Amt Schloß Neuhaus

ehemaliges Amt im Kreis Paderborn
(Weitergeleitet von Küchenamt Neuhaus)

Das Amt Schloß Neuhaus, bis 22. September 1959 Amt Neuhaus, war ein Amt des Kreises Paderborn in Nordrhein-Westfalen, Deutschland mit Sitz in der Gemeinde Schloß Neuhaus.[1] Seine historischen Vorgänger waren das Küchenamt Neuhaus und der Kanton Neuhaus.

Wappen Deutschlandkarte
?
Hilfe zu Wappen
Amt Schloß Neuhaus
Deutschlandkarte, Position des Amtes Schloß Neuhaus hervorgehoben
Basisdaten (Stand 1974)
Koordinaten: 51° 45′ N, 8° 43′ OKoordinaten: 51° 45′ N, 8° 43′ O
Bestandszeitraum: 1844–1974
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Regierungsbezirk: Detmold
Kreis: PaderbornVorlage:Infobox Gemeinde in Deutschland/Wartung/Landkreis existiert nicht
Fläche: 127,79 km2
Einwohner: 31.844 (27. Mai 1970)
Bevölkerungsdichte: 249 Einwohner je km2
Amtsgliederung: 4 Gemeinden
Adresse der
Amtsverwaltung:
Bielefelder Str.1
4794 Schloß Neuhaus

Geografie

Bearbeiten

Das Amt Schloß Neuhaus lag im Südosten der Westfälischen Bucht. Im Süden hatte das Amt Anteil an der Hellwegbörde, der sich direkt nördlich die Lippeniederung anschließt. Im Ortszentrum von Neuhaus münden die Alme und die Pader in die Lippe. Den größten Teil des Amtes bedeckte im Osten und Norden die Senne. Dort liegt zwischen Hövelhof und Stukenbrock die Emsquelle.

Beginnend im Osten im Uhrzeigersinn grenzten an das Amt Neuhaus, bezogen auf den Gebietsstand von 1950, die amtsfreie Stadt Bad Lippspringe, das Amt Altenbeken, die amtsfreie Stadt Paderborn und das Amt Kirchborchen (alle Kreis Paderborn), das Amt Salzkotten-Boke (Kreis Büren), das Amt Delbrück (Kreis Paderborn), das Amt Verl (Kreis Wiedenbrück), das Amt Brackwede (Kreis Bielefeld) und der Kreis Detmold.

Vorgeschichte

Bearbeiten

Oberamt und Küchenamt Neuhaus

Bearbeiten

Im Hochstifts Paderborn war Neuhaus bis zu den Napoleonischen Kriegen Sitz des Oberamtes Neuhaus, welches das Küchenamt Neuhaus, das Küchenamt Boke und das Küchenamt Delbrück umfasste. Zum Küchenamt Neuhaus gehörten die Städte Paderborn, Neuhaus und Salzkotten mitsamt den umliegenden Ortschaften.[2][3]

Der Kanton Neuhaus

Bearbeiten

Nachdem das Gebiet des Hochstifts 1807 an das Königreich Westphalen gefallen war, wurden neue Verwaltungsstrukturen nach französischem Vorbild geschaffen; meistens ohne Berücksichtigung historischer Gebietsgrenzen. Die Gemeinden Elsen, Hövelhof, Neuhaus und Sande wurden zum Kanton Neuhaus zusammengefasst.[4] Im Jahre 1810 hatte der Kanton Neuhaus 4203 Einwohner.[5] Der Kanton gehörte zum Distrikt Paderborn im Departement der Fulda des Königreichs und fiel 1813 an Preußen. 1816 wurde er dem neuen Kreis Paderborn zugeschlagen und bestand in diesem als Verwaltungsbezirk fort.[6] In den Folgejahren wurde manchmal auch der Begriff Bürgermeisterei verwendet.[7] In den 1830er Jahren wechselte die Gemeinde Hövelhof aus dem Verwaltungsbezirk Neuhaus in den Verwaltungsbezirk Delbrück.[8][9]

Geschichte

Bearbeiten

Im Rahmen der Einführung der westfälischen Landgemeinde-Ordnung von 1841 wurden aus den Verwaltungsbezirken unterhalb der Kreisebene, sofern es sich nicht um Städte gemäß der revidierten Städteordnung handelte, Ämter gebildet. Im Kreis Paderborn wurde dadurch aus dem Verwaltungsbezirk Neuhaus das Amt Neuhaus. Das Amt umfasste damit anfänglich die drei Gemeinden Elsen, Neuhaus und Sande.[10] Am 1. Oktober 1895 kamen die Gemeinden Hövelhof und Stukenbrock aus dem Amt Delbrück zum Amt Neuhaus hinzu, das damit fünf Gemeinden umfasste.[11]

 
Ehemalige Amtsverwaltung, heute Verwaltungsnebenstelle der Stadtverwaltung Paderborn

Die Gemeinde Neuhaus erhielt im September 1957 nach der Feier des 700-jährigen Bestehens den Namenszusatz Schloß, wodurch sich auch der Name des Amtes in Amt Schloß Neuhaus änderte. Die folgenden Daten stammen vom 6. Juni 1961:[12]

  1. Elsen: 20,20 km², 4.895 Ew.
  2. Hövelhof: 59,12 km², 7.886 Ew.
  3. Sande: 22,75 km², 2.032 Ew.
  4. Schloß Neuhaus: 25,70 km², 10.538 Ew.
  5. Stukenbrock: 42,68 km², 6.792 Ew.
Gesamtes Amt Schloß Neuhaus: 170,45 km², 32.143 Ew.

Durch das Gesetz zur Neugliederung des Kreises Wiedenbrück und von Teilen des Kreises Bielefeld schied die Gemeinde Stukenbrock zum 1. Januar 1970 aus dem Amt Schloß Neuhaus aus und wurde Teil der neuen Gemeinde Schloß Holte-Stukenbrock im Kreis Bielefeld. Die folgenden Daten stammen vom 27. Mai 1970:[12]

  1. Elsen: 20,21 km², 6.314 Ew.
  2. Hövelhof: 59,12 km², 9.636 Ew.
  3. Sande: 22,76 km², 2.288 Ew.
  4. Schloß Neuhaus: 25,70 km², 13.606 Ew.
Gesamtes Amt Schloß Neuhaus: 127,79 km², 31.844 Ew.

Am 1. Januar 1975 trat das Sauerland/Paderborn-Gesetz in Kraft, wodurch das Amt Schloß Neuhaus aufgelöst wurde. Hövelhof wurde um Teile der Gemeinde Ostenland aus dem Amt Delbrück erweitert, während Schloß Neuhaus und Elsen nach Paderborn eingemeindet wurden. Rechtsnachfolgerin des Amtes Schloß Neuhaus ist die Stadt Paderborn.

Einwohnerentwicklung

Bearbeiten
Jahr Einwohner Quelle
001818 1) 04.770 [13]
00001843 1) 2) 04.063 [13]
00001871 1) 2) 04.578 [13]
1910 11.809 [14]
1925 13.701 [15]
1939 19.540 [16]
1950 27.223 [12]
1961 32.143 [12]
001970 1) 31.844 [12]
1) 
ohne Stukenbrock
2) 
ohne Hövelhof

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Beschluss der Landesregierung vom 23. September 1959, veröffentlicht im Ministerialblatt NRW 1959, S. 2638, Urkunde vom 14. Oktober 1959 gemäß Mitteilung des Stadtarchives Paderborn vom 4. Januar 2011
  2. Neue Sammlung geographisch-historisch-statistischer Schriften. Band 4. Jacobi, Weißenburg 1786, Das Hochstift Paderborn, S. 457 (google.de).
  3. Johann Dietrich von Steinen: Kurzgefaßte Historie des Hochstifts Paderborn. In: Westphälische Geschichte. Band 2. Meyers, Lemgo 1755, S. 481 (google.de).
  4. Christian Daniel Voß: Die Zeiten. Archiv für die neueste Staatengeschichte und Politik. Band 13. Halle/Saale 1808, S. 374 (google.de).
  5. Friedrich Justin Bertuch (Hrsg.): Allgemeine geographische Ephemeriden. Landes-Industrie-Comptoir, Weimar 1811, S. 31 (google.de).
  6. Amtsblatt der Regierung Minden 1816, S. 177
  7. Amtsblatt der Regierung Minden 1834, S. 83
  8. Amtsblatt der Regierung Minden 1830, Erwähnung von Hövelhof
  9. Amtsblatt der Regierung Minden 1836, Erwähnung von Hövelhof
  10. Amtsblatt der Regierung Minden 1844: Bildung des Amtes Neuhaus. Abgerufen am 3. März 2014.
  11. Amtsblatt der Regierung Minden 1895, S. 262
  12. a b c d e Regionales Gemeindeverzeichnis-Informationssystem GV-ISys (mit historischen Bevölkerungszahlen)
  13. a b c Statistisches Landesamt Nordrhein-Westfalen: Gemeindestatistik des Landes Nordrhein-Westfalen: Bevölkerungsentwicklung 1816–1871. Düsseldorf 1966
  14. Uli Schubert: Deutsches Gemeindeverzeichnis 1910. Abgerufen am 2. Februar 2017.
  15. Gemeindelexikon für den Freistaat Preußen 1931: Volkszählung 1925
  16. Statistisches Landesamt Nordrhein-Westfalen: Gemeindestatistik des Landes Nordrhein-Westfalen: Bevölkerungsentwicklung 1871–1961. Düsseldorf 1966