Jakobiner

politischer Klub während der Französischen Revolution
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Die Jakobiner (franz: les Jacobins) waren im formellen Sinn die Mitglieder eines politischen Klubs während der Französischen Revolution. In einer inhaltlichen Betrachtung wurden in Frankreich ab 1793 die Anhänger Maximilien de Robespierres als Jakobiner, aber auch als Robespierristen bezeichnet. Sie vertraten die politische Linke und setzten sich u. a. für die Abschaffung der Monarchie ein. Die Jakobiner fanden ihre Anhänger zum großen Teil in städtischen Unterschichten, aber auch bei Ärzten, Rechtsanwälten oder Handwerkern. Der Name Jakobinerklub bezog sich auf den Versammlungsort, das Jakobinerkloster Saint-Honoré in Paris.

Schließung des Jakobinerklubs in der Nacht vom 27. auf den 28. Juli 1794, zeitgenössischer Kupferstich

Im weiteren Sinn bezeichnet der Begriff auch jene Anhänger der Revolution innerhalb und außerhalb Frankreichs, die zwar keine Mitglieder des Jakobinerklubs waren, aber auch nach der Hinrichtung König Ludwigs XVI. noch die Revolution befürworteten und eine republikanische Staatsform anstrebten.

Der Jakobinerklub

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Gründung

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Nach der Eröffnung der Generalstände durch König Ludwig XVI. am 5. Mai 1789 kam es in Frankreich und insbesondere in Paris zur Gründung politischer Klubs. Als sich am 17. Juni 1789 die Nationalversammlung konstituierte und drei Tage später schwor, erst dann wieder auseinanderzugehen, wenn sie eine Verfassung geschaffen hätte (Ballhausschwur), bildeten sich ausgehend von den Klubs politische Lager mit unterschiedlichen Auffassungen.

 
Jakobinermütze (Heeresgeschichtliches Museum, Wien)

Der Jakobinerklub wurde ursprünglich am 30. April 1789 als Bretonischer Klub gegründet. Dieser stellte seine Aktivitäten im August 1789 ein, da keine Einigung über das Vetorecht des Königs zustande kam. Nach einer Anregung von Sieyès im Oktober gründete Claude-Christophe Gourdan im Dezember des Jahres unter dem Namen Gesellschaft der Freunde der Verfassung den Klub neu. Als Versammlungsort hatte er die ehemalige Bücherei des Jakobinerklosters in Paris gefunden.

Abgrenzung zu den anderen Klubs

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In der Zeit von 1789 bis 1799 kann nicht von politischen Parteien im heutigen Sinne gesprochen werden. Es handelte sich eher um Debattiervereine und es war durchaus üblich, in mehreren Klubs Mitglied zu sein. So war sogar der Führer der Girondisten, Jacques Pierre Brissot, lange Zeit auch Mitglied bei den Jakobinern. Obwohl sie wie alle Jakobiner Anhänger eines Zentralstaats waren, warf man ihnen später Föderalismus vor, weil sie sich dagegen wehrten, den Sansculotten der Hauptstadt zu erlauben, allen anderen Franzosen ihren Willen aufzuzwingen. Paris sei nur eines von 83 Départements, also dürfe seine Bevölkerung auch nur 1/83 des politischen Einflusses ausüben dürfen, meinte der Abgeordnete Marc David Lasource.[1]

Die eher gleiche Entstehungsgeschichte hatten die Cordeliers, die sich auch aus Mitgliedern des Bretonischen Klubs rekrutierten, aber schon von Beginn an, dem 27. April 1790, für eine Republik starkmachten und weiter links als die Jakobiner anzusiedeln waren. Die Cordeliers verlangten im Gegensatz zu den Jakobinern keinen Mitgliedsbeitrag. Zusammen bildeten diese beiden Klubs die sogenannte Bergpartei, eine Bezeichnung, die sich aus der Sitzordnung im Parlament ergab. Die enge Zusammenarbeit dieser Montagne endete zu Beginn des Frühlings 1794.

Abspaltung der Feuillants

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Am 18. Juli 1791, unter dem Eindruck des Massakers auf dem Marsfeld und der Flucht des Königs nach Varennes[2], spaltete sich ein Großteil der Mitglieder vom bisherigen Jakobinerklub ab. Der weitaus geringere Teil verblieb im Klub der Gesellschaft der Freunde der Verfassung. Im Parlament verblieben mit Robespierre gar nur drei weitere Vertreter der Jakobiner, alle anderen der Fraktion zählten sich zum neugegründeten Klub. Die nach ihrem Sitzungsort Feuillants genannte neue politische Vereinigung befürwortete weiterhin eine konstitutionelle Monarchie und hielt die bisherige Revolution für weitreichend genug. Die Feuillants müssen sogar als weiter rechts stehend als die Gironde angesehen werden.

Ziele und Entwicklungen

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Durchdrungen von den Gedanken Jean-Jacques Rousseaus wollten die Jakobiner die in der Französischen Revolution erreichte konstitutionelle Monarchie durch eine Republik ersetzen. Mit Flugblättern, Zeitungsartikeln und einnehmenden Reden beeinflussten sie zunehmend die Massen und fanden im ganzen Land Anhänger. Vor allem das einfache Volk, die Arbeiter und Kleinbürger, Sansculotten genannt, waren auf Seiten der Jakobiner. Diese waren fester organisiert als andere politische Klubs und unterhielten ein Netz von Filialgesellschaften in den Provinzen, so dass sie auch dort durch Flugblätter, Zeitungsartikel und Redetätigkeit auf die öffentliche Meinung einwirken konnten. Die Französische Revolution war ein Lernprozess, weshalb auch langjährige Klubmitglieder ihre ursprünglichen politischen Meinungen änderten. So war Maximilien de Robespierre ursprünglich Monarchist, den soziale Fragen nicht interessierten. Die Jakobiner machten Politik für das einfache Volk. Arbeiter und Kleinbürger waren ursprünglich gegen den Krieg, forderten den Verkauf der Nationalgüter – das war der enteignete Besitz der Kirche und von Emigranten – in Form von kleinen Parzellen, wollten ein geeintes, zentralistisches Frankreich und forderten eine geplante Wirtschaft mit Höchstpreisen.

Radikalisierung und vorläufiges Ende

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Sitzung im Jakobinerklub (Januar 1792)

1792 erzwangen die Jakobiner gegen den Willen ihrer gemäßigten Gegenspieler, der Girondisten, einen Prozess gegen den König. Unter der Führung von Maximilien de Robespierre errichteten sie ab Sommer 1793 ein Schreckensregime, die Terrorherrschaft (franz. La Terreur), das hauptsächlich durch Massenhinrichtung politischer Gegner, energische und blutige Unterdrückung von konterrevolutionären Bewegungen in den Provinzen und durch eine Zwangswirtschaft mit Höchstpreisen gekennzeichnet war. Im gleichen Sommer 1793 ließen die Jakobiner eine von den Ideen Rousseaus beeinflusste Verfassung verabschieden, die die direkte Demokratie stärkte, ein verpflichtendes Staatsziel (das „allgemeine Glück“) annahm und soziale Rechte (auf Arbeit und Bildung) enthielt. Diese Verfassung wurde aber nicht in Kraft gesetzt; nach Robespierres Meinung musste die Terreur bis zum Sieg über die Feinde fortgesetzt werden. Während die Jakobiner damit ihr eigenes Ideal der Freiheit verrieten, gelang es ihnen, die inneren und äußeren Gegner der Revolution zu besiegen.

Allerdings verloren sie durch den Terror mehr und mehr Anhänger. Im Sommer 1794 wurden zu den Höchstpreisen auch Höchstlöhne eingeführt, weshalb sich auch das Interesse der Sansculotten an der jakobinischen Politik verringerte. Im Juli siegte die Revolutionsarmee bei Fleurus entscheidend. Zwangsmaßnahmen schienen jetzt nicht mehr so dringend nötig. Auch durch die Hinrichtung einstiger Gefährten verlor Robespierre seinen Rückhalt im Konvent. Am 27. Juli 1794 wurde er gestürzt und am nächsten Tag hingerichtet. Das war das Ende des Terrors. Am 9. Thermidor nahm Louis Legendre symbolisch den Schlüssel zur Tagungsstätte des Klubs an sich. Schon in der nächsten Sitzung des Konvents wurde er wieder zurückgegeben, die Jakobiner konnten weiterhin legal tagen. Endgültig schloss der dazu beauftragte Legendre den Klub in Paris dann am 12. November 1794.[3]

Zeit der Thermidorreaktion und des Direktoriums

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Nach der offiziellen Schließung des Jakobinerklubs gab es trotzdem noch jakobinische Abgeordnete im Konvent. Dieser dank Überläufern in die Plaine immer kleiner werdende Rest wurde in Anspielung auf den Begriff der Bergpartei nun der Gipfel (La Crête) genannt und in einem weiteren Wortspiel die Mitglieder dieses Gipfels als Kreter (von frz. Les Crétois). In den nächsten Wochen schlossen sich die Kreter dann den verbliebenen Cordeliers an, bis auch diese am 20. Pluviose III (8. Februar 1795) verboten wurden.[4] Eine grundsätzliche Verbannung alles Jakobinischen fand aber nicht statt; so wurde der wichtige Gipfelpolitiker Thuriot noch am 7. November 1794 in den Wohlfahrtsausschuss gewählt.

In der Folgezeit musste das Direktorium aber noch immer mit jakobinischen Aufständen rechnen. So sammelten sich 1796 ehemalige Jakobiner, Sansculottes und Sozialrevolutionäre um die von François Noël Babeuf initiierte Verschwörung der Gleichen mit dem Ziel, das Direktorium zu stürzen und eine Art kommunistischer Gesellschaft in Frankreich durchzusetzen. In den von Frankreich besetzten oberitalienischen Regionen Piemont und Lombardei versuchte Filippo Buonarroti, einer der Wortführer der Gleichen, mit Hilfe italienischer Jakobiner Aufstände anzuzetteln. Die Pläne und Maßnahmen der Verschwörung der Gleichen wurden jedoch schon relativ früh verraten, ihre Anführer im Mai 1796 verhaftet und im darauffolgenden Jahr entweder zum Tode (Babeuf, Darthé) oder zur Verbannung (Buonarroti) verurteilt.

Ein erneuter Versuch sich zu formieren erfolgte am 6. Juli 1799 unter dem Namen Réunion des Amis de la Liberté et de l’Égalité und dem volkstümlichen Namen Club du Manège. Schon durch Napoleons Staatsstreich am 18. Brumaire stark beeinträchtigt, endete dieser Versuch der Neo-Jakobiner spätestens am 5. Januar 1801 mit einer Verhaftungsliste von 133 führenden Mitgliedern.

Von ihren Gegnern wurde der Name „Jakobiner“ zunehmend beleidigend und denunziatorisch genutzt: Wer so bezeichnet wurde, sollte öffentlich als „Königsmörder“ gebrandmarkt werden. Die Jakobiner selbst bezeichneten sich als „Patrioten“.

„Jakobiner“ heute

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In der französischen politischen Kultur des 20. Jahrhunderts bezeichnet der Begriff des Jakobinismus innerhalb der linken Parteien wie auch bei den Gaullisten eine nationalistische und etatistische Position, sowie moralisierende Tendenzen, Bürger durch Gesetze und Verbote zu einem „ethischen Verhalten“ im Sinne des jeweils aktuellen „Mainstreams“ zu erziehen (statt das „gute Verhalten“ zu belohnen). Damit stehen sie im Gegensatz zu den liberaleren und antiautoritären Strömungen der Linken, die oft als „Deuxième Gauche“ bezeichnet werden.

Jakobiner außerhalb Frankreichs

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Freiheitsbaum mit Jakobinermütze in der Mosellandschaft an der Grenze zwischen dem Herzogtum Luxemburg und der Französischen Republik mit dem Ort Schengen im Hintergrund; Aquarell über Feder- und Bleistiftzeichnung von J. W. von Goethe (1792). Die Inschrift auf der Tafel lautet: „PASSAN(T)S CETTE TERRE EST LIBRE“ (Vorbeigehende, dieses Land ist frei).

Nach dem Ausbruch der Französischen Revolution bildete sich auch in einigen Nachbarländern Frankreichs Jakobinerklubs, die ähnliche politische Ziele verfolgten. Ihre Mitglieder beteiligten sich an revolutionären Aktivitäten. Beispiele dafür bieten die Vorgeschichte des italienischen Risorgimento oder die Mainzer Republik. In Mainz war bereits einen Tag nach der Besetzung durch französische Revolutionstruppen im Oktober 1792 die Gesellschaft der Freunde der Freiheit als Klub deutscher Jakobiner gegründet worden, dem u. a. der Naturforscher Georg Forster angehörte. Der Club betrieb die Gründung des ersten auf demokratischen Grundsätzen beruhenden Staatswesens auf deutschem Boden, das jedoch nur bis zum Sommer 1793 bestand. Nach der Eroberung des revolutionären Mainz durch preußische und österreichische Truppen kam es zur sogenannten Clubistenverfolgung, der viele deutsche Jakobiner zum Opfer fielen.

In Wien wurden 1794 Andreas Freiherr von Riedel und Franz Hebenstreit als „Wiener Jakobiner“ vor Gericht gestellt. Viele Anhänger der Aufklärung aus Beamtenschaft und Armee wurden im Zuge dieses Prozesses eingesperrt oder hingerichtet. Der Kopf des damals hingerichteten republikanischen Offiziers Hebenstreit wurde bis 2012 im Wiener Kriminalmuseum zur Schau gestellt und dann infolge einer Initiative der Wiener Vorlesungen aus der Ausstellung entfernt.[5]

Auch in Köln wurden Jakobiner aktiv. Einer von ihnen, Franz Theodor Biergans, gab dort ab 1795 die politische Zeitschrift „Brutus oder der Tyrannenfeind“ heraus.

Das klassische Symbol der Jakobiner, eher der Bewegung und politischen Richtung als des fest etablierten Klubs, war die Phrygische Mütze, deshalb später auch Jakobinermütze genannt. Dieses Symbol wird heute noch ab und zu von der französischen Sozialistischen Partei bei Parteitagen als Folkloreelement genutzt.

Vorsitzende der Jakobiner während der Französischen Revolution

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Literatur

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  • Lucas Chocomeli: Jakobiner und Jakobinismus in der Schweiz. Wirken und Ideologie einer radikalrevolutionären Minderheit 1789–1803. In: Freiburger Studien zur frühen Neuzeit. Bd. 11, Lang, Bern u. a. 2006, ISBN 3-03910-850-6 (Zugleich: Freiburg (Schweiz), Univ., Diss., 2005).
  • Walter Grab: Jakobinismus und Demokratie in Geschichte und Literatur. 14 Abhandlungen. In: Forschungen zum Junghegelianismus. Bd. 2, Lang, Frankfurt am Main u. a. 1998, ISBN 3-631-33206-8.
  • Hellmut G. Haasis: Gebt der Freiheit Flügel. Die Zeit der deutschen Jakobiner 1789–1805. (= Rororo 8363 rororo Sachbuch). 2 Bände, Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1988, ISBN 3-499-18363-3.
  • Hellmut G. Haasis: Morgenröte der Republik. Die linksrheinischen deutschen Demokraten 1789–1849. (= Ullstein Buch 35 199 = Ullstein Materialien). Ullstein-Verlag, Frankfurt am Main u. a. 1984, ISBN 3-548-35199-9.
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Commons: Jakobiner – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Jean Tulard, Jean-François Fayard und Alfred Fierro: Histoire et dictionnaire de la Révolution Francaise. Éditions Robert Laffont, Paris 1987, S. 815.
  2. Gustav Landauer in seiner Ausgabe von Kropotkins „Die Große Französische Revolution“ in der Anmerkung 49
  3. Otto Flake Die französische Revolution, Ausgabe Manesse S. 342
  4. Albert Soboul Die Große Französische Revolution, athenäum 1988 S. 385
  5. http://cityabc.at/index.php/Kriminalfall:_Der_Jakobiner_Hebenstreit
  6. Max Gallo: Robespierre. Klett-Cotta, Stuttgart 1989, ISBN 3-608-93107-4, S. 71+76.
  7. Max Gallo: Robespierre. Klett-Cotta, Stuttgart 1989, ISBN 3-608-93107-4, S. 80.
  8. Johannes Willms: Mirabeau oder die Morgenröte der Revolution. C.H. Beck, München 2017, ISBN 978-3-406-70498-7, S. 316.
  9. a b Ernest Krivanec: Jean Paul Marat – Fremd unter Fremden. Karolinger, Wien 1986, ISBN 3-85418-027-6, S. 253.
  10. Ernest Krivanec: Jean Paul Marat – Fremd unter Fremden. Karolinger, Wien 1986, ISBN 3-85418-027-6, S. 285.
  11. Max Gallo: Robespierre. Klett-Cotta, Stuttgart 1989, ISBN 3-608-93107-4, S. 211.
  12. Katharina und Matthias Middell: François Noël Babeuf. Märtyrer der Gleichheit. Neues Leben, Berlin 1988, ISBN 3-355-00604-1, S. 171.
  13. Katharina und Matthias Middell: François Noël Babeuf. Märtyrer der Gleichheit. Neues Leben, Berlin 1988, ISBN 3-355-00604-1, S. 287.