Tigrinya (Sprache)

Sprache
(Weitergeleitet von ISO 639:ti)

Tigrinya (äthiopische Schrift ትግርኛ, tǝgrǝñña, auch Tigrinnya, italienisch Tigrino), deutsch Tigrinisch, ist eine semitische Sprache, die in Äthiopien und Eritrea gesprochen wird. Sie ist zusammen mit der altäthiopischen Sprache aus einer gemeinsamen älteren Vorform entstanden. Die Sprecher dieser Sprache werden heute in Äthiopien Tigray und in Eritrea Tigrinya genannt.

Tigrinya (ትግርኛ – tǝgrǝñña)
Tigrinisch

Gesprochen in

Eritrea, Äthiopien
Sprecher 9 Mio.
Linguistische
Klassifikation
Offizieller Status
Amtssprache in Eritrea Eritrea
Region Tigray (in Athiopien Äthiopien)
Sprachcodes
ISO 639-1

ti

ISO 639-2

tir

ISO 639-3

tir

Das Tigrinya ist nicht zu verwechseln mit der in Eritrea und im Sudan gesprochenen, eng verwandten äthiosemitischen Sprache Tigre.

Bezeichnungen der Sprache

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Die Sprachbezeichnung Tigrinya setzt sich aus dem Wort Tigre und der Endung -ɲɲa zusammen, die dem deutschen „-isch“ (wie im Wort „Englisch“) entspricht. Ältere lokale Sprachbezeichnungen, die heute nur noch auf dem Land gebräuchlich sind, sind Qwanqwa Habescha („Sprache der Abessinier“) oder vereinfachend Habescha oder, vor allem in Tigray, Qwanqwa Tigray („Sprache von Tigray“). Die alte Volksbezeichnung der Tigrinyabevölkerung ist Habescha. Tigray, wovon sich die moderne Sprachbezeichnung ableitet, ist ursprünglich ein rein geographischer Begriff und bezieht sich auf das alte Zentrum Tigrays, die Region um Aksum, die heilige Stadt der äthiopisch-orthodoxen Kirche.

Die Sprachbezeichnung Tigrinya wird heute in Eritrea auch als Bezeichnung für die Tigrinya sprechende Bevölkerung verwendet, die eine der offiziellen neun ethnischen Gruppen des Landes darstellt. Die auf äthiopischem Staatsgebiet lebenden Tigrinya-Sprecher, die vor allem in Tigray leben, werden offiziell Tigray genannt, nicht Tigrinya.

Verbreitung

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Der älteste überlieferte Text des Tigrinya stammt aus dem 13. Jahrhundert und handelt vom Gewohnheitsrecht in einer Region.[1] Im Vergleich dazu sind die ältesten erhaltenen Texte auf Amharisch Lieder und Gedichte aus dem 14. Jahrhundert.[2] Tigrinya war bereits 1952–58 zusammen mit Arabisch Amtssprache in der teilautonomen Region Eritrea im Kaiserreich Abessinien. Heute ist es neben acht anderen Sprachen Nationalsprache und de facto zusammen mit Arabisch die bedeutendste offizielle Sprache. Tigrinya ist Arbeitssprache im äthiopischen Regionalstaat Tigray.

Von den weltweit 9 Mio. Sprechern leben ca. 4,5 Mio. in Tigray und anderen Regionen Äthiopiens sowie ca. 2,5 Mio. im nördlichen Nachbarland Eritrea.

 
Landesname Eritreas auf Tigrinya in äthiopischer Schrift (Hagärä Ertra)

Eine endgültige Verschriftlichung der Sprache erfolgte erst zu Beginn des Zweiten Weltkrieges auf Basis der altäthiopischen Schrift. Erste Tigrinya-Manuskripte sind allerdings bereits aus dem frühen 19. Jahrhundert bekannt. Eine erste Tigrinya-Literatur entwickelte sich aus den Tigrinya-Bibelübersetzungen seit den 1860er Jahren.

Vokabular

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Während der italienischen Kolonialzeit in der Kolonie Eritrea haben zahlreiche Wörter italienischen Ursprungs – wie forchetta, macchina und cancello – Eingang in die Sprache Tigrinya gefunden.[3]

Siehe auch

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Literatur

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  • Filip Busau, Yaroslav Gutgarts: Tigrinisch - Deutsch - Englisches Wörterbuch. Tgrinya - German - English Dictionary. Harrassowitz, Wiesbaden 2022 (=Äthiopische Forschungen 88), ISBN 978-3-447-11987-0.
  • Carlo Conti Rossini: Lingua Tigrina. Mondadori, Roma 1940.
  • Mauro da Leonessa: Grammatica analitica della lingua Tigray. Tipografia poliglotta Vaticana, Roma 1928.
  • Ludovico de Vito: Grammatica elementare della lingua Tigrigna. Tipografia poliglotta della S.C. de propaganda fide, Roma 1895.
  • Thomas L. Kane: Tigrinya-English dictionary (2 Bände). Dunwoody Press, Springfield VA 2000.
  • Wolf Leslau: Documents tigrigna: grammaire et textes. Klincksieck, Paris 1941. (Komplette deskriptive Grammatik, wenig Syntax. Zahlreiche Paradigmata. Reichhaltiges Textkorpus in Umschrift mit interlinearer Wort-für-Wort-Übersetzung ins Französische.)
  • John Mason (Hrsg.): Säwasǝw Tǝgrǝñña, Tigrinya grammar. Red Sea Press, Lawrenceville NJ 1996.
  • Ghirmai Negash: A history of Tigrinya literature in Eritrea. The oral and the written 1890–1991. Universiteit Leiden, Leiden 1999.
  • Franz Praetorius: Grammatik der Tigriñasprache in Abessinien. Halle 1871. (Online bei Google Books).
  • Jules Schreiber: Manuel de la langue tigraï parlée en centre et dans le nord de l'Abyssinie I-II. Vienne 1887–1893. (Online bei Google Books)
  • Wolbert G. C. Smidt: Selbstbezeichnungen von Təgrəñña-Sprechern (Ḥabäša, Tägaru, Təgrəñña u. a.). In: Bogdan Burtea, Josef Tropper, Helen Younansardaroud (Hrsg.): Studia Semitica et Semitohamitica. Ugarit-Verlag, Münster 2005, S. 385–404.
  • Zemicael Tecle: Deutsch-Tigrinisches Wörterbuch. Harrassowitz Verlag, Wiesbaden 2012, ISBN 978-3-447-06597-9.
  • Edward Ullendorff: A Tigrinya chrestomathy. Steiner, Stuttgart 1985.
  • Rainer Voigt: Das tigrinische Verbalsystem. Berlin 1977. (Komplett deduktiv aufgebaut. Nachschlagewerk, keine Lerngrammatik. Nur ganz wenige Paradigmata.)
  • Rainer Voigt: Tigrinya. Tigrinya as National Language of Eritrea an Tigray. In: Stefan Weninger, Geoffrey Khan, Michael P. Streck, Janet C. E. Watson (Hrsg.): The Semitic Languages: An International Handbook. Mouton de Gruyter, Berlin 2011, S. 1153–1177.
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Einzelnachweise

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  1. Abraham Negash: The Origin and Development of Tigrinya Language Publications (1886–1991). (Dissertation) Santa Clara University, 2016, S. 2.
  2. Amharic. (Memento vom 30. Dezember 2010 im Internet Archive) UCLA Language Materials Project
  3. Speakers of Italian in the World (Memento vom 3. Februar 2013 im Internet Archive) italian-language-study.com (archivierte Webseite)