Johann Adam Raymann, auch Ján Adam Raymann oder János Ádám Raymann, (* 1690 in Eperies/Ungarn (heute: Prešov/Slowakei); † 23. April 1770 ebenda) war ein ungarischer Arzt, Naturforscher, sowie einer der ersten Autoren über die Variolation[1][2] und Mitglied der Gelehrtenakademie Leopoldina.

Johann Adam Raymann war Sohn des Apothekers Johann Raymann und dessen Ehefrau Elisabeth, eine ungarische Edelmannstochter namens Roth de Pongyalak. Johann Adam Raymann besuchte das Gymnasium seiner Heimatstadt und studierte später Medizin. Im Jahr 1712 wurde er in Leiden, wo er stark von Hermann Boerhaave beeinflusst wurde, zum Doktor der Medizin promoviert. Anschließend wurde er Stadtphysicus in seiner Heimatstadt und übernahm nach dem Tod von Mutter und Stiefvater (die Mutter hatte nach dem Tod des Vaters erneut einen Apotheker geheiratet), auch die elterliche Apotheke.

Am 18. Oktober 1719 wurde Raymann mit dem akademischen Beinamen ARISTOPHANES I. als Mitglied (Matrikel-Nr. 338) in die Leopoldina aufgenommen.

Von Beginn seiner medizinischen Laufbahn an widmete sich Rayman der Beobachtung von Krankheitsprozessen und der Einordnung der gewonnenen Erkenntnisse. Sein Hauptaugenmerk lag auf Infektionskrankheiten wie Typhus, Ruhr und Pocken. Bekannt wurde er vor allem durch seine Forschungen zur Natur, Behandlung und zum Schutz vor Pocken durch Variolation. Letzteres publizierte er 1717 (Von neuen oder ungewöhnlichen Blatter-Medicamentis, Curen).[3]

In den Interessenbereich Raymans gehörten auch meteorologische Beobachtungen, weiterhin die Erkundung und Analyse der Mineralquellen und die Thermometrie.

Stiefbruder

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Raymann hatte einen gleichnamigen Stiefbruder, der 1750 in Halle seine medizinischen Studien beendet hatte und nach seiner Rückkehr nach Ungarn Physicus des Zempliner Comitates wurde, aber schon zwei Jahre später starb.[4]

Ehrungen

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  • Namensgeber des Johann Adam Raymann Fakultätskrankenhauses in Prešov
  • Namensgeber des Johann Adam Raymann Gymnasiums in Prešov
  • Namensgeber der Johann Adam Raymann Strasse in Prešov

Veröffentlichungen (Auswahl)

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  • Dissertatio inaug. medica (1712): De praecipuis diversitatis morborum fundamentis et curatione diversa. Lugduni Batavorum.
  • In: Annales physico-medicae Vratislavienses (1717). Historia medica Variolarum Eperiensini in superiore Hungaria epidemice anno 1717 grassatarum (tentamen I, p. 31 et seq.)
  • mit Andreas Elias Büchner (1750): De Origine Dysenteriarvm Cavtoqve In His Passi Hvngarici Vsv, Halle/Saale. MDZ Digitalisat

Literatur

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  • Andreas Elias Büchner: Academiae Sacri Romani Imperii Leopoldino-Carolinae Natvrae Cvriosorvm Historia. Litteris et impensis Ioannis Iustini Gebaueri, Halae Magdebvrgicae 1755, De Collegis, S. 493 Digitalisat
  • Johann Daniel Ferdinand Neigebaur: Geschichte der kaiserlichen Leopoldino-Carolinischen deutschen Akademie der Naturforscher während des zweiten Jahrhunderts ihres Bestehens. Friedrich Frommann, Jena 1860, S. 208 Digitalisat
  • Willi Ule: Geschichte der Kaiserlichen Leopoldinisch-Carolinischen Deutschen Akademie der Naturforscher während der Jahre 1852–1887. Mit einem Rückblick auf die frühere Zeit ihres Bestehens. In Commission bei Wilhelm Engelmann in Leipzig, Halle 1889, Nachträge und Ergänzungen zur Geschichte Neigebaur’s, S. 155 (archive.org).
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Einzelnachweise

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  1. gjar-po.sk: Jan Adam Rayman: Digitalisat
  2. hallerNet: Johann Adam Raymann Digitalisat
  3. Karel Černý: Protection from Smallpox before 1700: the “Buying of Pustules” in Early Modern Central Europe. (PDF) In: Virus - Beiträge zur Sozialgeschichte der Medizin. Elisabeth Dietrich-Daum et al., 2021, S. 45, abgerufen am 28. September 2024 (englisch).
  4. BLKÖ: Raymann, Johann Adam Digitalisat