Johan Hudde

holländischer Mathematiker (1628-1704)
(Weitergeleitet von Jan Hudde)

Johan Hudde, auch Jan Hudde, latinisiert Hudenius, (* 23. April 1628 in Amsterdam; † 15. April 1704 ebenda), heer van Waveren en Sloterdijk, war ein Amsterdamer Stadtregent sowie ein bedeutender Mathematiker des Goldenen Zeitalter.

Johann van Waveren Hudde

Leben und Werk

Bearbeiten

Er entstammte dem Patriziergeschlecht der Hudde. Seine Eltern waren der auf der Levante Handel treibende Kaufmann Gerrit Hudde und Maria Witsen gewesen.[1] Im Jahre 1673 verehelichte er sich mit der zweifachen Witwe Debora Blaeuw (1629–1702). Über deren zweiten Ehemann Johan Oetgens van Waveren[2] gelangte der Titel eines Herren von Waveren (einschließlich der Titel Botshol und Ruige Wilnis) an Johan Hudde. Dieser Ehe entstammten keine Kinder.[3]

Als Mathematiker

Bearbeiten
 
Specilla circularia; ein Text von Johannes Hudde über Teleskope aus 1656

Hudde schrieb sich an der Universität Leiden ein, um dort Rechtswissenschaften zu studieren. Von 1654 bis 1663 arbeitete er an mathematischen Problemen in der Geometriearbeitsgruppe Frans van Schootens. Im Jahre 1656 fand Hudde eine Potenzreihenentwicklung für ln(1 + x), im Jahr darauf arbeitete er an der Teilflutung Hollands mit, um den Vormarsch der französischen Armee zu stoppen. Van Schooten gab eine zweibändige Übersetzung von Descartes La Géométrie (1659–1661) heraus, an dem neben Hudde Johan de Witt und Hendrick van Heuraet mitarbeiteten.

Hudde arbeitete an Minima und Maxima, Gleichungssystemen und Polynomdivision. Er war der Erste, der mit De reductione aequationum ein Algebrabuch herausbrachte, in dem positive und negative Koeffizienten nicht mehr unterschiedlich behandelt wurden. Des Weiteren arbeitete Hudde auch auf den Gebieten der Optik und stellte Linsen für Mikroskope und Teleskope her. Er unterhielt zudem lange brieflichen Kontakt zu Huygens, mit dem er Fragen zur Kanalunterhaltung oder zur Wahrscheinlichkeitsrechnung erörterte.

Als Politiker

Bearbeiten

Hudde hatte mit dem Eintritt in die politische Laufbahn sein mathematisches Lebenswerk bereits abgeschlossen. Ab 1663 hatte er verschiedene Positionen in der Stadtverwaltung von Amsterdam inne. Im Sommer des Jahres 1672, dem Rampjaar, wurde aus dem vormaligen Republikaner Hudde ein Anhänger des Hauses Oranien. Nachdem sich Wilhelm III. von Oranien die Macht des ermordeten Johan de Witt sicherte, und der vormalige Amsterdamer Regent Andries de Graeff seiner Ämter enthoben wurde, war er gemeinsam mit seinem Verwandten Gillis Valckenier und Coenraad van Beuningen einer der bestimmenden Personen in der Amsterdamer Stadtregierung, und diente 30 Jahre lang als einer der vier Bürgermeister.

Hudde besaß einen friedliebenden und folgsamen Charakter und folgte in politischen Dingen Valckenier. Nach dem Tod Valckeniers im Jahre 1680 wurde Hudde zu einem sehr mächtigen Mann der Stadtregierung. 1688 war Hudde ein Gegner der für die auf England geplante Invasion auszurüstenden Schiffe. Nicolaas Witsen und Cornelis Geelvinck führten auch Zweifel, stimmten aber schlussendlich der geplanten Invasion von Wilhelm III. von Oranien zu.

Literatur

Bearbeiten
  • Gottwald, Ilgauds, Schlote: Lexikon bedeutender Mathematiker. Leipzig 1990, Eintrag Jan Hudde
Bearbeiten
Commons: Johannes Hudde – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Biografie im Nieuw Nederlandsch Biografisch Woordenboek (NNBW), Teil 1, S. 1172 bis 1176
  2. Joost van den Vondel: Ter Bruilofte Van den edelen en hooghachtbaeren Heere, Jongkheere Joan van Waveren, Out Schepen van Amsterdam, En Mejoffer Debora de Blaeuw
  3. BWNW.cwi-incubator.nl Biografie im Biografisch Woordenboek van Nederlandse Wiskundigen (BWNW) (Memento vom 8. Oktober 2007 im Internet Archive)
VorgängerAmtNachfolger
Andries de Graeff, Gillis Valckenier und Coenraad van BeuningenRegent und Bürgermeister von Amsterdam
1672–1703 zusammen mit Gillis Valckenier (1665–1679), Coenraad van Beuningen (1669–1684), Joan (II) Huydecoper van Maarsseveen (1673–1693), Joan Corver (1681–1715) und Nicolaas Witsen (1682–1705)
Jeronimo de Haze de Georgio und Gerbrand Michielsz Pancras