Korsakow (Software)

Software zur Herstellung regelbasierter, interaktiver Filme

Korsakow ist eine Software zur Herstellung regelbasierter, interaktiver Filme. Sie wurde im Jahr 2000 von dem Medienkünstler Florian Thalhofer erfunden und wird seitdem kontinuierlich weiterentwickelt. Korsakow ist ein einfach zu erlernendes Programm, das Filmemachern und Erzählern ermöglicht, generative, audiovisuelle Narrationen zu produzieren. Ein mit Korsakow erstelltes Werk wird Korsakow-Film genannt und kann mit einem Webbrowser im Internet oder offline betrachtet werden. Die Software richtet sich an Autoren von journalistischen, dokumentarischen, anthropologischen, experimentellen oder fiktionalen Narrationen. Korsakow-Filme werden auch bei Live-Veranstaltungen oder als interaktive Video-Installationen gezeigt.

Korsakow


Version 6
Basisdaten

Entwickler Florian Thalhofer, David Reisch
Erscheinungsjahr 2001
Aktuelle Version 6.0.07
(November 2017)
Betriebssystem ab Windows 7, ab Mac OSX 10.10
Kategorie Multimedia
http://korsakow.com

Versionen

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Entwicklung und Vorgängerversionen

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Mitte der 1990er Jahre, als Student an der Universität der Künste Berlin (UdK) in der Klasse von Joachim Sauter begann Florian Thalhofer, sich mit computerbasiertem Erzählen zu befassen. 1996 veröffentlichte er [kleine welt],[1] eine nichtlineare, interaktive Erzählung über das Aufwachsen in der Provinz, die das erste Mal 1999 als CD-ROM bei Mediamatic, Amsterdam erschien.

Das Erzählprinzip von [kleine welt] beeinflusste maßgeblich den interaktiven Film Das Korsakow Syndrom – einen Film über Alkohol, den Thalhofer als Diplomarbeit am 6. Dezember 2000 an der UdK vorstellte. Um diesen Film herzustellen, hatte Thalhofer ein Computerprogramm geschrieben, das wenig später als Korsakow-System bzw. Korsakow-Software auch anderen zugänglich wurde. Thalhofer unterrichtete von 2001 bis 2005 u. a. zusammen mit Willem Velthoven und Heinz Emigholz in der Klasse „Interaktive Narration“ an der UdK, in der die Studenten mit den frühen Versionen von Korsakow arbeiteten.

Von 2001 bis 2015 war das Programm als freie Software verfügbar.

Versionen 1–3

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Korsakow wurde erstmals veröffentlicht Anfang 2001. Die Software war mit Macromedia Director erstellt und exportierte auf Shockwave basierte Filme. Diese Version der Software ist nicht mehr im Umlauf, wird aber nach wie vor von Florian Thalhofer für Installationen und Performances verwendet.

Version 5

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Version 5 wurde erstmals veröffentlicht im Juli 2009. Für Version 5 wurde Korsakow neu programmiert. Die Überarbeitung des Codes wurde ermöglicht durch eine Zusammenarbeit mit einer Forschungsgruppe an der Concordia University, Montreal, der Concordia Interactive Narrative Experimentation Research Group (CINER-G, 2007–2011), später Adventures in Research/Creation[2] (ARC 2011 to 2015) unter Vorsitz von Matt Soar. Thalhofer war weiterhin der kreative Kopf; das Projekt wurde geleitet von Matt Soar, der auch das Logo neu gestaltete. Der Chef der Programmierung war David Reisch mit früher Unterstützung von Stuart Thiel.

Korsakow 5 exportiert auf Flash-basierte Filme.

Version 6

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Version 6 wurde erstmals veröffentlicht im Oktober 2016. Korsakow exportiert nun HTML5.

Korsakow-Film

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Besonderheiten

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Der Autor eines Korsakow-Films organisiert sein Material nicht auf einem Zeitstrahl, sondern kontextbasiert. Anders als bei einer linearen Erzählung, folgt nicht eins aufs andere, führt eine Szene zu immer nur einer nächsten; in Korsakow kann eine erzählerische Einheit mit potentiell vielen anderen verbunden sein. Wann jedes Element auftaucht, ist immer vom Kontext abhängig. Den Inhalt und den Kontext bestimmt der Autor; der Betrachter surft sozusagen durch die Erzählung.

Die Erzähleinheiten innerhalb von Korsakow werden SNU genannt – Smallest Narrative Unit. Der Prozess der Kontextualisierung heißt snuifying; es ist neben der Erstellung des Inhalts die Hauptaufgabe des Korsakow-Autors, vergleichbar mit dem Schnitt beim (linearen) Film.

SNUs bestehen in der Regel aus kurzen Videosequenzen von 20 Sekunden bis wenigen Minuten, die im Korsakow-Film dynamisch miteinander in Beziehung gesetzt werden.

Der Begriff „SNU“ (smallest narrative unit) wurde erstmals vom Filmemacher Heinz Emigholz bei einer Vorlesung an der UdK Berlin am 6. Februar 2002 verwendet. Der Text der Vorlesung wurde später in dem Buch „Das schwarze Schamquadrat“ (ISBN 3-927795-09-7) veröffentlicht.

Kompatibilität (Version 6)

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Folgende Dateiformate werden von Korsakow 6 akzeptiert:

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Einzelnachweise

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  1. [kleine welt]/[small world]. Abgerufen am 20. Januar 2018.
  2. ARC: Adventures in Research/Creation. Abgerufen am 20. Januar 2018 (amerikanisches Englisch).