Tahrir Hamdi ist eine jordanische Wissenschaftlerin mit Schwerpunkt postkoloniale Literatur an der jordanischen Niederlassung der Arab Open University. Ihr Buch Imagining Palestine: Cultures of Exile and National Identity (2022) wurde häufig rezensiert.

Werdegang

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Bevor Tahrir Hamdi 2022 Direktor der Arab Open University/ Jordanien wurde, hat sie in unterschiedlichen Bereichen gewirkt.

Von 1990 bis 1992 war sie als Englischlehrerin an an der Model School der University of Jordan beschäftigt. Ebenfalls als Englischlehrerin arbeitete sie von 1992 bis 1993 an der New English School. Dem schloss sich eine Teilzeitbeschäftigung als Dozentin an der Jubilee School for the Gifted and Talented, Head of the English Department, von 1993 bis 2000 an. Auch in Teilzeit war sie von 1998 bis 2001 an der University of Jordan als Dozentin im Department of English and Language Center tätig. Von 2001 bis 2004 war sie Assistant professor an der Al-Zaytoonah University of Jordan. 2004 wechselte Hamdi an die Arab Open University/Jordan in Amman als Professorin für Decolonial studies und Leiterin des English Department. Ihre Vollprofessur erhielt sie 2018. Von 2021 bis 2022 war sie dort Assistentin des Direktors für Academic Affairs. Ab 2022 ist Hamdi Direktorin der Arab Open University/Jordanien.[1][2]

Hamdi war Mitbegründerin des Masterstudiengangs im Bereich Literatur.[3]

Im Jahr 2014 nahm sie an der Second Bremen Conference on Language and Literature in Colonial and Postcolonial Contexts mit dem Vortragstitel: Darwish`s Space, Place, Identity: Under Construction teil.[4][5]

Forschungen

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Ihre Forschungsarbeit ist vor allem der Widerstandsliteratur, der postkolonialen und antikolonialen Theorie gewidmet. Besonderen Wert legt sie auf den Aspekt der Geographie in der Literatur.[6]

Zu ihren Forschungen hat sie mehrere Fachpublikationen verfasst.[7] Die meistzitierte Arbeit heißt demnach Bearing witness in Palestinian resistance literature und ist in Race & Class erschienen.[8]

Buch Imagining Palestine: Cultures of Exile and National Identity

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Im Jahr 2022 wurde das Buch Imagining Palestine: Cultures of Exile and National Identity von Hamdi bei Bloomsbury Publishing veröffentlicht.[9] Es wurde mehrfach rezensiert und erhielt 2023 den Palestine Book Awards 2023.[10] Die Palestine Book Awards wurden 2012 das erste Mal vergeben und ehren jährlich neue Bücher in englischer Sprache zum Thema Palästina.[11] Verliehen wird der Preis von Middle East Monitor, London der von Katar finanziell unterstützt wird/wurde und in einem Artikel des Guardian als pro-palästinensisch beschrieben wird.[12][13] Weitere bekannte Preisträger sind Rashid Khalid, Susan Abulhawa oder Kamal Boullata.[14]

Das Buch gliedert sich in sechs Teile:eine Einführung, die vier Hauptkapitel The Restless Spirit: Palestine Theorized, Exile is the World Inside: the Poetry of Resistance and Solidarity, Writing Self, Writing Nation in the Memoir and the Novel: Palestine Narrated, Writings on the Wall und die Schlussfolgerung:. Continuing the Conversation: Palestine, a Living Cause..

Laut der Verlagsbeschreibung geht das Buch davon aus, dass nationale Identitäten von kollektiven Überzeugungen und Praktiken aber auch von einem offiziellen Staatsgebiet mit Grenzen miteinander verbunden werden. Da der nationale Status der Palästinenser in vielerlei Hinsicht nicht gelöst ist, ist die Artikulation und Vorstellung der nationalen Identität besonders wichtig. Im Buch wird untersucht auf welche Art Intellektuelle, Künstler, Aktivisten und Bürger palästinensischer Herkunft Palästina als Heimat erfinden. Hierbei untersucht die Autorin Arbeiten bedeutender palästinensischer und weiterer Denker und Schriftsteller wie Edward Said, Ghassan Kanafani oder Naji Al Ali und Mahmoud Darwish auf diese Frage hin. Tahrir Hamdi wendet hierzu Konzepte des Dekolonialismus und der Widerstandsforschung an, wie den palästinensischen Sumud. Sie kommt zu dem Ergebnis, dass die phantasievolle Errichtung Palästinas ein bestimmendes Element im Kampf der Palästinenser ist.[9]

Blick von außen

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Sara Danial von The News on Sunday (TNS), der Sonntagsausgabe des weit verbreiteten englischsprachigen pakistanischen Magazins The News International rezensierte das Buch Imagining Palestine.

Sie sieht in dem Anliegen, sich eine Nation vorzustellen die auf den meisten Landkarten nicht vorhanden ist, ein beeindruckendes Unterfangen, das Hamdi mit Bezug auf Edward Said, Ghassan Kanafani, Naji al Ali, Mahmoud Darwish, Ramzy Baroud, Mourid Barghouti, Radwa Ashour, Suheir Hammad und Susan Abulhawa erreicht.

Im Kapitel Exile is the World Inside setzt sich die Autorin intensiv mit der Poesie des Widerstands und der Solidarität auseinander. Beispiele sind arabische und Dichter anderer Herkunft wie Darwish, June Jordan, Suheir Hammad, oder John Trudell. Die einheimischen Dichter verkörpern nach Hamdi echte Solidarität, da sie selbst den Raum der Ausgegrenzten, Hamdi nennt ihn den dritten Raum, betreten und in ihn eindringen.

Writings on the Wall ist für Danial das kreativste Kapitel. Hier wird auf Schriften und Kunstwerke an den Wänden von Flüchtlingslagern und an Absperrungen eingegangen. Danial fasst dies als die Schnittstelle zwischen Verzweiflung und Widerstand auf Diese facettenreichen Ausdrucksformen zeigen die palästinensische Kreativität, Widerstandskraft und-fahigkeit. Hamdi vereint sie durch den einen tief wurzelnden Olivenbaum, der als Symbol die palästinensische Wissenschaft, Erzählungen und das Alltagsleben durchzieht.

Da das Buch auch einen Schwerpunkt darauf legt, wie die Theorie in die Praxis umgesetzt werden kann, sieht es Danial als relevant für alle an, die sich in der Solidaritätsbewegung engagieren. Dies gelingt der Autorin nicht zuletzt durch eine gründliche Analyse des Begriffs der Solidarität und durch ihre eigene Prosa, die ein Gegengewicht zu defätistischen Gefühlen bildet. Hervorgehoben wird, dass das Buch nicht nur Palästina in den Blick nimmt, sondern alle Menschen, die in Konflikte mit Siedlern und Kolonialherren involviert sind.[15]

Auf den Olivenbaum als bestimmendes Symbol des Widerstands in der palästinensischen Kultur und Poesie bezieht sich Mohammad Daher Ababneh mit Verweis auf Hamdi und spannt den Bogen zur spanischen Poesie, in der der Olivenbaum als Symbol gegen Urbanisierung und sozioökonomischen Klassismus gilt und da er von den Vorfahren vererbt wird, in der spanischen Identität stark verankert ist.[16]

Verbindung zu Fachgesellschaften

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Hamdi ist assistant editor der Arab Studies Quarterly, ein Journal. das von Edward Said gegründet wurde.[17][3] Sie ist Mitherausgeberin des Journals Janus Unbound[18] und Mitglied des international advisory board des Journal of Holy Land and Palestine Studies.[19] Mitherausgeberin des Jordan Journal of Modern Languages & Literatures (JJMLL)[20] und Mitglied des Advisory Editorial Board des International Journal of Arabic-English Studies (IJAES).[21]

Exkurs Arab Open University

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Die Arab Open University ist eine non-profit Institution, die zum Ziel hat, führende Institution für offenes Lernen zu sein. Sie beabsichtigt Bildung auch Menschen zu ermöglichen, die kein traditionelles Hochschulsystem absolvieren konnten. Wichtige Stichpunkte sind lebenslanges Lernen und Forum für lebenslanges Lernen. Im Jahr 2000 wurde der Hauptsitz in Kuwait gegründet. Seitdem sind in mehreren Ländern Zweigstellen entstanden. Sie unterhält eine Partnerschaft mit der Open University, UK (OU/UK).[22] Die Partnerschaft wurde von 2024 bis 2029 erneuert und umfasst Lizenzierung von Studienmaterialien, Beratung, institutionelle Genehmigungen und Validierungen.[23] An der AOU/Jordanien werden neben Bachalorstudiengängen Masterstudiengänge in Bussiness studies, Language studies und an der Faculty of Education angeboten.[24]

Einzelnachweise

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  1. Member Portfolio. Abgerufen am 21. November 2024.
  2. Director office. Arab Open University/ jordanien, abgerufen am 21. November 2024.
  3. a b Member Portfolio. Abgerufen am 21. November 2024.
  4. BCLL #2. Abgerufen am 21. November 2024.
  5. Mobile Lecture Uni Bremen. Abgerufen am 21. November 2024.
  6. DNB, Katalog der Deutschen Nationalbibliothek. Abgerufen am 21. November 2024.
  7. Tahrir Hamdi Professor of Postcolonial Literature, Arab Open University. In: Google scholar. Google scholar, abgerufen am 21. November 2024.
  8. Tahrir Hamdi: Bearing witness in Palestinian resistance literature. In: Race & Class. Band 52, Nr. 3, Januar 2011, ISSN 0306-3968, S. 21–42, doi:10.1177/0306396810390158 (sagepub.com [abgerufen am 21. November 2024]).
  9. a b Imagining Palestine Cultures of Exile and National Identity. Bloomsbury Publishing, abgerufen am 22. November 2024 (englisch).
  10. Imagining Palestine: Cultures of Exile and National Identity. In: Palestine Book Awards. Middle East Monitor, abgerufen am 22. November 2024 (britisches Englisch).
  11. About the Palestine Book Awards. Abgerufen am 22. November 2024 (britisches Englisch).
  12. Anas Altikriti: Muslim voters come of age. In: The Guardian. 27. April 2010, ISSN 0261-3077 (theguardian.com [abgerufen am 22. November 2024]).
  13. Victor J. Willi: The Fourth Ordeal A History of the Muslim Brotherhood in Egypt, 1968–2018. Cambridge University Press, 2021, ISBN 978-1-108-90450-6, S. 373.
  14. All Winners. Abgerufen am 22. November 2024 (britisches Englisch).
  15. From the heartache | Reviews | thenews.com.pk. Abgerufen am 23. November 2024 (englisch).
  16. Mohammad Daher Ababneh: Olive Symbolism in Palestinian and Spanish Poetry: A Comparative Study. In: International Journal of Linguistics, Literature and Translation. Band 6, Nr. 4, 8. April 2023, ISSN 2617-0299, S. 57, doi:10.32996/ijllt.2023.6.4.8 (al-kindipublisher.com [abgerufen am 23. November 2024]).
  17. Tahrir Hamdi. Abgerufen am 21. November 2024 (amerikanisches Englisch).
  18. People. In: Janus unbound. Abgerufen am 21. November 2024 (kanadisches Englisch).
  19. Journal of Holy Land and Palestine Studies. Edinburgh University Press., abgerufen am 21. November 2024.
  20. Editorial Team | Jordan Journal of Modern Languages & Literatures. Abgerufen am 21. November 2024.
  21. Editorial Team | International Journal of Arabic-English Studies. Abgerufen am 21. November 2024.
  22. Vineet Kansal, Arab Open University, Kuwai: Learning From Students‟ Perspectives On Open Education At Arab Universities: A Case Study. In: American Journal of Business Education Volume 2, Number 2. März 2009, abgerufen am 21. November 2024 (englisch).
  23. AOU-OU Partnership. Abgerufen am 21. November 2024.
  24. Graduate Programs. Abgerufen am 21. November 2024.