Als Anfang der 1980er Jahre die Vogelfluglinie jährlich neue Beförderungsrekorde aufgestellt und die Dänischen Staatsbahnen (DSB) entsprechend immer größerer Fährschiffe eingesetzt hatte, musste die DB die voll ausgelastete Deutschland durch einen Neubau mit 60 Prozent mehr Kapazität ergänzen. Die Theodor Heuss genügte den Ansprüchen nicht mehr und war für Gefahrgüter umgerüstet worden. Der Auftrag ging am 18. Oktober 1984 an die Kieler Howaldtswerke-Deutsche Werft. Die Bundesrepublik Deutschland gewährte 12,5 Prozent Wettbewerbshilfe; eine Förderung, die eigentlich nur privaten Reedern vorbehalten war.
Das neue Flaggschiff der DB wurde nach nur 17 Monaten Bauzeit am 2. Mai 1986 abgeliefert und von Veronica Carstens auf den Namen ihres Mannes getauft. Im persönlichen Gespräch dankte der ehemalige Bundespräsident Karl Carstens den Werftarbeitern für die solide und gute Wertarbeit an „seinem Schiff“.[1]
Mit diesem Schiff kamen erstmals Stabilisatoren gegen unruhige See zum Einsatz. Die Einrichtungen entsprachen denen der anderen Fährschiffe auf dieser Fährstrecke.
Die Karl Carstens wurde zunächst in Warnemünde und danach in Nakskov und Rødby aufgelegt. Im Jahr 2000 wurde der Name auf Karl verkürzt und das Schiff mehrmals verkauft. Mitte 2006 erreichte die ehemalige Eisenbahnfähre die Viktor-Lenac-Werft in Rijeka, um dort zu einem Bohrschiff umgebaut zu werden. Nachdem der Hauptteil der Aufbauten entfernt und die Unterkünfte ausgebaut waren, gründeten der Besitzer und die Helix Energy Solution Group das Gemeinschaftsunternehmen Kommandor LCC und legten sich auf einen zukünftigen Einsatz als FPSO fest. Zu diesem Zweck wurden ein neuer Rumpf um den bereits vorhandenen gebaut, ein neues Arbeitsdeck zur Aufnahme der zukünftigen Ausrüstung errichtet und die Decksaufbauten für die Unterbringung einer größeren Besatzung erweitert.
Während des Umbaus wurden 4.000 Tonnen Stahl, mehr als 250 Tonnen Rohre und 155 Kilometer Kabel verarbeitet. Die Integration der neuen Systeme in die vorhandenen Räume war dabei die größte Herausforderung. Die vorhandenen sechs MaK-12M282-Dieselgeneratorensätze wurden überholt und für das dynamische Positionieren wurde eine Kombination von insgesamt sieben Rolls-Royce-Propellergondeln und Querstrahlsteueranlagen mit einer Gesamtleistung von 12.000 kW installiert. Der Umbau zur Helix Producer I war das bisher größte Vorhaben der Viktor-Lenac-Werft.[2]
Die Installation der Produktionseinrichtungen erfolgte ab Mai 2009 auf der Kiewit-Werft in Corpus Christi (Texas). Das abkoppelbare Fördersystem ist die herausragende Eigenschaft der Helix Producer I: Bei einem sich nähernden Hurrikan kann die Verbindung schnell gelöst und das Schiff aus dem Gefahrenbereich gebracht werden. Nach dem Sturm kehrt das Schiff zurück, verbindet sich wieder mit dem System und nimmt die Förderung wieder auf. Die Einrichtungen an Bord erlauben die Verarbeitung von täglich 30.000 Barrel Erdöl, 70 MMSCFD (Million Standard Cubic Feet per Day) Erdgas und 50.000 Barrel Wasser.
Das Einsatzgebiet der Helix Producer I ist das Phoenix-Ölfeld im Golf von Mexiko. Im Juni 2010 kündigte BP an, dass das Schiff die Discoverer Enterprise und Toisa Pisces bei der Aufnahme des austretenden Öls an der Deepwater-Horizon-Unglücksstelle unterstützen werde. Mit ihrer Kapazität von 30.000 Barrel konnte die Helix Producer I nahezu die Hälfte des täglich ausströmenden Erdöls aufnehmen und zum Abtransport auf Tanker entladen.[3]
- Gert Uwe Detlefsen: Schiffahrt im Bild Ostsee-Fährschiffe. Hauschild Verlag Bremen 1997, ISBN 978-3-89757-372-7.
- Günther Meier: Die Vogelfluglinie und ihre Schiffe. Koehlers Verlagsgesellschaft mbH, Herford 1988, ISBN 3-7822-0441-7.
- Carsten Watsack: Puttgarden-Rødby Die Geschichte der Vogelfluglinie. Verlag Deutsche Fährschiffpublikationen, Edition Ostseeland 2000, ISBN 3-8311-0357-7.