Wald-Schachtelhalm
Der Wald-Schachtelhalm (Equisetum sylvaticum) ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Schachtelhalme (Equisetum) innerhalb der Familie der Schachtelhalmgewächse (Equisetaceae). Er ist auf der Nordhalbkugel im warmgemäßigten bis kühlen Eurasien und Nordamerika weitverbreitet.
Wald-Schachtelhalm | ||||||||||||
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Wald-Schachtelhalm (Equisetum sylvaticum) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Equisetum sylvaticum | ||||||||||||
L. |
Beschreibung
BearbeitenDer Wald-Schachtelhalm ist eine ausdauernde krautige Pflanze, die Wuchshöhen von 15 bis 50 Zentimetern erreicht. Sie bildet unterirdische Ausläufer aus. An den ährenlosen Stängeln befinden sich mehrfach verzweigte Äste. Sie sind sehr fein und dünn, waagrecht abstehend, in einer Ebene liegend und am Ende leicht bogenförmig überhängend und ergeben insgesamt einen deutlich stockwerkartigen Aufbau. Die Internodien des Stängels sind 2,5 bis 6,5 Zentimeter lang und meist ziemlich gleich lang. Die 5 bis 18 Scheidenzähne sind gruppenweise zu drei bis vier, selten bis zu sechs stumpfen Lappen verwachsen.
Die Sporenreife erfolgt von April bis Juni.[1] Beim Wald-Schachtelhalm befindet sich die Sporenähre auf anfänglich bleichen und astlosen Sprossen. Nach der Sporenreife fällt die Sporenähre meist ab, die bleichen Sprosse ergrünen und verzweigen sich ähnlich wie die unfruchtbaren Sprosse.[1]
Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 216.
Ökologie
BearbeitenIm Frühjahr erscheinen zu gleicher Zeit grüne sterile und chlorophylllose fertile Triebe. Die fertilen Triebe wurden schon im vorausgegangenen Herbst am Rhizom angelegt. Wenn die Sporenähren reif sind ergrünen auch diese Triebe und verzweigen sich und sind dann nur an der Narbe an der Triebspitze als früher fertil zu erkennen.[2]
Vorkommen
BearbeitenDer Wald-Schachtelhalm ist auf der Nordhalbkugel im warmgemäßigten bis kühlen Eurasien und Nordamerika weitverbreitet. Das Verbreitungsgebiet reicht nach Norden in der Arktis bis Island, Nowaja Semlja und Grönland, in Europa südlich bis ins nördliche Spanien und nördliche Griechenland.
Der Wald-Schachtelhalm gedeiht in feuchten Wäldern, auf Bergwiesen und auf Bergäckern. Er steigt in den Graubünden bei Fideris bis in Höhenlagen von 1850 Metern.[2] In den Allgäuer Alpen steigt er im Tiroler Teil zwischen Hahnenkamm und Schneidspitze bei Reutte bis zu einer Höhenlage von 1700 Metern auf.[3]
Der Wald-Schachtelhalm zeigt Versauerung und Vernässung an. Er ist kalkmeidend und eine Schatten- bis Halbschattenpflanze. Der Wald-Schachtelhalm ist Kennart des Alno-Ulmion-Verbands, kommt auch in feuchten Vaccinio-Piceion-Gesellschaften und in Galio-Abietenion-Beständen vor.
Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt et al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 4w+ (sehr feucht aber stark wechselnd), Lichtzahl L = 2 (schattig), Reaktionszahl R = 2 (sauer), Temperaturzahl T = 3 (montan), Nährstoffzahl N = 3 (mäßig nährstoffarm bis mäßig nährstoffreich), Kontinentalitätszahl K = 3 (subozeanisch bis subkontinental).[4]
Taxonomie
BearbeitenDie Erstveröffentlichung von Equisetum sylvaticum erfolgte 1753 durch Carl von Linné in Species Plantarum, Tomus II, S. 1061. Das Artepitheton sylvaticum bedeutet „im Wald wachsend“.
Nutzung
BearbeitenDer Wald-Schachtelhalm wird selten als Zierpflanze in feuchten Gehölzgruppen genutzt.
Trivialnamen
BearbeitenFür die Region Pommern ist als Trivialname auch Purpatsch belegt.[5]
Belege
BearbeitenLiteratur
Bearbeiten- Eckehart J. Jäger, Friedrich Ebel, Peter Hanelt, Gerd K. Müller (Hrsg.): Rothmaler Exkursionsflora von Deutschland. Band 5: Krautige Zier- und Nutzpflanzen. Spektrum Akademischer Verlag, Berlin Heidelberg 2008, ISBN 978-3-8274-0918-8.
- Josef Dostál: Equisetaceae. In: Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. Band 1, Teil I. 3. Aufl., Verlag Paul Parey. Berlin, Hamburg 1984. ISBN 3-489-50020-2.
- Jaakko Jalas, Juha Suominen: Atlas Florae Europaeae. Band 1, Pteridophyta. Helsinki 1972.
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ a b Dietmar Aichele, Heinz-Werner Schwegler: Unsere Moos- und Farnpflanzen. 10. Auflage, Franckh-Kosmos-Verlags-GmbH, Stuttgart 1993, ISBN 3-440-06700-9.
- ↑ a b Josef Dostál: Equisetum. In Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. 3. Auflage, Band I, Teil 1. Verlag Paul Parey, Berlin und Hamburg 1984, ISBN 3-489-50020-2. Seite 68–70.
- ↑ Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 1, IHW, Eching 2001, ISBN 3-930167-50-6.
- ↑ Equisetum sylvaticum L. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 19. Februar 2022.
- ↑ Georg August Pritzel, Carl Jessen: Die deutschen Volksnamen der Pflanzen. Neuer Beitrag zum deutschen Sprachschatze. Philipp Cohen, Hannover 1882, S. 142. (eingescannt).
Weblinks
Bearbeiten- Equisetum sylvaticum L., Wald-Schachtelhalm. auf FloraWeb.de
- Wald-Schachtelhalm. In: BiolFlor, der Datenbank biologisch-ökologischer Merkmale der Flora von Deutschland.
- Steckbrief und Verbreitungskarte für Bayern. In: Botanischer Informationsknoten Bayerns.
- Die Verbreitung auf der Nordhalbkugel nach Eric Hultén.
- Thomas Meyer: Schachtelhalm Datenblatt mit Bestimmungsschlüssel und Fotos bei Flora-de: Flora von Deutschland (alter Name der Webseite: Blumen in Schwaben).
- Günther Blaich: Datenblatt mit Fotos.