Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden
Die Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden ist eine staatliche berufsbildende Einrichtung auf Universitätsniveau. Als privates Konservatorium am 1. Februar 1856 gegründet, erlangte sie nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs den Status einer Hochschule. Zu Beginn des Sommersemesters 2023 waren rund 701 Studierende an der Hochschule eingeschrieben.[2]
Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden | |
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Gründung | 1856 |
Trägerschaft | staatlich |
Ort | Dresden |
Bundesland | Sachsen |
Land | Deutschland |
Rektor | Lars Seniuk[1] |
Studierende | 701 (SoSe 2023)[2] |
Mitarbeiter | 503 (2022)[3] |
davon Professoren | 69 (2022)[3] |
Website | www.hfmdd.de |
Geschichte
BearbeitenDie heutige Musikhochschule wurde am 1. Februar 1856 vom Kammermusiker Friedrich Tröstler als privates Konservatorium gegründet. Er verkaufte es 1859 an Friedrich Pudor. Unter dessen Leitung erhielt die Einrichtung 1881 das Prädikat Königliches Konservatorium.[4] Damit hob sie sich unter vielen konkurrierenden privaten Musikschulen im Dresden jener Zeit hervor. Der Hauptsitz des Konservatoriums befand sich in der Landhausstraße 11. In der Bautzner Straße, zwischenzeitlich in der Werderstraße und der Haydnstraße[5] sowie später in der Nicolaistraße gab es Zweigstellen.[6]
Künstlerischer Leiter war spätestens ab 1861 bis zu seinem Tod 1877 Julius Rietz, der 1860 von Leipzig nach Dresden gekommen war.[7] Nachfolger wurde Franz Wüllner,[8] der am 13. Juli 1884 feierlich als Direktor verabschiedet wurde und Dresden aufgrund von Intrigen insbesondere in Bezug auf seine Kapellmeistertätigkeit verließ. Von 1884 bis 1890 war Hofkapellmeister Adolf Hagen zugleich auch Künstlerischer Direktor des Konservatoriums.
1887 übernahm Heinrich Pudor die Leitung von seinem Vater. Weil er mit seinem Konzept, ausschließlich auf deutsche Musik zu setzen, auf heftige Kritik stieß, verkaufte er das Konservatorium 1890 an Eugen Krantz, der hier schon seit 1869 gelehrt hatte.[9] Die Einrichtung verblieb für 47 Jahre im Besitz von dessen Familie.
Um 1895 unterrichteten mehr als 100 Lehrer fast 1000 Schüler. Die Familie Krantz entwickelte das Profil einer Hochschule der Tonkunst mit verbundener Theaterschule und einem staatlichen Musiklehrerseminar. Neben den Einnahmen aus den Unterrichtsgebühren sowie öffentlicher Zuschüsse, wurde das Musikunstitut durch einen Patronatsverein finanziell unterstützt, den Franz Wüllner 1881 gegründet hatte.[10] Das Konservatorium trug den Beinamen Hochschule für Musik und Theater.[11] Außerdem wurden Kirchenmusiker ausgebildet und es bestand eine Volksmusikschule.
1921 wandte sich Krantz mit einer Eingabe gegen eine Umwandlung seines privaten Musikinstituts in eine Staatshochschule und redende Künste, die allerdings vom damaligen künstlerischen Leiter Georg Wille und der Professorenschaft getragen wurde.[12] Von 1924 bis zu seiner Entlassung durch das NS-Regime 1933 war Paul Büttner Künstlerischer Leiter. Er wurde von Kurt Striegler abgelöst, der diese Position bis 1939 innehatte.[13] In den 1940er Jahren war Walther Meyer-Giesow Künstlerischer Direktor.
Unter der Trägerschaft der Stadt Dresden entwickelte das Konservatorium sich zu einer Akademie für Musik, Theater und Tanz. Die künstlerische Berufsausbildung umfasste Orchesterschule, Kammermusikklassen, Chorschule, Chormeisterschule, Dirigentenschule, Seminar für Privatmusikerzieher, eine Abteilung für Schulmusik, eine Ausbildungsschule für Berufsschulpflichtige, Opernschule und Opernvorschule, eine Schauspielschule und eine Abteilung für Bühnentänzer und tänzerische Lehrberufe. Der Sitz der Musikakademie befand sich von 1938 bis 1945 am Seidnitzer Platz 6.[14]
Emil Leibold erbaute bis 1951 in der Blochmannstraße im Stil des sozialistischen Klassizismus mit „Sandstein-Rustika“ und „Lisenenarchitektur“ ein neues Akademiegebäude mit 21 Unterrichtsräumen. Die Musikakademie wurde am 11. November 1952 zur Hochschule erhoben. Erster Direktor war Karl Laux. Nach sowjetischem Vorbild bestand sie aus einer Musik-Grundschule für 14- bis 18-Jährige, einem Konservatorium mit musikpädagogischem Seminar und einem Institut für Oper und Operette. 1959 erhielt die Hochschule den Namen Carl Maria von Weber verliehen.[15] Im gleichen Jahr wurde das heute international anerkannte Studio für Stimmforschung gegründet. Es folgte die Gründung weiterer Institute in den letzten zwanzig Jahren.
2006 konnte die Hochschule ihr 150-jähriges Bestehen feiern. Zwei Jahre später wurde der Neubau mit dem Konzertsaal eingeweiht. 2014 kamen weitere Unterrichts- und Büroräume auf dem Gelände des Kraftwerks Mitte hinzu.
Die Hochschule ist Mitglied im KlangNetz Dresden und arbeitet darüber hinaus mit zahlreichen weiteren Projektpartnern aus Dresden und Sachsen zusammen. Dazu zählen unter anderem der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD), die Dresdner Philharmonie, die Erzgebirgische Philharmonie Aue, die Hochschule für Bildende Künste Dresden, das Moritzburg Festival, die Elbland Philharmonie Sachsen, die Sächsische Akademie der Künste, der Sächsische Musikrat, das Staatsschauspiel Dresden und die Semperoper.[16]
Studiengänge und Institute
BearbeitenAls Studiengänge werden Orchestermusik, Gesang, Klavier, Dirigieren/Korrepetition, Komposition-Musiktheorie, Jazz/Rock/Pop, Instrumental- und Gesangspädagogik sowie Schulmusik angeboten. Im Aufbaustudium können darüber hinaus auch die Fächer Alte Musik, Rhythmik/EMP und Kammermusik studiert werden. Die Hochschule für Musik Dresden verfügt über das Promotionsrecht in den Fächern Musikwissenschaft, Musikpädagogik und Musiktheorie.
Schwerpunkte der Arbeit liegen u. a. in der Orchesterausbildung, die unter Einbeziehung zahlreicher Musiker aus den beiden großen Orchestern Dresdens stattfindet sowie der Opernklasse mit der Erarbeitung zweier kompletter Inszenierungen pro Studienjahr. Die Fachrichtung Jazz/Rock/Pop wurde im Herbst 1962 begründet und ist die älteste ihrer Art in Deutschland.[17]
Zu den Forschungseinrichtungen gehören das Institut für Musikwissenschaft, das Institut für Musikalisches Lehren und Lernen, das Zentrum für Musiktheorie und das Institut für Musikermedizin mit dem Studio für Stimmforschung. Die Hochschule besitzt außerdem ein Studio für Elektronische Musik und ein Institut für Neue Musik. Der Hochschule angegliedert ist der Dresdner Kammerchor. Dem Institut für Musikwissenschaft ist das Heinrich-Schütz-Archiv angeschlossen.
Aufführungen der Studenten finden zumeist im zentralen Hochschulgebäude am Wettiner Platz statt, das neben einem Kleinen Saal seit Oktober 2008 auch über einen von den Stuttgarter Hammeskrause Architekten entworfenen Konzertsaal mit 450 Zuschauerplätzen verfügt. Die Opernklasse nutzt gemeinsam mit dem Staatsschauspiel Dresden eine speziell nach den Erfordernissen des Musiktheaters ausgestattete Bühne in der Dresdner Neustadt. Regelmäßig gastiert die Hochschule für Musik auch an anderen Spielstätten der Stadt, u. a. der Semperoper, Schloss Albrechtsberg und dem Marcolinipalais.
Rektoren
Bearbeiten- nach 1945–1951: Fidelio F. Finke
- 1952–1963: Karl Laux
- 1963–1968: Hans-Georg Uszkoreit
- 1968–1980: Siegfried Köhler
- 1980–1984: Gerd Schönfelder
- 1984–1990: Dieter Jahn
- 1990–1991: Monika Raithel
- 1991–2003: Wilfried Krätzschmar
- 2003–2010: Stefan Gies
- 2010–2015: Ekkehard Klemm
- 2015–2018: Judith Schinker[18]
- seit 2019: Axel Köhler
Professoren und Hochschullehrer
Bearbeiten- Mark Andre (* 1964)
- Olaf Bär (* 1967)
- Matthias Bätzel (* 1966)
- Barbara Beyer (* 1956)
- Till Brönner (* 1971)
- Malte Burba (* 1957)
- Felix Draeseke (1835–1913)
- Helmut Fuchs (* 1984)
- Holger Gehring (* 1969)
- Matthias Geissler (* 1946)
- Manuel Gervink (* 1957)
- Michael Griener (* 1968)
- Eckart Haupt (* 1945)
- Michael Heinemann (* 1959)
- Matthias Herrmann (* 1955)
- Jörn Peter Hiekel (* 1963)
- John Holloway (* 1948)
- Ramón Jaffé (* 1962)
- Annette Jahns (1958–2020)
- Theodor Kirchner (1823–1903)
- Ekkehard Klemm (* 1958)
- Matthias Liebich (* 1958)
- Igor Malinovsky (* 1977)
- Aleksandra Mikulska (* 1981)
- Franz Martin Olbrisch (* 1952)
- Aglaja Orgeni (1841–1926)
- Hans-Christoph Rademann (* 1965)
- Ludger Rémy (1949–2017)
- Hans-Jürgen Reznicek (* 1953)
- Peter Rösel (* 1945)
- Céline Rudolph (* 1969)
- Pauline Sachse (* 1980)
- Eric Schaefer (* 1976)
- Gustav Scharfe (1835–1892)
- Erich Schneider (1892–1979)
- Günter Sommer (* 1943)
- Gerd Starke (1930–2019)
- Manos Tsangaris (* 1956)
- Matthias Weichert (* 1955)
- Jörg-Peter Weigle (* 1953)
- Michael-Christfried Winkler (* 1946)
- You Ji-yeoun (* 1978)
- Arkadi Zenzipér (* 1958)
- Thomas Zoller (* 1954)
Diese Liste enthält nur Lehrkräfte mit eigener Wikipedia-Seite.
Siehe auch
BearbeitenLiteratur
Bearbeiten- Manuel Gervink (Hrsg.): Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden 1856 – 2006. Dresden 2005, ISBN 3-937602-57-7
- Manfred Weiss: Jeder hatte sein eigenes Programm. Die Komponistenklassen der Hochschule für Musik „Carl Maria von Weber“ Dresden und ihre Absolventen 1966–1999. In: Matthias Herrmann, Stefan Weiss (Hrsg.): Dresden und die avancierte Musik im 20. Jahrhundert. Teil III: 1966–1999. (Musik in Dresden 6). Laaber, 2004, ISBN 3-89007-511-8, S. 125–140.
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden: Professor Lars Seniuk zum Rektor gewählt. 16. Mai 2024, abgerufen am 19. August 2024.
- ↑ a b Statistischer Bericht - Statistik der Studierenden - Sommersemester 2023, Tabelle 21311-07. (XLSX; 1,1 MB) Statistisches Bundesamt, abgerufen am 19. April 2024.
- ↑ a b Statistischer Bericht - Statistik des Hochschulpersonals 2022, Tabelle 21341-10. (XLSX; 1,5 MB) Statistisches Bundesamt, abgerufen am 19. April 2024.
- ↑ Das Dresdner Konservatorium, 1904
- ↑ Adreßbuch für Dresden und seine Vororte 1904. (Digitalisat der SLUB Dresden).
- ↑ Adreßbuch für Dresden und Vororte 1932. (Digitalisat der SLUB Dresden).
- ↑ Dresdner Nachrichten vom 21. Februar 1861: sachsen.digital
- ↑ Dresdner Nachrichten vom 10. August 1879: sachsen.digital
- ↑ Waldo Selden Pratt: The history of music: a handbook and guide for students. 1927
- ↑ Dresdner Nachrichten vom 10. Januar 1885: sachsen.digital
- ↑ Karlheinz Blaschke, Holger Starke, Uwe John: Geschichte der Stadt Dresden: Von der Reichsgründung bis zur Gegenwart. Band 3, Theiss, 2006.
- ↑ Dresdner Nachrichten vom 15. Mai 1921: sachsen.digital
- ↑ Christoph Münch: Dresden - 500 Orte der Musik, S. 442
- ↑ Adreßbuch der Gau- und Landeshauptstadt Dresden, Freital-Radebeul, mit umliegenden 6 Städten und 24 Gemeinden 1943/44. (Digitalisat der SLUB Dresden).
- ↑ Günter Zschacke: Carl Maria von Weber: Romantiker im Aufbruch. Verlag Schmidt-Römhild, 1985.
- ↑ Homepage der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden, Porträt und Kooperationen
- ↑ Jörg Schurig: Dr. Jazz: Ältestes Jazzstudium in Deutschland feiert Geburtstag. In: Sächsische Zeitung. 9. November 2012, abgerufen am 3. April 2022.
- ↑ Michael Ernst, Kerstin Leiße: Ungewisse Zukunft der Dresdner Musikhochschule nach Rücktritt der Rektorin. In: Dresdner Neueste Nachrichten. 7. März 2018, abgerufen am 3. April 2022.
Koordinaten: 51° 3′ 13,6″ N, 13° 43′ 29,4″ O