Die South Eastern Main Line ist eine Eisenbahnstrecke in Großbritannien. Sie verbindet London mit der Grafschaft Kent und den Hafenstädten am Ärmelkanal. Die Vororts- und Schnellzüge auf dieser Strecke werden von der Gesellschaft Southeastern betrieben; diese verkehren in London von den Bahnhöfen Charing Cross, Blackfriars, Cannon Street und London Bridge aus. Bei Ashford besteht ein Anschluss an den High Speed 1 zum Eurotunnel.
Geschichte
BearbeitenErbaut wurde die Strecke von der South Eastern Railway (SER), die in Konkurrenz zur London, Chatham and Dover Railway (LCDR) stand. Die SER erhielt 1836 vom Parlament die Konzession zum Bau einer Strecke von London Bridge über East Croydon, Redhill, Tonbridge, Ashford und Folkestone nach Dover.
Zwischen London und Redhill teilte sich die SER die Trasse der Brighton Main Line mit der London, Brighton and South Coast Railway. Das Parlament hatte darauf bestanden, dass südlich der Hauptstadt nur eine einzige Bahnlinie nötig sei. Die SER-Züge mussten somit einen weiten Umweg fahren. Der Beschluss des Parlaments ignorierte die Tatsache, dass schon seit der Antike eine direkte Straßenverbindung London – Dover bestand und dass bei anderen bedeutenden Eisenbahnprojekten ebenfalls eine möglichst direkte Linienführung gewählt worden war. Ein Zugspassagier nach Dover musste über 35 Kilometer mehr zurückzulegen als mit der Postkutsche.
Die Hauptlinie erreichte Ashford am 1. Dezember 1842, die Vororte von Folkestone am 28. Juni 1843 und Dover am 7. Februar 1844. Im Jahr 1845 ersetzte die SER ihre Hauptbetriebswerkstatt von New Cross in London nach Ashford.
Aufgrund der Konkurrenz mit der LCDR, welche die direkter verlaufende Chatham Main Line gebaut hatte, baute die SER eine sehr kostspielige Verbindung über Sevenoaks und Orpington durch die North Downs, mit zwei für damalige Begriffe langen Tunnels bei Knockholt. Diese 39 Kilometer lange „Abkürzungslinie“ erreichte Chislehurst am 1. Juli 1865. Die Eröffnung des Abschnitts bis Sevenoaks verzögerte sich bis zum 2. März 1868. Am 1. Mai 1868 wurde schließlich auch der Abschnitt nach Tonbridge eröffnet. 1899 fusionierten die SER und die LCDR zur South Eastern and Chatham Railway (SECR), was eine Vereinfachung der Gleisanlagen in Ashford und Dover mit sich brachte.
Die 1923 entstandene Southern Railway elektrifizierte die Strecke mit 660 V Wechselstrom und Stromschienen. Im Juli 1925 wurde der elektrische Betrieb von London Victoria aus nach Orpington aufgenommen. 1926 folge der Abschnitt von Charing Cross und Cannon Street über London Bridge nach Orpington. Im Januar 1935 erreichten die elektrischen Züge schließlich Sevenoaks. 1927 wurde der bisher auf hölzernen Stützen verlaufende Abschnitt entlang Shakespeare Beach mit einer Stützmauer versehen.[1]
Nach dem Zweiten Weltkrieg führte die staatliche British Rail die Elektrifizierung weiter. Diese war im Juni 1961 abgeschlossen. Gleichzeitig erhöhte man die elektrische Spannung auf dem gesamten südöstlichen Streckennetz auf 750 V.
1994 erfolgte die Eröffnung des Eurotunnels, dessen nördliches Portal bei Cheriton in der Nähe von Folkestone liegt. Da zu diesem Zeitpunkt keine Schnellfahrstrecke auf britischem Boden existierte, fuhren die Eurostar-Züge nach Verlassen des Tunnels auf der South Eastern Main Line nach Ashford und erreichten London via Maidstone. Seit September 2003 verkehren die internationalen Hochgeschwindigkeitszüge auf dem High Speed 1.
Durch Hochwasser am Heiligabend 2015 wurde die seeseitige Stützmauer entlang Shakespeare Beach auf dem Streckenabschnitt zwischen Dover Priory und Folkestone Central stark beschädigt,[2] so dass der Betrieb zeitweilig unterbrochen werden musste. Bei den Vorbereitungen zum Wiederaufbau wurden weitere Mängel bei der Errichtung der originalen Mauer festgestellt.[1] Die Arbeiten zur Wiederherstellung dauerten bis 5. September 2016.
Haltepunkt Shakespeare Cliff
BearbeitenShakespeare Cliff liegt westlich des Shakespeare Cliffs am Shakespeare Tunnel. Der inoffizielle Haltepunkt wurde 1913 von der South Eastern and Chatham Railway eröffnet.[3] Zuletzt wurde er in den 1980er- und 1990er-Jahren benutzt von Personen, die am Bau der Tunnelröhren des Eurotunnel arbeiteten.[4]
Siehe auch
BearbeitenLiteratur
Bearbeiten- Die Eisenbahnen von London nach Bristol und Dover. In: Illustrirte Zeitung. Nr. 22. J. J. Weber, Leipzig 25. November 1843, S. 348–352 (Digitalisat in der Google-Buchsuche).
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ a b Railway detectives piece together history of Dover sea wall. Network Rail, 3. Februar 2016, abgerufen am 5. Februar 2016.
- ↑ Railway between Dover Priory and Folkestone Central closed after damage to sea wall. Network Rail, 27. Dezember 2015, abgerufen am 5. Februar 2016.
- ↑ Shakespeare Cliff Halt. Kent Rail, David Glasspool. Abgerufen am 28. April 2020
- ↑ Shakespeare Cliff. Channsl Tunnel Works Site. Kent Rail. Abgerufen am 28. April 2020