Giovanni Piaz

italienischer Bergführer und Bergsteiger
(Weitergeleitet von Giovanni Battista Piaz)

Giovanni Battista „Tita“ Piaz (* 13. Oktober 1879 in Pera di Fassa; † 5. August[1] nach anderer Quelle am 6. August[2] 1948 ebenda), genannt auch Teufel der Dolomiten, war ein berühmter italienischer Bergführer und Bergsteiger aus dem Fassatal (Dolomiten).

Tita Piaz

Piaz war nicht nur ein Mann der Berge, er war auch ein politischer Mensch. Politisch eher linksstehend schloss er sich der Irredentabewegung an. Das bescherte ihm Ärger mit den Behörden im damals zu Österreich-Ungarn gehörenden italienischsprachigen Teil Tirols.[1][3] Es folgte der Erste Weltkrieg, den Piaz in einer Strafkompanie an der Ostfront erlebte. Körperlich unversehrt kehrte er hernach zurück in seine nun italienische Heimat. Dort wurde er 1920 zum Ortsvorsteher des Oberen Fassatals ernannt. Mit der Machtergreifung der Faschisten ging er in Opposition zu diesen. Es folgten Verhaftungen.[3] 1944 wurde er zum Tode verurteilt.[1][3] Nach seiner Befreiung blieb er engagiert. Er übernahm das Amt des Bürgermeisters in seinem Heimatort, setzte sich bei den Alliierten für die politischen Gegner von einst ein und kämpfte zusammen mit kirchlichen Organen gegen die Armut in seinem Tal an.[1]

Am 5. oder 6. August 1948 verstarb Tita Piaz an den Folgen eines Fahrradunfalls, den er in seinem Heimatort Pera di Fassa erlitt.[4]

Leistungen

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Mit 14 Jahren begann Piaz mit dem Klettern. Nach ihm wurde das Piazen benannt, eine Zug-Druck-Technik, mit der man bestimmte trittlose Kletterpassagen überwinden kann (in Italien und Frankreich wird diese Technik Dülfern genannt). Piaz blieb zeit seines Lebens Felskletterer. 50 Erstbegehungen in den Dolomiten werden ihm zugerechnet.[5] Er war an über 100 Rettungseinsätzen für verunglückte Bergsteiger beteiligt.[6]

Als Bergführer unternahm er mit dem belgischen König Albert I. die 14. Begehung der Preußwand (V. Schwierigkeitsgrad) in der Ostwand des Campanile Basso (2883 m).

Erstbegehungen (Auswahl):

Mauerhakenstreit

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Im sogenannten Mauerhakenstreit von 1911/1912 stellte sich Piaz in der Sache gegen seinen Freund Paul Preuß. Preuß postulierte, dass das Seil und der Mauerhaken (zur damaligen Zeit waren es nur Eisenstifte, die in Felsspalten geschlagen wurden)[7] nur für den Notfall als Sicherungsmittel, nicht aber als ständiges Sicherungs- oder gar Fortbewegungsmittel zum Klettern dienen dürften. Diese Ansicht kommentierte Piaz mit den Worten: „Wir wollen lieber vier oder 20 Meter am sichernden Seil hängen (vielleicht mit gebrochenem Bein), als daß die Raben im dunklen Abgrund Schmaus an unseren Leichen halten“.[5] Piaz lehnte es aber ebenso wie Preuß ab, Seil und Haken – im Sinne des „technischen Kletterns“ der 1950er Jahre – als Fortbewegungsmittel zu benutzen.

20 Jahre nach Preuß’ Tod errichtete Tita Piaz die kleine Preuß-Hütte im Rosengarten zum Gedenken an seinen Freund und einen großen Alpinisten.[8]

  • Mezzo secolo di alpinismo. Licinio Cappelli, Bologna 1947.
  • Dolomiten, meine Freiheit. Hallwag, Bern 1966, (Übersetzung des Originaltitels: A tu per tu con le crode. Licinio Cappelli, Bologna 1949).

Literatur

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Einzelnachweise

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  1. a b c d Horst Höfler: Fragwürdigkeiten im Alpinismus Teil 5: Tita Piaz, die Totenkirchl-Westwand und die Drohung, ins Frauenkloster zu gehen, wenn er die Wand nicht schafft… In: Bergsteiger. Nr. 07. Bruckmann Verlag, 2009 (bergsteiger.de).
  2. Walter Welsch: Geschichte der Sektion Bayerland des Deutschen Alpenvereins e. V. – Giovanni Battista Piaz und die Punta Emma. (PDF; 8,6 MB) DAV Bayerland, S. 35, abgerufen am 1. Januar 2013.
  3. a b c Reinhold Messner: Vertical – 150 Jahre Klettergeschichte. 2. Auflage. BLV Buchverlag, München 2008, ISBN 978-3-8354-0380-2, S. 63.
  4. Der Teufel der Dolomiten. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 22. Dezember 2012; abgerufen am 7. Juni 2012 (Homepage des Rifugio Re Alberto).
  5. a b c d e Uli Auffermann: Entscheidung in der Wand – Marksteine des Alpinismus. 1. Auflage. Schall Verlag, Alland 2010, ISBN 978-3-900533-62-5, S. 36.
  6. a b Sven Schmid: Vajolettürme - Delagokante: Die Teufelsgabel am Abgrund. In: DAV Panorama. Band 75, Nr. 3, März 2023, ISSN 1437-5923, S. 8–9 (alpenverein.de [abgerufen am 26. Juni 2023]).
  7. Reinhold Messner: Der Philosoph des Freikletterns – Die Geschichte von Paul Preuß. 1. Auflage. Pieper Verlag, München 2011, ISBN 978-3-492-40416-7, S. 27.
  8. Reinhold Messner: Der Philosoph des Freikletterns – Die Geschichte von Paul Preuß. 1. Auflage. Pieper Verlag, München 2011, ISBN 978-3-492-40416-7, S. 41 f.