Glieder-Binse

Art der Gattung Binsen (Juncus)
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Die Glieder-Binse (Juncus articulatus), auch Glanzfrüchtige Binse genannt, gehört zur Familie der Binsengewächse (Juncaceae). Den Namen Glieder-Binse verdankt sie dem quergekammerten Mark im Inneren ihrer Blätter.

Glieder-Binse

Glieder-Binse (Juncus articulatus)

Systematik
Monokotyledonen
Commeliniden
Ordnung: Süßgrasartige (Poales)
Familie: Binsengewächse (Juncaceae)
Gattung: Binsen (Juncus)
Art: Glieder-Binse
Wissenschaftlicher Name
Juncus articulatus
L.
Blüten
Fruchtstand
Blattbüschel, die durch den Blattfloh Livia juncorum hervorgerufen werden

Beschreibung

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Vegetative Merkmale

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Der ausdauernde, überwinternd grüne Hemikryptophyt erreicht Wuchshöhen zwischen 15 und 70 Zentimetern. Mit seinem kriechenden Wurzelstock und kurzen Ausläufern bildet er lockere Rasen. Die charakteristisch binsenförmigen, spitz zulaufenden Laubblätter sind im Querschnitt rundlich bis zusammengedrückt. Sie sind innen hohl, durch Querwände gekammert sowie von einem spinnwebartigen Mark erfüllt. Die Öhrchen der Blattscheiden sind lang und häutig. Die Stängel der Gewöhnlichen Glieder-Binse sind meist aufrecht oder bogig aufsteigend, während diese bei der Strand-Glieder-Binse (Juncus articulatus var. littoralis) starr aufrecht stehen. Selten wächst die Glieder-Binse auch niederliegend und an den Knoten wurzelnd oder im Wasser flutend, wo sie bis 1 Meter lang werden kann.[1] Meist trägt der Stängel 0 bis 2 basale Blattscheiden und 3 bis 6 stängelständige Blätter.[1]

Generative Merkmale

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Die Blütezeit der Glieder-Binse erstreckt sich von Juli bis Oktober. Der Blütenstand ist eine etwa 10 Zentimeter hohe, aufrechte Spirre mit schräg aufrecht stehenden Seitenästen und halbkugeligen Köpfchen. Diese Köpfchen sind etwa 6 bis 8 (bis 12) Millimeter breit.[1] Bei der Gewöhnlichen Glieder-Binse bestehen sie aus fünf bis dreißig, bei der Strand-Glieder-Binse (Juncus articulatus var. littoralis) aus vier bis sechs Einzelblüten. Die Perigonblätter sind rotbraun, gleich lang und schmal eiförmig bis länglich oder lanzettlich.[1] Sie sind zwischen 2 und maximal 4 Millimeter lang. Die äußeren Perigonblätter sind schwach bootförmig, spitz oder stumpflich mit aufgesetztem Spitzchen. Die inneren Perigonblätter sind flach, stumpf oder spitzlich und manchmal stachelspitzig.[1] Die Staubblätter sind halb oder zwei Drittel so lang wie die Blütenhüllblätter.[1] Die Staubbeutel sind 0,7 bis 1 Millimeter lang.[1] Der kurze Griffel trägt sie aufrechten, etwa 1,5 Millimeter langen, purpurnen oder bleichen Narben.[1] Die eiförmige oder ellipsoidische Kapsel ist glänzend schwarz-braun, 2,5 bis 4 Millimeter lang und so lang oder länger als die Blütenhüllblätter.[1] Sie enthalten wenige zitronenförmige Samen. Die Samen sind 0,5 bis 0,6 Millimeter lang, schmal eiförmig und durchscheinend-rötlich.[1]

Die Chromosomenzahl der Art ist 2n = 80.[2]

Ökologie

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Die Blüten werden durch den Wind bestäubt. Die Verbreitung der Diasporen erfolgt ebenfalls durch den Wind oder durch Anhaften im Fell oder an Federn von Tieren. Als Halblicht- bis Volllichtpflanze erträgt die Pflanze keine Beschattung. Ihr ökologischer Schwerpunkt liegt auf dauerhaft gut durchnässten, luft- und stickstoffarmen Böden. Das Mark der Blätter dient als Durchlüftungsgewebe (Aerenchym), so dass die Pflanze auch im luftarmen Boden ausreichend mit Sauerstoff versorgt ist.

An den Wurzeln erzeugt der Pilz Entorrhiza casparyana Gallen. Durch Stiche des Blattflohs Livia juncorum werden Blattbüschel hervorgerufen.[1]

Verbreitung und Standort

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Die Binse ist in fast allen Ländern Eurasiens, in Nordamerika und Nordafrika verbreitet. Dazuhin wurde sie nach Neuseeland, nach Australien und nach Südamerika eingeschleppt.[3] In Europa kommt sie in allen Ländern außer in Moldau vor.[4]

In Tirol steigt sie bis 2000 Meter auf.[1] In den Allgäuer Alpen steigt sie in Vorarlberg zwischen Hochkrumbach und dem Haldenwanger Eck bis zu 1750 m über dem Meeresspiegel auf.[5] Die Sumpfpflanze (Helophyt) wächst in Sümpfen, Mooren, Feuchtwiesen und an Gewässerrändern. Sie kommt in Mitteleuropa vor allem in Scheuchzerio-Caricetea-fuscae-Gesellschaften, aber auch in Gesellschaften der Verbände Calthion, Agropyro-Rumicion oder Nanocyperion vor.[2]

Taxonomie und Systematik

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Die Glieder-Binse wurde 1753 von Carl von Linné in Species Plantarum, Tomus 1, S. 327 als Juncus articulatus erstveröffentlicht.[6] Die Art ist sehr vielgestaltig und hat daher viele Synonyme. EURO+MED zählt für Juncus articulatus subsp. articulatus etwa 110 Synonyme auf.[4] Das lateinische articulátus, -a, -um bedeutet „gegliedert“. Synonyme von Juncus articulatus L. sind z. B. Juncus articulatus var. aquaticus L., Juncus aquaticus (L.) All. und Juncus lampocarpus Ehrh. ex Hoffm.

Man kann die folgenden Unterarten und Varietäten unterscheiden[7]:

  • Juncus articulatus L. subsp. articulatus: Sie kommt in den gemäßigten Zonen der Nordhalbkugel vor.[7]
  • Juncus articulatus subsp. limosus (Vorosch.) Vorosch.: Sie kommt von Sibirien bis Japan vor.[7]

Es werden nach K. Kiffe[8] in Deutschland zwei Unterarten unterschieden: die Gewöhnliche Glieder-Binse (Juncus articulatus subsp. articulatus) und die Strand-Glieder-Binse (Juncus articulatus subsp. litoralis (Patze, E.H.F.Meyer & Elkan) Lemke nom. inval.[9]). Sie sind vor allem in der Form der Blütenstände und der Länge der Perigonblätter verschieden. Die zuletzt genannte Unterart wird aber von Jan Kirschner und anderen als Unterart nicht anerkannt.

Literatur

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  • Jürke Grau, Bruno P. Kremer, Bodo M. Möseler, Gerhard Rambold, Dagmar Triebel: Gräser. Süßgräser, Sauergräser, Binsengewächse und grasähnliche Familien Europas (= Steinbachs Naturführer). Neue, bearb. Sonderausgabe Auflage. Mosaik, München 1996, ISBN 3-576-10702-9.
  • Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora. Unter Mitarbeit von Theo Müller. 7., überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 1994, ISBN 3-8252-1828-7.

Einzelnachweise

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  1. a b c d e f g h i j k l Dietrich Podlech: Familie Juncaceae. In: Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. 3. Auflage, Band II, Teil 1. Verlag Paul Parey, Berlin und Hamburg 1980, ISBN 3-489-54020-4, S. 356, 389–390.
  2. a b Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage. Stuttgart, Verlag Eugen Ulmer, 2001, ISBN 3-8001-3131-5. Seite 150.
  3. Datenblatt Juncus articulatus bei POWO = Plants of the World Online von Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew: Kew Science.
  4. a b c World Checklist of Selected Plant Families 2010, The Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew. In: Datenblatt Juncus articulatus In: Euro+Med Plantbase - the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity.
  5. Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 1, IHW, Eching 2001, ISBN 3-930167-50-6, S. 301.
  6. Carl von Linné: Species Plantarum. Band 1, Lars Salvius, Stockholm 1753, S. 327, Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3Dhttp%3A%2F%2Fwww.biodiversitylibrary.org%2Fopenurl%3Fpid%3Dtitle%3A669%26volume%3D1%26issue%3D%26spage%3D327%26date%3D1753~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D
  7. a b c Juncus articulatus. In: POWO = Plants of the World Online von Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew: Kew Science, abgerufen am 8. Oktober 2016.
  8. Karl Kiffe: Juncaceae. In: Henning Haeupler, Thomas Muer: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Hrsg.: Bundesamt für Naturschutz (= Die Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Band 2). Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2000, ISBN 3-8001-3364-4, S. 590.
  9. Karl Peter Buttler, Michael Thieme & Mitarbeiter: Florenliste von Deutschland – Gefäßpflanzen, Version 5. Frankfurt am Main, Juli 2013, veröffentlicht im Internet, eingesehen am 17. März 2014.
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Commons: Glieder-Binse (Juncus articulatus) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien