Ein Epikedeion (griechisch ἐπικήδειον, lateinische Form Epicedium, auch Epizedium) war ein Trauergesang im antiken Griechenland, der während der Aufbahrung und Bestattung der Leiche gesungen wurde (im Gegensatz zum Threnos, der während der gesamten Trauerfeier gesungen werden konnte).

Anfang des Kapitels „Epicedia“ im Anhang einer Leichenpredigt aus dem Jahr 1669 mit dem ersten Epicedium, geschrieben von M. Johann Friederich Erck

Zahlreiche Gedichte der griechischen und lateinischen Literatur lassen sich der Gattung des Epikedeions zuordnen, so von Aratos, Horaz (carmen 1, 24) oder Properz (4, 11). Als Besonderheit findet man seit der Antike auch Trauergedichte auf den Tod von Tieren, auch parodistisch umgebogen wie bei Catull (carm. 3).

Im 17. Jahrhundert erlebten die Epicedien eine neue Blütezeit durch die Popularität umfangreicher gedruckter Leichenpredigten im evangelischen Deutschland. Im Anhang eines jeden solchen Bandes verfertigten Freunde wie auch professionelle Dichter zahlreiche Epicedien. In den größeren Barock-Bibliotheken wie Wolfenbüttel finden sich Zehntausende solcher Leichenpredigten mit Hunderttausenden von deutschen und lateinischen Epicedien. Fast alle namhaften Dichter des 17. Jahrhunderts verfassten derartige Texte.

Literatur

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  • Gerhard Herrlinger: Totenklage um Tiere in der antiken Dichtung. Mit einem Anhang byzantinischer, mittellateinischer und neuhochdeutscher Tierepikedien (Tübinger Beiträge zur Altertumswissenschaft, 8). Stuttgart: Kohlhammer 1930.
  • Hans-Henrik Krummacher: Das barocke Epicedium. Rhetorische Tradition und deutsche Gelegenheitsdichtung im 17. Jahrhundert. In: Jahrbuch der deutschen Schiller-Gesellschaft. 18 (1974), S. 89–147.
  • Theodor Klein: Parrasios Epikedion auf Ippolita Sforza. Ein Beispiel schöpferischer Aneignung insbesondere der Silven des Statius (mit Editio critica, Übertragung, Kommentar) (Studien zur Geschichte des Altertums N.F. 1,3). Paderborn: Schöningh 1989, dazu die Rez. von Elisabeth Klecker: Wiener Studien 103 (1990), 285f.
  • Franz Eybl: Epicedium. In: Gert Ueding (Hrsg.): Historisches Wörterbuch der Rhetorik. Bd. 2. De Gruyter, Berlin 1994, ISBN 3-484-68102-0, Sp. 1250 f.
  • Franz Eybl: Funeralrhetorik. In: Gert Ueding (Hrsg.): Historisches Wörterbuch der Rhetorik. Bd. 2. De Gruyter, Berlin 1994, ISBN 3-484-68102-0, Sp. 478–484.
  • Emmens Robbit: Epikedeion. In: Der Neue Pauly (DNP). Band 3, Metzler, Stuttgart 1997, ISBN 3-476-01473-8, Sp. 1116–1117. (nur zur altgriech. Totenklage).
  • Wulf Segebrecht: Tübinger Epicedien zum Tod des Reformators Johannes Brenz (Hrsg.), kommentiert von Juliane Fuchs und Veronika Marschall unter Mitw. von Guido Wojaczek. Verlag Peter Lang, Frankfurt am Main 1999, ISBN 3-631-33358-7.
  • Reinhard Breymayer (Hrsg.): Luctuosa desideria. Wiedergefundene Gedenkschriften auf den Leipziger pietistischen Studenten Martin Born (1666 – 1689). Mit Gedichten von Joachim Feller, August Hermann Francke und anderen. Teil 1. Luctuosa desideria und Vetterliche und Freund-verbundene Letzte Pflicht. Text. 1. Auflage, Noûs-Verlag Thomas Leon Heck, Tübingen 2008. ISBN 978-3-924249-42-7. – Auf S. 24–25 findet sich das berühmte Sonett Fellers auf Martin Born im Faksimile des in Fraktur gesetzten Textes der jahrhundertelang verschollenen Erstausgabe, S. 12–13 in Antiqua-Umschrift.