Zypressen-Wolfsmilch

Art der Gattung Wolfsmilch (Euphorbia)
(Weitergeleitet von Euphorbia cyparissias)

Die Zypressen-Wolfsmilch (Euphorbia cyparissias) ist eine Pflanzenart, die zur gleichnamigen Familie der Wolfsmilchgewächse (Euphorbiaceae) gehört.

Zypressen-Wolfsmilch

Zypressen-Wolfsmilch (Euphorbia cyparissias)

Systematik
Unterfamilie: Euphorbioideae
Tribus: Euphorbieae
Untertribus: Euphorbiinae
Gattung: Wolfsmilch (Euphorbia)
Untergattung: Esula
Art: Zypressen-Wolfsmilch
Wissenschaftlicher Name
Euphorbia cyparissias
L.
Blüten im Teilblütenstand.
Blüten Nahaufnahme
Fruchtstand leer nach Abfallen der Kokken

Beschreibung

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Diese bläulichgrüne, mehrjährige, krautige Pflanze erreicht Wuchshöhen zwischen 15 und 50 cm und hat dicht beblätterte Stängel. Es gibt an den Pflanzen meist zwei unterschiedlich aussehende Formen von Trieben. Die nichtblühenden Triebe sind tannenwedelartig „zypressenähnlich“ aussehend, wovon sich der Name ableitet. Die Blätter sind schmal linealisch, dünn, 1–3 cm lang und nur 2–3 mm breit.

Die Hauptdolde (Scheindolde) ist vielstrahlig; Hochblätter der oberen Verzweigung sind nicht verwachsen, gelb und zuletzt rot. Die Nektardrüsen sind halbmondförmig, zweihörnig, wachsgelb. Die Kapselfrucht ist feinwarzig.

Die Blütezeit liegt zwischen Mai und September.

Die Art hat die Chromosomenzahl 2n = 20 oder 40.[1]

Ökologie

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Die Zypressen-Wolfsmilch ist eine sommer-, selten auch wintergrüne Schaftpflanze und ein Wurzelknospen-Geophyt sowie ein Wurzelkriechpionier. Bei Verletzungen der Pflanze wird aus ungegliederten Milchsaftschläuchen sofort ein weißer Milchsaft ausgeschieden. Dieser enthält bis zu 15 % Harz, Kautschuk, Fette, Eiweiß, Stärke und andere Stoffe. Er dient dem Wundverschluss und Fraßschutz und wurde früher, wie andere Gummiharze sukkulenter Wolfsmilcharten, in getrockneter Form (als Euphorbium[2]), auch als Ersatz für Scammonium, in der Heilkunde verwendet.[3] Sie wurzelt bis 60 Zentimeter tief.[1]

Die Blüten sind streng vorweibliche „Nektar führende Scheibenblumen“. Die Nektarien sind kleine, goldgelbe Drüsen, die den nach Honig duftenden Nektar absondern. Die Blüten werden häufig von Insekten, besonders von Bienen besucht. Für die Raupen des Wolfsmilchschwärmers sind diese Pflanzen die wichtigste Nahrungsquelle. Er gilt in ganz Deutschland als gefährdet, weil die Zypressen-Wolfsmilch als "xerophytische Wanderpflanze" immer weniger Standorte findet.

Wie bei den meisten, der sehr vielen Wolfsmilch-Arten, zerfallen die dreikopfigen Kapselfrüchte explosionsartig durch einen Stoßmechanismus um die Samen fortschleudern (Selbstausbreitung). Zusätzlich besitzen die Samen auch einen Ölkörper, der die Ausbreitung durch Ameisen begünstigt. Ameisenhaufen sind deshalb am unteren Außensaum oft dicht mit der Zypressen-Wolfsmilch bewachsen.

Toxikologie

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Alle Pflanzenteile sind durch den Milchsaft stark giftig. Die Hauptwirkstoffe sind Diterpenester vom Ingenan-Typ, so genannte Cyparissiasfaktoren. Sie wirken stark irritierend auf die Haut und tumorpromovierend.

Die auch „Warzengras“ und „Bauernrhabarber“[4] genannten Pflanzen werden vom Weidevieh wegen ihres scharfen Geruchs und Geschmacks zwar weitgehend gemieden; da sich die Giftwirkung durch Trocknen aber nicht verliert, sind Vergiftungen durch Gehalt im Heu trotzdem möglich.

Bei Hautkontakt können sich schmerzhafte Blasen bilden. Wie auch bei anderen Wolfsmilch-Arten sollte der klebrige Milchsaft auf keinen Fall mit dem Auge in Berührung kommen. Er ist daraus nur schwer zu entfernen und es drohen gefährliche Bindehaut- und Hornhautentzündungen.

Verbreitung

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Die Zypressen-Wolfsmilch (früher auch Tithymalus cyparissias genannt und lateinisch auch als esula bzw. esula minor[5] bezeichnet) ist in ganz Europa bis in die alpinen Höhenstufen (bis 2300 Meter) verbreitet; teilweise ist sie auch nach Asien vorgedrungen. In Deutschland, Österreich und der Schweiz ist sie häufig anzutreffen. Das Verbreitungsgebiet reicht von Europa bis in die nordwestliche Türkei. Die Art ist aber in vielen weiteren Ländern ein Neophyt.[6] Aufgrund seiner Fraßschutzgifte und seiner Fähigkeit zu klonaler Ausbreitung kann dieser Wurzelkriechpionier auf Schaf- und Pferde-Intensivweiden zur fast flächendeckenden Plage werden, sofern ein „Nachmähen“ unterbleibt.

Vorzugsweise wächst sie auf Kalk, Magerrasen, Schafweiden, trockenen Abhängen und Felsen. Sie ist eine schwache Festuco-Brometea-Klassencharakterart und kommt auch in Gesellschaften der Klasse Sedo-Scleranthetea, der Ordnung Agropyretalia oder der Verbände Violion oder Erico-Pinion vor.[1] In den Allgäuer Alpen steigt sie im Tiroler Teil am Südostfuß der Rothornspitze bis zu 2130 m über Meereshöhe auf.[7] Im Wallis wurde sie oberhalb Zermatt sogar in 3050 Meter Meereshöhe gefunden.[8]

Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt et al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 2 (mäßig trocken), Lichtzahl L = 3 (halbschattig), Reaktionszahl R = 4 (neutral bis basisch), Temperaturzahl T = 3 (montan), Nährstoffzahl N = 2 (nährstoffarm), Kontinentalitätszahl K = 4 (subkontinental).[9]

Besonderheiten

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Rechts ein vom "Erbsenrost" befallener Trieb (Ramet), links ein gesunder.

Oft wird die Zypressen-Wolfsmilch von verschiedenen Rostpilzarten aus der Verwandtschaft des Erbsenrosts (Uromyces pisi) befallen, die die Laubblattunterseite mit orangefarbenen Pusteln (= Äcidien) bedeckt. Die befallenen Pflanzen ändern ihr Aussehen stark: Die Stängel sind dann schwach und unverzweigt, die Laubblätter fast eiförmig und etwa 1 cm lang; die Pflanze wird am Blühen gehindert ("parasitäre Kastration").[10] Der Stoffwechsel wird so umgestaltet, dass die Pflanze auf den Blattunterseiten Nektar und einen fruchtigen Duftstoff ausscheidet, welche als Lockstoffe für die Verbreitung der Pilzsporen dienen.[11] Als esula praeparata wurde Zypressen-Wolfsmilch früher auch in der Heilkunde verwendet.[12]

Literatur

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  • Dankwart Seidel: Blumen. Treffsicher bestimmen mit dem 3er-Check. 2., durchgesehene Auflage. blv, München/Wien/Zürich 2001, ISBN 3-405-15766-8.
  • Manfred A. Fischer, Wolfgang Adler, Karl Oswald: Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol. 2., verbesserte und erweiterte Auflage. Land Oberösterreich, Biologiezentrum der Oberösterreichischen Landesmuseen, Linz 2005, ISBN 3-85474-140-5.
  • Ruprecht Düll, Herfried Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands. Ein botanisch-ökologischer Exkursionsbegleiter zu den wichtigsten Arten. 6., völlig neu bearbeitete Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2005, ISBN 3-494-01397-7.
  • Roth/Daunderer/Kormann: Giftpflanzen Pflanzengifte. 4. Auflage.

Einzelnachweise

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  1. a b c Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage. Stuttgart, Verlag Eugen Ulmer, 2001. ISBN 3-8001-3131-5
  2. Vgl. etwa Leon Elaut (Hrsg.): De Medicina van Johan Yperman, naar het Middelnederlands hs. 15624-41 (14de eeuw) uit de Koninklijke bibliotheek te Brussel. Gent/Löwen 1972, S. 139.
  3. Vgl. auch Georg Dragendorff: Die Heilpflanzen der verschiedenen Völker und Zeiten. Ihre Anwendung, wesentlichen Bestandtheile und Geschichte. Ein Handbuch für Ärzte, Apotheker, Botaniker und Droguisten. Ferdinand Enke, Stuttgart 1898; Neudruck: Werner Fritsch, München 1967; Reprographischer Nachdruck: München 1968, S. 390 f.
  4. Vgl. Meyers Großes Konversationslexikon: Euphorbia.
  5. Hans-Joachim Poeckern: Die Simplicien im Nürnberger Dispensatorium des Valerius Cordus von 1546 und ihre Erläuterung in den kursiv gedruckten Fußnoten, unter besonderer Berücksichtigung der Dioskuridesanmerkungen und Pflanzenbeschreibungen des Valerius Cordus. Mathematisch-naturwissenschaftliche Dissertation, Halle an der Saale 1970, S. 149.
  6. Euphorbia cyparissias. In: POWO = Plants of the World Online von Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew: Kew Science, abgerufen am 20. April 2020.
  7. Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 2, IHW, Eching 2004, ISBN 3-930167-61-1, S. 195.
  8. Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. Pteridophyta, Spermatophyta. 2. Auflage. Band V. Teil 1: Angiospermae: Dicotyledones 3 (1) (Linaceae – Violaceae). Carl Hanser bzw. Paul Parey, München bzw. Berlin/Hamburg 1966, ISBN 3-489-72021-0, S. 167–170, 672 (unveränderter Nachdruck von 1925 mit Nachtrag).
  9. Euphorbia cyparissias L. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 14. Oktober 2022.
  10. Friedemann Klenke, Markus Scholler: Pflanzenparasitische Kleinpilze: Bestimmungsbuch für Brand-, Rost-, Mehltau-, Flagellatenpilze und Wucherlingsverwandte in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Südtirol. Springer-Verlag, 2015, ISBN 978-3-662-46162-4, S. 384 f. (abrufbar über Google Books).
  11. Monika Pfunder & Barbara A. Roy (2000): Pollinator-mediated interactions between a pathogenic fungus, Uromyces pisi (Pucciniaceae), and its host plant, Euphorbia cyparissias (Euphorbiaceae). American Journal of Botany vol. 87 no. 1: 48 - 55. online
  12. Vgl. Gerhard Eis: Nachricht über eine medizinische Sammelhandschrift der Heidelberger Universitätsbibliothek. In: Sudhoffs Archiv. Band 42, 1958, S. 4–15, S. 14.
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Commons: Zypressen-Wolfsmilch (Euphorbia cyparissias) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien