Großsteingräber bei Dummertevitz
Die Großsteingräber bei Dummertevitz waren ursprünglich wohl elf megalithische Grabanlagen der jungsteinzeitlichen Trichterbecherkultur in der Umgebung von Dummertevitz, einem Ortsteil der Gemeinde Lancken-Granitz im Landkreis Vorpommern-Rügen (Mecklenburg-Vorpommern). Von diesen existieren heute nur noch zwei. Bei allen Gräbern handelte es sich um Großdolmen. Das am besten erhaltene Grab trägt die Sprockhoff-Nr. 500 und ist auch unter den Bezeichnungen Großsteingrab Gobbin, Ziegensteine, Zägensteen, Siegsteine oder Blutsteine bekannt. 1969 wurde diese Anlage unter Leitung von Ewald Schuldt ausgegraben.
Großsteingräber bei Dummertevitz Großsteingrab Gobbin, Ziegensteine, Zägensteen, Siegsteine, Blutsteine (Grab 1)
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Das Großsteingrab Dummertevitz 1 | |||
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Koordinaten | Dummertevitz 1 , Dummertevitz 2 | ||
Ort | Lancken-Granitz OT Dummertevitz, Mecklenburg-Vorpommern, Deutschland | ||
Entstehung | 3500 bis 2800 v. Chr. | ||
Sprockhoff-Nr. | 500 |
Forschungsgeschichte
BearbeitenAuf den detaillierten Matrikelkarten der Gegend um Dummertevitz, die zwischen 1692 und 1709 im Zuge der schwedischen Landesaufnahme von Vorpommern angefertigt wurden, sind die Großsteingräber noch nicht explizit als solche verzeichnet, die Standorte einiger Gräber sind aber als kleine Baum- und Strauchinseln auf den Feldern eingetragen.[1][2]
Eine erste wissenschaftliche Beschreibung der Gräber unternahm Friedrich von Hagenow in den 1820er Jahren. Er stellte in Dummertevitz noch eine größere Anzahl an Großsteingräbern fest und verzeichnete ihre Lage auf seiner 1829 erschienenen Special Charte der Insel Rügen. Von Hagenows handschriftliche Notizen, die den Gesamtbestand der Großsteingräber auf Rügen und in Neuvorpommern erfassen sollten, wurden 1904 von Rudolf Baier veröffentlicht. Die Anlagen bei Dummertevitz wurden dabei nur listenartig aufgenommen.[3] Merkwürdigerweise machen beide Werke unterschiedliche Angaben zur genauen Anzahl der Gräber bei Dummertevitz. Während die Karte für Dummertevitz elf Großsteingrab-Signaturen aufweist, sind in der Liste nur sieben Anlagen vermerkt.
Eine erste ausführliche Dokumentation führte Ernst Sprockhoff durch, der die „Ziegensteine“ 1931 vermaß und in seinem Atlas der Megalithgräber Deutschlands veröffentlichte.[4] Dieses Grab war von Oktober bis November 1969 Gegenstand von Ausgrabungen unter der Leitung von Ewald Schuldt.[5]
Lage
BearbeitenDie beiden erhaltenen Anlagen liegen am Küstenweg zwischen Lancken-Granitz und Groß Stresow. Grab 1 liegt unmittelbar südlich des Wegs am Südrand des Waldgebiets Stresower Tannen. Grab 2 liegt etwa 100 m südöstlich hiervon auf einem Feld.
Unmittelbar östlich von Grab 1 lagen zwei weitere, heute zerstörte Gräber. Etwa 700–800 m nordöstlich von Grab 1 lag eine Gruppe von drei weiteren zerstörten Gräbern, die auf einer etwa ostsüdost-westnordwestlich verlaufenden Linie lagen. Etwa 1 km ostsüdöstlich von Grab 1 befand sich eine weitere Gräberguppe. Hier lagen auf einer ost-westlich verlaufenden Linie insgesamt zwölf Gräber, von denen die westlichen vier zur Feldmark Dummertevitz und die restlichen zur Feldmark Burtevitz gehörten.[6]
In der näheren Umgebung befinden sich zahlreiche weitere Großsteingräber: rund 1 km nordöstlich der „Ziegensteine“ liegen drei der vier erhaltenen Großsteingräber bei Burtevitz und die vier Großsteingräber bei Lancken-Granitz. Diese und weitere, heute zerstörte Gräber schlossen sich ursprünglich direkt nordöstlich an die zerstörte nördliche Gräbergruppe von Dummertevit an. 1,5 km östlich der „Ziegensteine“ liegt das vierte Großsteingrab bei Burtevitz und 2,5 km westlich liegen die Großsteingräber bei Nadelitz.
Beschreibung
BearbeitenGrab 1 („Ziegensteine“)
BearbeitenDie Megalithanlage mit in Ost-West-Richtung orientiertem trapezoidem Hünenbett mit quer liegender Kammer hat eine Länge von etwa 30 m. Vom Hünenbett fehlen zahlreiche Steine. Die Nordseite ist noch relativ gut erkennbar, der Verlauf der Südseite ist anhand einzelner Steine noch rekonstruierbar. Auffallend sind die großen Wächtersteine am östlichen Ende des Hünenbetts. Bei der Aufnahme durch Sprockhoff 1931 war keine Kammer erkennbar und die komplette Anlage unter Gebüsch verborgen. Durch die Ausgrabung von Ewald Schuldt ist die Kammer, des Großdolmens 1969 freigelegt worden. Vorhanden sind je drei Tragsteine der östlichen und westlichen Längsseite und der nördliche Schlussstein. Das Südende der Kammer, wo sich der Windfangzugang befand, ist etwas gestört. Zwei Decksteine der Kammer liegen auf, ein dritter fehlt. Die Anlage scheint ursprünglich im Rundhügel gelegen zu haben, der später von dem Hünenbett überbaut wurde.
Grab 2
BearbeitenVon Grab 2 ist noch eine Hügelschüttung erhalten, auf der mehrere Steine liegen, die aber ohne genauere Untersuchung keine Rückschlüsse auf das ursprüngliche Aussehen der Anlage mehr zulassen.
Siehe auch
BearbeitenLiteratur
Bearbeiten- Rudolf Baier (Hrsg.): Vorgeschichtliche Gräber auf Rügen und in Neuvorpommern. Aufzeichnungen Friedrich von Hagenows aus dessen hinterlassenen Papieren. Abel, Greifswald 1904.
- Hans-Jürgen Beier: Die megalithischen, submegalithischen und pseudomegalithischen Bauten sowie die Menhire zwischen Ostsee und Thüringer Wald. Beiträge zur Ur- und Frühgeschichte Mitteleuropas 1. Wilkau-Haßlau 1991.
- Friedrich von Hagenow: Special Charte der Insel Rügen. Nach den neuesten Messungen unter Benutzung aller vorhandenen Flurkarten entworfen. Lithographisches Institut des Generalstabes, Berlin 1829 (Online).
- Luise Lorenz: Keramiklaufzeiten und die Nutzungsdauer nordostdeutscher Megalithgräber. In: Martin Hinz, Johannes Müller (Hrsg.): Siedlung, Grabenwerk, Großsteingrab. Studien zur Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt der Trichterbechergruppen im nördlichen Mitteleuropa (= Frühe Monumentalität und soziale Differenzierung. Band 2). Rudolf Habelt Verlag, Bonn 2012, ISBN 978-3-7749-3813-7, S. 61–86 (Online).
- Ingrid Schmidt: Hünengrab und Opferstein. Bodendenkmale auf der Insel Rügen. 2. Aufl., Hinstorff, Rostock 2011, ISBN 978-3-356-00917-0, S. 24–25.
- Ewald Schuldt: Steinzeitliche Grabmonumente der Insel Rügen. Museum für Ur- und Frühgeschichte, Schwerin 1971.
- Ewald Schuldt: Die Ziegensteine von Dummertevitz, Kreis Rügen. In: Bodendenkmalpflege in Mecklenburg. Jahrbuch 1971. 1972, S. 143–151.
- Ewald Schuldt: Die mecklenburgischen Megalithgräber. Untersuchungen zu ihrer Architektur und Funktion. VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1972.
- Ernst Sprockhoff: Atlas der Megalithgräber Deutschlands. Teil 2: Mecklenburg – Brandenburg – Pommern. Rudolf-Habelt Verlag, Bonn 1967, S. 71–72.
Weblinks
Bearbeiten- grosssteingraeber.de: Ziegensteine, Dummertevitz 2
- strahlen.org: Megalithgräber und Menhire in Mecklenburg-Vorpommern. Großsteingrab „Ziegensteine“
- The Megalithic Portal: Gobbin Ziegensteine, Gobbin Steingrab 2
- KLEKs Online: Ziegensteine, Großsteingrab (Dummertevitz)
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ GeoGREIF Geografische Sammlungen – Matrikelkarten der Landesaufnahme von Schwedisch-Pommern 1692-1709, Signatur AV 19
- ↑ GeoGREIF Geografische Sammlungen – Matrikelkarten der Landesaufnahme von Schwedisch-Pommern 1692-1709, Signatur BIX 30
- ↑ Rudolf Baier (Hrsg.): Vorgeschichtliche Gräber auf Rügen und in Neuvorpommern. Aufzeichnungen Friedrich von Hagenows aus dessen hinterlassenen Papieren. S. 12.
- ↑ Ernst Sprockhoff: Atlas der Megalithgräber Deutschlands. Teil 2: Mecklenburg – Brandenburg – Pommern. S. 71–72.
- ↑ Ewald Schuldt: Die Ziegensteine von Dummertevitz, Kreis Rügen. S. 143.
- ↑ Friedrich von Hagenow: Special Charte der Insel Rügen. Nach den neuesten Messungen unter Benutzung aller vorhandenen Flurkarten entworfen. 1829.