Qaraghandy (Gebiet)

Verwaltungsregion in Kasachstan, Steppenregion
(Weitergeleitet von Gebiet Qaraghandy)

Das Gebiet Qaraghandy (kasachisch Қарағанды облысы Qaraghandy oblyssy, russisch Карагандинская область Karagandinskaja Oblast) ist ein Oblys im Zentrum Kasachstans. Die Hauptstadt des Gebiets ist die Stadt Qaraghandy (russisch Karaganda).

Gebiet Qaraghandy
Қарағанды облысы
Карагандинская область
Wappen
Wappen
Flagge
Flagge
Basisdaten
Staat: Kasachstan
Verwaltungssitz: Qaraghandy
Gegründet: 10. März 1932
 
Koordinaten: 49° 0′ N, 73° 0′ OKoordinaten: 49° 0′ N, 73° 0′ O
 
Einwohner: 1.134.753 (1. Jan. 2023)[1]
Fläche: 239.045 km²
Bevölkerungsdichte: 5 Einwohner je km²
 
Postleitzahlen: 10xxxx
Telefonvorwahl: (+7) (721)
Kfz-Kennzeichen: 09 (alt: M, K)
KATO-Code: 350000000
ISO 3166-2: KZ-35
 
Äkim (Gouverneur): Jermaghanbet Bölekpajew
Webpräsenz:
Lage in Kasachstan
KarteTurkmenistanUsbekistanAserbaidschanGeorgienKirgisistanTadschikistanChinaRusslandBaikonurAlmatyAstanaSchymkentMangghystauAtyrauWestkasachstanAqtöbeQostanaiNordkasachstanAqmola (Gebiet)PawlodarQaraghandyQysylordaTürkistanSchambylOstkasachstanAbaiSchetissuUlytauAlmaty
Karte

Geographie

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Das Gebiet Qaraghandy deckt sich geographisch im Wesentlichen mit der Kasachischen Schwelle (Saryarka). Nur im Süden erstreckt sich das Plateau der Hungersteppe (Betpak-Dala) und im Süd-Westen die Wüste Mujunkum. Während die nördlichen Rayone (kasach. Ауданы/Audany) des Gebiets in der Steppenzone liegen, nimmt die Halbwüste den größten Teil in der Mitte ein, Süden und Südwesten gehören schon zum Wüstenreich. Das Gebiet Qaraghandy grenzt im Norden an die Gebiete Qostanai, Aqmola und Pawlodar; im Osten an das Gebiet Ostkasachstan; im Süden an die Gebiete Almaty, Schambyl, Türkistan und Qysylorda und im Westen an das Gebiet Aqtöbe.

Zu den höchsten Bergmassiven des Gebiets gehören Karkaraly, Kysyltas und Ulutau. Der höchste Berg ist Aksorantau im Karkaraly-Massiv der Kasachischen Schwelle mit knapp 1566 m. Die längsten Flüsse sind Sarysu (800 km) und Nura (978 km), dazu kommen Scherubai-Nura, Kara-Kengir, Kulskutpes und Tokrau. Im Allgemeinen ist dieses Gebiet aber ziemlich karg und trocken. Bei fast allen Flüssen handelt es sich um abflusslose Steppenflüsse, die im Hochsommer häufig austrocknen, ähnlich den australischen Creeks. Nur der Fluss Nura führt ganzjährig Wasser. Auf dem Territorium des Gebietes von Qaraghandy gibt es zwei große Seen, den Balchaschsee und den Tengizsee. Der Balchasch zählt mit durchschnittlich 18.000 km2 Fläche zu den größten Seen der Welt. 1973 wurde der Irtysch-Qaraghandy-Kanal in Betrieb genommen, den jährlich eine Wassermenge von 600 Millionen Kubikmetern passiert.

Geschichte

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In frühgeschichtlicher Zeit existierten in dem Gebiet zahlreiche Khanate der Nomaden, es gilt als die Urdomäne der Kasachen. Vom Mittelalter bis zur frühen Neuzeit wurde das Gebiet Descht-i-Kiptschak – Kiptschakensteppe genannt.

Im 19. Jahrhundert kam dieses Territorium an das Russische Reich, das hier einige Festungen wie Karkaralinsk und Ulutawskij gründete. Am Ende des Jahrhunderts wurde unweit des Flusses Nura Steinkohle von bester Qualität gefunden und seitdem ist das Becken von Qaraghandy zum weltweit bedeutenden Steinkohlevorkommen aufgestiegen.

Das Gebiet Qaraghandy wurde am 10. März 1932 geschaffen, dessen Zentrum war aber zunächst Petropawlowsk. Im Jahre 1936 wurde die Hauptstadt nach Qaraghandy verlegt. In dieser Zeit bestanden auf dem Territorium des Gebiets zahlreiche Lager des Gulag mit dem Verwaltungszentrum in Dolinka, in denen Millionen von Menschen unter unmenschlichen Bedingungen arbeiten mussten, darunter einige prominente Dissidenten wie Alexander Solschenizyn und Lew Kopelew.

Nach dem Krieg gewann das Gebiet weiter an Bedeutung. 1973 wurde der südlich des Beckens von Qaraghandy gelegene Teil des Gebietes dem neugebildeten Gebiet Schesqasghan angeschlossen. 1992 wurde ein Rayon des Gebietes Aqmola an Qaraghandy gegeben. 1997 kam das Gebiet Schesqasghan wieder an Qaraghandy.

Bevölkerung

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Volksgruppen

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Volksgruppe VZ 1989[2] VZ 1999[3] VZ 2009[4]
Anzahl % Anzahl % Anzahl %
Kasachen 449.837 25,77 % 529.478 37,55 % 622.265 46,40 %
Russen 817.900 46,86 % 614.416 43,57 % 529.961 39,51 %
Ukrainer 128.547 7,36 % 78.755 5,58 % 49.969 3,73 %
Deutsche 159.208 9,12 % 57.229 4,06 % 32.787 2,44 %
Tataren 52.769 3,02 % 39.313 2,79 % 32.730 2,44 %
Weißrussen 35.731 2,05 % 21.579 1,53 % 13.370 1,00 %
Koreaner 14.672 0,84 % 14.097 1,00 % 13.354 1,00 %
Tschetschenen 5997 0,34 % 4660 0,33 % 5099 0,38 %
Aserbaidschaner 4787 0,27 % 3667 0,26 % 4122 0,31 %
Polen 7239 0,41 % 5572 0,40 % 3982 0,30 %
Andere 68.761 3,94 % 41.452 2,94 % 38.667 2,88 %

Einwohnerentwicklung

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Die Bevölkerung des Gebietes Qaraghandy betrug zum 1. Januar 2020 rund 1,38 Millionen Einwohner, wodurch es in Kasachstan an vierter Stelle, gemessen an der Einwohnerzahl, lag. Den höchsten Bevölkerungsstand erreichte das Gebiet bei der sowjetischen Volkszählung 1989, bei der für die Oblast Karaganda in ihren heutigen Grenzen eine Bevölkerung von knapp 1,85 Millionen Einwohnern gemessen wurde. Nachdem Kasachstan seine Unabhängigkeit von der Sowjetunion erklärte, verzeichnete das Gebiet Qaraghandy einen Bevölkerungseinbruch. So nahm die Zahl der Einwohner innerhalb von zehn Jahren um mehr als 400.000 Menschen ab, was einem Rückgang von fast 25 Prozent entspricht. Einen Rückgang der Bevölkerung hatte in den 1990er Jahren ganz Kasachstan zu verzeichnen, vor allem aber in den nördlichen Gebieten des Landes war der Bevölkerungsverlust größer als in anderen Landesteilen.

Jahr Einwohner
1939¹ 418.316
1959¹ 1.018.661
1970¹ 1.552.056
1979¹ 1.715.502
1989¹ 1 848.157
1999¹ 1.410.218
2000 1.390.454
Jahr Einwohner
2001 1.364.781
2002 1.344.244
2003 1.333.656
2004 1.330.927
2005 1.331.702
2006 1.334.438
2007 1.339.368
Jahr Einwohner
2008 1.342.081
2009¹ 1.341.207
2010 1.346.810
2011 1.352.178
2012 1.357.878
2013 1.362.743
2014 1.369.667
Jahr Einwohner
2015 1.378.298
2016 1.384.810
2017 1.382.734
2018 1.380.537
2019 1.378.532
2020 1.376.882
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¹ Volkszählungsergebnis

Politik und Verwaltung

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Verwaltungsgliederung

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Das Gebiet ist in sieben Bezirke (kasachisch Аудан Audan; russisch Район Rajon) und sechs städtische Bezirke (munizipale, sich selbstverwaltend) gegliedert. Insgesamt gibt es im Gebiet Qaraghandy elf Städte und 38 Siedlungen mit 1.000 bis 10.000 Einwohnern. Die größten sind: Agadyr, Aqtau, Aqtas, Atassu, Schachan und Schairem. Die ländliche Region ist auf der untersten Ebene in 168 Aul-Kreise unterteilt.

 
Administrative Gliederung des Gebietes Qaraghandy
Audan Fläche [km²] Einwohner Verwaltungssitz
Abai 6.725 59.000 Abai
Aqtoghai 51.997 15.982 Aqtoghai
Balqasch (Stadt) 5.916 77.878 Balqasch
Buqar-Schyrau 14.403 53.606 Botaqara
Nura 46.326 22.363 Kijewka
Ossakarow 11.261 30.253 Ossakarowka
Priosersk (Stadt) 55 11.151 Priosersk
Qaraghandy (Stadt) 498 515.819 Qaraghandy
Qarqaraly 35.472 30.851 Qarqaraly
Saran (Stadt) 161 43.816 Saran
Schachtinsk (Stadt) 236 58.451 Schachtinsk
Schet 65.695 37.955 Aqsu-Ajuly
Temirtau (Stadt) 302 177.628 Temirtau
Stand: 1. Januar 2023

Äkim (Gouverneur)

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Liste der Gouverneure (kasachisch Әкім, Äkim) des Gebietes Qaraghandy seit 1992:

Nr. Name Amtszeit (Beginn) Amtszeit (Ende)
01 Pjotr Nefjodow 6. Februar 1992 4. Juli 1997
02 Mäschit Jessenbajew 4. Juli 1997 12. Oktober 1999
03 Kamaltun Muchamedschanow 13. Oktober 1999 19. Januar 2006
04 Nurlan Nyghmatulin 19. Januar 2006 19. November 2009
05 Serik Achmetow 19. November 2009 20. Januar 2012
06 Äbilghasy Qusaiynow 20. Januar 2012 28. Januar 2013
07 Bauyrschan Äbdischew 29. Januar 2013 20. Juni 2014
08 Nurmuchambet Äbdibekow 20. Juni 2014 14. März 2017
09 Jerlan Qoschanow 14. März 2017 18. September 2019
10 Schengis Qassymbek 19. September 2019 8. Dezember 2022
11 Jermaghanbet Bölekpajew 8. Dezember 2022 amtierend

Wirtschaft

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Die Agglomeration um die Stadt Qaraghandy war früher eines der bedeutendsten Industriegebiete der Sowjetunion. Noch ist Qaraghandy der zweitwichtigste Industriestandort in Kasachstan nach Almaty. Vor allem die riesigen Kohlevorkommen von Karabass haben ihm diesen Status gesichert. In Schesqasghan und Balqasch gibt es große Werke zur Verhüttung von Buntmetallen, hauptsächlich von Kupfer, und in der Gegend um Temirtau und Qaraschal wird Eisen abgebaut. In diesen Städten existieren auch Werke zur Weiterverarbeitung der Metalle, so die 2004 errichtete Goldschmiede mit Schmuckfabrik in Balqasch oder das Kupferdrahtwerk in Schesqasghan. Die anderen Industriezweige sind Maschinenbau in Qaraghandy, chemische Industrie in Temirtau sowie Nahrungsmittelindustrie in fast allen größeren Städten.

In den weiten Steppen- und Halbwüstengebieten ist Viehzucht, besonders Schafzucht stark entwickelt. Im Norden werden auch Rinder und Schweine gehalten und Weizen angebaut. Um die Städte herum betreibt man überall Gemüseanbau; vor allem von Kartoffeln. Es kommen vereinzelt kleine Sonnenblumenplantagen und Obstgärten vor.

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Commons: Gebiet Qaraghandy – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. Численность населения Республики Казахстан в разрезе областей, городов, районов, районных центров и поселков на 1 января 2023 года. (Excel; 109 KB) new.stat.gov.kz, abgerufen am 12. März 2023 (russisch).
  2. pop-stat.mashke.org: Ethnic composition: 1989 census (data for regions), abgerufen am 24. Juni 2017 (russisch).
  3. pop-stat.mashke.org: Ethnic composition: 1999 census (data for regions), abgerufen am 24. Juni 2017 (russisch).
  4. pop-stat.mashke.org: Ethnic composition: 2009 census, abgerufen am 24. Juni 2017 (russisch).