Hendrick Goltzius

niederländischer Maler und Kupferstecher (1558–1617)
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Hendrick Goltzius (* Januar oder Februar 1558 in Bracht, heute Ortsteil von Brüggen im Kreis Viersen – bei Venlo; † 29. Dezember 1616 oder 1. Januar 1617 in Haarlem) war ein niederländischer Maler, Zeichner und Kupferstecher. Sein Werk stand unter dem Einfluss der durch die Nachahmung italienischer Meister hervorgerufenen manieristischen Strömung, welche damals die holländische Kunst beherrschte.

Hendrik Goltzius von Jacob Matham
 
Goltzius’ rechte Hand

Obwohl Goltzius’ rechte Hand durch eine Verbrennung in der Kindheit missgestaltet war,[1] lernte er bei Philipp Galle das Handwerk des Kupferstechers. Seine Bildung verdankte er Dirck Volkertszoon Coornhert und dem Austausch an der Haarlemer Akademie, der auch Bartholomäus Spranger, Cornelis van Haarlem und Karel van Mander angehörten.[2] Ab 1590 bereiste er mehrere Jahre Italien und Deutschland, überall scharf beobachtend und präzise Studien fertigend.  

Er gründete in Haarlem eine Kupferdruckerei, in der die Elite der damaligen Stecherkunst ausgebildet wurde, so Jakob de Gheyn II., sein Schwiegersohn Jakob Matham, Pieter de Jode der Ältere, Jan Muller und Jan Saenredam, die den Manierismus ihres Lehrers auf jeweils eigenständige Art fortführten.

Mit 42 Jahren begann Goltzius, daneben Gemälde zu fertigen.

Angesichts der Produktion von über 300 meisterhaften Grafiken, die weite Verbreitung fanden, wurde er bereits zu Lebzeiten als einer der brillantesten Maler, Zeichner und Stecher gefeiert.

Inhaltlich entspricht Goltzius’ Werk den Themen der Zeit: Es umfasst vor allem erfindungsreiche und ausgeklügelte Allegorien, wie sie ihm besonders der am Prager Kaiserhof wirkende Flame Bartholomäus Spranger lieferte. Sie zeigen meist Kampfszenen oder erotische Motive. Neben Erzählungen der antiken Mythologie verwendete er biblische Geschichten als Vorlage für seine Bildideen. Er fertigte auch eine Reihe von Porträts, selbst solche von Menschen aus dem Volke, die er zu seinem eigenen Vergnügen abbildete.[3]

Aber namentlich um die Technik der Druckkunst hat sich Goltzius Verdienste erworben. Er bildete jene plastische Behandlungsweise des Kupferstiches aus, welche sich durch den Schwung und die Bewegung der Schattenlinien, durch ihr Anschwellen und Verschwinden, durch die unterschiedliche Art ihrer Durchschneidung den Gesetzen der Modellierung aufs genaueste zu entsprechen sucht. In seinen Holzschnitten verwendete er meisterhaft die Chiaro-Scuro-Technik.

Ebenfalls sehr gefragt waren seine Federrisse, auch Federkunststücke oder niederländisch Penwerken genannt: Zeichnungen, in denen er mit Feder und Tinte auf Papier oder Pergament die Stichtechnik imitierte. Die nebenstehende Zeichnung seiner missgestalteten Hand ist ein Beispiel dafür.

In seiner Malerei, dominiert von mythologischen Themen, war Goltzius seinem berühmten Kollegen Bartholomäus Spranger stilistisch verhaftet.

Die Zahl der nach „Goltzius“ gefertigten Stiche ist sehr groß. Blätter in seinem Stil waren ein beliebter Exportartikel und finden sich heute in fast allen größeren Museen beziehungsweise Sammlungen.

 
Selbstporträt (1593/94)

Bekannte Werke

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  • Stürzende (Ikarus, Phaeton u. a.)
  • Pygmalion
  • Herakles und zwei Betrachter
  • Sine Cerere et Libero friget Venus| Sine Cerere et Libero friget Venus (mehrere Fassungen)
  • Jupiter und Antiope, Gemälde aus dem Jahre 1612, The National Gallery London
  • Apollo von Belvedere und skizzierender Künstler
  • Tugendenserie
  • Planetenserie
  • Söldnerserie
  • Illustrationen zu Ovids Metamorphosen

Ausstellungen

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Literatur

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  • Wilhelm Adolf Schmidt: Goltzius, Hendrik. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 9, Duncker & Humblot, Leipzig 1879, S. 361 f.
  • Otto Hirschmann: Hendrick Goltzius 1558–1617. Leben und graphische Arbeiten. Klinkhardt & Biermann, Leipzig 1914 (Digitalisat)
  • Otto Hirschmann: Hendrick Goltzius als Maler 1600–1617. Nijhoff, Den Haag 1916.
  • Otto Hirschmann: Verzeichnis des graphischen Werks von Hendrick Goltzius 1558–1617. Klinkhardt & Biermann, Leipzig 1921 (Digitalisat)
  • Martin Kirves: Das Skulpturale im Werk von Hendrick Goltzius. In: Norbert Michels (Hrsg.): Hendrick Goltzius (1558–1617). Mythos, Macht und Menschlichkeit, Petersberg 2017, S. 72–85. (Digitalisat).
  • Lawrence W. Nichols: Hendrick Goltzius – Documents and Printed Literature Concerning his Life. In Nederlands Kunsthistorische Jaarboek 42/43, 1991/92, S. 77–120.
  • Marjolein Leesberg, Huigen Leeflang: Hendrick Goltzius (The New Hollstein Dutch & Flemish Etchings, Engravings and Woodcuts 1450–1700). 4 Bände, Sound & Vision Publ., Ouderkerk aan den Ijssel 2012.
  • Lawrence W. Nichols: The paintings of Hendrick Goltzius 1558–1617. A monograph and catalogue raisonné. Davaco, Doornspijk 2013, ISBN 978-90-70288-28-0.
  • Petra Wandrey: Ehre über Gold: die Meisterstiche von Hendrick Goltzius. Bildtheorie und Ikonografie um 1600. Gebr. Mann, Berlin 2018, ISBN 978-3-7861-2777-2.
  • Stephanie Stroh, Anne-Katrin Sors und Michael Thimann (Hrsg.): Verwandlung der Welt. Meisterblätter von Hendrick Goltzius. Ausstellungskatalog einer Ausstellung des Augustinermuseums und der Kunstsammlung der Georg-August-Universität Göttingen. Petersberg 2020, ISBN 978-3-7319-1079-4.
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Commons: Hendrick Goltzius – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

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  1. Vor diesem Hintergrund wird häufig angenommen, Goltzius habe zum Stechen die rechte und zum Malen eher die linke Hand benutzt, wie es der Freund und Biograph Karel van Mander in seinem Schilder-Boeck berichtet. Zitiert in: Walter Melion, Shaping the Netherlandish canon, Chicago 1991, S. 59.
  2. Franzsepp Würtenberger: Der Manierismus. Schroll-Verlag, Wien und München, 1962, S. 10
  3. Franzsepp Würtenberger: Der Manierismus. Schroll-Verlag, Wien und München, 1962, S. 215
  4. Verwandlung der Welt – Meisterblätter von Hendrick Goltzius. Abgerufen am 16. Juni 2023.
  5. Mitteilung zur Ausstellung, abgerufen am 28. August 2014.
  6. Kunstmuseum Basel | Ausstellungen | Vorschau | Bestechend gestochen
  7. Städtische Museen Freiburg: Meisterblätter von Hendrick Goltzius - freiburg.de/museen. Abgerufen am 22. März 2021.