Konzil von Pavia

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Als Synode von Pavia oder Konzil von Pavia werden eine Reihe von mittelalterlichen Kirchenversammlungen in der Stadt Pavia bezeichnet.

Als ehemalige Hauptstadt des Langobardenreiches und bis 1024 fränkische Krönungsstadt war Pavia im hohen Mittelalter einer der bevorzugten Orte für Kirchenversammlungen.

Versammlungen vor 1000

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Bereits 698 hatte in Pavia eine Kirchenversammlung stattgefunden. Eine andere Synode in Pavia im Jahr 850 untersagte den Bischöfen die Jagd.[1] Des Weiteren wurde verboten, Geistliche als Vermögensverwalter einzusetzen.[2] Auch im September 962 fand eine Bischofsversammlung in Pavia statt, an der vermutlich Kaiser Otto I. teilnahm.[3]

Der kaiserliche Papst Gregor V. hatte 996 zu einer römischen Synode zur Beendigung des Reimser Schismas aufgerufen. Sie richtete sich unter anderem gegen Erzbischof Giselher von Magdeburg, dem man vorwarf, seine bisherige Diözese Merseburg unrechtmäßig verlassen zu haben. Sollte er sich nicht dem Urteil des Papstes beugen, wurden ihm schwere Kirchenstrafen angedroht. Im Februar 997 fand diese Versammlung, die eine reine Papstsynode ohne fürstliche Beteiligung war, in Pavia statt, wo sich der aus Rom vertriebene Gregor V. aufhielt.[4] Dort wurden außerdem die französischen Bischöfe verurteilt, die der Ehe des französischen Königs Robert II. zugestimmt hatten.[5]

Im Jahr 998 ließ Otto III. auf einer Synode in Pavia eine Bestimmung zur Wiedergewinnung entfremdeter Kirchengüter beschließen.[6] Der Kaiser warf dem hohen Klerus vor, dass sie Kirchengüter nicht zum Nutzen der Kirche, sondern aus Gewinnstreben, Verwandtschaft oder Freundschaft verleihen würden.[7]

Synoden von 1018 und 1022

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Bereits in einer Versammlung von 1018 waren in Pavia Fragen der Kirchenreform behandelt worden. 1022 hielten Heinrich II. und Papst Benedikt VIII. eine gemeinsame Kirchenversammlung in Pavia ab, auf der die Reformbestrebungen aufgegriffen wurden. So wurde unter anderem die Pflicht der Kleriker bis einschließlich des Subdiakons zum Zölibat wiederholt. Verhandelt wurde vor allem über den Rechtsstatus der Kinder, die aus dem Zusammenleben eines unfreien Priesters und einer freien Frau hervorgegangen waren. Besonders der Verlust von Kirchenvermögen durch Güterentfremdung wegen erbberechtigter Priesterkinder wurde beklagt. Solche Kinder sollten nach den Beschlüssen der Versammlung künftig unfrei werden und in den Besitz der Kirche fallen. Über die Priesterkinder aus der Verbindung eines freien Priesters und einer freien Frau wollte der Papst erst bei einer der kommenden Synoden entscheiden.[8]

Synode von 1046

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Auf seiner ersten Italienreise, auf der er sich vom Papst zum Kaiser krönen lassen wollte, berief König Heinrich III. im Oktober 1046 in Pavia eine Versammlung ein, die von Bischöfen, Klerikern und Laien aus Oberitalien, Burgund und Deutschland besucht wurde. Aus Italien stammten 29, aus Burgund 2 und aus Deutschland 8 Erzbischöfe oder Bischöfe.[9] Unter den Reichsbischöfen in Heinrichs Gefolge befanden sich mit Suitger von Bamberg, Poppo von Brixen und Gebhard von Eichstätt drei künftige Päpste. Vor den Versammelten hielt der König am 25. Oktober eine eindrückliche Rede gegen die Simonie und betonte, nie Geld für die Vergabe eines kirchlichen Amtes angenommen zu haben.[10] Damit machte sich der König ein zentrales Anliegen der Kirchenreformbewegung des 11. Jahrhunderts zu Eigen. Anders als auf der im Dezember 1046 wegen der unvorhergesehenen Entwicklungen eilig einberufenen Synode von Sutri spielte bei der Synode in Pavia die Frage der Legitimität des noch regierenden Papstes Gregor VI., mit dem Heinrich wenige Tage später kurz hinter Pavia zusammentraf, sowie der diesem von Kritikern aus dem Reformerlager vorgeworfene Ämterkauf noch keine Rolle.

Synode von 1160

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Friedrich Barbarossa hatte die Zusammenkunft 1159 zur Beseitigung des Schismas (Alexander III., Viktor IV.) einberufen. Die Versammlung begann im Januar 1160. Anwesend waren etwa 50 Bischöfe, vornehmlich aus Deutschland und dem nördlichen Italien. Es waren zwar auch Gesandte anderer Länder anwesend, aber der Klerus aus England und Frankreich war nicht vertreten. Viktor IV. erschien zu der Versammlung, während Alexander III. fernblieb. Die Synode erkannte schließlich Viktor als Papst an und bannte Alexander. Dieser hatte seinerseits den Kaiser, dessen Ratgeber und Viktor exkommuniziert. Damit blieben die Fronten zwischen beiden Lagern verhärtet und das Schisma hatte sich verfestigt.[11] Später wurde Alexander vom englischen, französischen, irischen, norwegischen sowie spanischen Klerus anerkannt und setzte sich 1176 endgültig durch.

Konzil von Pavia-Siena 1423

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Papst Martin V. berief das nach dem Dekret Frequens des Konzils von Konstanz (1417) turnusmäßig einzuberufende Konzil für 1423 nach Pavia ein. Die Themen, die der Papst in seinem Einberufungsdekret vom 19. April 1418 allerdings entgegen den Regularien offen gelassen hatte, waren die anhaltende Gefahr durch die Hussiten, das weiter bestehende Schisma mit den Anhängern des in Spanien residierenden Gegenpapstes Benedikt XIII. („Papa Luna“) und der Fortgang der Kirchenreform. Am 21. April 1423 trafen drei der vier Konzilspräsidenten in Pavia ein; überraschenderweise fehlten jedoch sowohl der Papst selbst als auch König Sigismund, der wegen innenpolitischer Verwicklungen und der Kämpfe gegen die Hussiten in Böhmen geblieben war und auch keine Abgesandten schickte. Die Versammlung wurde aus verschiedenen Gründen nach Siena verlegt. Besonders die Aufteilung der Konzilsteilnehmer nach „Nationen“ und deren Mitwirkungsrechte waren ein konfliktträchtiges Thema. Hinzu kam der Streit zwischen der Konzilsmehrheit, die den Vorrang des Konzils gegenüber dem Papst betonte, und der Minderheit, die den päpstlichen Vorrang betonte. Zu ihr gehörte auch der Papst selbst, der freilich auch in Siena persönlich nicht erschien. Insgesamt agierte Martin V. geschickt, um sein Amt und dessen Machtfülle gegenüber konziliaristischen Bestrebungen zu bewahren. Dass dieser Konflikt wenige Jahre darauf beim Konzil von Basel eskalierte und zur Spaltung von Papst und Konzil führte, verhinderte die Versammlung indes nicht. Letztlich wurde das Konzil ohne greifbare Ergebnisse aufgelöst, auch weil sich Alfons V. von Aragon auf die Seite des spanischen Gegenpapstes stellte und die Wahl eines Nachfolgers für den im Mai 1423 verstorbenen Benedikt befürwortete, statt sich Martin anzuschließen.[12][13]

Literatur

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  • Hermann Bannasch: Synoden Pavia. In: Gerhard Taddey (Hrsg.): Lexikon der deutschen Geschichte. Personen, Ereignisse, Institutionen. Von der Zeitwende bis zum Ausgang des 2. Weltkrieges. 2., überarbeitete Auflage. Kröner, Stuttgart 1983, ISBN 3-520-80002-0, S. 947.
  • Heinz Wolter: Die Synoden im Reichsgebiet und in Reichsitalien von 916 bis 1056 (Konziliengeschichte, hrsg. v. Walter Brandmüller, Reihe A: Darstellungen). Schöningh, Paderborn u. a. 1988. ISBN 3-506-74687-1.

Einzelnachweise

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  1. Thomas Szabo: Die Kritik der Jagd. Von der Antike zum Mittelalter. In: Werner Rösener (Hrsg.): Jagd und höfische Kultur im Mittelalter. Göttingen 1997, S. 180
  2. Peter Landau: Eigenkirchenwesen. In: Theologische Realenzyklopädie (TRE). Band 9, de Gruyter, Berlin / New York 1982, ISBN 3-11-008573-9, S. 399–402. Hier: S. 401
  3. Heinz Wolter: Die Konzilien im Reichsgebiet und in Reichsitalien von 916 bis 1056. Ferdinand Schöningh, Paderborn u. a. 1988, S. 72f. in der Google-Buchsuche
  4. Heinz Wolter: Die Konzilien im Reichsgebiet und in Reichsitalien von 916 bis 1056. Paderborn 1988, S. 151f. in der Google-Buchsuche
  5. Joachim Ehlers, Heribert Müller, Bernd Schneidmüller: Die französischen Könige des Mittelalters. München 1996, S. 95
  6. Heinz Wolter: Die Konzilien im Reichsgebiet und in Reichsitalien von 916 bis 1056. Paderborn 1988, S. 160 in der Google-Buchsuche
  7. Gerd Tellenbach: Die westliche Kirche vom 10. bis zum frühen 12. Jahrhundert. Göttingen 1988, S. 79
  8. Gerd Tellenbach: Die westliche Kirche vom 10. bis zum frühen 12. Jahrhundert. Göttingen 1988, S. 137
  9. Gerd Tellenbach: Die westliche Kirche vom 10. bis zum frühen 12. Jahrhundert. Göttingen 1988, S. 52
  10. Gerd Tellenbach: Die westliche Kirche vom 10. bis zum frühen 12. Jahrhundert. Göttingen 1988, S. 122
  11. Bernhard Schimmelpfennig: Könige und Fürsten, Kaiser und Papst nach dem Wormser Konkordat. Göttingen 1996, S. 36.
  12. Klaus Schatz: Allgemeine Konzilien. Brennpunkte der Kirchengeschichte. Paderborn 1997, S. 147 f.
  13. Jürgen Hoeren: Martin V. Papst der Einheit und der Glaubenskriege. Konstanz 2017, S. 70 f.