Königreich Lombardo-Venetien

Land innerhalb des Kaisertums Österreich (1815–1866)
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Das Königreich Lombardo-Venetien (italienisch Regno Lombardo-Veneto) als Zusammenschluss der Lombardei und Venetiens war nach dem Wiener Kongress von 1815 gebildet worden und bis 1859/66 ein Land innerhalb des Kaisertums Österreich. Das Lombardo-Venetianische Königreich umfasste eine Fläche von 47.500 km² und zählte rund 5.173.000 Einwohner (1857).[1]

Geschichte

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Vorgeschichte

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Das Gebiet war zuvor Teil des napoleonischen Königreichs Italien (Lombardei und Venetien) bzw. der Cisalpinischen Republik (Lombardei), die am 26. Januar 1802 in Italienische Republik umbenannt und am 17. März 1805 in das von Napoléon neu geschaffene Königreich Italien eingegliedert wurde. Venetien war von 1797 bis 1805 bereits ein Teil der Habsburgermonarchie gewesen. Vor den Koalitionskriegen lagen die habsburgischen Herzogtümer Mailand und Mantua sowie die Republik Venedig auf demselben Gebiet.

Gründung

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Das Königreich Lombardo-Venetien wurde am 9. Juni 1815 als Ergebnis des Wiener Kongresses geschaffen. Amtssprachen waren Italienisch und Deutsch. König war in Personalunion der Kaiser von Österreich, der von 1815 bis 1848 von einem Vizekönig und danach von einem General-Gouverneur vertreten wurde. Die bekanntesten General-Gouverneure waren Josef Wenzel Graf Radetzky und Ferdinand Maximilian Joseph Maria von Österreich.

Repubblica di San Marco 1848/49

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Im Zuge der Revolution von 1848/1849 im Kaisertum Österreich entstand am 23. März 1848 in Venedig die aufständische Repubblica di San Marco. Auch in Mailand kam es zu den Aufständen der Cinque giornate (18.–22. März). Wenige Wochen später erklärte das Königreich Sardinien-Piemont Österreich den Krieg und marschierte in die Lombardei ein. Schon im August hatten die österreichischen Truppen aber Mailand wieder besetzt, bis Ende des Jahres 1848 war bereits das gesamte Veneto zurückerobert. Nach dem Sieg der Österreicher in der Schlacht bei Novara und dem folgenden Friedensvertrag von Mailand vom 6. August 1849 wurde Venedig als letzte Bastion der norditalienischen Revolutionäre und Republikaner am 23. August 1849 von österreichischem Militär erobert.

Teilung in zwei Kronländer

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1851 wurde das Königreich in die zwei Kronländer Lombardei[2] und Venetien aufgeteilt, wobei die Bezeichnung „Königreich Lombardo-Venetien“ bis zum 3. Oktober 1866 beibehalten wurde.[3]

Nach der Niederlage im Sardinischen Krieg musste Österreich die Lombardei mit dem Frieden von Villafranca 1859 an Frankreich abtreten. Im Vertrag von Turin von 1860 mit dem Königreich Sardinien wurde das Gebiet gegen Nizza und Savoyen getauscht, so dass die Lombardei 1861 Teil des neu gebildeten Königreiches Italien wurde. Mit dem Frieden von Wien fielen 1866 schließlich auch Venetien und Mantua an Italien.

Verwaltung, Rechtsprechung, Volksvertretung

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Verwaltung

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1815 übernahm Österreich die bestehende dreistufige Verwaltungsstruktur aus Gemeinde (Comune), Distrikt (Distretto) und Provinz (Provincia). Darüber standen die beiden Territorien Mailand und Venedig mit jeweils einem Gouverneur (ab 1849: Statthalter) und darüber dem Vizekönig bzw. dem Generalgouverneur. Diese Organisation blieb dem Grund nach bis zum Ende der habsburgischen Herrschaft bestehen.

1853 gab es in der Lombardei 2111 Gemeinden. Im Durchschnitt bildeten 20 Gemeinden einen Distrikt mit dem Distriktkommissionär an der Spitze. In Venetien waren es 812 Gemeinden, die Distrikte umfassten dort im Durchschnitt 10 Gemeinden. 1849 wurde die Zahl der Distrikte verkleinert. In der Lombardei wurden aus 127 nun 102 und in Venetien aus 93 nun 78 Distrikte.

Als Selbstverwaltungsgremium der Gemeinden bestand die Versammlung der Grundsteuerzahler (convocto generale degli estimati), die neben den Grundsteuerzahlern auch einen Vertreter der Einwohner umfasste, der Personalsteuer bezahlte. Diese trat unter Vorsitz des Distriktkommissärs zusammen und bestimmte den Gemeindehaushalt und den dreiköpfigen Gemeindeausschuss (deputazione del convocato). Einer dieser drei musste einer, der Höchst Besteuerten des Ortes sein. Dieser Gemeindeausschuss leitete die Gemeindeverwaltung. In größeren Gemeinden und den Städten bestand an Stelle des convocto der Rat der Grundsteuerzahler (consiglio generale degli estimati) aus 30 bis 60 gewählten Vertretern. Diese wählten einen dreiköpfigen Gemeindeausschuss (deputazione del consiglio) oder in den größeren Städten eine Munizipialkongretation (congregazione munizipale) aus dem Podestà und vier (in Mailand und Venedig sechs) Assessoren.

In der Lombardei bestanden neun Provinzen, in Venetien waren es acht. Nach der Abtretung der Lombardei 1859 blieb ein Teil der Provinz Mantua bei Österreich und bildet eine neunte Provinz von Venetien. Die Provinzen waren jeweils nach dem Hauptort benannt:

Territorium Provinz Sitz Zahl Distrikte nach 1853 Anmerkung
Lombardei Provinz Mailand Mailand 14
Lombardei Provinz Bergamo Bergamo 16
Lombardei Provinz Brescia Brescia 14
Lombardei Provinz Como Como 21
Lombardei Provinz Cremona Cremona 08
Lombardei Provinz Lodi und Crema Lodi 07
Lombardei Provinz Mantua Mantua 11 ab 1859 mit 5 Distrikten nach Venetien
Lombardei Provinz Pavia Pavia 06
Lombardei Provinz Sondrio Sondrio 05
Venetien Provinz Venedig Venedig 07
Venetien Provinz Belluno Belluno 07
Venetien Provinz Padua Padua 08
Venetien Provinz Rovigo Rovigo 08
Venetien Provinz Treviso Treviso 08
Venetien Provinz Verona Verona 11
Venetien Provinz Vicenza Vicenza 10
Venetien Provinz Udine Udine 19

An der Spitze der Provinz stand der Delegat.

Rechtsprechung

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Die Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung war auch auf der untersten Eben gegeben. Eingangsgerichte waren die Präturen. Die Gerichtsbezirke entsprachen nicht den Distrikten. Es gab sowohl in Venetien als auch in der Lombardei jeweils 80 Präturen. Die erste Instanz in Strafsachen bildete das Landesgericht (tribunale provinciale oder tribunale di prima istanza). Auf der Ebene der Provinzen gab es daneben Provinzialgefällsgerichte. Zweite Instanz bildeten die beiden Appellationsgerichte Mailand und Venedig (tribunali oder corti d’appello). Daneben bestand das Handelsgericht Mailand, das Handels- und Seegericht Venedig und die beiden Gefällsobergerichte.

Die Kongregationen

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Die Kongregationen waren auf Provinzial- und Landesebene die Vertretungskörperschaften. Ihre zunächst sehr begrenzten Kompetenzen wurden im Zeitablauf immer weiter ausgedehnt. Eine Umbildung zu gesetzgebenden Körperschaften also zu Landtagen wie in den Kronländern kam es jedoch nicht.

Es bestand je eine Zentralkongregation für Venetien und für die Lombardei und auf Ebene der Provinzen wurden Provinzialkongregationen eingerichtet. Die Lombardische Zentralkongregation bestand aus je einem adligen und einem nichtadligen Vertreter jeder der 9 Provinzen und je einem Abgeordneten der 10 (ab 1839: 11) königlichen Städten (acht Provinzialhauptstädte sowie Crema und Casalmaggiore, ab 1839 noch Sondrio), zusammen also 28 bzw. 29 Männer. Gleichartig war die Venetianische Zentralkongregation aufgebaut: Je zwei Vertreter der acht Provinzen und je einen Vertreter der 9 königlichen Städte (die Provinzialhauptstädte und Bassano).[4]

Münzprägung

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Centesimo Lombardo-Venetien von 1822, eiserne Krone Lombardei, darüber Krone Österreichs
 
Centesimo Lombardo-Venetien von 1822, Wertseite

Von 1814 bis 1856 wurden 100 Centésimi (bis zum Wert von 15 Centésimi in Kupfer geprägt) gleich 20 Soldi (reine Rechnungsmünze, also nicht ausgeprägt) gleich 1 Lira (aus Silber) gerechnet. Die Soldi standen im Wert den österreichischen Kreuzern gleich. 40 Lire galten 1 Sovrano (Goldmünze). 6 Lire galten 2 Fiorini (italienischer Begriff für den österreichischen Gulden), 2 Fiorini galten 1 Scudo beziehungsweise 1 Konventionstaler. Ab dem 4. Januar 1857 wurde das Münzsystem modifiziert: 100 Soldi waren 100 österreichischen Kreuzern gleichgestellt, die 1 Fiorino entsprachen. Der Soldo wurde nun ab 1862 auch als Kupfermünze ausgeprägt. Sein Halbstück wurde als 5/10 Soldi bezeichnet.[5]

Könige von Lombardo-Venetien

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Kaiser Ferdinand I. im lombardo-venezischen Krönungsornat
 
Erzherzog Rainer in der Amtstracht des Vizekönigs von Lombardo-Venetien
 
Österreichische Lokalbriefmarkenausgabe von 1850 für Lombardei und Venetien

Vizekönige von Lombardo-Venetien

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Generalgouverneure von Lombardo-Venetien

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Literatur

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  • Sergio Marinelli, Giuseppe Mazzariol, Fernando Mazzocca (Hrsg.): Il Veneto e l’Austria. Vita e cultura artistica nelle città venete (1814–1866). Mailand 1989.
  • Brigitte Mazohl-Wallnig: Österreichischer Verwaltungsstaat und administrative Eliten im Königreich Lombardo-Venetien 1815–1859. Zabern, Mainz 1993, ISBN 3-8053-1238-5.
  • Brigitte Mazohl-Wallnig: Verfassungsfrage und Nationalitätenproblem. Das Beispiel Lombardo-Venetien. In: Schriften zur europäischen Rechts- und Verfassungsgeschichte, 38, Duncker & Humblot, 2001, S. 366–387.
  • Franz Pesendorfer: Eiserne Krone und Doppeladler. Lombardo-Venetien 1814–1866. Deuticke, Wien 1992, ISBN 3-216-07949-X.
  • Eugen Semrau: Österreichs Spuren in Venedig. Mit Beiträgen von Antonio A. Rizzoli und Miguel Herz-Kestranek. Wien / Graz / Klagenfurt 2010, ISBN 978-3-222-13309-1.
  • Simonatta Soldani: Annäherung an Europa im Namen der Nation. Die italienische Revolution 1846–1849. In: Dieter Dowe, Heinz-Gerhardt Haupt, Dieter Langewiesche (Hrsg.): Europa 1848. Revolution und Reform. Dietz, Bonn 1988, ISBN 3-8012-4086-X.
  • Alvise Zorzi: Österreichs Venedig. Das letzte Kapitel der Fremdherrschaft 1798 bis 1866. Aus dem Ital. v. Heinz-Georg Held und Claudia Piras. Düsseldorf / Hildesheim 1990, ISBN 3-546-49970-0 (Original unter dem Titel Venezia Austriaca. Rom/Bari 1985).

Historische Monographien:

  • Ignaz de Luca: Lombardie. In: Geographisches Handbuch von dem Oestreichischen Staate. 5. Band Galicien, und Lodomerien, nebst der Bukowine. Verlag Joseph V. Degen, Wien 1791, S. 581–588 (Google eBook).
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Commons: Königreich Lombardo-Venetien – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b Eintrag zu Lombardo-venezianisches Königreich im Austria-Forum (im AEIOU-Österreich-Lexikon)
  2. Lombardei. In: Heinrich August Pierer, Julius Löbe (Hrsg.): Universal-Lexikon der Gegenwart und Vergangenheit. 4. Auflage. Band 10: Lackfarbe–Matelen. Altenburg 1860, S. 477–478 (Digitalisat. zeno.org). 2) (Verwaltungsgebiet Mailand des Lombardisch-Venetianischen Königreichs). und 3) Seit dem Präliminarfrieden von Villafranca …
  3. Änderung des Titels, proklamiert 29. Januar 1869. Franz Gall: Österreichische Wappenkunde. Böhlau, Wien 1992, S. o.A. Zit. nach François R. Velde: Royal Styles → Austria. In: Heraldica → Royalty. 18. Januar 2007, abgerufen am 23. Juni 2009 (englisch, mit deutsch/lateinischen Originaltexten).
  4. Andreas Gottsmann, Stefan Malfer: Die Vertretungskörperschaften und die Verwaltung in Lombardo-Venetien. In: Adam Wandruszka, Peter Urbanitsch (Hrsg.): Die Habsburgermonarchie 1848–1918. Band 7: Helmut Rumpler, Peter Urbanitsch (Hrsg.): Verfassung und Parlamentarismus. Teilband 2: Die regionalen Repräsentativkörperschaften. Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2000, ISBN 3-7001-2871-1, S. 1593–1632.
  5. Günter Schön, Jean-Francois Cartier: Weltmünzkatalog 19. Jahrhundert. diverse Auflagen, Kapitel Österreich, Unterkapitel Lombardei-Venetien