Kohlewirtschaft
Die Kohlewirtschaft, auch Kohleindustrie genannt (veraltete Bezeichnung Kohlenwirtschaft bzw. Kohlenindustrie), ist der Industrie-/Wirtschaftszweig, der sich mit der Gewinnung und Verarbeitung von Kohle befasst.
Geschichte
BearbeitenDie Kohlewirtschaft nahm ihren Aufschwung mit der Industrialisierung ab dem 19. Jahrhundert, da Kohle als Brennstoff die wichtigste Energiequelle für die Befeuerung von Dampfkesseln und somit für den Antrieb von Dampfmaschinen darstellte, die wiederum Dampflokomotiven und --schiffe sowie alle Arten von Produktionsmaschinen in Fabriken und Generatoren in Kraftwerken antrieben. Mit Holz, dem zuvor dominierenden Brennstoff, war man nicht mehr in der Lage, den wachsenden Energiehunger von Industrie, Gewerbe, Transport und Verkehr zu decken.[1] Des Weiteren bildet Kohle, bzw. der daraus erzeugte Koks, einen wichtigen Rohstoff für die Verhüttung von Eisenerz zu Stahl und somit den wichtigsten technischen Werkstoff.[1]
Den Höhepunkt ihrer Bedeutung erreichte die Kohlewirtschaft in den Industrienationen im frühen 20. Jahrhundert. Ab Mitte des 20. Jahrhunderts wurde die Kohle in vielen Anwendungen zunehmend von Erdöl und -gas verdrängt. Heute wird in den Industrienationen der Großteil der Kohle in Kohlekraftwerken verstromt.[1]
Teilzweige
Bearbeiten-
Gewinnung, hier im Tagebau
-
Transport, hier per Schubverband
-
Veredlung, hier Kokerei Schwelgern
-
Nutzung, hier Kohlemühlen im Heizkraftwerk Altbach/Deizisau
Die Kohlewirtschaft umfasst alle Phasen der Verarbeitungskette der Kohle von der Gewinnung bis zur Nutzung:[2]
- Gewinnung: Stein- und Braunkohlebergbau (NACE B05[3])
- bei Steinkohle meist untertägig
- bei Braunkohle meist im Tagebau
- Transport
- per Schiff (Massengutfrachter): Langstrecken interkontinental und Mittelstrecken national (Teil von NACE H50[3])
- per Bahn (Kohlenbahn): Mittelstrecken national und international (Teil von NACE H49.2[3])
- per Straße (LKW): Kurzstrecken, selten (Teil von NACE H49.4[3])
- per Förderbandanlage: Kurzstrecke
- Kohleveredlung (NACE C19[3])
- Nutzung:
- Stoffliche Nutzung als Rohstoff für Produktionsprozesse (insbes. in der Kohlechemie) (Teil von NACE C20/21/22[3])
- Energetische Nutzung als Brennstoff, insbes. Verstromung in Kohlekraftwerken (Teil von NACE D35.1[3])
Bedeutung national und international
BearbeitenWirtschaftsverbände und Institute
BearbeitenNationale und international ist die Kohlewirtschaft in verschiedenen Wirtschaftsverbänden organisiert[4] und unterhält verschiedene Forschungseinrichtungen, beispielsweise:
- International:
- Deutschland:
- Gesamtverband Steinkohle (GVSt)
- Deutscher Braunkohlen-Industrie-Verein (DEBRIV – Bundesverband Braunkohle)
- Verein der Kohlenimporteure
- DGMK Deutsche Wissenschaftliche Gesellschaft für Erdöl, Erdgas und Kohle
Literatur
Bearbeiten- Wilhelm Hermann, Gertrude Hermann: Die alten Zechen an der Ruhr. Vergangenheit und Zukunft einer Schlüsseltechnologie. Mit einem Katalog der „Lebensgeschichten“ von 477 Zechen (Reihe Die Blauen Bücher). 6., um einen Exkurs nach S. 216 erweiterte und in energiepolitischen Teilen aktualisierte Auflage der 5., völlig neu bearbeiteten und erweiterten Auflage 2003, Nachbearbeitung 2002: Christiane Syré, Endredaktion 2007: Hans-Curt Köster. Verlag Langewiesche Nachfolger, Königstein im Taunus 2008, ISBN 978-3-7845-6994-9.
- Hans Kaschade: Kohle- und Energiewirtschaft in der DDR 1960 bis 1990. edition bodoni. Buskow 2018, ISBN 978-3-940781-90-1.
- Anthony Seaton: Farewell, King Coal. From industrial triumph to climatic disaster. Dunedin Academic Press, Edinburgh 2018, ISBN 978-1-78046-077-2.
- Elspeth Thomson: The Chinese coal industry. An economic history. Curzon, London 2003, ISBN 0-7007-1727-7.
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ a b c Georg Erdmann, Peter Zweifel: Energieökonomik: Theorie und Anwendungen. Gabler Wissenschaftsverlage, 2008, ISBN 978-3-540-70773-8, S. 258 ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ Christian von Hirschhausen: Grundzüge der Kohlewirtschaft. (PDF; 2,8 MB) Vorlesung Energiewirtschaft. Technische Universität Dresden, DREWAG-Stiftungslehrstuhl EnErgiewirtschaft / EnergyEconomics, abgerufen am 4. Juni 2012.
- ↑ a b c d e f g Statistische Systematik der Wirtschaftszweige in der Europäischen Gemeinschaft, Rev. 2 (2008). Eurostat, abgerufen am 4. Juni 2012.
- ↑ Links zu anderen Kohle-Organisationen. Verein der Kohlenimporteure e. V., archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 27. Mai 2012; abgerufen am 4. Juni 2012. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.