.
EAWS Matrix
BearbeitenDie EAWS-Matrix ist ein Instrument, das den Lawinenprognostikern dabei helfen soll, die Lawinengefahrenstufen objektiver zu bestimmen. Sie basiert auf den Definitionen der europaweit gültigen fünfstufigen Lawinengefahrenskala und dient der Vereinheitlichung der von den verschiedenen Lawinenwarndiensten ermittelten und ausgegebenen Lawinengefahrenstufen. Dies soll subjektive Einflüsse bei der Vorhersage der Lawinengefahr so weit wie möglich ausschließen.
Basierend auf den Faktoren „Schneedeckenstabilität“, „Häufigkeit der Gefahrenstellen“ und „Lawinengröße“ kann die Gefahrenstufe mit Hilfe der EAWS-Matrix ermittelt werden.
Glossar
BearbeitenDie EAWS pflegen ein Glossar zum Thema Schnee und Lawinen mit über 100 Einträgen. Folgende Begriffe werden dort definiert/erläutert: Abbauende Schneeumwandlung, isotherme Metamorphose; Abrissbreite, Breite des Anrisses (bei Schneebrettlawinen); Abstrahlung, Ausstrahlung, Strahlungsnacht; Altschneedecke; Altschneeproblem; Anraum; Anrissgebiet, Anrisszone; Anrisshöhe; Anrisslänge, Länge des Anrisses (bei Schneebrettlawinen); Anrissmächtigkeit, Dicke (bei Schneebrettlawinen); Aufbauende Umwandlung, Facettenbildung; Becherkristalle, Tiefenreif, Schwimmschnee; Bindungsarme Schneeschicht; Bodenlawine; Bruchharsch; Couloir; Destabilisiert; Durchfeuchteter Schnee, schwach feucht; Durchnässter Schnee; Eingewehte Hangzone; Einstrahlung; Einzugsgebiet (von Lawinen); Eislamelle; Eislawine; Entlastungsabstände; Exponiert; Exponierter Verkehrsweg; Exposition, Hangrichtung; Extremes Steilgelände; Felswandfuß; Fernauslösung; Festigkeit (im Schnee); Festigkeitsabnahme, -verlust (in einer Schneeschicht); Festigkeitszunahme (in einer Schneeschicht); Filziger Schnee; Firn; Firnspiegel; Fischmaul, Gleitschneemaul, Gleitschneeriss; Fließlawine; Gebundener Schnee; Gefahr; Gefahrenmuster; Gefahrenstellen (bei Lawinen); Gesicherte Gebiete; Gleiten, Schneegleiten; Gleitfläche; Gleitschneeproblem; Gleitschneerutsch, Gleitschneelawine; Grat; Graupel; Grundlawine; Grundwasseraustritt; Hangkante; Hangnaher Verkehrsweg; Hangneigung; Harsch; Harschdeckel; Hochgebirge; Härte (einer Schneeschicht); Höhenlage; Inneralpin; Insbesondere (bei großer Zusatzbelastung); Isotherme Schneedecke; Kamm; Kammfern, freie Hanglage; Kammlage, kammnah, gratnah, gipfelnah; Kantig abgerundete Schneekristalle; Kantigkörniger Schnee; Kleinräumig; Kritische Neuschneemenge; Künstliche Lawinenauslösung; Lawine (Schneelawine); Lawinenarten; Lawinengefahrenstufe; Lawinengröße; Lawinenkegel; Lawinenlagebericht, Lawinenbulletin; Lawinenprobleme; Lee-Hang, Windschattenhang; Lockerschneelawine; Lokal, örtlich; Luv-Hang, windexponierter Hang; Länge der Lawine; Mechanische Umwandlung; Mulde; Möglich (etwas ist möglich); Nassschneelawine; Nassschneemure, Sulzstrom; Nassschneeproblem; Natürliche Lawinenauslösung, Selbstauslösung von Lawinen, spontane Lawinen; Neuschnee; Neuschneemenge; Neuschneemenge; Neuschneeproblem; Nullgradgrenze; Oberflächenreif; Oberlawine; Passlage; Region, regional; Rinne, Runse; Rippe; Risiko; Rissbildung; Rundkörniger Schnee, feinkörniger Schnee; Rücken; Schattenhang, schattenseitig, schattseitig; Schmelz-Umwandlung; Schmelzform; Schmelzharsch, Schmelzharschdeckel, Schmelzkruste; Schneebrettlawine; Schneedecke; Schneedeckenaufbau; Schneedeckenfundament, Basisschicht; Schneedeckenstabilität; Schneedichte; Schneedicke; Schneedünen, Dünen; Schneefahne; Schneefallgrenze; Schneefegen; Schneegrenze; Schneehöhe; Schneehöhenzuwachs; Schneelast; Schneematsch, Faulschnee, Gatsch; Schneeprofil; Schneetreiben; Schneeumwandlung (Metamorphose); Schneeverfrachtung; Schwachschicht, schwache Schicht; Setzung; Setzungsgeräusche; Sicherheitsabstand; Sintern; Sonnenhang, Sonnenseitig, Sonnseitig; Spannungen (in der Schneedecke); Stabilisiert, verfestigt; Staublawine; Steilgelände; Strahlung; Störanfällig; Sulzschnee; Tagesgang, Tagesverlauf; Talflanke; Tallawine; Temperaturgradient; Tragfähige Schneedecke; Triebschneeansammlungen, Triebschneeablagerung, Triebschneelinse; Triebschneeproblem; Ungebundener Schnee; Verfestigung; Wahrscheinlich (etwas ist wahrscheinlich); Waldgrenze; Wasserwert; Wechte; Wildschnee; Windabgewandt; Windexponiert; Windgangeln; Windharsch, Windharschdeckel; Windstärke; Zusatzbelastung;[14]
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ a b c EAWS: Memoradum of understanding for the European Avalanche Warning Services (EAWS). (PDF) In: lawine.tirol.gv.at. Archiviert vom am 6. August 2019; abgerufen am 21. Januar 2019 (englisch).
- ↑ Avalanche.org. Abgerufen am 22. Januar 2019 (englisch).
- ↑ EAWS: About EAWS. In: www.avalanches.org. 2021, abgerufen am 8. November 2022 (englisch).
- ↑ Astrid Tangl, Dagmar Unterberger, Christoph Mitterer, Georg Kronthaler, Harald Riedl, Hermann Brugger, Johann Seiwald, Jürg Schweizer, Michael Winkler, Norbert Hofer, Patrick Nairz, Paul Kößler, Paul Mair, Peter Paal, Peter Plattner, Robert Horntrich, Rudi Mair, Siegfried Sauermoser, Simon RAuch, Walter Würtl, Walter Zörer, Werner Beikircher: Lawinenwarnung und Lawinenprognose. In: Amt der Tiroler Landesregierung, Abteilung für Zivil- und Katastrophenschutz, Lawinenkommissionsangelegenheiten (Hrsg.): Ausbildungshandbuch der Tiroler Lawinenkommissionen. 4. Auflage. Innsbruck 2018, S. 441.
- ↑ Lawinenwarndienst Bayern (Hrsg.): Lawinenwarndienst Bayern – Geschichte, Organisation und Ausbildung. Juli 2018 (6 S., lawinenwarndienst-bayern.de [PDF]).
- ↑ Tips en venn NGIs faste snøskredvarslings-oppdrag ( vom 25. Februar 2012 im Internet Archive), ngi.no, 29. November 2009
- ↑ Babia Góra, Tatra, Bieszczady
- ↑ Nival meteorology, meteoromania.ro
- ↑ Vysoké Tatry, Západné Tatry, Nízke Tatry, Veľká Fatra, Malá Fatra, Slovenský raj
- ↑ Lavinprognoser för hela svenska fjällen i vinter ( vom 13. Februar 2012 im Internet Archive), fjallsakerhetsradet.se (sv)
- ↑ WSL-Institut für Schnee- und Lawinenforschung: SLF-Geschichte ( vom 18. März 2012 im Internet Archive), slf.ch
- ↑ About SAIS: History of the Service, sais.gov.uk
- ↑ EAWS-Standards. In: www.avalanches.org. EAWS, 2022, abgerufen am 17. November 2022.
- ↑ Glossary. In: www.avalanches.org. EAWS, abgerufen im Dezember 2022.