Besatz (Fischerei)

Besatzmaßnahmen in der Fischerei zur Unterstützung der natürlichen Fischpopulationen
(Weitergeleitet von Fischbesatz)

Besatz ist eine weit verbreitete Hegemaßnahme in der Fischerei, um Fischbestände neu zu etablieren, zu erhalten oder potentiell zu steigern. Beim Fischbesatz werden Fische (Brütlinge, Sömmerlinge, ältere Jungfische, aber auch Adultfische) in das Gewässer ausgesetzt, oder es werden befruchtete Eier eingesetzt. Die Besatzfische stammen aus Wildfängen aus anderen Gewässern oder werden in Brutanstalten gezüchtet. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde dazu in Frankreich eine Methode der künstlichen Befruchtung von Fischeiern entwickelt. Die erste schweizerische Brutanstalt wurde 1854 vom Kanton Zürich in Meilen erbaut.[1] Anglervereine investieren oft Geld in Jungfische für ihre Seen, um den Besatz durchzuführen.[2]

Es lassen sich sechs grundlegende Besatzformen benennen, die sich in Hinblick auf Anwendungsgebiet, Zielstellung (fischereilich oder naturschutzfachlich) und gesellschaftliche sowie naturschutzfachliche Konfliktpotenziale unterscheiden. Diese lassen sich weiter unterteilen in Besatzmaßnahmen mit nicht natürlich rekrutierenden Arten und Besatz mit Arten, die im Besatzgewässer vorkommen und sich erfolgreich reproduzieren:[3][4]

Nicht natürlich rekrutierende Fischarten
Einbürgerungs- bzw. Initialbesatz
Erhaltungsbesatz
Wiederansiedlungsbesatz
Natürlich rekrutierende Fischarten
Steigerungsbesatz
Kompensations- bzw. Ausgleichsbesatz
Stützungsbesatz

In Abhängigkeit des jeweiligen Zielgewässers und der Fischart und je Bewirtschaftungsziel kommen bestimmte Fischbesatzformen zum Einsatz. Fischbesatz ist nur in ganz bestimmten Fällen sinnvoll und erfolgreich.[5] Unter verschiedenen Umständen erweisen sich alternative Bewirtschaftungsmaßnahmen wie die Aufwertung von Lebensräumen oder die Kontrolle der Fischentnahme als besser geeignet.[4] Insbesondere die Renaturierung von Gewässern und der Bau von Fischaufstiegen, um die Fischwanderung wieder zu ermöglichen, können zur Förderung der Fischbestände beitragen. So wurde 2023 in einer Studie im Fachmagazin Science anhand von großangelegten Freilandexperimenten belegt, dass Renaturierungen, die das Ökosystem und den Lebensraum der Fische verbessern (z. B. Schaffung von Flachwasserzonen), effektiver zur langfristigen Erhöhung der Fischbestände beitragen können und Fischbesatz keine nachhaltige Lösung darstellt.[6][7]

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  • Besatz in Fischereistatistik.ch

Einzelnachweise

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  1. Wolfgang Geiger: Gewässerbewirtschaftung durch Besatz mit Jungfischen. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 15. Januar 2021, abgerufen am 20. Februar 2023.
  2. Sebastian Theis, Carsten Riepe, Marie Fujitani, Robert Arlinghaus: Typisierung von Angelvereinen in Bezug auf den Einsatz von Hegemaßnahmen. In: AfZ fischwaid. Band 3, 2017, S. 18–20.
  3. Robert Arlinghaus, Eva-Maria Cyrus, Erik Eschbach, Marie Fujitani Daniel Hühn, Fiona Johnston, Thilo Pagel, Carsten Riepe: Hand in Hand für eine nachhaltige Angelfischerei: Ergebnisse und Empfehlungen aus fünf Jahren praxisorientierter Forschung zu Fischbesatz und seinen Alternativen. In: Berichte des IGB. Heft 28. Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) im Forschungsverbund Berlin e.V., Berlin 2015.
  4. a b Robert Arlinghaus, Raimund Müller, Tobias Rapp, Christian Wolter: Nachhaltiges Management von Angelgewässern: ein Praxisleitfaden. In: Berichte des IGB (= Berichte des IGB). Heft 30. Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) im Forschungsverbund Berlin e.V, Berlin 2017, ISBN 978-3-00-057231-9.
  5. Berliner Morgenpost - Berlin: Mit Jungfischen Seen beleben? Lohnt sich wohl nur selten. 3. März 2023, abgerufen am 14. Juli 2023 (deutsch).
  6. Johannes Radinger, Sven Matern, Thomas Klefoth, Christian Wolter, Fritz Feldhege, Christopher T. Monk, Robert Arlinghaus: Ecosystem-based management outperforms species-focused stocking for enhancing fish populations. In: Science. Band 379, Nr. 6635, 3. März 2023, ISSN 0036-8075, S. 946–951, doi:10.1126/science.adf0895 (science.org [abgerufen am 14. Juli 2023]).
  7. Robert Arlinghaus, Thomas Klefoth, Sven Matern, Johannes Radinger, Robert Nikolaus, Jürgen Meyerhoff, Malwina Schafft, Eva-Maria Cyrus, Matthias Emmrich, Daniel Hering, Christian Wolter: Biodiversität, Angeln und Gesellschaft: wissensbasierte Empfehlungen für ein nachhaltiges Fischereimanagement an Baggerseen. In: Berichte des IGB. Nr. 32. Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) im Forschungsverbund Berlin e. V., 2023, doi:10.4126/frl01-006452830.