Okonek

Stadt in Polen
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Okonek (deutsch Ratzebuhr) ist eine Kleinstadt mit Sitz einer Stadt-und-Land-Gemeinde im Powiat Złotowski der polnischen Woiwodschaft Großpolen.

Okonek
Wappen von Okonek
Okonek (Polen)
Okonek (Polen)
Okonek
Basisdaten
Staat: Polen

Woiwodschaft: Großpolen
Powiat: Złotowski
Gmina: Okonek
Fläche: 6,01 km²
Geographische Lage: 53° 32′ N, 16° 51′ OKoordinaten: 53° 32′ 0″ N, 16° 51′ 0″ O
Einwohner: 3842
(31. Dez. 2020)[1]
Postleitzahl: 64-965
Telefonvorwahl: (+48) 67
Kfz-Kennzeichen: PZL
Wirtschaft und Verkehr
Straße: DK 11: KołobrzegBytom
Eisenbahn: PKP-Linie 405: Piła–Ustka
Nächster int. Flughafen: Posen
Gmina
Gminatyp: Stadt-und-Land-Gemeinde
Gminagliederung: 27 Ortschaften
15 Schulzenämter
Fläche: 325,88 km²
Einwohner: 8441
(31. Dez. 2020)[1]
Bevölkerungsdichte: 26 Einw./km²
Gemeindenummer (GUS): 3031053
Verwaltung (Stand: 2011)
Bürgermeister: Andrzej Jasiłek
Adresse: ul. Niepodległości 53
64-965 Okonek
Webpräsenz: www.okonek.pl

Geographische Lage

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Die Stadt liegt in Hinterpommern, an der Zarne, am östlichen Ende der Stettiner Seenplatte, etwa 15 Kilometer südsüdöstlich der Stadt Neustettin (Szczecinek) und sechs Kilometer westlich von Landeck in Westpreußen (Lędyczek). Der Fluss Zarne (poln. Czarna), ein Nebenfluss der Küddow (Gwda), fließt durch die Stadt.

 
Ratzebuhr südöstlich der Stadt Neustettin auf einer Landkarte von 1905
 
Bahnhof
 
Rathaus
 
Stadtkirche, bis 1945 Gotteshaus der evangelischen Gemeinde Ratzebuhr
 
Bismarckturm

Geschichte

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Der Herzog Barnim IX. von Pommern-Stettin erteilte im Jahre 1554 die Order, im äußersten Südosten seines Herrschaftsgebietes an der Grenze zu Polen ein ihm unterstelltes Amtsdorf anzusiedeln. Für das Jahr 1563 ist überliefert, dass ein Jakob Woyke das Schulzenamt innehatte. Die Marktgerechtigkeit für zwei Jahrmärkte erteilte 1592 der Pommernherzog Johann Friedrich. Fünf Jahre später wurde das Recht auf jährlich drei Märkte erweitert. 1628 hatte sich der Ort zu 45 Bauernhöfen, sechs Katen, zwei Mühlen und einer Schenke entwickelt. Bis auf zwei Höfe brannte alles während des polnisch-schwedischen Krieges 1658 ab. 1663 konnte die als Fachwerkbau errichtete neue Kirche geweiht werden.

Nachdem Pommern 1653 unter brandenburgische Herrschaft gekommen war, unterstand Ratzebuhr administrativ dem Neustettinschen Kreis.

1656 brachen Polen unter dem Anführer Babomoski in die Region ein, wurden jedoch zurückgeschlagen.[2] Bei dem Einfall der Polen 1658 wurde Ratzebuhr samt der Kirche gänzlich eingeäschert.[3] 1748 erlitt die Stadt erneut eine Feuersbrunst.[3]

1720 wurde in der Stadt eine damals so bezeichnete Akzisestation (später Finanzamt) eingerichtet. Um den Grenzort gegenüber Polen zu stärken, erhob der preußische König Friedrich II. Ratzebuhr 1754 zur Stadt nach lübischen Recht und veranlasste auswärtige Tuchmacher, sich dort niederzulassen. Während des Siebenjährigen Krieges zogen 1758 russische Truppen plündernd durch die Stadt. In den Jahren 1781 bis 1782 wurde im Rahmen des preußischen Trockenlegungsprogramms das westlich der Stadt gelegene Tiefe Bruch urbar gemacht.

Als nach dem Wiener Kongress 1815 wieder eine Zollgrenze zum russischen Kongresspolen entstand, gerieten die Ratzebuhrer Tuchmacher so sehr in wirtschaftliche Schwierigkeiten, dass viele von ihnen nach Kongresspolen auswanderten. Erst mit dem 1878 erfolgten Anschluss an das Eisenbahnnetz konnte sich die Wirtschaft wieder erholen. Neben den noch bestehenden zwei Tuchfabriken (der Familien Adler und Saecker) siedelten sich zwei Sägewerke, eine Ziegelei und eine Möbelfabrik an. 1914 wurde eine Großversandgärtnerei gegründet, die später zu Europas größter Edelweißzüchterei expandierte.

Um 1930 hatte die Gemarkung der Stadt Ratzebuhr eine Flächengröße von 44,6 km², und im Stadtgebiet standen zusammen 286 bewohnte Wohnhäuser an 18 verschiedenen Wohnorten:[4]

  1. Altes Forsthaus
  2. Bahnhof Ratzebuhr
  3. Chausseehaus
  4. Emilienhof
  5. Ferdinandshöhe
  6. Forsthaus Ratzebuhr
  7. Friedrichshof
  8. Hintermühle
  9. Krügershof
  10. Marienhöh
  11. Polenskenhof
  12. Ratzebuhr
  13. Schützenhaus
  14. Sommersruh
  15. Spinnerei
  16. Tannhausen
  17. Vordermühle
  18. Ziegelei

Ratzebuhr gehörte 1945 zum Landkreis Neustettin im Regierungsbezirk Köslin der preußischen Provinz Pommern des Deutschen Reichs.

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Region im Frühjahr 1945 von der Roten Armee besetzt. Kurz darauf wurde Ratzebuhr – wie ganz Hinterpommern – seitens der sowjetischen Besatzungsmacht der Volksrepublik Polen zur Verwaltung überlassen. In der darauf folgenden Zeit wurde die einheimische Bevölkerung von der polnischen Administration vertrieben. Ratzebuhr wurde in Okonek umbenannt.

Demographie

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Bevölkerungsentwicklung bis 1945
Jahr Einwohner Anmerkungen
1740 864 [3]
1782 974 darunter elf Juden[3]
1794 1029 darunter 15 Juden[3]
1812 1060 darunter sechs Katholiken und 47 Juden[3]
1816 1132 darunter zehn Katholiken und 74 Juden[3]
1831 1322 darunter fünf Katholiken und 13 Juden[3]
1843 1579 darunter sechs Katholiken und 78 Juden[3]
1852 1850 darunter sechs Katholiken und 99 Juden[3]
1861 2063 darunter fünf Katholiken und 99 Juden[3]
1875 2248 [5]
1880 2432 [5]
1905 2192 Stadt an der Zarne, mit einer evangelischen und einer katholischen Kirche, einer Synagoge sowie einem Amtsgericht[6]
1925 2611 darunter 23 Katholiken und 30 Juden[4]
1933 2960 [5]
1939 2941 [5]

Sehenswürdigkeiten

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  • Rathaus Okonek, erbaut 1883
  • Katholische Kirche Unserer Lieben Frau von der Erlösung der Sklaven in Okonek, 1856 im neoromanischer Stil als evangelische Kirche erbaut und am 5. August 1945 katholisch geweiht. Die Ausstattung des Gebäudes ist modern vom Ende der 1970erJahre. Es ist die einzige dieser Anrufung gewidmete Kirche in Polen.
  • Der Bismarckturm von Ratzebuhr auf dem Tetzlaffsberg (Tecławska Góra) entstand auf Initiative des Vereins der Stadtwerke. Der Grundstein wurde am 1. April 1908 gelegt. Die Eröffnungsfeier fand am 23. August 1908 statt. Vor dem Turm wurde ein 4 Meter hohes Denkmal zum Gedenken an die Gefallenen errichtet. Bis 2019 wurde der Turm für das Mobilfunknetz genutzt.

Persönlichkeiten

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  • Hermann Haken (1828–1916), deutscher Politiker, war seit 1857 Kreisrichter in Ratzebuhr

Städtepartnerschaft

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Gemeindegliederung

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Zur Stadt- und Landgemeinde Okonek gehören außer geschlossenen Ortschaften auch Streusiedlungen.

Geschlossene Ortschaften:

Name deutscher Name (bis 1945)
Borki Barken
Borucino Burzen
Brokęcino Bahrenbusch
Chwalimie Wallachsee
Ciosaniec Hasenfier
Drzewice Hohenholz
Glinki Mokre Naßglienke
Glinki Suche Trockenglienke
Lędyczek Landeck
Łomczewo Lümzow
Lotyń Lottin
Lubniczka Klein Hertzberg
Okonek Ratzebuhr
Pniewo Pinnow
Podgaje Flederborn
Węgorzewo Szczecineckie Vangerow

Verstreute Siedlungen: Anielin (Karolinenhof), Babi Dwór (Babylon), Brzozówka (Birkenhof), Ciosaniec-Bolkowo (Hasenfier), Czersk (Marienwalde), Kruszka (Kruschke), Lubnica (Groß Hertzberg), Lubnicki Młyn, Przybysław (Ewaldshof), Rydzynka (Krügershof), Skoki (Mückenmühle), Wojnówko.

Literatur

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  • Ratzebuhr, Stadt, an der Zarne, Kreis Neustettin, Regierungsbezirk Köslin, Provinz Pommern. In: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Ratzebuhr (meyersgaz.org).
  • Gustav Kratz: Die Städte der Provinz Pommern – Abriss ihrer Geschichte, zumeist nach Urkunden. Berlin 1865, S. 320–321 (Google Books)
  • Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königl. Preußischen Herzogthums Vor- und Hinter-Pommern. Teil II, Band 2: Beschreibung der zu dem Gerichtsbezirk der Königl. Landescollegien in Cößlin gehörigen Hinterpommerschen Kreise. Stettin 1784, S. 707–711.
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Fußnoten

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  1. a b Population. Size and Structure by Territorial Division. As of December 31, 2020. Główny Urząd Statystyczny (GUS) (PDF-Dateien; 0,72 MB), abgerufen am 12. Juni 2021.
  2. Julius Adolph Wilcke: Chronik der Stadt Neustettin – Nach urkundlichen und amtlichen Quellen. Eckstein, Neustettin 1862, S. 35.
  3. a b c d e f g h i j k Kratz (1865), S. 320–321.
  4. a b Die Stadt Ratzebuhr im ehemaligen Kreis Neustettin in Pommern (Gunthard Stübs und Pommersche Forschungsgemeinschaft, 2011).
  5. a b c d Michael Rademacher: Neustettin. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  6. Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage, Band 16, Leipzig/Wien 1908, S. 351 (Zeno.org).