Die Kru-Sprachen sind eine Untergruppe des Nord-Volta-Kongo-Zweigs der Niger-Kongo-Sprachen. Die rund 30 Kru-Sprachen werden in der Elfenbeinküste und in Süd-Liberia von etwa 2,5 Mio. Menschen gesprochen. Der Name Kru ist offensichtlich eine Verballhornung des Sprachnamens Klao, begünstigt durch englisch crew, da die Kru-Leute früher häufig als Matrosen auf europäischen Schiffen arbeiteten.
Position des Kru innerhalb des Volta-Kongo
BearbeitenWestermann (1927) und Greenberg (1963) rechneten die Kru-Sprachen zu den Kwa-Sprachen, Bennet und Sterk (1977) verlagerten sie in den Nord-Volta-Kongo-Zweig. Die diskutierte Alternative ist eine unabhängige Position innerhalb des Volta-Kongo, also gleichrangig mit Nord- und Süd-Volta-Kongo; diese Frage ist noch nicht abschließend geklärt. Marchese (1989) fügte die drei isolierten Sprachen Aizi, Kuwaa und Seme den Krusprachen hinzu.
Klassifikation der Kru-Sprachen
BearbeitenDie Kru-Sprachen gliedern sich in einen östlichen und einen westlichen Zweig und drei isolierte Sprachen. Sämtliche Kru-Sprachen sind in der folgenden Klassifikation aufgeführt, die Klassifikation folgt Williamson-Blench 2000.
Klassifikation der Kru-Sprachen
- Kru
Die Kru-Sprachen der beiden Hauptzweige sind untereinander sehr ähnlich, am weitesten abweichend ist das in Burkina Faso gesprochene Seme.
Sprachliche Charakteristik
BearbeitenNominalklassensysteme des Proto-Niger-Kongo sind im Kru kaum erhalten, der Plural wird durch Suffixe und Veränderung des Auslautvokals gebildet. In den Nominalphrasen gibt es Konkordanzstrukturen. Die Kru-Sprachen machen regen Gebrauch von Verbalerweiterungen, etwa zur Bildung von Kausativen, Benefaktiven, Inchoativen und dem Passiv. Die Personalpronomina unterscheiden in einigen Sprachen Femininum und Maskulinum in der 2. und 3. Person Singular, sonst gibt es keine Genusdifferenzierung. Die Satzstellung ist SVO, es werden Postpositionen verwendet. Während das Genitivattribut und das Possessivum vor dem bestimmten Nomen stehen, werden Adjektivattribut, Demonstrativum und Numerale dem Nomen nachgestellt.
Literatur
Bearbeiten- Lynell Marchese: Tense/Aspect and the Development of Auxiliaries in Kru Languages. Hrsg.: Summer Institute of Linguistics. Band 78. Dallas (TX) 1986, ISBN 0-88312-097-6, S. 301. (Volltext (PDF-Datei; 3,46 MB) als Digitalisat)
- Joseph Greenberg: The Languages of Africa. Mouton, The Hague and Indiana University Center, Bloomington 1963.
- Bernd Heine und andere (Hrsg.): Die Sprachen Afrikas. Buske, Hamburg 1981.
- Bernd Heine und Derek Nurse (Hrsg.): African Languages. An Introduction. Cambridge University Press 2000.
- John Bendor-Samuel (Hrsg.): The Niger-Congo Languages: A Classification and Description of Africa's Largest Language Family. University Press of America, Lanham, New York, London 1989. Darin: Lynell Marchese: Kru.
- Diedrich Westermann: Die westlichen Sudansprachen und ihre Beziehungen zum Bantu. Mitteilungen des Seminars für orientalische Sprachen. Berlin 1927.
- Patrick Bennett und Jan Sterk: South Central Niger-Congo: A Reclassification. Studies in African Linguistics. 1977.