Josef Perl

jüdischer Aufklärer
(Weitergeleitet von Joseph Perl)

Josef Perl (auch Joseph Perl; * 10. November 1773 in Tarnopol; † 1. Oktober 1839 ebenda) war ein ukrainischer Autor. Er war Pionier der jüdischen Aufklärung in Galizien, ebenso aktiv als Reformer der Religion wie als Reformer in Schule und Unterrichtswesen, sowie hebräischer Schriftsteller (vor allem Satiren, worin er die Chassidim bekämpfte und sich als guter Charakterdarsteller erweist) und Mäzen. Er benutzte teilweise das Pseudonym Jakob Obadja[2] oder Ovadyah ben Petaḥyah.[3]

Josef Perl mit Goldmedaillen von Zar Alexander I. von 1816 und von Franz I. von 1821 für seine Verdienste im Bereich der Bildung[1]

Werke (Auswahl)

Bearbeiten
  • Sefer Megaleh temirin: ki-shemo ken hu : megaleh devarim asher hayu ʿad ʿatah ṭemirin ṿe-neʿelamim ["Die entdeckten Geheimnisse"], Wien, 1819 ([1], Digitalisat) (Satirischer Angriff auf die chassidische Schrift "Schiwchej ha-ba'al schem tow", u. a. darin enthaltene Legenden persiflierend. Jiddisch erst 1937 veröffentlicht)[4]
    • Dov Taylor (Hrsg.): Joseph Perl's Revealer of Secrets: The First Hebrew Novel. Westview Press, Boulder, Colorado 1997, ISBN 0-8133-3212-5.
  • Divre tsadiḳim : le-hodiʿa ezeh derekh yishkon or : kolel shalosh igerot ṿe-sihah ben shene hasidim, Wien, 1830 ([2]) ("Worte der Gerechten"; Dialog zweier Chassidim über Megale temirin von Yitsḥak Ber Levinzon nebst Briefen von Perl)
  • Sefer Bohen tsadiḳ: o muva deʿot shonot ʿal odot ha-sefer Megaleh temirin ...., Prag, 1838 ([3], Digitalisat, Digitalisat) ("Auf der Suche nach einem Gerechten", satirische anti-chassidische Utopie, aber auch die Anhänger des Rabbinismus und sogar die Maskilim bleiben vor beissender Kritik nicht verschont)
  • Samuel Werses / Chone Shmeruk (Hgg.): Yosef Perl: Ma'asiyot ve'iggerot mitsadiqim 'amitiim ume'anshei shelomenu, Jerusalem 1969. ("Geschichten und Briefe wahrer Gerechter und Männer unseres Glaubens", Parodie auf die 1816 und 1818 verfassten Erzählungen von Rabbi Nachman von Bratslav)

Literatur

Bearbeiten
  • Constantin von Wurzbach: Perl, Joseph. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 22. Theil. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1870, S. 27–30 (Digitalisat).
  • Jüdisches Lexikon, Berlin 1927, IV/1, 857–858.
  • John F. Oppenheimer (Red.) u. a.: Lexikon des Judentums. 2. Auflage. Bertelsmann Lexikon Verlag, Gütersloh u. a. 1971, ISBN 3-570-05964-2, Sp. 618.
  • Raphael Mahler: Hasidism and the Jewish Enlightenment. Their Confrontation in Galicia and Poland in the First Half of the Nineteenth Century, JPS, Philadelphia – New York 1985, ISBN 0-8276-0233-2, S. 121–168.
  • Z. Carpenter: Yosef Perl et la Haskalah. Une approche historique et littéraire. In: Ẓafon 22–23 (1995), S. 51–65.
  • Jeremy Dauber: Antonio’s Devils. Writers of the Jewish Enlightenment and the Birth of Modern Hebrew and Yiddish Literature, Stanford University Press, Stanford, California 2004, ISBN 0-8047-4901-9, S. 209–310. einsehbar bei Google Books
  • Ken Frieden: Joseph Perl’s Escape from Biblical Epigonism through Parody of Hasidic Writing. In: AJS Review 29 (2005), S. 265–282.
  • Samuel Werses: PERL, JOSEPH. In: Encyclopaedia Judaica. 2. Auflage. Band 15, Detroit/New York u. a. 2007, ISBN 978-0-02-865943-5, S. 773–774 (englisch).
Bearbeiten
Commons: Josef Perl – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Jonatan Meir: Perl, Yosef, in: YIVO Encyclopedia of Jews in Eastern Europe 15. September 2010.

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Abbildung in: Israel Weinloes (Hrsg.): Josef Perl: יידישע כתבים [Yidishe ksovim, jiddische Übertragung von Megaleh temirin, "Die entdeckten Geheimnisse"], YIVO, Wilna 1937. Angaben nach Taylor 1997, S. xxvii.
  2. DNB Infoseite.
  3. Meir 2010.
  4. Perls wichtigstes Werk, die "Dunkelmännerbriefe" Reuchlins nachahmend. Im Stil bildet er das völlig von der jiddischen Umgangssprache beeinflusste barbarische Hebräisch der Chassidim nach, das so treffend und lebensecht gewesen sein muss, dass das Werk von den Chassidim, die darin persifliert und massiv kritisiert werden, für authentisch und als Eigenprodukt angesehen wurde.