Bahnsteigtür

eine in Trennwänden eingelassene Tür zwischen Fahrtrasse und Bahnsteig in Bahnhöfen
(Weitergeleitet von Gleisraumüberwachung)

Eine Bahnsteigtür ist eine in Trennwänden eingelassene Tür zwischen Fahrtrasse und Bahnsteig in Bahnhöfen. Bahnsteigtüren dienen der Sicherheit von Fahrgästen[1] und sind stets geschlossen, wenn sich gerade kein Zug zum Abfertigen in der Station befindet oder eine Zugdurchfahrt ansteht. Nachdem ein eingefahrener Zug zum Stillstand gekommen ist, werden sie zum Fahrgastwechsel zusammen mit den Zugtüren geöffnet und vor der Abfahrt des Zuges wieder geschlossen.[2]

Bahnsteigtüren in der Londoner U-Bahn-Station Canada Water

Einsatzbereiche von Bahnsteigtüren

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Halbhohe Bahnsteigtüren in Paris, Line 13Invalides, Testinstallation Juni 2006[3]

Bahnsteigtüren sollen Stürze von Personen oder das Fallen von Gegenständen in den Gleisbereich und Selbsttötungsversuche verhindern sowie Fahrgeräusche der ein- und ausfahrenden Züge innerhalb der Bahnhöfe verringern und Zugluft von den wartenden Fahrgästen fernhalten. Da Bahnsteigtüren (sofern bis zur Decke ausgebaut) Zugluft auf den Gleisbereich beschränken, wird die Klimatisierung des Bahnsteigbereiches möglich. Häufig sind die Trennwände und die Bahnsteigtüren verglast, so dass Fahrgäste den einfahrenden Zug und daran angebrachte Zugzielanzeiger sehen können.

 
Bahnsteig der Jubilee Line (London Underground) – Station Westminster

Bahnsteigtüren werden vor allem in vielgenutzten Bahnhöfen mit engen Bahnsteigen installiert. Häufigste Anwendung der Bahnsteigtüren sind U-Bahn-Haltestellen und Stationen von Flughafenbahnen in den Abfertigungsgebäuden. Um den Einsatz von Bahnsteigtüren zu ermöglichen, darf der ausgerüstete Bahnsteig nur von Zügen gleichen Typs oder Baureihen mit gleichen Abständen zwischen den Türen angefahren werden. Außerdem muss ein sehr genaues Halten der Züge an einem definierten Haltepunkt gewährleistet sein, damit die Fahrzeugtüren immer genau vor den Bahnsteigtüren zum Stehen kommen. Bahnsteigtüren ermöglichen das schnellere Ein- und Durchfahren von Zügen, da eine Gefährdung von Fahrgästen in der Nähe der Bahnsteigkante (z. B. durch Sogwirkung und Luftverwirbelungen) nicht befürchtet werden muss.

Bahnsteigtüren bei automatischen Bahnen

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Bahnsteigtüren werden oft bei automatisch (fahrerlos) betriebenen Bahnen eingesetzt, da dort kein Fahrer vorhanden ist, der ins Gleis gestürzte Fahrgäste und Gegenstände erkennen und im Gefahrenfall eine Schnellbremsung einleiten kann. Außerdem erreichen automatische Bahnen meist eine bessere Haltegenauigkeit, die wiederum für den Einsatz von Bahnsteigtüren unverzichtbar ist, damit die Fahrzeugtüren mit den Bahnsteigtüren deckungsgleich zum Stehen kommen.

Beispiele für automatisch betriebene Bahnen mit Bahnsteigtüren sind die H-Bahn an der TU Dortmund (die auch als SkyTrain am Flughafen in Düsseldorf verkehrt), die SkyLine-Hochbahn am Flughafen Frankfurt Main, die Skymetro am Flughafen Zürich, die Linien 1, 4, 13 und 14 der Métro Paris, die Métro Lille, die Métro Rennes, die Metro Kopenhagen und der Peoplemover zu den Terminals am Flughafen Stansted. In Berlin wurden in den 1980er Jahren die Stationen der M-Bahn mit Bahnsteigtüren ausgestattet.[4]

Bei den Linien U2 und U3 der U-Bahn Nürnberg, den ersten automatisch betriebenen U-Bahn-Linien Deutschlands, wurden keine Bahnsteigtüren installiert.

Alternativen zu Bahnsteigtüren

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Vorläufer heutiger Bahnsteigtüren bei der 1901 eröffneten Wuppertaler Schwebebahn, das Gitter weist im Bereich der Einstiege Lücken auf

Falls nur der Schutz vor Personen und Gegenständen im Gleis gewünscht wird, können anstatt Bahnsteigtüren bei automatischen Bahnen auch im Zug vorhandenes Sicherheitspersonal (wie die Train Chiefs bei der Docklands Light Railway), elektronische Systeme (Mikrowellenschranken wie bei den Linien U2 und U3 in Nürnberg) oder mechanisch (auf einen definierten Druck agierende Trittplatten wie beim SkyTrain Vancouver oder der Kelana Jaya Line in Kuala Lumpur) den Gleisbereich überwachen. Diese Systeme veranlassen im Gefahrenfall eine Schnellbremsung herannahender Züge. Systemabhängig werden auf Strecken mit im Gleisbereich angeordneten Stromschienen auch diese spannungsfrei geschaltet, um weitere Gefährdungen zu minimieren.

Diese Systeme sind preisgünstiger als die Installation von Bahnsteigtüren und ermöglichen auch den Einsatz von Fahrzeugen mit unterschiedlichen Türabständen, stellen allerdings keine physische Barriere zum Gleisbereich dar und erreichen den sicheren Zustand demnach erst nach abgeschlossener Zwangsbremsung des sich annähernden Zuges.

Eine weitere Alternative stellen Bahnsteigsperren mit Schutzgittern dar, die in Gegensatz zu konventionellen Bahnsteigtüren nach oben öffnen. Ein Vorteil dieses Systems ist, dass dadurch die Absicherung von Bahnsteigen, wo Züge mit unterschiedlichen Türanordnungen halten, möglich ist. Dieses System wird beispielsweise in der Metro Sofia eingesetzt.[5][6]

Daneben werden Bahnsteigtüren angeboten, bei denen sowohl die Türen an sich als auch die Trennwände zwischen Gleis und Bahnsteig beweglich sind, um die Anordnung flexibel an die Türanordnung des Zuges anpassen zu können. Aktuell befinden sich solche Türen nicht im Einsatz, allerdings ist ab Frühling 2023 ein Versuchsbetrieb in Osaka geplant, anhand dessen die weitere Anwendbarkeit evaluiert wird.[7][8][9]

Bus Rapid Transit

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BRT-Haltestelle in Peking

Abgesehen von schienengebundenen Verkehrssystemen verwenden auch manche Bus-Rapid-Transit-Systeme (BRT) Bahnsteigtüren.

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Commons: Bahnsteigtür – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Stefan Jacobs: Bahnsteigtüren – ein theoretischer Schutz. In: tagesspiegel.de. Der Tagesspiegel, 21. Januar 2016, abgerufen am 29. Januar 2018.
  2. Bahnsteigtüren. In: pintschbamag.de. Schaltbau Refurbishment GmbH, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 30. Januar 2018; abgerufen am 19. Oktober 2024.
  3. Platform Screen Doors. halbhohe (PSDH) und ganzhohe (PSDF) Bahnsteigtürsysteme. In: kaba.com. Kaba Gilgen AG, 2009, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 20. April 2009; abgerufen am 19. Oktober 2024 (deutsch, englisch).
  4. Brian Hardy: The Berlin U-Bahn. 1. Auflage. Capital Transport, Harrow Weald 1996, ISBN 1-85414-184-8, S. 24 (englisch).
  5. PSD – RPSD – Signal&Control System. In: safetydoor.co.kr. STEN, abgerufen am 19. Dezember 2022 (koreanisch, englisch).
  6. pamela: Automatic platform screen doors installed at Sofia's metro stations. In: Railway PRO. 6. April 2021, abgerufen am 19. Dezember 2022 (amerikanisches Englisch).
  7. Industry’s First Variable Pitch Platform Screen Door. Abgerufen am 19. Dezember 2022.
  8. gestiomasats: Innotrans World Premiere from Masats: PASD Platform Adaptable screen Doors. In: Masats. 5. September 2022, abgerufen am 19. Dezember 2022 (britisches Englisch).
  9. Train Station to Install Latest Type of Sliding Platform Screen Doors. Highlighting Japan | Highlighting Japan February 2022 | Science & Technology. In: gov-online.go.jp. Public Relation Office, Government of Japan, Februar 2022, abgerufen am 19. Oktober 2024 (englisch).