Bergische Industrie- und Handelskammer Wuppertal-Solingen-Remscheid
Die Bergische IHK, auch Bergische Industrie- und Handelskammer Wuppertal-Solingen-Remscheid, ist eine 1830 gegründete Interessenvertretung der gewerblichen Wirtschaft im Bergischen Städtedreieck (bestehend aus den drei Großstädten Wuppertal, Solingen und Remscheid mit insgesamt rund 625.000 Einwohnern).
Sie gehört zum Verbund der flächendeckend in Deutschland vertretenen Industrie- und Handelskammern. Dachverband ist die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK). Ehrenamtlicher Präsident der Bergischen IHK ist seit 2021 der Solinger Unternehmer Henner Pasch.[1] Hauptgeschäftsführer ist Michael Wenge.
Ihre Vorgängerin, die „Handelskammer von Elberfeld und Barmen“, gilt als erste moderne, nämlich am Prinzip der Selbstverwaltung der Wirtschaft ausgerichtete Handelskammer in Deutschland.
Struktur und Aufgaben
BearbeitenIhre Struktur und Aufgaben richten sich nach dem Bundesgesetz zur vorläufigen Regelung des Rechts der Industrie- und Handelskammern.[2] Alle gewerblichen Unternehmen sind in ihr Pflichtmitglied. Das wichtigste Erörterungs- und Entscheidungsorgan ist die Vollversammlung, der 80 von den Mitgliedern gewählte Vertreter der verschiedenen Wirtschaftszweige angehören. Sie gestalten die Richtlinien der IHK-Arbeit, legen die IHK-Positionen zu aktuellen wirtschaftspolitischen Fragen fest und bestimmen die Höhe der Beiträge. Darüber hinaus wählt die Vollversammlung aus ihren Reihen den Präsidenten und sieben Vizepräsidenten.
Zu den wichtigsten Aufgaben der IHK gehört die Organisation des Berufsausbildungswesens.
Die öffentliche Bestellung und Vereidigung von Sachverständigen war eine der Hauptaufgaben der IHK. Im Bereich der finanzwirtschaftlichen Immobilienbewertung ist diese jedoch weitgehend durch den EU-Personenzertifizierungsstandard nach DIN ISO EN 17024 abgelöst worden.
Das Gebäude der IHK
BearbeitenDas Gebäude der Industrie- und Handelskammer (offiziell: Städtisches Verwaltungsgebäude) steht in Wuppertal am Islandufer an der Alexanderbrücke. Es wurde vom Architekten Peter Klotzbach und dem Regierungsbaumeister Paul Fliether entworfen und 1928/29 gebaut. Im Südosten wurde 1935/36 ein Erweiterungsbau mit der gleichen Architektur angefügt, so dass nun ein U-förmiges Gebäudeensemble entstanden ist.
Seit dem 12. November 1986 steht es unter Baudenkmalschutz.
Geschichte
BearbeitenGeschichtlicher Verlauf | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Die Ausgangsformation der heutigen Bergischen IHK war die „Handelskammer von Elberfeld und Barmen“, die allgemein als erste moderne, nämlich am Prinzip der Selbstverwaltung der Wirtschaft ausgerichtete Handelskammer in Deutschland gilt. Der Präsident wurde von allen ansässigen Kaufleuten, die mehr als 12 Taler Gewerbesteuer jährlich zu zahlen hatten, demokratisch gewählt. Im Gegensatz hierzu waren zum Beispiel die Kammern in den ehemals französischen Rheinprovinzen Institutionen, die den Stadtverwaltungen zugeordnet waren. Der erste Statutenentwurf für die Wuppertaler Kammer stammte maßgeblich vom Textilfabrikanten Johann Adolf von Carnap. Die Durchsetzung des Selbstverwaltungsstatus gelang nur nach einigen Rückschlägen und Verzögerungen. So versuchte etwa der Elberfelder Oberbürgermeister Johann Rütger Brüning, eine eigenständige Kammer durch Intervention beim Innenminister zu verhindern. Eine völlige Ausschaltung des Oberbürgermeisters sei „mit seiner amtlichen Stellung eines Vorstehers dieser Stadt ganz unverträglich.“[3] Die Statuten der Wuppertaler Kammer wurden im Juni 1830 durch König Friedrich Wilhelm III. genehmigt. Das neue Modell wurde in der Folgezeit zunächst für die Rheinprovinz, zum Beispiel in Düsseldorf und Duisburg, später für ganz Preußen verbindlich.
Hiervon ausgehend gab es über verschiedene Zwischenstufen, Trennungen und Vereinigungen die Entwicklung zur heutigen Kammer der drei bergischen Großstädte.
Liste der Präsidenten der IHK
BearbeitenPräsident der Handelskammer von Elberfeld und Barmen | |
Januar 1831 – Januar 1834 | Johann Heinrich Daniel Kamp (1786–1853) |
Januar 1834 – April 1840 | Heinrich Feldmann-Simons (1787–1865) |
April 1834 – Januar 1847 | Carl Hecker (1795–1873) |
Januar 1847 – Juni 1847 | Caspar Wilhelm Meckel (1790–1852) |
Juni 1847 – Oktober 1849 | Johann Jacob Julius Möller (1793–1877) |
Oktober 1849 – Januar 1856 | Friedrich Wilhelm Simons-Köhler (1802–1856) |
Januar 1856 – Juni 1871 | Jacob Wilhelm Haarhaus (1798–1881) |
Präsident der Handelskammer zu Barmen | |
Juli 1871 – September 1884 | Friedrich Wilhelm Osterroth (1815–1884) |
September 1884 – Februar 1893 | Friedrich von Eynern jun. (1834–1893) |
März 1893 – August 1906 | Philipp Barthels (1838–1906) |
September 1906 – März 1917 | Max Albert Molineus (1855–1925) |
Präsident der Handelskammer zu Elberfeld | |
Juli 1871 – Mai 1874 | Wilhelm Meckel jr. (1815–1879) |
Mai 1874 – Dezember 1875 | Friedrich Wilhelm Strücker (1816–1884) |
Januar 1876 – April 1879 | Wilhelm Meckel jr. (1815–1879) |
Mai 1879 – November 1884 | Friedrich Wilhelm Strücker (1816–1884) |
Januar 1885 – März 1898 | August Schoeller (1836–1911) |
April 1898 – Mai 1906 | Wilhelm Boeddinghaus jr. (1837–1906) |
Juni 1906 – November 1911 | Johann Carl August Jung (1842–1911) |
Januar 1912 – März 1917 | Heinrich Ernst Schniewind (1842–1928) |
Präsident der Handelskammer für den Wuppertaler Industriebezirk | |
April 1917 – Dezember 1919 | Max Albert Molineus (1855–1925) |
Januar 1920 – Dezember 1922 | Ernst Meyer-Leverkus (1863–1942) |
Januar 1923 – Dezember 1929 | Rudolf Ziersch (1867–1962) |
Präsident der Bergischen Industrie- und Handelskammer Wuppertal-Remscheid | |
Januar 1930 – April 1933 | Rudolf Ziersch (1867–1962) |
April 1933 – Juni 1933 | Franz Paul Hager (1894–1934) |
Juli 1933 – März 1943 | Friedrich Wachs (1892–1963) |
Präsident der Industrie- und Handelskammer Solingen | |
1841–1845 | Carl August Schnitzler (1794–1861) |
1845–1850 | Carl Gustav Weyersberg (1798–1865) |
1850–1851 | Carl August Schnitzler (1794–1861) |
1851–1856 | Johann Ferdinand Wilhelm Jagenberg (1794–1871) |
1856–1863 | Carl Gustav Weyersberg (1798–1865) |
1863–1867 | Friedrich Neeff (?) |
1867–1868 | Carl Weyersberg (?) |
1868–1872 | Otto Maußner (?) |
1872–1877 | August Neeff (1839–1922) |
1877–1878 | Gustav Coppel (1830–1914) |
1879–1905 | Albert Schnitzler (1838–1906) |
1905–1918 | Fritz Beckmann (1850–1918) |
1918–1932 | Carl Duisberg (1861–1935) |
1933–1934 | Hermann Theodor Wuppermann (1869–1941) |
1934–1938 | Erich Hartkopf (?) |
1938–1943 | Paul Beckmann (1881–1963) |
1945–1947 | Erwin Krusius (?) |
1947–1954 | Wilhelm Gilgen-Quadt (* 1903) |
1954–1962 | Eugen Fervers (1895–1962) |
1962–1967 | Friedrich Silcher (1906–1995) |
1967–1977 | Hans-Robert Grah (1911–1998) |
Präsident der Industrie- und Handelskammer Remscheid | |
1840–1849 | Johann Gottfried Kirberg (1793–1849) |
1849–1856 | Johann Daniel Engels (* 1795) |
1856–1865 | Peter Schürmann (1816–1873) |
1865–1871 | Friedrich Wilhelm Hilger (1816–1874) |
1871–1876 | Johann Daniel Fuhrmann (1810–1885) |
1876–1883 | Hermann Schröder (1818–1886) |
1883–1888 | Reinhard Kotthaus (* 1828) |
1888–1893 | Arnold Wilhelm Hardt jun. (1843–1897) |
1893–1897 | Hermann Böker (* 1844) |
1897–1911 | Wilhelm Kattwinkel (* 1842) |
1911–1915 | Alfred Honsberg (* 1864) |
1915–1919 | Emil Schröder (1853–1924) |
1919–1923 | Moritz Böker (1853–1933) |
1923–1929 | Adolf von der Nahmer (1866–1939) |
1945–1962 | Christian Heinrich Wolf (1892–1962) |
1962–1968 | Hans Vaillant (1904–1978) |
1968–1974 | Wolfgang Busch (* 1911) |
1974–1977 | Günter Schöpp (1928–2014) |
Präsident der Industrie- und Handelskammer Wuppertal | |
1945–1959 | Wilhelm Vorwerk (1889–1967) |
1959–1964 | Max Kretschmann (1890–1972) |
1964–1970 | Harald Frowein (1900–1978) |
1970–1977 | Walter Salzer (1911–1978) |
Präsident der Industrie- und Handelskammer Wuppertal-Solingen-Remscheid | |
1977–1985 | Georg Kroll (1922–2015) |
1985–1997 | Jörg Mittelsten Scheid (* 1936) |
1997–2013 | Friedhelm Sträter (1950–2021) |
2013–2018 | Thomas Meyer (* 1955) |
Präsident der Bergischen IHK | |
2019–2021 | Thomas Meyer[4] (* 1955) |
2021– | Henner Pasch[5] (* 1980) |
Literatur
Bearbeiten- Industrie- und Handelskammer Wuppertal 1831–1956 (Festschrift zum 125jährigen Jubiläum am 17. Januar 1956), Wuppertal 1956.
- Reinhard Thom: Bergische Unternehmer in der Selbstverwaltung. Zu ihrem 125jährigen Jubiläum hrsg. von d. Bergischen Industrie- u. Handelskammer zu Remscheid. Remscheid 1965.
Weblinks
Bearbeiten- Eintrag In: Wuppertaler Denkmalliste
- Website der Bergischen IHK
- Mitglieder der IHK-Kombi West (Verbund der IHK-Zeitschriften NRW)
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Henner Pasch ist neuer IHK-Präsident. Juni 2021, abgerufen am 21. Januar 2022 (deutsch).
- ↑ http://www.bundesrecht.juris.de/ihkg/index.html Gesetz zur vorläufigen Regelung des Rechts der Industrie- und Handelskammern vom 18. Dezember 1956 (BGBl. I S. 920), zuletzt geändert durch Artikel 7 des Gesetzes vom 11. Dezember 2008 (BGBl. I S. 2418)
- ↑ Georg Kroll, Rede in der Festveranstaltung der Industrie- und Handelskammer Wuppertal-Solingen-Remscheid am 11. Juni 1980, Typoskript
- ↑ Vollversammlung: Thomas Meyer weiter IHK-Präsident. In: wuppertaler-rundschau.de. Wuppertaler Rundschau, abgerufen am 18. Mai 2017.
- ↑ Wuppertaler Rundschau: Bergische Wirtschaft: IHK-Präsident: Pasch gewinnt gegen Heynkes. In: wuppertaler-rundschau.de. Wuppertaler Rundschau, 2021, abgerufen am 9. Juni 2021.
Koordinaten: 51° 15′ 18,7″ N, 7° 8′ 38,8″ O