Schlankes Wollgras

Art der Gattung Wollgräser (Eriophorum)
(Weitergeleitet von Eriophorum gracile)

Das Schlanke Wollgras (Eriophorum gracile), auch Zierliches Wollgras genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Wollgräser (Eriophorum), die zur Familie der Sauergrasgewächse (Cyperaceae) gehört. Sie gedeiht in nährstoffarmen Mooren und Moorwäldern.

Schlankes Wollgras

Schlankes Wollgras (Eriophorum gracile), Illustration aus Flora Batava, Band 19, 1893

Systematik
Monokotyledonen
Commeliniden
Ordnung: Süßgrasartige (Poales)
Familie: Sauergrasgewächse (Cyperaceae)
Gattung: Wollgräser (Eriophorum)
Art: Schlankes Wollgras
Wissenschaftlicher Name
Eriophorum gracile
W.D.J.Koch ex Roth

Beschreibung

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Fruchtstand

Vegetative Merkmale

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Das Schlanke Wollgras ist eine mehrjährige, krautige Pflanze, die Wuchshöhen von 10 bis 70 Zentimetern erreicht. Dieser Geophyt wächst lockerrasig und bildet bis zu 15 Zentimeter lange unterirdische Ausläufer.[1] Die Stängel wachsen aufrecht bis etwas übergebogen (zur Reifezeit oft nickend). Der Stängel ist aufrecht, rund, oben stumpf dreikantig, glatt und schlank und etwa 1 Millimeter dick.[1]

Die grundständigen Blattscheiden sind braun, zuweilen schwach rötlich, matt, scharf dreikantig und gitternervig. Die Blattspreiten sind linealisch, die unteren flach, die oberen fast vom Grunde an dreikantig. Die unteren Laubblätter sind kürzer als die Hälfte der Stängellänge und weniger als 4 Millimeter breit. Die oberen Blätter (etwa bis zur Hälfte des Stängels) erreichen 3 bis 5 Zentimeter Länge und weniger als 2 Millimeter Breite. Die Blatthäutchen (Ligula) sind kleiner als 1 Millimeter, rund, breiter als lang; das oberste Blatt hat kein Blatthäutchen.

Generative Merkmale

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Die Blütezeit reicht von Mai bis Juni. Der Blütenstand wird von den laubblattartigen Hüllblättern nicht überragt. Der Blütenstand besteht aus zwei bis vier sitzenden bis gestielten, oft fast aufrechten Ährchen. Die Ährchen sind 5 bis 10 Millimeter lang und zwölf- bis dreißigblütig.[1] Die Ährenstiele sind durch dichte Kurzhaare rau. Die Spelzen sind stumpf, gelb bis rotbraun und hautrandig. Im Gegensatz zu beispielsweise dem Schmalblättrigen Wollgras (Eriophorum angustifolium) oder dem Breitblättrigen Wollgras (Eriophorum latifolium) sind die Spelzen vielnervig. Die Hüllfäden der Blütenhülle (Perianth) sind weniger zahlreich als beispielsweise beim Scheiden-Wollgras (Eriophorum vaginatum) und sind 2,5 Zentimeter lang. Ihre langen Blütenhüllfäden verbleiben nach der Reife an der Basis der Karyopse (eine Sonderform der Nussfrucht) und bilden einen Flug- und Schwimmapparat zur besseren Verbreitung der Samen in der Luft und im Wasser. Die Frucht ist stumpf dreikantig, glatt und 2 bis 3 Millimeter lang.[2]

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 76.[3]

Ökologie

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Das Schlanke Wollgras ist ein wintergrüner Geophyt und Hydrophyt. Es überwintert mit unterirdischen beziehungsweise unter Wasser liegenden Rhizomen, aus denen es im Frühjahr austreibt. Das Schlanke Wollgras ist windblütig (Anemophilie). Die Ausbreitung der Diasporen erfolgt durch den Wind (Anemochorie).

Verbreitung und Standort

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Das Schlanke Wollgras hat ein weites Verbreitungsgebiet in den subarktischen bis gemäßigten Zonen der Nordhalbkugel.[4] In Europa hat es zerstreute Vorkommen und geht nordwärts bis ins südliche England und in Skandinavien, im Baltikum und in Osteuropa bis 69° nördlicher Breite. Südwärts reicht sein Verbreitungsgebiet bis in die Pyrenäen, die Alpen, isoliert in den Nordapennin und auf der Balkanhalbinsel bis Bulgarien. In Europa fehlt sie nur großräumig im Mittelmeerraum und in den Ebenen Ungarns. Eriophorum gracile ist in Nordamerika verbreitet.

Das Schlanke Wollgras kommt in Mitteleuropa vom Tiefland bis in Höhenlagen bis etwa 1740 Metern (in Bayern)[1], 1220 Metern (in der Schweiz) vor und gedeiht in den planar-kolliner bis montanen Höhenstufen. In den Allgäuer Alpen steigt sie bis zu 1000 Metern Meereshöhe auf.[5] Sein Gesamtareal liegt in den subarktischen und gemäßigten Zonen der Nordhalbkugel, es wird mit zehn Millionen bis eineinhalb Milliarden Quadratkilometern angegeben.

Das Schlanke Wollgras kommt auf zum Teil kalkarmen, schwach sauren aber mäßig basenreichen, dauernassen Moorböden in Sauer- und Basen-Zwischenmooren, auf Schwingrasen, beispielsweise in bäuerlichen Handtorfstichen, und an verlandenden mesophilen Moorgewässern vor.[6]

Nach Zeigerwerte nach Ellenberg ist es eine Halblicht- bis Volllichtpflanze. Sein ökologischer Schwerpunkt liegt auf oft durchnässten bis überschwemmten, stickstoffarmen bis stickstoffärmsten, sauren bis mäßig sauren Böden. Es ist nicht salzertragend.[7]

Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt et al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 4+w (nass aber mäßig wechselnd), Lichtzahl L = 4 (hell), Reaktionszahl R = 2 (sauer), Temperaturzahl T = 3+ (unter-montan und ober-kollin), Nährstoffzahl N = 2 (nährstoffarm), Kontinentalitätszahl K = 3 (subozeanisch bis subkontinental).[8]

Vergesellschaftung

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Das Schlanke Wollgras ist eine Charakterart verschiedener Pflanzengesellschaften der Kleinseggenriede. Es ist Bestandteil der Fadenseggenmoore (Caricetum lasiocarpae) und kommt auch in Drahtseggenmooren (Caricetum diandrae) vor. Die Moosschicht wird von Torf- oder Laubmoosen der Gruppe der Amblystegiaceae (Braunmoose) beherrscht.[9] Als Glazialrelikt ist es in Regenmooren sehr selten.

Gefährdung und Schutz

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Das Schlanke Wollgras gilt europaweit als gefährdet ist aber weltweit nicht gesondert geschützt. Als Gefährdungsursache wird die Eutrophierung von Böden durch Immissionen angegeben. In Deutschland gilt das Schlanke Wollgras als vom Aussterben bedroht (Gefährdungsstatus 1), ist aber nach der BArtSchV nicht besonders geschützt. Ihr Arealanteil in Deutschland beträgt zehn Prozent. Die Bestände sind im Rückgang begriffen.[10] In der Schweiz gilt es als stark gefährdet (endangered) mit mäßig bis stark abnehmenden Beständen.[11]

Taxonomie

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Das Schlanke Wollgras wurde 1800 von Albrecht Wilhelm Roth in Catalecta Botanica, Band 2, Addenda S. 259 als Eriophorum gracile erstbeschrieben. Ein Synonym ist Eriophorum triquetrum Hoppe.[1]

Quellen und weiterführende Literatur

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Einzelnachweise

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  1. a b c d e Wolfram Schultze-Motel: Familie Cyperaceae. In Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. 3. Auflage, Band II, Teil 1, S. 51. Verlag Paul Parey, Berlin und Hamburg 1980, ISBN 3-489-54020-4.
  2. Jürke Grau, Bruno P. Kremer, Bodo M. Möseler, Gerhard Rambold, Dagmar Triebel: Gräser. Süßgräser, Sauergräser, Binsengewächse und grasähnliche Familien Europas (= Steinbachs Naturführer). Neue, bearb. Sonderausgabe Auflage. Mosaik, München 1996, ISBN 3-576-10702-9.
  3. Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 158.
  4. Datenblatt Eriophorum gracile bei POWO = Plants of the World Online von Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew: Kew Science.
  5. Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 1, IHW, Eching 2001, ISBN 3-930167-50-6, S. 222.
  6. C. Käsermann: Eriophorum gracile ROTH - Schlankes Wollgras - Cyperaceae. Merkblätter Artenschutz - Blütenpflanzen und Farne (PDF (Memento des Originals vom 29. Oktober 2004 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ville-ge.ch), abgerufen am 3. August 2006
  7. Heinz Ellenberg, Heinrich Egon Weber, Ruprecht Düll, Volkmar Wirth, W. Werner, D. Paulißen: Zeigerwerte von Pflanzen in Mitteleuropa. Scripta Geobotanica 18, Verlag Erich Goltze, 1992. ISBN 3-88452-518-2
  8. Eriophorum gracile Roth In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 11. September 2023.
  9. Erich Oberdorfer: Süddeutsche Pflanzengesellschaften. Teil I: Fels- und Mauergesellschaften, alpine Fluren, Wasser-, Verlandungs- und Moorgesellschaften. 4. Auflage, Gustav Fischer, Jena, Stuttgart, 1998. ISBN 3-437-35280-6
  10. Schlankes Wollgras. auf FloraWeb.de
  11. Bundesamt für Umwelt, Rote Liste download. (Memento des Originals vom 26. August 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.bafu.admin.ch

Literatur

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Commons: Schlankes Wollgras (Eriophorum gracile) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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