Evangelisch-Lutherische Freikirche

kleine Kirche in Sachsen und Vorarlberg
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Die Evangelisch-Lutherische Freikirche (ELFK) ist eine kleine lutherische Bekenntniskirche in Deutschland.[1] Seit 1923 hat sie den Status einer Körperschaft des öffentlichen Rechts inne. Ihre 16 Gemeinden befinden sich überwiegend in Sachsen. Es gibt jedoch auch Gemeinden und Predigtplätze in anderen Teilen Deutschlands. Außerdem gibt es einen Predigtplatz im österreichischen Bundesland Vorarlberg. Die ELFK zählte im Jahr 2021 ca. 1200 Gemeindeglieder.

Evangelisch-Lutherische Freikirche
Offizielles Logo der Evangelisch-Lutherischen Freikirche
Offizielles Logo der Evangelisch-Lutherischen Freikirche
Allgemeines
Zweig Protestantismus
Glaubensrichtung Evangelisch-lutherisch
Altkonfessionell
Präses Michael Herbst
Mitgliedschaft Konfessionelle Evangelisch-Lutherische Konferenz
Gründung
Gründungsdatum 1876
Zahlen
Mitglieder 1.200 (Stand: 2021)
Gemeinden 16
Sonstiges
Steuerliche Stellung Freikirche
Website elfk.de

Geschichte

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Die bisherigen Präsides der ELFK[2]
Amtszeit Name des Präses
1876–1879 Friedrich Ruhland
1879–1907 Otto Willkomm
1907–1914 Johannes Kunstmann
1914–1919 Heinrich Z. Stallmann
1919–1922 Paul Loeffler
1922–1924 Martin Willkomm
1924–1930 Theodor Nickel
1930–1958 Heinrich Petersen
1958–1962 Heinrich W. Stallmann
1962–1968 Heinrich Willkomm
1968–1972 Hans Kirsten
1972–1977 August Lampert
1977–2002 Gerhard Wilde jr.
2002–2010 Rolf Borszik
2010–2018 Martin Wilde
2018–0000 Michael Herbst

Die Evangelisch-Lutherische Freikirche geht überwiegend auf diejenigen Lutheraner im Königreich Sachsen zurück, die sich ab 1871 von der evangelisch-lutherischen Landeskirche trennten. Während in Preußen die Union der lutherischen und reformierten Gemeinden der Grund für die Neubildung der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Preußen war, waren es in Sachsen, wo es nur sehr wenige reformierte Gemeinden gab, die in der lutherischen Landeskirche zunehmenden liberalen Tendenzen, die den Anlass dazu gaben. Diese fanden ihren Ausdruck in der nach der Überzeugung mancher lutherischer Theologen bekenntniswidrigen Zulassung von Nichtlutheranern zum Abendmahl und in der Abschwächung der Bekenntnisverpflichtung (Religionseid) für Pfarrer und Religionslehrer. Aus diesen Gründen verließen seit 1871 bekenntnistreue Gemeindeglieder die Landeskirchen und gründeten freie lutherische Gemeinden. Sie schlossen sich 1876 zur „Evangelisch-Lutherischen Freikirche in Sachsen und anderen Staaten Deutschlands“ zusammen. Dabei wurde für unabhängige lutherische Kirchen erstmals der Begriff „Freikirche“ verwendet. Zum ersten Präses wurde Friedrich Ruhland gewählt.

1877 traten dem Synodalverband zudem lutherische Gemeinden unter Friedrich Brunn aus dem preußischen Hessen-Nassau bei, die schon länger im engen Kontakt mit den sächsischen Bekenntnislutheranern standen. In den folgenden Jahren schlossen sich außerdem Gemeinden aus Bayern, weiteren Teilen Preußens und anderen Regionen des Deutschen Kaiserreichs der ELFK an. Mit dem Beitritt dänischer Lutheraner zur Freikirche fiel 1911 der Zusatz „Deutschlands“ im Namen der ELFK weg.

Die Freikirche pflegte auch enge Kontakte zur Missouri-Synode, einer größeren lutherischen Kirche in den Vereinigten Staaten von Amerika, die von deutschen Auswanderern gegründet worden war. Der Entstehungsprozess der ELFK wurde von dem bekenntnislutherischen Theologen Carl Ferdinand Wilhelm Walther begleitet. Dieser stammte aus Sachsen und war der erste Präses der Missouri-Synode. Friedrich Ruhland wiederum hatte seine theologische Ausbildung in der Missouri-Synode erfahren. Die Beziehungen zwischen dieser amerikanischen Kirche und der Freikirche blieben bis weit in das 20. Jahrhundert bestehen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Gemeinden der Evangelisch-Lutherischen Freikirche durch den Eisernen Vorhang getrennt. Die westdeutsche Evangelisch-Lutherische Freikirche schloss sich 1972 der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) an. Die ostdeutsche Evangelisch-Lutherische Freikirche ging 1972 mit der Evangelisch-lutherischen (altlutherischen) Kirche auf dem Gebiet der DDR eine partnerschaftliche Vereinigung selbstständiger Evangelisch-Lutherischer Kirchen in der DDR ein. Sie kündigte diese Zusammenarbeit jedoch 1984 wieder auf, weil zwischen beiden Kirchen keine Übereinstimmung in der Abgrenzung gegenüber Bibelkritik und bekenntniswidriger Ökumene zu erreichen war. In Westdeutschland, wo die Gemeinden der Evangelisch-Lutherischen Freikirche seit 1972 zur SELK gehörten, trennte sich 1989 eine kleine Gruppe von der SELK und schloss sich wieder der ELFK an.

 
Dreieinigkeitskirche der ELFK in Chemnitz

Prägend für die Theologie der ELFK ist nach eigenem Verständnis die traditionelle Lehre der Wittenberger Kirchenreformation Martin Luthers. Sie geht davon aus, dass die Bibel von Gott inspiriert und deshalb irrtumslos ist (2 Tim 3,16 LUT).

Das lutherische Konkordienbuch, in dem die Bekenntnisschriften der evangelisch-lutherischen Kirche im Jahr 1580 gesammelt wurden, gilt dabei als richtige und für die Kirche verbindliche Auslegung der biblischen Schriften.[1] Zu diesen Bekenntnisschriften gehören beispielsweise das Apostolische Glaubensbekenntnis, die Confessio Augustana und der Kleine Katechismus Martin Luthers. Zukünftige Pastoren werden vor der Übernahme ins Amt darauf verpflichtet, sich an Bibel und Konkordienbuch zu orientieren. Vor diesem Hintergrund lässt sich die Lehre der ELFK auch als konkordienlutherisch und konservativ beschreiben. Praktische Beispiele dafür sind der geschlossene Abendmahlstisch sowie eine ablehnende Haltung bezüglich der Ordination von Frauen zum Pfarramt.

Ferner legt die ELFK auf eine saubere Trennung von Kirche und Staat Wert. Dabei besteht die Aufgabe der Kirche nicht in der Einmischung in die Tagespolitik, sondern in der Verkündigung der biblischen Botschaft von Jesus Christus als Heiland für alle Menschen.

Kirchenorganisation

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Die einzelnen Gemeinden der Freikirche besitzen gegenüber der Gesamtkirche viel Autonomie und bilden zusammen den Synodalverband. Die Kirchensynode der ELFK tagt alle zwei Jahre, wobei jeder der aktuell 16 Pfarrbezirke seinen Pfarrer sowie einen Gemeindevertreter entsendet. Die Kirchensynode bestimmt über die innere und äußere Verwaltung der Rechte und Aufgaben, die der Kirche von den Einzelgemeinden übertragen sind. Sie wählt die Vertreter der Kirche und legt deren Befugnisse und Aufgaben fest. Die gewählten Vertreter sind der Kirchensynode für ihre Amtsführung verantwortlich.

Als leitender Geistlicher wird von der Kirchensynode auf vier Jahre ein Präses gewählt. Er dient der Kirchensynode sowie dem fünfköpfigen Synodalrat als Vorsitzender und muss Pfarrer der ELFK sein. Seit 2018 bekleidet Pfarrer Michael Herbst dieses Amt.

Der erwähnte Synodalrat ist das Leitungsgremium der Freikirche. Ihm gehören, neben dem Präses, zwei Pfarrer und zwei Gemeindeglieder an. Der Synodalrat führt die Verwaltung der Kirche nach den Richtlinien der Kirchensynode und vertritt die Gesamtkirche.

Gemeinden

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Einrichtungen

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Das Lutherische Theologische Seminar der ELFK in Leipzig

Trotz der vergleichsweise geringen Kirchgliederzahl unterhält die Freikirche zusätzlich zu ihren Kirchengebäuden und Gemeindezentren seit 1953 ein kleines Theologisches Seminar in Leipzig.[19] Es stellt die Ausbildung des eigenen theologischen Nachwuchses sicher und kann auf ältere Vorgängerinstitutionen zurückblicken. Die Einrichtung des Seminars war notwendig geworden, da im Zuge des Kalten Krieges ostdeutschen Kirchgliedern der ELFK, die an der ursprünglich von der ELFK mitgegründeten Lutherischen Theologischen Hochschule im hessischen Oberursel studierten, die Rückkehr in die Deutsche Demokratische Republik erschwert wurde.

In enger Verbindung mit der ELFK steht die christliche Concordia-Buchhandlung in Zwickau, deren Wurzeln bis ins 19. Jahrhundert zurückreichen,[20] sowie die 2001 in Zwickau gegründete Dr. Martin Luther Grundschule.[21]

Kirchengemeinschaft

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Im Vergleich zu anderen lutherischen Freikirchen in Deutschland nimmt die ELFK eine eher ablehnende Haltung in Bezug auf die Ökumene ein. Eine volle Übereinstimmung in Lehre und Praxis ist nach ihrer Ansicht unabdingbare Voraussetzung für die Feststellung von Kirchengemeinschaft. Daher ist sie beispielsweise nicht Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland, sondern gehört der Konfessionellen Evangelisch-Lutherischen Konferenz an, deren Kirchen dazu angehalten sind, keine Gemeinschaft mit anderslehrenden Kirchen – speziell aus dem Lutherischen Weltbund und dem Internationalen Lutherischen Rat – zu pflegen. Folglich hat die ELFK weder die Leuenberger Konkordie noch die Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre unterzeichnet.

Siehe auch

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Literatur

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  • Elisabeth Friedgen, Theresa Breinlich: Andys Weg in die Freiheit, Publik-Forum Nr. 3/2024, S. 40 f.
  • Gottfried Herrmann: Lutherische Freikirche in Sachsen: Geschichte und Gegenwart einer lutherischen Bekenntniskirche. Evangelische Verlagsanstalt, Berlin, 1985, DNB 871038463. Unter dem Titel Die Geschichte der Evangelisch-Lutherischen Freikirche unter besonderer Berücksichtigung ihrer Anfänge. Dissertation, Leipzig, 1983.
  • Gottfried Herrmann (Hrsg.): Verzeichnis der Gemeinden und Pastoren. Ev.-Luth. Freikirche von 1876 bis 1996. Concordia, Zwickau, 1996, DNB 94889685X.
  • Werner Klän, Gilbert da Silva (Hrsg.): Lutherisch und selbstständig: eine Einführung in die Geschichte selbstständiger evangelisch-lutherischer Kirchen. Edition Ruprecht, Göttingen, 2012, ISBN 978-3-8469-0106-9.
  • Martin Willkomm: Eine kleine Kraft: Werden und Wachsen einer staatsfreien ev.-luth. Gemeinde. Festschrift zum 50jährigen Jubiläum der Separierten Ev.-Luth. St. Johannis-Gemeinde u. U. K. zu Planitz 1921. Concordia, Zwickau, 1996, ISBN 978-3-910153-30-1.
  • Wilhelm Wöhling: Geschichte der Evangelisch-Lutherischen Freikirche in Sachsen u. a. St. Verlag des Schriftenvereins der separierten evangelisch-lutherischen Gemeinden in Sachsen, Schriftenverein, Zwickau, 1925, DNB 362413134.
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Einzelnachweise

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  1. a b Wer wir sind. In: ELFK.de. Abgerufen am 19. Oktober 2022.
  2. Die Darstellung folgt: Evangelisch-Lutherische Freikirche (Hrsg.): Lutherische Gemeindebriefe. Gemeindeblatt der Ev.-Lutherischen Freikirche. 26. Jahrgang, Nr. 7/8, Juli/August 2010, S. 8.
  3. Paul-Gerhardt Gemeinde – Evangelisch-Lutherische Freikirche. Abgerufen am 19. Oktober 2022.
  4. Altlutherische Dreieinigkeitsgemeinde Chemnitz – Die Evangelisch-Lutherische Freikirche in Chemnitz. Abgerufen am 19. Oktober 2022.
  5. Gemeinde zum Heiligen Kreuz Crimmitschau – Die Evangelisch-Lutherische Freikirche in Crimmitschau. Abgerufen am 19. Oktober 2022.
  6. Dreieinigkeitsgemeinde Dresden – Die ELFK in Dresden. Abgerufen am 19. Oktober 2022.
  7. Gemeinde zum Heiligen Kreuz Glauchau – Die Evangelisch-Lutherische Freikirche in Glauchau. Abgerufen am 19. Oktober 2022.
  8. Kreuzgemeinde Greifswald | Die Ev.-Luth. Freikirche im Norden. Abgerufen am 19. Oktober 2022.
  9. Ziongemeinde Hartenstein. Abgerufen am 19. Oktober 2022.
  10. Wer wir sind. In: St. Trinitatisgemeinde. Abgerufen am 19. Oktober 2022.
  11. Wer wir sind. Abgerufen am 19. Oktober 2022.
  12. Johannesgemeinde Grimma-Nerchau | Evangelisch Lutherische Freikirche. Abgerufen am 19. Oktober 2022.
  13. Immanuelgemeinde Jüterbog. Abgerufen am 19. Oktober 2022.
  14. St. Paulusgemeinde Saalfeld | Wir predigen den gekreuzigten Christus. Abgerufen am 19. Oktober 2022.
  15. Emmausgemeinde Schönfeld. Abgerufen am 19. Oktober 2022.
  16. Jonas Schröter: Wir über uns. In: kleineKraft. Abgerufen am 19. Oktober 2022.
  17. Über uns. In: St. Petri-Gemeinde. Abgerufen am 19. Oktober 2022.
  18. Ev.-Luth. St. Johannesgemeinde (Evangelisch-Lutherische Freikirche) in Zwickau-Planitz. Abgerufen am 19. Oktober 2022.
  19. Luth. Theol. Seminar der Ev.-Luth. Freikirche – in Leipzig. Abgerufen am 12. März 2019.
  20. Concordia-Buchhandlung – Bücher von Ihrem Buchhändler aus Zwickau. Abgerufen am 12. März 2019.
  21. Dr. Martin Luther Grundschule in Zwickau. Abgerufen am 12. März 2019.