Halbleiterwerk Frankfurt (Oder)
Der VEB Halbleiterwerk Frankfurt (Oder) (kurz: HFO oder auch HWF) war der größte Produzent von Mikroelektronik der ehemaligen DDR. Im letzten Produktionsjahr (1989) fertigte das Werk 150 Mio. Transistorchips, 110 Mio. ICs und 9,7 Mio. Transistoren[1].
VEB Halbleiterwerk Frankfurt (Oder)
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Rechtsform | Volkseigener Betrieb |
Gründung | 1. Januar 1959 |
Auflösung | Juli 1990 |
Auflösungsgrund | Zahlungsunfähigkeit |
Sitz | Frankfurt (Oder), Deutschland |
Mitarbeiterzahl | ca. 8000 (Stand: 1989) |
Branche | Mikroelektronik |
Unternehmensgeschichte
BearbeitenDas Halbleiterwerk wurde offiziell am 1. Januar 1959 gegründet. Die anfängliche Produktionsstätte war ein Haus in der Frankfurter Innenstadt, jedoch wurde 1961 nach zwei Jahren Bauzeit „auf der grünen Wiese“ in Markendorf bei Frankfurt (Oder) das Hauptbetriebsgelände errichtet. Eine weitere Produktionsstätte und Berufsschule wurde in der ehemaligen Mädchenberufsschule in der Potsdamer Straße 1 und 2 eingerichtet. Am 31. August 1970 erfolgte die Gründung der Betriebssportgemeinschaft (BSG) Halbleiterwerk (heutiger Name SV Preußen Frankfurt). Seit 1978 gehörte das Halbleiterwerk zum Kombinat Mikroelektronik Erfurt. Bis zum Jahr 1989 wuchs das Werk auf 8000 Mitarbeiter an. Im Halbleiterwerk wurden für die RGW-Länder mikroelektronische Bauteile gefertigt, die nicht aus dem „Nichtsozialistischen Wirtschaftsgebiet“ bezogen werden konnten. Mit der Währungsunion im Juli 1990 und dem damit verbundenen Übergang zur D-Mark brachen alle Wirtschaftsbeziehungen zum RGW zusammen, das Werk wurde über Nacht zahlungsunfähig, tausende Mitarbeiter wurden in Folge entlassen.
Nachfolger des VEB Halbleiterwerk Frankfurt (Oder) waren die SiMI Silicium Microelectronic Integration GmbH, die Megaxess GmbH Deutschland, die MSF Microtechnology Services Frankfurt (Oder) GmbH und die Chipfabrik Frankfurt (Oder).
Produktprofil
BearbeitenZur Zeit der Gründung Ende der 1950er Jahre lag der Fokus der weltweiten Mikroelektronik-Entwicklung auf bipolaren Halbleitern. Folgend fokussierte die Entwicklung des HFO auf alle Arten bipolarer Schaltkreise. Ab Mitte der 1980er Jahre kamen dann CMOS-Taschenrechnerschaltkreise hinzu.
- Bipolare TTL-Schaltkreise (74xx-Serien ~ Serien D..., DL..., DS...., E...)
- Bipolare Analoge Schaltkreise (Serien A..., B..., C...)
- Bipolare Masterslice-Kundenschaltkreise (SBC IA..., ECL)
- Bipolare Vollkunden-IC (SBC, I²L, mixed analog/digital, Hochvolt)
- CMOS (Taschenrechnerschaltkreise U825...U828)
- Spielkonsole Bildschirmspiel 01
Persönlichkeiten
BearbeitenFolgende Persönlichkeiten arbeiteten im Halbleiterwerk:
- Matthias Falter, technischer Leiter 1960–1964
- Joachim Auth, wissenschaftlicher Direktor 1964–1967
- Wolfgang Denda, 1960–1987
- Rosemarie Fuchs, 1962–1990
- Axel Henschke, 1973–1975
- Martin Wilke, 1983–1991
Literatur
Bearbeiten- Gabriele Valerius: Gleiche Chancen ungleich genutzt? Erwerbsbiographische Mobilitätspfade im ostdeutschen Transformationsprozeß zwischen 1990 und 1996. Studie zum beruflichen Verbleib einer ausgewählten Ingenieurgruppe des VEB Halbleiterwerk Frankfurt (Oder). In: Frankfurter Institut für Transformationsstudien an der Europa Universität Viadrina (Hrsg.): Arbeitsberichte - Discussion Papers. Nr. 98,2, 1998, ISSN 1431-0708 (online [PDF; 136 kB; abgerufen am 2. November 2016]).
Weblinks
Bearbeiten- RC35, Radiowecker mit analoger Quarzuhr, 1984, Radiomuseum
- Analyse integrierter Schaltkreise aus dem HFO
- Analyse von Transistoren aus dem HFO: GD170, SF123, SF137, SL113, SS109
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Jörg Berkner: Die Halbleiterindustrie in der DDR. Hüthig GmbH, 12. April 2016, abgerufen am 2. August 2021.
Koordinaten: 52° 19′ 21,1″ N, 14° 30′ 2,3″ O