Zunehmend findet eine Rechtssetzung im materiellen Strafrecht auf Ebene der Europäischen Union statt (auch Europäisches Strafrecht, nach anderer Ansicht lediglich „Europäisierung des Strafrechts“). Diese Rechtsmaterie beschreibt „eine Rechtsmaterie eigener Art, die sowohl strafrechtsrelevantes Unionsrecht, […] Völkerrecht als auch das hiervon beeinflusste nationale Strafrecht umfasst.“[1]
Der Vertrag von Lissabon integrierte die strafrechtliche Zusammenarbeit in den Vertrag über die Arbeitsweise der Europäischen Union (AEUV), der vorher EG-Vertrag hieß. Da die Rechtssetzung mit wenigen Ausnahmen im ordentlichen Gesetzgebungsverfahren erfolgen soll, wurde der Rechtssetzungsprozess dadurch vereinfacht.[2]
Die Kompetenz der Europäischen Union ist dabei auf besonders schwere Kriminalität mit grenzüberschreitender Dimension beschränkt. Außerdem besteht eine Rechtssetzungskompetenz dann, wenn dies für die wirksame Umsetzung der Unionspolitik in Politikfeldern, in welchen Harmonisierungsmaßnahmen durchgeführt wurden, unerlässlich ist (Art. 83 AEUV) sowie im Hinblick auf die seit 2021 tätige Europäische Staatsanwaltschaft zum Schutz der finanziellen Interessen der Union (Art. 86 AEUV).
Literatur
BearbeitenGesetzessammlungen
- Robert Esser (Hrsg.): Europäisches und Internationales Strafrecht: Vorschriftensammlung. C.F. Müller, Heidelberg 2009, ISBN 978-3-8114-9616-3.
- Martin Wasmeier und Angelika Möhlig (Hrsg.): Strafrecht der Europäischen Union. 2. Auflage. Nomos, 2008, ISBN 978-3-8329-2139-2.
Lehrbücher/ Kommentare
- Bernd Hecker: Europäisches Strafrecht. 3. Auflage. Springer, Berlin 2010, ISBN 978-3-642-13126-4.
- Valsamis Mitsilegas: EU Criminal Law. Hart Publishing, 2009, ISBN 978-1-84113-585-4.
- Ulrich Sieber, Franz-Hermann Brüner, Helmut Satzger, Bernd von Heintschel-Heinegg (Hrsg.): Europäisches Strafrecht. 1. Auflage. Nomos, Baden-Baden 2011, ISBN 978-3-8329-5603-5.
- Kai Ambos: Internationales Strafrecht: Strafanwendungsrecht. Völkerstrafrecht. Europäisches Strafrecht. 3. Auflage. C. H. Beck, München 2011, ISBN 978-3-406-54163-6.
- Christoph Safferling: Internationales Strafrecht: Strafanwendungsrecht - Völkerstrafrecht - Europäisches Strafrecht. 1. Auflage. Springer, Berlin Heidelberg 2011, ISBN 978-3-642-14913-9.
- Edward Schramm: Internationales Strafrecht: Strafanwendungsrecht - Völkerstrafrecht - Europäisches Strafrecht. 1. Auflage. C.H. Beck, München 2011, ISBN 978-3-406-62815-3.
Zeitschriften / Aufsätze
- Zeitschrift für Internationale Strafrechtsdogmatik. ISSN 1863-6470.
- Stephan Beukelmann: Europäisierung des Strafrechts – die neue strafrechtliche Ordnung nach dem Vertrag von Lissabon, NJW 2010, 2081
- Dominik Brodowski: Strafrechtsrelevante Entwicklungen in der Europäischen Union – ein Überblick,
- Michael Kubiciel: Strafrechtswissenschaft und Europäische Kriminalpolitik, ZIS 2010, 742–748 (PDF)
- Marco Mansdörfer: Das europäische Strafrecht nach dem Vertrag von Lissabon – oder: Europäisierung des Strafrechts unter nationalstaatlicher Mitverantwortung, HRRS 2010, 11 (PDF)
- Silke Nürnberger: Die zukünftige Europäische Staatsanwaltschaft – Eine Einführung, ZJS 2009, 225 (PDF)
- Edward Schramm: Acht Fragen zum Europäischen Strafrecht, ZJS 2010, 615 (PDF)
- Mark A. Zöller: Der Austausch von Strafverfolgungsdaten zwischen den Mitgliedstaaten der Europäischen Union, ZIS 2011, 64 (PDF)
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Bernd Hecker: Europäisches Strafrecht. 3. Auflage. Springer, Berlin 2010, ISBN 978-3-642-13126-4, Rn. 5.
- ↑ Zeder, Fritz, 2008: Mindestvorschriften der EU im materiellen Strafrecht: Was bringt der Vertrag von Lissabon Neues? Springer.