Georgium
Das Georgium ist neben dem Wörlitzer Park der kunsthistorisch bedeutendste Landschaftspark im Dessau-Wörlitzer Gartenreich im englischen Stil. Er wurde von Prinz Johann Georg, dem jüngeren Bruder des Fürsten Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau, geschaffen und nach ihm benannt. Zudem befindet sich dort ein Kunstmuseum. Heute liegt er im Dessau-Roßlauer Stadtteil Ziebigk.
Geschichte
BearbeitenAb 1780 ließ der Prinz Johann Georg nördlich der damaligen Stadt Dessau in einem Auenbruchwald durch Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorff ein klassizistisches Landhaus errichten. Die Umgebung des Gebäudes wurde zu einer Gartenanlage in englischem Stil, ähnlich dem Wörlitzer Park, umgewandelt. Sie erhielt ebenso zahlreiche klassizistische und romantisierende Parkbauten, Skulpturen, Kleinarchitektur und Denkmale, die harmonisch in die Landschaft und Natur eingebettet wurden.
Zu den wichtigsten gehören das sogenannte Fremdenhaus, die Römische Ruine, ein ionischer Rundtempel sowie zwei Nachbildungen antiker Torbögen und das Denkmal des Fürsten Franz in antiker Kleidung. Der an den eigentlichen Georgengarten (21,3 ha) anschließende Beckerbruch (97 ha) wurde als Auen- und Bruchlandschaft naturnah belassen, aber ebenfalls mit Kleinarchitekturen und Denkmalen verschönert. Der kunstvoll angelegte Landschaftspark geht hier harmonisch in die natürliche Landschaft über. Elbpavillon und Wallwitzburg (künstliche Ruine) ermöglichen einen weiten Ausblick über die Gartenlandschaft entlang der Elbe. An die Anlage grenzt der Mausoleumspark, der 1894 bis 1896 angelegt wurde. Er entstammt der Zeit, als das Georgium für die Nutzung durch die verwitwete Erbprinzessin Elisabeth umgestaltet wurde. Damals entstanden auch die beiden Seitenflügel des Schlosses, welches ursprünglich nur aus dem kubisch geschlossenen Kernbau bestand.
Die Nutzung des Schlosses als „Pionierhaus“ für die DDR-Jugendorganisation vor 1959 beinhalte auch die Planung einer Pioniereisenbahn im Park, deren Ausführung jedoch unterblieb.[1]
Anhaltische Gemäldegalerie Dessau
BearbeitenDas Schloss Georgium beherbergt heute die Anhaltische Gemäldegalerie Dessau, ein Kunstmuseum mit Schwerpunkt auf Gemälden und Grafik der Alten Meister. Sie geht zurück auf Sammlungen des anhaltischen Fürstenhauses, der Stadt Dessau sowie des Freistaats Anhalt und befindet sich erst seit 1959 im Schloss.
Die Sammlung umfasst heute ungefähr 1.800 Gemälde und 18.000 Arbeiten auf Papier (Zeichnungen, Druckgraphik) sowie kleinere Bestände an Plastik und angewandter Kunst. Die Werke entstammen der Zeitspanne vom Spätmittelalter bis zur Gegenwart, wobei ein klarer Schwerpunkt in der Zeit von 1500 bis 1850 liegt.
Ein Teil der Sammlung der Gemäldegalerie war im Zweiten Weltkrieg in das Kalibergwerk Solvayhall bei Bernburg ausgelagert worden. Einige Kunstwerke wurden von US-Soldaten entwendet und tauchten später auf dem amerikanischen Kunstmarkt auf. Im Juli 1945 beschlagnahmte die Trophäenkommission der Roten Armee einen Großteil des vorhandenen Bestandes und transportierte ihn im April 1946 in die Sowjetunion: 800 Gemälde und 17.000 grafische Blätter. 1958/59 kehrten 600 Gemälde, 1.000 Handzeichnungen und 10.000 Druckgrafiken zurück.[2]
Im Januar 2015 wurde das Museum in die Rote Liste Kultur des Deutschen Kulturrates in die Kategorie 2 aufgenommen und damit als gefährdet eingestuft.[3]
→ Anhaltische Gemäldegalerie Schloss Georgium im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
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Jacob Philipp Hackert: Blick auf die Villa Albani in Rom (1779)
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Jan Mijtens: Bildnis der Töchter Friedrich Heinrichs von Oranien (1666)
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Wilhelm Trübner: Marbachtal im Odenwald (1902)
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Nach Jheronimus Bosch: Die Versuchung des Heiligen Antonius (16. Jhd.)
Siehe auch
BearbeitenLiteratur
Bearbeiten- Matthias Prasse: Arkadien am Elbstrom. Schlösser und Gärten zwischen Wittenberg und Dessau Herrenhaus-Kultur-Verlag, Dresden 2010, ISBN 978-3-00-030860-4, S. 67 ff.
- Helmut Erfurth: Dessau, der Englische Garten. Anhalt Edition Dessau, Dessau 2003, ISBN 3-936383-05-7.
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Festschrift 225 Jahre Georgium. Dessau 2005, S. 48.
- ↑ "Verlust und Rückgabe". Deutsch-Russischer Museumsdialog, Reiter Druck, Berlin 2008, S. 22
- ↑ Politik & Kultur Nr. 1 Januar/Februar 2015, Seite 13 Kulturelles Leben: Die Rote Liste ( des vom 4. März 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , abgerufen am 15. März 2015
Koordinaten: 51° 50′ 40″ N, 12° 13′ 51″ O