Jan Borreman der Ältere

flämischer Bildhauer der Spätgotik 1479-1520
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Jan Borreman der Ältere, auch Borremans oder Borman, (nachgewiesen 1479 bis 1520 in Brüssel) war ein bedeutender flämischer Bildschnitzer der Spätgotik, dessen Werke nicht nur in Flandern selbst, sondern über Handelswege bis nach Norddeutschland und nach Skandinavien verbreitet wurden.

Leben und Schaffen

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Ein Ausschnitt aus dem St.-Georg-Retabel des Jan Borreman in den Königlichen Museen für Kunst und Geschichte in Brüssel

Jan Borreman ist erstmals urkundlich nachweisbar, als er 1479 das Bürgerrecht der Stadt Brüssel erlangte und der Bildhauer-Gilde beitrat.

1493 fertigte er als Auftragsarbeit der Löwener Armbrustgilde das Retabel mit dem Martyrium des Heiligen Georg (Sint-Joris-Retabel) für die Kapelle Onze-Lieve-Vrouw van Ginderbuyten in Löwen, das sich heute in den Königlichen Museen für Kunst und Geschichte in Brüssel befindet. Es gilt als sein Hauptwerk und ist aufgrund der guten historischen Faktenlage – Signatur und Datierung – das Referenzwerk für Zuschreibungen.

Neben dieser gesicherten Zuschreibung gab und gibt es diverse Zuschreibungsversuche und -theorien zu anderen Objekten. Der Zuschreibung des auf 1518 datierten Antwerpener Retabels in der Lübecker Marienkirche durch Friedrich Schlie[1] trat Adolph Goldschmidt bereits 1889 entgegen.[2]

Johnny Roosval ordnete 1933 Jan Borman in Schweden ein Retabel in Villberga, eines in der Klosterkirche Vadstena, das Passionsretabel in Dom zu Västerås und ein Retabel im Dom zu Strängnäs zu.[3]

Nachfolgende Generation

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Das Hauptwerk seines mutmaßlichen Sohnes Jan Borreman der Jüngere und dessen Mitarbeiter ist der Passionsaltar von 1522 in der Pfarrkirche St. Marien in Güstrow, dessen Malereien abwechselnd Bernard van Orley oder dem Meister des Güstrower Altars zugeschrieben wurden. Dieser Altar zeigt auf der Schwertscheide des Kriegers vorn rechts in der Kreuztragung die Signatur Jan Borman. Weiter mehrfach unten auf der Leiste der Retabelgefache den Stempel Brüssel.

Dritter dokumentierter Angehöriger der Familie ist Passchier Borreman, mutmaßlicher Bruder von Jan d. J. und Sohn Jan d. Ä. Er fertigte wahrscheinlich das Retabel in Herentals. Weitere Objekte stehen in der Diskussion.

Werke (Auswahl)

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Literatur

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  • Edward van Even: La Dynastie Borreman (XVe-XVIe S.). Crayon généalogique et Analyse comparative des Personnalités artistiques. In: Maître Jean Borman, le grand Sculpteur belge de la Fin du XVe Siècle (= Bulletin des Commissions royales d'art et d'archéologie. Band 24). 1884, S. 397–426.
  • Johnny Roosval: Schnitzaltäre in schwedischen Kirchen und Museen aus der Werkstatt des Brüssler Bildschnitzers Jan Borman (= Zur Kunstgeschichte des Auslandes. Band 14, ZDB-ID 515449-2). Heitz, Straßburg 1903.
  • Edmond-Louis de Taeye: Borman (oder Borreman), Jan. In: Ulrich Thieme, Felix Becker (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 4: Bida–Brevoort. Wilhelm Engelmann, Leipzig 1910, S. 364–365 (Textarchiv – Internet Archive).
  • Fritz Witte: Eine Reliefgruppe des Jan Bormans. In: Zeitschrift für christliche Kunst 24 (1911), S. 225–228.
  • Joseph de Borchgrave d’Altena: Het St-Joris-retabel van Jan Borman. Antwerpen 1947.
  • Uta Römer: Borman, Jan (1479). In: Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker (AKL). Band 13, Saur, München u. a. 1996, ISBN 3-598-22753-1, S. 72.
  • Jan Friedrich Richter: Zwei unbekannte Werke aus dem Umkreis der Werkstatt Jan Bormans in Adenau. In: Rheinische Heimatpflege 43 (2006), S. 129–138.
  • Marjan Debaene: Madonna met Kind. Jan II Borman (ca. 1460–1520) en de laatmiddeleeuwse beeldhouwkunst op haar best (= Phoebus focus. Band 12). Antwerpen 2019.
  • Marjan Debaene (Hrsg.): Borman. A Family of Northern Renaissance Sculptors. Ausstellungskatalog. London / Turnhout 2019.
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Commons: Jan Borreman der Ältere – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

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  1. Friedrich Schlie: Die Stadt Güstrow. Geschichte, Dom, Pfarrkirche, Heiligengeist-Kapelle, St. Gertruden-Kapelle, Schloss, Profanbauten. In: Friedrich Schlie: Die Amtsgerichtsbezirke Schwaan, Bützow, Sternberg, Güstrow, Krakow, Goldberg, Parchim, Lübz und Plau (= Die Kunst- und Geschichts-Denkmäler des Grossherzogthums Mecklenburg-Schwerin. Band 4). Bärensprung u. a., Schwerin u. a. 1901, S. 187–265, hier S. 234 ff.
  2. Adolph Goldschmidt: Lübecker Malerei und Plastik bis 1530. Nöhring, Lübeck 1889, S. 23 f.
  3. Roosval, S. 16 (20 ff.).
  4. Hölzernes Kleinod (Memento vom 16. Februar 2005 im Internet Archive). In: museenkoeln.de, abgerufen am 21. September 2017 (Text; Abb. nicht mehr verfügbar).