Clowndoktor
Ein Clowndoktor oder Klinikclown ist ein Clown (angelernter Schauspieler), der in Spitälern und Pflegeinstitutionen auftritt, um dort kranken Menschen mittels Humor wieder Hoffnung und Lebensmut zu schenken. Der Auftritt erfolgt in der Regel in Zweier-Teams, die immer in enger Zusammenarbeit mit dem Pflegepersonal ihrer Aufgabe nachgehen.
Beschreibung
BearbeitenUnter dem Motto „Lachen ist die beste Medizin“ wird versucht, die emotionale Situation der Patienten zu verbessern, die oft mit Langeweile und Trostlosigkeit verbunden ist. Ziel der Clowns ist die Lockerung der oft tristen Klinik-Atmosphäre. Sie möchten die Patienten zum Lachen bringen und so zu ihrer schnelleren Genesung beitragen. Diese Spielart des therapeutischen Humors wird unter dem Begriff Clowntherapie mittlerweile auch wissenschaftlich erforscht.[1] So wurde bei einer Studie an einer israelischen Klinik beobachtet, dass sich der Prozentsatz erfolgreicher In-vitro-Fertilisationen mit dem Besuch von Clowndoktoren von 20 % auf 36 % steigerte.[2][3]
Geschichte
BearbeitenDie Clowndoktoren gehen auf eine Idee des US-amerikanischen Clowns, Jongleurs und Mitbegründers des Big Apple Circus (New Yorker Stadtzirkus) Michael Christensen (* 1947) zurück. 1986 entwickelte er das „Clown doctoring“ und gründete die „Big Apple Circus Clown Care“, eine Organisation innerhalb des Big Apple Circus, die Clowns in Kinderkliniken schickte.[4] Diese Methode wurde schnell international populär, so entstand 1991 in Österreich der Verein CliniClowns, der in Europa die ersten Clownvisiten durchführte.[5] 1993 gründeten in der Schweiz die Brüder Jan und André Poulie die Stiftung Theodora, 1994 entstand in Deutschland der Verein Clown Doktoren e.V.[6] sowie in Österreich der Verein Rote Nasen Clowndoctors.[7] In Deutschland gibt es seit 2004 einen bundesweiten Dachverband, „Clowns in Medizin und Pflege Deutschland e.V.“,[8] in dem 16 Klinikclown-Vereine organisiert sind, die zusammen 240 Clowns vertreten (Stand 4/2019). Von dem Arzt und Komiker Eckart von Hirschhausen wurde eine Stiftung gegründet, die Spender und Akteure der Klinikclown-Szene vernetzt und Weiterbildungen für Ärzte, Pflegekräfte und Clowns organisiert.[9]
Literatur
BearbeitenWissenschaftliche Aufsätze
- Christine Außerwöger: Humor im Krankenhaus: Clowndoctors im Einsatz zur Bewältigung von Kinderängsten (PDF; 1,9 MB). VDM-Verlag, Saarbrücken 2009, ISBN 978-3-639-15152-7.
- Lotta Linge. Hospital Clowns Working in Pairs - In Synchronized Communication with Ailing Children. In: International Journal of Qualitative Studies on Health and Well-being. Nr. 3, 1. 2008, S. 27–38.
- Linda Miller Van Blerkom. Clown Doctors: Shaman Healers of Western Medicine. In: Medical Anthropology Quarterly. Nr. 9, 4. 1995, S. 462–475.
- Monika Rösner. Der Gericlown: Eine Vorstellung. In: Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie. Nr. 43, 1. 2010, S. 53–57.
- Laura Vagnoli et al. Clown Doctors as a Treatment for Preoperative Anxiety in Children: A Randomized, Prospective Study. In: Pediatrics. Nr. 116, 4. 2005, S. 563–567.
- Alexander Wertgen. Clownpädagogik – eine ernst zu nehmende Entwicklung in der pädagogischen Arbeit mit Kindern in stationärer Krankenhausbehandlung. In: Empirische Sonderpädagogik. Nr. 1,1. 2009, S. 110–131.
- B. Wild et al. Clowns in der Psychiatrie?In: Nervenarzt. Nr. 78, 5. 2007, S. 571–574.
Bücher
- Anja Doehring und Ulrich Renz: Was ich mir wünsche ist ein Clown. Klinikclowns auf der Kinderstation, Beltz Verlag, Weinheim 2003, ISBN 3-407-55884-8, E-Book Sefa Verlag, Lübeck 2014, ISBN 3-945090-23-7
- Ulrich Fey: Clowns für Menschen mit Demenz. Das Potenzial einer komischen Kunst, Mabuse-Verlag Frankfurt/M., 3. erweiterte Auflage 2016, ISBN 978-3-86321-015-1
- Ulrich Fey: Wirklich komisch. Wenn Clowns Kinder im Krankenhaus besuchen, Mabuse-Verlag Frankfurt/M. 2018, ISBN 978-3-86321-387-9
Weblinks
Bearbeiten- Clowns in Medizin und Pflege Deutschland e.V. – Dachverband diverser bundesdeutscher Klinikclown-Vereine
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Klaus Werner-Lobo: Frei und gefährlich: Die Macht der Narren. Benevento, 2016, ISBN 978-3-7109-5015-5
- ↑ S. Friedler et al. The effect of medical clowning on pregnancy rates after in vitro fertilization and embryo transfer (IVF-ET). In: Fertility and Sterility. Nr. 95, 6. 2011 (doi:10.1016/j.fertnstert.2010.12.016)S. 2127–2130. [1]
- ↑ Laughter may increase probability of IVF pregnancy, study finds (Reuters) [2]
- ↑ Big appel circus: Clown care ( vom 21. September 2010 im Internet Archive); abgerufen am 3. Sep. 2010
- ↑ Kurzabriss der Geschichte der österreichischen CliniClowns ( des vom 20. August 2020 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. auf der Webseite der CliniClowns, aufgerufen am 22. Februar 2021
- ↑ Die Clown Doktoren e. V.: Der Verein, Geschichte; abgerufen am 11. Aug. 2012
- ↑ Rote Nasen Clowndoctors Austria ( vom 30. Dezember 2013 im Internet Archive); abgerufen am 4. Sep. 2010
- ↑ http://www.dachverband-clowns.de/ abgerufen am 1. August 2014
- ↑ Stiftung „Humor Hilft Heilen“ gGmbH