Schwalbenwurz-Enzian

Art der Gattung Enziane (Gentiana)
(Weitergeleitet von Gentiana asclepiadea)

Der Schwalbenwurz-Enzian (Gentiana asclepiadea)[1] ist eine Pflanzenart aus der Gattung Enzian (Gentiana) in der Familie der Enziangewächse (Gentianaceae).[2][3]

Schwalbenwurz-Enzian

Schwalbenwurz-Enzian (Gentiana asclepiadea)

Systematik
Asteriden
Euasteriden I
Ordnung: Enzianartige (Gentianales)
Familie: Enziangewächse (Gentianaceae)
Gattung: Enziane (Gentiana)
Art: Schwalbenwurz-Enzian
Wissenschaftlicher Name
Gentiana asclepiadea
L.

Trivialnamen

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Der deutsche Trivialname Schwalbenwurz-Enzian bezieht sich auf die Ähnlichkeit mit der Schwalbenwurz (Vincetoxicum hirundinaria), deren Blätter ebenfalls gegenständig angeordnet sind.

Weitere Volksnamen sind Blaue Kreuzwurz nach den kreuzgegenständigen Blättern, Geißleitern nach den leiterförmigen Schattenblättern, Herbst-Enzian und Hirschbrunft-Enzian nach seiner späten Blütezeit.

Beschreibung

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Illustration aus Deutschlands Flora in Abbildungen nach der Natur
 
Blüten

Vegetative Merkmale

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Der Schwalbenwurz-Enzian wächst als ausdauernde krautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen von 30 bis 100 Zentimetern. Je Pflanzenexemplar werden mehrere aufrechte bis überhängende, mehrblütige Stängel ausgebildet. Die Stängel sind einfach, dicht und gleichmäßig beblättert.

Die kreuzgegenständig angeordneten Laubblätter sind je nach Standort im Schatten einseitswendig (fo. pectinata) und an offenen, lichten Stellen allseitswendig (fo. cruciata). Die 4 bis 8 Zentimeter langen Laubblätter werden von unten nach oben kleiner. Die einfachen Blattspreiten sind lanzettlich und ganzrandig. Sie besitzen drei bis fünf deutliche Längsadern und sind dazwischen deutlich netznervig.

Generative Merkmale

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Die Blüten sitzen einzeln bis zu dritt in den oberen Blattachseln.

Die zwittrigen Blüten sind 35 bis 53 Millimeter groß und sind fünfzählig mit doppelter Blütenhülle. Die fünf häutigen Kelchblätter sind zu einer Kelchröhre verwachsen, die in fünf sehr kurzen und schmalen Kelchzipfel endet. Die fünf Kronblätter sind eng-glockenförmig verwachsen.[3] Die dunkel-azurblaue Blütenkrone zeigt von außen eine dunkelblaue Färbung, innen ist sie rotviolett punktiert mit meist hellblauen Längsstreifen. Die Kronzipfel sind dreieckig und spitz und haben in den Falten je eine stumpfen Zahn.[4] Die Staubbeutel sind verwachsen[5]. Der Griffel hat zwei zurückgerollte Narben.[4]

Die deutlich gestielte Kapselfrucht ist länglich und am Grund verschmälert.[4] Die Samen sind bei einer Länge von etwa 2 Millimetern spindelförmig und geflügelt.[5][4]

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 44.[6]

Ökologie und Phänologie

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Beim Schwalbenwurz-Enzian handelt es sich um einen Hemikryptophyten.[1]

Die Blütezeit erstreckt sich von August bis Oktober. Wegen der späten Blütezeit spielt bei dieser Art die Selbstbestäubung eine große Rolle, wobei sich die Narbenzungen soweit zurückrollen, dass sie mit den unteren Staubbeuteln in Kontakt kommen.

Synökologie

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Die zwittrigen Blüten des Schwalbenwurz-Enzians sind vormännlich, das heißt, dass die Pollenentleerung durch die Staubbeutel vor der Reifung der Narbe erfolgt. Eine zeitliche Überlappung dieser zwei Stadien ist in der Diskussion, jedoch noch nicht geklärt. Der Schwalbenwurz-Enzian bietet Nektar an und wird in erster Linie von Bienen und Hummeln bestäubt. Auch kommt Selbstbestäubung vor.[7]

 
Hummel beim Bestäuben eines Schwalbenwurz-Enzians

Auf den Schwalbenwurz-Enzian als Futterpflanze sind oligophag die Raupen des stark gefährdeten Lungenenzian-Ameisenbläulings (Maculinea alcon) und des Enzian-Alpen-Blattspanners (Perizoma obsoletata) angewiesen.[8]

Der Schwalbenwurz-Enzian wird vom Rostpilz Cronartium flaccidum mit Uredien und Telien befallen.[9]

Vorkommen und Gefährdung

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Der Schwalbenwurz-Enzian gedeiht in den Gebirgen Mittel-, Ost-, Südwest-, Südost- sowie Südeuropas und in Westasien. Es gibt Fundortangaben für Deutschland, Österreich, die Schweiz, Italien, Frankreich, Korsika, Polen, den nordwestlichen Teil Russlands, die Ukraine, Ungarn, Tschechien, die Slowakei, Slowenien, Serbien, Kroatien, Bulgarien, Rumänien, Albanien, Griechenland, die Türkei und Iran.[2]

Er kommt in den Alpen in den Randalpen recht häufig, in den Innenalpen zerstreut vor. Im deutschen Voralpenland reicht das Vorkommen mindestens bis zum Landkreis Starnberg. Auf dem Gipfel des Brockens (Harz, Sachsen-Anhalt) befindet sich ein größerer Bestand.

Der Schwalbenwurz-Enzian gedeiht in Höhenlagen vom Tal bis etwa 2200 Metern (im Unterengadin).[4] In den Allgäuer Alpen steigt er bis zu einer Höhenlage von 1900 Metern auf.[10] Diese kalkliebende Pflanzenart gedeiht meist auf feuchten Wiesen, Flachmooren, Waldrändern, Riedwiesen, Hochstaudenfluren sowie Legföhrengebüschen.[11] Gentiana asclepiadea kommt in Mitteleuropa vor allem in Pflanzengesellschaften des Verbands Molinion vor, im Hochgebirge auch in Pflanzengesellschaften der Verbände Fagion, Erico-Pinion oder der Ordnungen Origanetalia oder Adenostyletalia vor.[6]

Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt et al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 3w+ (feucht aber stark wechselnd), Lichtzahl L = 3 (halbschattig), Reaktionszahl R = 4 (neutral bis basisch), Temperaturzahl T = 3 (montan), Nährstoffzahl N = 3 (mäßig nährstoffarm bis mäßig nährstoffreich), Kontinentalitätszahl K = 3 (subozeanisch bis subkontinental).[3]

Der Schwalbenwurz-Enzian gilt in Deutschland als gefährdet. Die intensive Beweidung von Frisch- und Feuchtwiesen trägt hauptsächlich hierzu bei. Auch ist der Schwalbenwurz-Enzian bei Sammlern sehr beliebt, was sich ebenfalls negativ auf die Bestandssituation auswirkt.

Taxonomie

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Die Erstveröffentlichung von Gentiana asclepiadea erfolgte 1753 durch Carl von Linné in Species Plantarum. Tomus I, S. 227. Synonyme für Gentiana asclepiadea L. sind Dasystephana asclepiadea (L.) Borkh., Pneumonanthe asclepiadea (L.) F.W.Schmidt.[12]

Heilwirkung

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Alle Pflanzenteile des Schwalbenwurz-Enzian, besonders die unterirdischen Pflanzenteile, enthalten wie alle Enzian-Arten bittere Glykoside. Die Droge des Schwalbenwurz-Enzian wurde medizinisch verwendet. In der Volksheilkunde schrieb man ihm Heilkraft gegen Tollwut zu und gebrauchte ihn bei Hundebiss (Bitzwurzen), in der Tierheilkunde als Mittel gegen Klauenerkrankungen (Kloawurz).

Literatur

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  • Xaver Finkenzeller, Jürke Grau: Alpenblumen. Erkennen und bestimmen (= Steinbachs Naturführer). Mosaik, München 2002, ISBN 3-576-11482-3.
  • Manfred A. Fischer, Wolfgang Adler, Karl Oswald: Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol. 2., verbesserte und erweiterte Auflage. Land Oberösterreich, Biologiezentrum der Oberösterreichischen Landesmuseen, Linz 2005, ISBN 3-85474-140-5.
  • Thomas Gaskell Tutin: Gentiana. In: T. G. Tutin, V. H. Heywood, N. A. Burges, D. M. Moore, D. H. Valentine, S. M. Walters, D. A. Webb (Hrsg.): Flora Europaea. Volume 3: Diapensiaceae to Myoporaceae. Cambridge University Press, Cambridge 1972, ISBN 0-521-08489-X, S. 60 (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).

Einzelnachweise

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  1. a b Gentiana asclepiadea L., Schwalbenwurz-Enzian. auf FloraWeb.de
  2. a b Gentiana asclepiadea im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 21. März 2021.
  3. a b c Gentiana asclepiadea L. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 20. März 2021.
  4. a b c d e Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. 1. Auflage, unveränderter Textnachdruck Band V, Teil 3, Verlag Carl Hanser, München 1966, S. 1998–2000.
  5. a b Thomas Gaskell Tutin: Gentiana. In: T. G. Tutin, V. H. Heywood, N. A. Burges, D. M. Moore, D. H. Valentine, S. M. Walters, D. A. Webb (Hrsg.): Flora Europaea. Volume 3: Diapensiaceae to Myoporaceae. Cambridge University Press, Cambridge 1972, ISBN 0-521-08489-X, S. 60 (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  6. a b Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 755.
  7. Schwalbenwurz-Enzian. In: BiolFlor, der Datenbank biologisch-ökologischer Merkmale der Flora von Deutschland.
  8. Der Schwalbenwurzenzian als Raupenfutterpflanze bei FloraWeb.
  9. Peter Zwetko: Die Rostpilze Österreichs. Supplement und Wirt-Parasit-Verzeichnis zur 2. Auflage des Catalogus Florae Austriae, III. Teil, Heft 1, Uredinales. (PDF; 1,8 MB).
  10. Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 2, IHW, Eching 2004, ISBN 3-930167-61-1, S. 334.
  11. Gerhard Stinglwagner, Reinhold Erlbeck, Ilse Haseder: Das Kosmos Wald- und Forstlexikon. Kosmos-Verlag, Stuttgart 2016, ISBN 978-3-440-15524-0, S. 232.
  12. Karol Marhold (2011+): Gentianaceae: Datenblatt Gentiana asclepiadea In: Euro+Med Plantbase - the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity.
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Commons: Schwalbenwurz-Enzian (Gentiana asclepiadea) – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien