Ferdinand VII. (Spanien)

König von Spanien (1814–1833)
(Weitergeleitet von Fernando VII)

Ferdinand VII. (spanisch Fernando VII; * 14. Oktober 1784 in San Ildefonso; † 29. September 1833 in Madrid) war König von Spanien 1808 und von 1813 bis 1833. Er erklärte die liberale Verfassung von Cádiz für nichtig und übte den größten Teil seiner Regierungszeit einen absolutistischen Herrschaftsstil aus.

Ferdinand VII. von Spanien

Ferdinand VII. war das älteste überlebende Kind Maria Luises von Parma, das von ihrem Gemahl Karl IV. von Spanien als sein Sohn anerkannt wurde. Der Beichtvater der Königin, Fray Juan Almaraz behauptet in seinem Testament, dass Maria Luise in articulo mortis zugegeben habe, dass „keines, keines von deren Kinder, keines aus der rechtsgültigen Ehe sei“. Der wahrscheinlichste Vaterschaftanwärter ist der Günstling Manuel de Godoy, unter dessen Leitung Ferdinand höfisch erzogen wurde.[1]

Am 6. Oktober 1802 heiratete er Prinzessin Maria Antonia von Neapel-Sizilien, eine Tochter des späteren Königs beider Sizilien, Ferdinand I., die bereits 1806 starb.

 
Ferdinand VII. von Spanien (Gemälde von Goya, 1814)

Aus Sorge, von seinen Eltern von der Thronfolge ausgeschlossen zu werden, teils beeinflusst von den unzufriedenen Granden unter Führung von Pedro Alcántara de Toledo, dem Herzog von El Infantado, und dem Priester Juan Escoiquiz, seinem Lehrer und Beichtvater, knüpfte Ferdinand Verbindungen mit François de Beauharnais, dem damaligen französischen Gesandten in Madrid an, um die überragende Machtstellung des ihm verhassten Ministerpräsidenten Godoy zu brechen. Er trat selbst mit Napoleon I. in Briefwechsel, dem er in einem Schreiben vom 11. Oktober 1807 mitteilte, sich mit der ältesten Tochter Lucien Bonapartes vermählen zu wollen. Diese Verhandlungen wurden verraten (möglicherweise von Beauharnais selbst), und auch Lucien verweigerte seine Zustimmung. Ferdinand wurde am 18. Oktober 1807 in El Escorial verhaftet und am 30. Oktober in einem königlichen Manifest des Hochverrats beschuldigt, worauf er sich unterwarf und seine Mitschuldigen verriet.

 
Der Königspalast in Aranjuez

Als nach Invasion napoleonischer Truppen infolge der Nachricht vom Fluchtplan der königlichen Familie am 18. März 1808 der Aufstand in Aranjuez ausbrach und Karl IV. am 19. März der Krone zu Gunsten Ferdinands entsagte, wurde Ferdinand vom Volk mit Jubel als neuer König proklamiert. Schon wenige Tage später aber erklärte Karl IV. auf Veranlassung Murats seine Thronentsagung für erzwungen. Napoleon beanstandete die Anerkennung Ferdinands als König, lud ihn aber zu einer Unterhandlung nach Bayonne ein. Dort gab Ferdinand nach längerem Sträuben am 6. Mai die Krone seinem vermeintlichen Vater zurück und stellte sich unter den Schutz Napoleons, der ihm mit einer jährlichen Rente von einer Million Franc das Talleyrandsche Schloss Valençay als Aufenthaltsort anwies. De facto handelte es sich bei diesem Vorgang jedoch um eine Gefangennahme der Königsfamilie durch Napoleon.

 
Ferdinand VII. von Spanien, Lithographie von Josef Lanzedelli d. Ä., um 1825

Auf Valençay brachte Ferdinand über fünf Jahre in Gesellschaft seines Bruders Don Carlos zu. In Spanien wurde er zur Symbolfigur für den Aufstand gegen den mit Napoleon verbündeten Karl IV. Erst gegen Ende 1813 bot Napoleon Ferdinand die Krone wieder an. Auf Grund des Vertrages von Valençay vom 11. Dezember 1813 kehrte Ferdinand im März 1814 nach Spanien zurück, wo er vom Volk mit Begeisterung empfangen wurde. Er stieß durch ein Dekret vom 4. Mai die Verfassung von 1812 um und errichtete eine blutige kirchliche und politische Reaktion mit Inquisition und Folter. Dabei stellte er den Absolutismus in so extremer Form wieder her, dass er sogar die Unterstützung der übrigen europäischen Monarchien verlor. Liberale Aufstände mit dem Ziel, die konstitutionelle Monarchie wiederherzustellen, scheiterten zunächst. Durch den Aufstand vom Januar 1820 sah Ferdinand sich gezwungen, am 7. März die Konstitution der Cortes von 1812 wiederherzustellen. In den folgenden Jahren musste er die Macht mit den verschiedenen Strömungen der revolutionären Bewegung teilen. Als durch die französische Invasion 1823 die absolutistische Gewalt in Spanien wiederhergestellt wurde, kehrte Ferdinand zum alten System zurück.

 
Goldmünze über 80 Reales von Fernando VII aus 1822 (geprägt nach der Norm der Lateinischen Münzunion)

Am 11. Dezember 1829 vermählte sich der nach dem frühen Tod seiner Tochter aus zweiter Ehe kinderlose Ferdinand zum vierten Mal, diesmal mit seiner Nichte Maria Christina von Neapel-Sizilien, Tochter von König Franz I. beider Sizilien, die am 10. Oktober 1830 die zukünftige Königin von Spanien, Isabella II., zur Welt brachte.

Auf Betreiben von Königin Maria Christina verwirklichte Ferdinand VII. die von den Cortes 1822 beantragte Aufhebung des salischen Gesetzes am 29. März 1830 durch eine sogenannte pragmatische Sanktion, die die alte kastilische kognatische Erbfolge und damit die Möglichkeit einer weiblichen Thronfolge wiederherstellte. Dieser Entschluss trug dazu bei, Spanien für Jahrzehnte zu destabilisieren, da sein Bruder Carlos dies als Raub seiner Thronansprüche ansah und umgehend nach Ferdinands Tod den ersten von mehreren Carlistenkriegen auslöste, um Maria Christina und Isabella vom Thron zu vertreiben.

Schwer erkrankt, übertrug der König im Oktober 1832 seiner Gemahlin die Leitung der Staatsgeschäfte, worauf sich ein liberales Regierungssystem entwickelte. Der carlistisch gesinnte Minister Calomarde, der den fast bewusstlosen König ein Dekret, das die Pragmatische Sanktion von 1830 aufhob, hatte unterzeichnen lassen, musste flüchten, und Ferdinand erklärte am 31. Dezember dieses Dekret für erschlichen. Am 4. Januar 1833 übernahm er die Regierung wieder selbst, doch starb er schon am 29. September 1833 und wurde im Pantheon der Könige des Klosters El Escorial bestattet.

Ehen und Nachkommen

Bearbeiten
 
Maria Christina von Sizilien

Sonstiges

Bearbeiten

Am 19. Januar 1815 stellte Ferdinand den 1811 gestifteten Ferdinandsorden wieder her. König Friedrich Wilhelm III. von Preußen verlieh Ferdinand am 3. Juni 1814 (Nr. 126 der Verleihungen Friedrich Wilhelms III.) den Schwarzen Adlerorden. Nach Ferdinand ist die Pflanzengattung Ferdinanda Lag. aus der Familie der Korbblütler (Asteraceae) benannt.[2]

Vorfahren

Bearbeiten
 
 
 
 
 
Philipp V., König von Spanien (1683–1746)
 
 
 
 
Karl III. König von Spanien (1716–1788)
 
 
 
 
 
Elisabetta Farnese (1692–1766)
 
 
 
Karl IV. König von Spanien (1748–1819)
 
 
 
 
 
 
August III., König von Polen. Als Friedrich August II. Kurfürst von Sachsen (1696–1763)
 
 
 
Maria Amalia von Sachsen (1724–1760)
 
 
 
 
 
Maria Josepha von Österreich (1699–1757)
 
 
 
Ferdinand VII König von Spanien
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Philipp V. König von Spanien (1683–1746)
 
 
 
Philipp Herzog von Parma (1720–1765)
 
 
 
 
 
Elisabetta Farnese (1692–1766)
 
 
 
Maria Luise von Bourbon-Parma (1751–1819)
 
 
 
 
 
 
 
 
Ludwig XV. König von Frankreich (1710–1774)
 
 
 
Marie Louise Élisabeth de Bourbon, Prinzessin von Frankreich (1727–1759)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Maria Leszczyńska (1703–1768)
 
 

Literatur

Bearbeiten
  • Pamela Beth Radcliff: Modern Spain. 1808 to the Present. John Wiley & Sons, Hoboken NJ 2017.
  • Asdrúbal Aguiar Aranguren: La Constitucion de Cadiz de 1812. Universidad Católica Andrés Bello, Caracas 2004 (spanisch).
Bearbeiten
Commons: Ferdinand VII. (Spanien) – Album mit Bildern

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Zavala, José María: Bastardos y Borbones. Plaza & Janés Editores, Barcelona 2011, ISBN 978-84-01-38992-4 ([1]).
  2. Lotte Burkhardt: Verzeichnis eponymischer Pflanzennamen – Erweiterte Edition. Teil I und II. Botanic Garden and Botanical Museum Berlin, Freie Universität Berlin, Berlin 2018, ISBN 978-3-946292-26-5 doi:10.3372/epolist2018.
VorgängerAmtNachfolger
Karl von Bourbon und SachsenFürst von Asturien
1789–1808
Isabella von Bourbon und Bourbon-Neapel-Sizilien
Karl IV.
Joseph Bonaparte
König von Spanien
1808
1813–1833
Joseph Bonaparte
Isabella II.