EPL – Ein Partnerschaftliches Lernprogramm ist ein Kommunikationstraining für Paare[1] und dient der Verbesserung von Kommunikation und gegenseitigem Verständnis in der Paarbeziehung. Das Programm ist am Institut für Forschung und Ausbildung in Kommunikationstherapie e. V. unter Förderung des Bayerischen Staatsministeriums für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen, dem Erzbistum München und Freising und der Deutschen Bischofskonferenz entstanden.[2] Es hat mittlerweile im ganzen deutschsprachigen Raum und in einigen weiteren Staaten Verbreitung gefunden.

Ende 2014 gab es über 1800 zertifizierte Trainer. Das Anfang der 1990er entwickelte EPL geht auf das Premarital Relationship Enhancement Program (PREP) von Howard Markman zurück.[3] Das in Kursen angebotene Programm soll vor allem die Kommunikationsfähigkeit innerhalb einer Partnerschaft fördern, bevor lang anhaltende Probleme entstehen.[4]

Entwicklung und Evaluation

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Autoren des Programms sind Franz Thurmaier und Joachim Engl vom Münchener Institut für Forschung und Ausbildung in Kommunikationstherapie in Zusammenarbeit mit Kurt Hahlweg vom Psychologischen Institut der TU Braunschweig.[5] Das EPL richtet sich vornehmlich an junge Paare und wird auch in der Ehevorbereitung eingesetzt. Für bereits länger andauernde Paarbeziehungen hat sich daraus das Programm Konstruktive Ehe und Kommunikation (KEK) derselben Autoren entwickelt.[6]

Über EPL gibt es mehrere kontrollierte Langzeitstudien. Sowohl in einer 5-Jahres-Langzeitstudie[7] als auch in einer 11-Jahres-Studie[8] zeigte sich eine langfristige Verbesserung des Kommunikationsverhaltens sowie eine höhere Beziehungsqualität und -stabilität gegenüber den Kontrollgruppen. Im Gegensatz zum PREP untersuchten die deutschen Studien allerdings nicht die Auswirkungen, die das EPL auf Gewalt innerhalb der Partnerschaft haben könnte.[9] Bei der 5-Jahres-Langzeitstudie an heiratswilligen Paaren unterschieden sich die Scheidungsraten von EPL-Paaren (4 %) und einer Kontrollgruppe (23 %) deutlich. In der 11-Jahres-Langzeitstudieeiner – mit einer unabhängigen Stichprobe von schon länger verheirateten und anfänglich unzufriedenen Paaren – ergaben sich Scheidungsraten von 27,5 % für EPL-Paare und 52,6 % für Vergleichspaare ohne EPL. Die Anzahl glücklicher Paare war in der EPL-Gruppe mit 80 % sehr hoch.[10]

In mehreren Katamnesen bis fünf Jahre nach dem Kurs zeigte sich bei den EPL-Paaren langfristig verbal wie auch nonverbal mehr positives und weniger negatives Gesprächsverhalten zwischen den Partnern.[6] Gleichzeitig blieb die subjektive Zufriedenheit mit der Beziehung auf einem hohen Niveau anders als bei den Kontrollpaaren: Im Marital Adjustment Test, der die Zufriedenheit mit der eigenen Beziehung misst, zeigte sich nach drei Jahren bei den noch bestehenden EPL-Paaren kein signifikanter Unterschied als am Anfang – im Gegensatz zu einer deutlich messbaren Verschlechterung in der Kontrollgruppe.[11]

Die Laudatio von Kurt Hahlweg zur Verleihung des Deutschen Psychologie-Preises lobt EPL als eine der wenigen Erfolge in Prävention von Beziehungsstörungen.[12]

In der Regel betreuen zwei Trainer vier Paare (oder 3 Trainer 6 Paare) im Laufe eines wöchentlichen Kurses oder eines Wochenendkurses.[4] Die Paare sollen im Kurs sowohl kognitiv erfassen, wo Kommunikationsprobleme auftreten können, als auch praktisch ein positiveres Kommunikationsverhalten einüben.[13] Die Rolle der Trainer ist vergleichsweise streng festgelegt. Sie sollen die Kommunikationswerkzeuge in Vortrag und Rollenspiel vorstellen. Während der Diskussionen sollen sie die Paare unterstützen, aber nur auf die formalen Aspekte des Gesprächs achten und nicht auf die inhaltlichen.

Das Programm folgt einem systematischen Aufbau.[14] Die Gesprächsübungen beginnen mit einfachen und unproblematischen Themen und Rollenspiele, um die grundlegende Prinzipien zu verstehen und deren Wirkung zu erfahren. Haben die Paare die Techniken erlernt, probieren sie sie an einem bestehenden Partnerschaftsproblem aus. Die erste Hälfte des Kursprogramms (Einheiten 1–3) dient der Vermittlung und dem Erlernen der grundlegenden Kommunikationsfertigkeiten[15] und deren Anwendung. Insbesondere, in der dritten Sitzung wird ein Problemlösungsschema eingeführt und auf ein eigenes Paarthema angewandt. In der zweiten Hälfte (Einheiten 4–6) wenden die Paare die erlernten Gesprächsfertigkeiten dann zu speziellen Themen an. In Einheit 4 geht es um Erwartungen in der Partnerschaft, in Einheit 5 um Erotik und Sexualität und in der letzten Einheit 6 um Wertvorstellungen, die in der Beziehung gelebt werden.[16] Das auf EPL aufbauende Programm KEK für Paare in mehrjährigen Beziehungen enthält zusätzliche Techniken und Module um Veränderungen in der Partnerschaft zu begegnen und Ressourcen zu beleben.[17] In den letzten Jahren sind verschiedene Varianten von KEK entstanden.

Beide Programme enthalten ausdrücklich keine therapeutischen Elemente, obwohl die einzelnen Anbieter selbst auch weitergehende beraterische und therapeutische Kompetenz besitzen können. Die Kurse sind daher nicht für Paare konzipiert, bei denen anhaltende schwerwiegende Probleme im Vordergrund stehen oder die eine Trennung beabsichtigen. Es sollen hingegen Gesprächstechniken und Problemlösefertigkeiten vermittelt werden, die schon früh dazu beitragen, Konflikte und Alltagsanforderungen effizient zu lösen.[4] Für die breitenwirksame Prävention wurden auf der Basis von EPL und KEK interaktive DVDs im Auftrag des Bayerischen Sozialministeriums in der Reihe Gelungene Kommunikation – damit die Liebe bleibt erstellt.[18][19][20] Für belastete Paare gibt es ein – ebenfalls auf EPL aufgebautes Programm – Kommunikationskompetenz KOMKOM, das im Rahmen von Eheberatung oder Paartherapie angeboten wird.[21][22]

Verbreitung

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EPL und KEK bieten ein wirksames Präventionsangebot im Bereich der Familienbildung und der Paarberatung mit guter Breitenwirkung im deutschsprachigen Raum.[1] Die Programme werden in fast allen Regionen Deutschlands und darüber hinaus in Österreich, Luxemburg und der Schweiz über kirchliche Träger angeboten. EPL ist ein Ehevorbereitungsprogramm, das hauptsächlich im Rahmen der Erwachsenenbildung von kirchlichen Bildungseinrichtungen angeboten wird. Insbesondere die katholische Kirche ermöglicht durch finanzielle Unterstützung (z. B. werden in München 50 % der Kosten bezuschusst) und durch Koordination der Kurse und Trainer die weite Verbreitung von EPL. Die intensive Zusatzausbildung zum Trainer der stark strukturierten Programme ist insgesamt 6-tägig und mit regelmäßiger Supervisionspflicht verknüpft.[23] Das Programm ist urheberrechtlich geschützt.

Siehe auch

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Literatur

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  • Engl, J. & Thurmaier, F. (2002): Kommunikationskompetenz in Partnerschaft und Familie. In B. Rollett & H. Werneck (Hrsg.) Klinische Entwicklungspsychologie der Familie, 326–350. Hogrefe Verlag, Göttingen.
  • Engl, J. & Thurmaier, F. (2001): Sich besser verstehen – die präventiven Programme EPL und KEK als neue Wege der Ehevorbereitung und Ehebegleitung. In S. Walper & R. Pekrun (Hrsg.), Familie und Entwicklung: Perspektiven der Familienpsychologie, 364–384. Hogrefe Verlag, Göttingen.
  • Ann-Katrin Job, Guy Bodenmann, Donald H. Baucom und Kurt Hahlweg (2014): Neuere Entwicklungen in der Prävention und Behandlung von Beziehungsproblemen bei Paaren. Aktueller Forschungsstand und zukünftige Herausforderungen, Psychologische Rundschau, 65 (1), 11–23, Hogrefe Verlag, Göttingen.

Einzelnachweise

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  1. a b Guy Bodenmann: Positionsbestimmung in der Paar- und Familienpsychologie. In: Zeitschrift für Familienforschung. Band 18, Nr. 2. Verlag Barbara Budrich, 2006, ISSN 1437-2940, S. 148–170 (ssoar.info [abgerufen am 12. März 2019]).
  2. Dietmar Hipp: Im Gespräch bleiben. Kommunikationstraining soll Ehepartnern helfen. In: Süddeutsche Zeitung, 10. Oktober 1991.
  3. Ina Grau, Hans-Werner Bierhoff (Hrsg.): Sozialpsychologie der Partnerschaft. Springer, 2013, ISBN 978-3-642-55590-9, S. 202 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 17. August 2020]).
  4. a b c Wolfgang Lutz: Lehrbuch der Paartherapie UTB, 2006, ISBN 3825283402, S. 83–87
  5. Timo Grünbacher: Beziehungskompetenz bei Paaren GRIN Verlag, 2009, ISBN 3640288483, S. 10–12.
  6. a b Michael Wirsching, Peter Scheib: Paar- und Familientherapie Springer, 2002, ISBN 3540418571, S. 55–60
  7. Kurt Hahlweg K., Thurmaier, F., Engl, J., Eckert, V. & Markman, H. J. (1998). Prävention von Beziehungsstörungen in der Bundesrepublik Deutschland. Prävention von Trennung und Scheidung - Internationale Ansätze zur Prädiktion und Prävention von Beziehungsstörungen. In: Schriftenreihe des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Hrsg.), Band 151. S. 191–216. Stuttgart, Kohlhammer ISBN 3170154796
  8. Kurt Hahlweg, Diana Richter: Prevention of marital instability and couple distress: Results of an 11-year longitudinal follow-up study. In: Behaviour Research and Therapy. Nr. 48 (5), Mai 2010, ISSN 0005-7967, S. 377–383, doi:10.1016/j.brat.2009.12.010 (englisch).
  9. Rosemarie Nave-Herz: Kontinuität und Wandel der Familie in Deutschland: eine zeitgeschichtliche Analyse. Lucius & Lucius DE, 2002, ISBN 3828202187, S. 151.
  10. Guy Bodenmann und Mirjam Kessler: Präventionsprogramme für Paare - Methoden und Wirksamkeit. In: Familiendynamik, 36. Jahrg., Heft 4/2011, S. 346–355.
  11. Hahlweg K., Markman, H. J., Thurmaier, F., Engl, J. & Eckert, V. (1998). Prevention of marital distress: Results of a German prospective longitudinal study. Journal of Family Psychology, 12, 543–556. doi:10.1037/0893-3200.12.4.543
  12. Jürgen Margraf: Laudatio auf Prof. Dr. Kurt Hahlweg zur Verleihung des deutschen Psychologie-Preises des Berufsverbands Deutscher Psychologinnen und Psychologen, der Christoph-Dornier-Stiftung für Klinische Psychologie und der Deutschen Gesellschaft für Psychologie am 20. Oktober 2008 im Senatssaal der Humboldt Universität. (PDF; 139 kB) 20. Oktober 2008, abgerufen am 20. Mai 2015.
  13. Klaus A. Schneewind: "Priorität für die Familie" durch familiale Kommunikation in: Jörg Althammer (Hg.): Familienpolitik und soziale Sicherung: Festschrift für Heinz Lampert Springer, 2005, ISBN 3540245383, S. 25–38
  14. Fuhrer, U. (2007). Erziehungskompetenz. Was Eltern und Familien stark macht. SS. 280ff. Bern: Huber.
  15. Ludwig Schindler, Kurt Hahlweg, Dirk Revenstorf: Partnerschaftsprobleme?: So gelingt Ihre Beziehung - Handbuch für Paare, 3., aktualisierte und vollständig überarbeitete Auflage, Springer Medizin Verlag Heidelberg, 2013, ISBN 978-3-540-48844-6
  16. Thurmaier, F., Engl, J., Hahlweg K. (1995). Ehevorbereitung - Ein Partnerschaftliches Lernprogramm (EPL). Handbuch für ausgebildete Kursleiter. München, Institut für Forschung und Ausbildung in Kommunikationstherapie ISBN 978-3-931-584-02-3
  17. Engl, J. & Thurmaier, F. (1998). Konstruktive Ehe und Kommunikation (KEK) - Ein Programm zur Weiterentwicklung von Partnerschaft. Handbuch für ausgebildete Kursleiter. München, Institut für Forschung und Ausbildung in Kommunikationstherapie ISBN 978-3-931-584-04-7
  18. Engl, J. & Thurmaier, F. (2007). Ein Kick mehr Partnerschaft. Gelungene Kommunikation ... damit die Liebe bleibt. Eine interaktive DVD zum Gelingen von Beziehungen für junge Paare mit Begleitbroschüre (74S.). München, Institut für Forschung und Ausbildung in Kommunikationstherapie ISBN 978-3-931584-08-5
  19. Engl, J. & Thurmaier, F. (2010). Gelungene Kommunikation ... damit die Liebe bleibt 2. Eine interaktive DVD für Paare in mehrjähriger Beziehung mit Begleitbroschüre (79S.). München, Institut für Forschung und Ausbildung in Kommunikationstherapie ISBN 978-3-931584-10-8
  20. Engl, J. & Thurmaier, F. (2012). Gelungene Kommunikation ... damit die Liebe bleibt 3. Eine interaktive DVD für Paare im (Un-)Ruhestand mit Begleitbroschüre (86S.). München, Institut für Forschung und Ausbildung in Kommunikationstherapie ISBN 978-3-931584-12-2
  21. Engl, J. & Thurmaier, F. (2003). KOMKOM - Kommunikationskompetenz - Training in der Paarberatung. Handbuch für ausgebildete Kursleiter. München, Institut für Forschung und Ausbildung in Kommunikationstherapie ISBN 978-3-931584-07-8
  22. Engl, J. & Thurmaier, F. (2005). KOMKOM - ein hochwirksames Kommunikationstraining in der Eheberatung. Beratung Aktuell, 1: 22–40 ISSN 1439-5916
  23. Ina Grau, Hans-Werner Bierhoff: Sozialpsychologie der Partnerschaft Springer, 2002, ISBN 354042928X, S. 202–205