Guggenheim-Quadrat

Merkschema für Zusamenhänge der Thermodynamik, benannt nach Edward Guggenheim
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Das Guggenheim-Quadrat oder Guggenheim-Schema (nach Edward Guggenheim) ist ein Hilfsmittel, um einige einfache, aber grundlegende Beziehungen der Thermodynamik, wie die charakteristischen Funktionen oder die Maxwell-Beziehungen, aus dem Gedächtnis heraus aufzustellen.

Guggenheim-Quadrat

Verknüpft werden die thermodynamischen Potentiale

an den Kantenmitten

mit den Zustandsgrößen

an den Ecken des Quadrats.

Verwendung

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Charakteristische Funktionen

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Um die charakteristische Funktion, also das totale Differential eines der vier thermodynamischen Potentiale  ,  ,  ,  , zu erhalten, ist wie folgt vorzugehen:

  1. Auswahl eines thermodynamischen Potentials; für die Relation des großkanonischen Potentials   bietet sich der Vergleich zur sehr ähnlichen freien Energie   an.
    • Beispiel: Wir suchen das totale Differential der inneren Energie  , also  
  2. Die beiden Symbole, die dem gesuchten Potential in den Ecken gegenüberliegen, stellen die Koeffizienten derjenigen Differentiale dar, die sich an den Ecken neben dem gesuchten Potential befinden.
    • Im Beispiel liegen an den gegenüberliegenden Ecken von   der Druck   und die Temperatur  . Das vorläufige Zwischenergebnis ist damit  
    • Das zu   gehörige Differential befindet sich in der diagonal gegenüberliegenden Ecke und ist damit das Volumen  ; Zwischenergebnis:  
    • Analog zum vorigen Schritt befindet sich diagonal gegenüber   als zugehöriges Differential die Entropie  ; Zwischenergebnis:  
  3. Alle Koeffizienten, die sich auf der linken Seite des Quadrates befinden, erhalten ein negatives Vorzeichen.
    • Da sich   auf der linken Seite des Vierecks befindet, erhält es ein negatives Vorzeichen. Zwischenergebnis:  . (  liegt zwar auch links, es kommt aber nur als Differential und nicht als Koeffizient vor und erhält daher kein negatives Vorzeichen. Analog ist bei der Suche nach   kein negatives Vorzeichen vor den  -Term zu stellen, da es sich auch hier nicht um einen Koeffizienten handelt.)
  4. Zum Schluss wird stets noch der Term   für das chemische Potential (mit der Teilchenzahl  ) addiert.
    • Im Beispiel ergibt sich so das Endergebnis  

Maxwell-Relationen

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  1. Auszuwählen sind zwei Zustandsgrößen, die an den beiden Ecken einer gemeinsamen Seite des Quadrates liegen.
    • Beispiel: Gesucht ist eine Maxwell-Relation mit   und  , welche die Ecken der linken Kante bilden. Diese bilden den Differentialquotienten der linken Seite der gesuchten Maxwell-Relation, also  
  2. Die Zustandsgrößen, welche die gegenüberliegende Seite des Quadrats begrenzen, bilden den Differentialquotienten auf der rechten Seite der gesuchten Maxwellgleichung. Dabei ist darauf zu achten, dass sie in gleicher Richtung abgelesen werden wie die erste Kante.
    • Gegenüber von   und   befinden sich   und  . Wir haben   gebildet, also "obere Ecke nach unterer Ecke abgeleitet". Dementsprechend muss auch auf der anderen Seite des Quadrats "von oben nach unten" abgeleitet werden. Zwischenergebnis ist also  . (Analoges ergibt sich für links/rechts, etwa bei der Suche nach  ).
  3. Differentialquotienten, die sowohl   als auch   enthalten, erhalten ein negatives Vorzeichen, da beide(!) Symbole an der Kante mit dem Minuszeichen liegen.
    • Die linke Seite erhält demnach ein negatives Vorzeichen. Das Zwischenergebnis ist also  
  4. Die konstant gehaltene Variable einer Seite ist stets im Nenner der anderen Seite wiederzufinden.
    • Das Endergebnis ist also  

Zustandsgröße als Differentialquotient

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  1. Auszuwählen ist eine Größe, die in einer Ecke des Quadrates liegt.
    • Beispiel: Gesucht sind Beschreibungen von   als Differentialquotient bzw. Ableitung.   liegt an der linken Seite des Quadrats, also  
  2. Das der Größe diagonal gegenüber liegende Symbol stellt den Nenner der Ableitungen dar.
    • Gegenüber von   liegt  , also  
  3. Die beiden dem Nenner benachbarten Symbole bilden jeweils den Zähler einer Ableitung.
    • Benachbart zu   liegen   und  , also gilt   und  
  4. Das dritte Symbol an den Seiten von Zähler und Nenner ist jeweils die Größe, die konstant bleibt.
    • An der Seite von   und   liegt  , also gilt  ; an der Seite von   und   liegt  , also gilt  
(Auch hier erhalten Größen, die zwar auf der linken Seite liegen, aber nur im Differentialquotienten vorkommen, kein negatives Vorzeichen!)

Im Gleichgewicht minimierte Zustandsgröße

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  1. Auszuwählen sind zwei benachbarte Ecken des Guggenheim-Quadrates, welche bei dem Prozess kontrolliert, also konstant gehalten werden.
    • Beispiel: Entropie   und Druck   sollen konstant gehalten werden, also wurden die linksseitigen Ecken ausgewählt.
  2. Die im Gleichgewicht minimierte Größe steht nun zwischen den gewählten Ecken.
    • Im Beispiel gilt also  

Merksprüche

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Zur einfacheren Anwendung sei folgende beispielhafte Auswahl an mehrheitlich humoristischen Merksprüchen angegeben, welche auf jeweils unterschiedliche Art und Weise gelesen die Buchstabenreihenfolge des Quadrats wiedergeben:

  • Seid heute pünktlich, unten gibt's viele frische Tomaten.
  • Schnell und viel hilft für Prüfungen Guggenheims Tat.
  • Schon unter Varus hatten früher (alle) praktische(n) Germanen Taschenrechner.
  • Good physicists have studied under very fine teachers.
  • Unheimlich viele Forscher trinken gerne Pils hinterm Schreibtisch.
  • Gute Physiker haben stets/selten eine Vorliebe für Thermodynamik.
  • Prinzipiell haben schon unsere Vorfahren für Thermodynamik geschwärmt.
  • SUV-Fahrer tragen gerne pinke Hemden.

Neben diesen Merksprüchen existieren zahlreiche weitere.

Merkhilfen für drei Freiheitsgrade

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Thermodynamisches Oktaeder

Das Guggenheim-Quadrat beschreibt Systeme mit zwei Freiheitsgraden. Für drei Freiheitsgrade wurden Merkhilfen in Form der geometrischen Figuren Oktaeder[1][2] und Kuboktaeder[3] beschrieben. Bei diesen sind, im Gegensatz zum Quadrat, die thermodynamischen Potentiale (G, U, H, F etc.) keine Kanten, sondern Flächen.

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  • Thomas Kraska: The Guggenheim scheme. In: Statistical Thermodynamics Computational Site. Universität Köln, 1998, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 24. Juli 2007; (englisch).

Literatur

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Einzelnachweise

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  1. L. T. Klauder, American Journal of Physics, 1968, 36(6), 556–557 doi:10.1119/1.1974977
  2. James M. Phillips, J. Chem. Educ., 1987, 64(8), 674–675 doi:10.1021/ed064p674
  3. Ronald. F. Fox, J. Chem. Educ., 1976, 53(7), 441–442 doi:10.1021/ed053p441