Keltischer Goldschatz von Manching

Depotfund auf dem Gelände des keltischen Oppidums bei Manching (1999)
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Der keltische Goldschatz von Manching war ein Depotfund aus der Zeit um 100 v. Chr., der 1999 auf dem Gelände des keltischen Oppidums von Manching geborgen wurde. Bei einem Einbruch im November 2022 in das Manchinger Kelten-Römer-Museum wurde der gesamte Schatz, abgesehen von einer einzelnen, übersehenen Münze, gestohlen und von den Dieben anschließend wahrscheinlich eingeschmolzen.

Keltischer Goldschatz von Manching

Beschreibung

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Bronzeringe, Münzen und Gusskuchen

Der Fund umfasste 483 Goldmünzen (Statere) sowie einen 217 Gramm schweren Gusskuchen – insgesamt 3,724 Kilogramm Gold – und drei Bronzeringe[1]:

  • Die Münzen wiesen eine homogene Zusammensetzung auf: Der Schatzfund bestand aus so genannten Muschelstateren, die sämtlich im Gebiet der Boier – dem heutigen Böhmen – nach einem vorgegebenen Gewichtsstandard geprägt wurden. Im Schatzfund waren ausschließlich Goldstücke mit einem Gewicht zwischen 7 und 7,5 Gramm vertreten. Sie werden als „boische Statere der älteren Goldprägung“ klassifiziert, wurden im 2. und 1. Jahrhundert v. Chr. geprägt und bestanden aus Gold, das die Kelten im Bergbau und beim Goldwaschen an Flüssen gewonnen hatten. Die Goldlegierung war hochwertig und der Goldgehalt höher als bei den örtlich üblichen südbayerischen Regenbogenschüsselchen. Der Wert einer solchen böhmischen Goldmünze lag damit deutlich über dem eines Regenbogenschüsselchens.[2]
  • Der Gusskuchen bestand aus zusammengeschmolzenem Rohmaterial und war schon in der Antike rundherum abgefeilt worden, vielleicht damit das Stück über ein ganz bestimmtes Gewicht verfügte.
  • Die drei Bronzeringe dienten wahrscheinlich als Verschluss des Stoff- oder Lederbeutels, in dem das Gold aufbewahrt wurde.

Der Fund war der erste große Goldschatz aus dem Oppidum von Manching und der größte Goldfund keltischer Herkunft im 20. Jahrhundert.[3]

Fundbergung

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Am 26. August 1999 fielen einem Mitarbeiter des Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege bei einer routinemäßigen Geländebegehung einige Verfärbungen im Boden auf. In einer dieser Verfärbungen machte er einen schmalen gelblichen Gegenstand aus, der sich bei genauerem Betrachten als Goldmünze entpuppte. Die Untersuchung der unmittelbaren Umgebung mit einem Metalldetektor ergab, dass weitere Münzfunde in dem Areal zu erwarten waren.

Während der improvisierten Grabung – die Archäologen fürchteten Raubgräber und versuchten, die Ausgrabung innerhalb eines Tages abzuschließen –, wurde ein Großteil der teils verstreut liegenden Münzen, der Goldgusskuchen sowie die drei Bronzeringe geborgen. Dabei ergab sich kein Hinweis auf ein Keramikgefäß, sodass davon auszugehen ist, dass der Hort in einem Leder- oder Stoffbeutel vergraben wurde.

Nachdem die Archäologen davon ausgingen, dass keine weiteren Funde mehr zu bergen waren, wurde die Aktion um 20 Uhr beendet. Eine erste Zählung ergab 438 Münzen. Eine Nachuntersuchung am folgenden Tag erbrachte dann aber doch noch weitere 13 Münzen.[4]

Allerdings hatte – entsprechend der Befürchtung der Archäologen – in der Nacht doch ein Sondengänger illegal die Fläche abgesucht und 32 weitere Goldmünzen ausgegraben. Diese konnten letztendlich sichergestellt werden, als der Raubgräber versuchte, sie zu verkaufen.[5]

Historische Einordnung

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Keltische Münzschätze werden vereinzelt immer wieder gefunden. Bereits zum Ende des 3. Jahrhunderts v. Chr. wurden auch in Manching selbst, wenn auch in geringen Stückzahlen, Goldmünzen geprägt. Das Oppidum zeichnete sich in keltischer Zeit durch eine im Wegenetz günstige Lage aus. Infolge des Aufschwungs des Oppidums im 2. Jahrhundert v. Chr. zu einem zentralen Ort nahm auch die Münzprägung in Gold und Silber entsprechend zu. Gut bekannt und örtlich zu erwarten gewesen wären deshalb südbayerische Regenbogenschüsselchen.[6]

Der Fund besteht jedoch ausschließlich aus Goldmünzen, die in Böhmen geprägt wurden. Diese Provenienz war bis dahin für Münzen in Manching selten. Zusammen mit dem außerordentlichen Umfang des Schatzes belegt das den Kontakt zwischen dem Oppidum von Manching und Böhmen. Der Münzschatz ist der beeindruckendste Beleg für die damalige Verbindungen zwischen beiden Regionen.[7]

Zeitlich ist der Schatz ins 2. oder frühe 1. Jh. einzuordnen. Eine genauere Angabe ist nicht möglich.[8] Vermutet wird, dass der Besitzer das Gold versteckte und den Schatz aus unbekannten Gründen nicht mehr gehoben hat. Auch darüber ist nichts bekannt.[9]

Einbruch im Kelten-Römer-Museum 2022

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Diebstahl

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In dem 2006 eröffneten Kelten-Römer-Museum war der Depotfund eine Hauptattraktion. Am 22. November 2022 durchtrennten zunächst Unbekannte mehrere Glasfaserkabel in einem Technikraum der Telekom Deutschland, wodurch das Telefonnetz, das Internet und einige Mobilfunkbasisstationen im weiteren Umfeld des Kelten-Römer-Museums ausfielen. In der Folge waren auch Notdienste sowie mehr als 13.000 Nutzer vom Telekommunikationsnetz abgetrennt. Nach dieser Sabotage hebelten die Täter zwei Türen und zwei Sicherheitsglas-Vitrinen[Anm. 1] im Museum auf und entwendeten den Goldschatz. Die automatische Alarmanlage löste zwar einen Alarm aus, dieser wurde jedoch aufgrund des Ausfalls der Telefon- und Internet-Versorgung nicht an den beauftragten Sicherheitsdienst übermittelt.[10] Eine einzelne Goldmünze wurde von den Einbrechern zurückgelassen. Da sie nach dem Coup in einer Ritze gefunden wurde, ist zu vermuten, dass sie den Tätern beim Raubzug entglitten war.

Der Verlust des Goldschatzes wurde erst am nächsten Morgen bemerkt. Der reine Materialwert lag zum Zeitpunkt des Diebstahls bei etwa 250.000 Euro, der Handelswert bei etwa 1,7 Mio. Euro, wenn für jede einzelne Münze ein Verkaufswert von 3000 bis 4000 Euro zugrunde gelegt wird.

Reaktionen

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Der bayerische Kunstminister Markus Blume und der Direktor der Archäologischen Staatssammlung München, Rupert Gebhard äußerten ihre Bestürzung.[11][12][13][14][15][16]

Der Zweckverband Kelten-Römer-Museum Manching, die Archäologische Staatssammlung und das Bayerische Landeskriminalamt lobten gemeinsam eine Belohnung in Höhe von 20.000 Euro aus für Hinweise, die zur Aufklärung der Tat oder zum Ergreifen der Täter führten.[17]

Der Zweckverband befürwortete noch im Juni 2023 Verhandlungen mit den Dieben über eine Rückgabe des Goldschatzes unter der Bedingung, ausschließlich privates Vermögen, wie Spenden, zu verwenden.[18]

Ermittlungen

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Eine fünfundzwanzigköpfige Sonderkommission der Kriminalpolizei mit dem Namen „Oppidum“ nahm wegen Bandendiebstahls und Sachbeschädigung das Ermittlungsverfahren auf. Aufgrund verwendeter Tatmittel und DNA-Spuren ermittelte sie gegen eine seit den 1990er-Jahren in Mecklenburg-Vorpommern aktive Tätergruppe. Durch eine Telefonüberwachung erfuhr sie von einer geplanten Übergabe. Am 18. Juli 2023 erfolgte der Zugriff, bei dem vier Tatverdächtige, gegen die eine „erdrückende Beweislast“ vorlag, mit Unterstützung von Spezialeinheiten im Landkreis Ludwigslust-Parchim, in Schwerin und in Halle (Westfalen) festgenommen wurden. Dabei konnten auch 18 Goldklumpen sichergestellt werden. Das Amtsgericht Ingolstadt erließ wegen schweren Bandendiebstahls Haftbefehl gegen sie.[19]

Die sichergestellten Goldklumpen bestehen aufgrund des Gewichts wahrscheinlich aus jeweils vier eingeschmolzenen Münzen des gestohlenen Schatzes, womit mindestens etwa 70 Münzen als zerstört gelten müssen.[20] Der Verbleib der übrigen Münzen ist ungeklärt.[21]

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Commons: Goldschatz von Manching – Sammlung von Bildern

Anmerkungen

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  1. Aus der zweiten Vitrine wurden drei weitere, deutlich größere Münzen entwendet.

Einzelnachweise

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  1. Leicht: Keltischer Goldschatz (Weblinks).
  2. Ziegaus: Keltischer Goldschatz (Weblinks).
  3. Ziegaus: Keltischer Goldschatz (Weblinks).
  4. Leicht: Keltischer Goldschatz (Weblinks).
  5. Ruth Stückle: Geheimhaltung war beim Fund das oberste Gebot. Matthias Leicht hat den Goldschatz 1999 entdeckt. Es ist der Fund seines Lebens. In: Pfaffenhofener Kurier vom 24. November 2022.
  6. Ziegaus: Keltischer Goldschatz (Weblinks).
  7. Sievers: Keltischer Goldschatz (Weblinks).
  8. Ziegaus: Keltischer Goldschatz (Weblinks).
  9. Sievers: Keltischer Goldschatz (Weblinks).
  10. Bayerisches Landeskriminalamt: Größter keltischer Goldfund des 20. Jahrhunderts entwendet! – Pressekonferenz = Pressemitteilung vom 23. November 2023; abgerufen am 10. November 2023.
  11. Keltenschatz: Nach Goldschatz-Diebstahl sucht die Polizei verzweifelt Zeugen. In: Focus online. 24. November 2022, abgerufen am 24. November 2022.
  12. Handelswert von gestohlenem Gold bei 1,6 Millionen Euro. In: Zeit Online. 23. November 2022, abgerufen am 24. November 2022.
  13. Manching: Goldschatz schwer verkäuflich - Polizei befürchtet, Diebe könnten historische Münzen einschmelzen. In: Spiegel Online. 23. November 2022, abgerufen am 24. November 2022.
  14. Zweite Vitrine aufgebrochen. In: Ingolstadt Today. 24. November 2022, abgerufen am 24. November 2022.
  15. Tanja Kipke: Unbekannte durchtrennen Glasfaserkabel: Polizei sieht Verbindungen zu millionenschwerem Museums-Diebstahl. In: Merkur.de. 25. November 2022, abgerufen am 25. November 2022.
  16. Thomas Balbierer: Golddiebstahl von Manching: "Anschlag auf unser kulturelles Gedächtnis". In: Süddeutsche Zeitung. 20. Juli 2023, abgerufen am 21. Juli 2023.
  17. Bayerisches Landeskriminalamt: Goldschatz in Manching gestohlen – Stand der Ermittlungen = Presseerklärung vom 8. Dezember 2022; abgerufen am 10. November 2023.
  18. Verhandlung mit den Dieben: Keltenmuseum will gestohlenen Goldschatz auslösen. Donaukurier, 19. Juni 2023, abgerufen am 20. Juni 2023.
  19. Bayerisches Landeskriminalamt: Festnahme von vier Tatverdächtigen (Weblinks).
  20. Susanne Hagenmaier: Gestohlener Goldschatz von Manching teilweise eingeschmolzen. In: BR24. Bayerischer Rundfunk, 20. Juli 2023, abgerufen am 19. Juli 2023.
  21. Pressekonferenz zu Ermittlungsergebnissen vom 20. Juli 2023. NDR MV, abgerufen am 21. Juli 2023.