Jürgen Ulderup
Jürgen Ulderup (* 11. Oktober 1910 in Cuxhaven; † 23. April 1991 in Stemwede-Haldem) war ein deutscher Unternehmer und Gründer der nach ihm benannten Dr.-Jürgen-Ulderup-Stiftung.[1]
Leben
BearbeitenJürgen Ulderup wurde 1910 in Cuxhaven geboren. Sein Vater Wilhelm Ulderup (1876–1959) war unter anderem Unternehmer, der 1927 mit Hugo Junkers das Luftfrachtunternehmen Luftfrako gründete, 1928 die Deutsche Tramp Luftfahrt GmbH und 1945 die Norddeutsche Metallwaren mbH; seine Mutter Mathilde Bothilde (1881–1964) war die Tochter eines Kaufmanns, Schiffsausrüster in Apenrade.[2]
In Berlin legte Ulderup 1929 am Falk-Gymnasium das Abitur ab. Er studierte Wirtschaftswissenschaften an der Technischen Hochschule Charlottenburg mit Abschluss als Diplom-Ingenieur im Jahr 1933.[1][2] Mit der Dissertation Der Stand des Weltluftverkehrs und seine Probleme, insbesondere in Deutschland[3] wurde er dort 1935 zum Dr.-Ing. promoviert.[2]
Bereits seit Ende 1933 war er Vorstandsassistent der Auto Union in Zschopau. Im November 1934 kam Ulderup wegen regimekritischer Äußerungen in das KZ Sachsenburg. Nach der Freilassung wenige Wochen später wurde er im Januar 1935 in das DKW-Werk Spandau versetzt, 1936 übernahm er Aufbau und Leitung des Vertriebs der Mitteldeutschen Motorenwerke. Um weiteren Schwierigkeiten mit dem NS-Regime zu entgehen, trat Ulderup 1935 der Reiter-SS und 1937 der NSDAP bei. 1941 wechselte er als Leiter des Technischen Hauptbüros im Motorenbau zu den Junkers Flugzeug- und Motorenwerken in Dessau.
Ab März 1944 war er Betriebsführer der Zittwerke, einem Tarnunternehmen der Junkers-Werke, in dem auch KZ-Häftlinge zur Zwangsarbeit eingesetzt wurden.
Anfang April 1945 verhaftete und überstellte ihn die Gestapo wegen Wehrkraftzersetzung ins Polizeigefängnis nach Prag. Unter Bewachung arbeitete er weiter, zuerst im Junkers-Werk Prag, dann wieder in Zittau, wo er sich vor dem Einmarsch der sowjetischen Truppen absetzte und zu seiner Familie nach Neuenrade (Schleswig-Holstein) floh.[4]
Nach dem Zweiten Weltkrieg gründete Ulderup das im Jahr 1947 in das Handelsregister der Stadt Diepholz eingetragene Unternehmen Lemförder Metallwarengesellschaft[1], zunächst unter dem Namen seines Vaters, da er auf Grund seiner NSDAP- und SS-Mitgliedschaft und seiner nicht unbedeutenden Funktion in der NS-Rüstungswirtschaft Schwierigkeiten mit der britischen Besatzungsmacht im Rahmen der Entnazifizierung befürchtete.[5]
Auf der Suche nach dem Material für eine Abdeckkappe stieß er auf den Chemiker Gottfried Reuter, mit dem und der Continental AG er 1962 die Elastogran GmbH gründete. Ulderup stieg 1964 aus dem Unternehmen aus, das Reuter zwischen 1969 und 1971 sukzessiv an BASF verkaufte. Die ehemalige Elastogran firmiert heute als BASF Polyurethanes GmbH und ist das internationale Polyurethan-Forschungszentrum des Konzerns.[6]
Im Jahr 1983 gründete Ulderup gemeinsam mit seiner Ehefrau Irmgard (1922–2011) die Dr.-Jürgen-Ulderup-Stiftung, die im Februar 2009 mit der Irmgard-Ulderup-Stiftung zur Dr. Jürgen und Irmgard Ulderup Stiftung zusammengefasst wurde.[7]
Ulderups Lebenswerk war der Aufbau der Unternehmen Lemförder Metallwaren AG und Lemförder Metallwaren J. Ulderup AG & Co, mit denen er wesentlich zur wirtschaftlichen Entwicklung der Region um den Dümmer beitrug und die er 1984 als Sacheinlage in die ZF Friedrichshafen einbrachte. Entsprechend hält die Dr. Jürgen und Irmgard Ulderup Stiftung 6,2 % an ZF.[7][8]
Schriften
Bearbeiten- Der Stand des Weltluftverkehrs und seine Probleme, insbesondere in Deutschland (= Neue deutsche Forschungen. Abteilungen Betriebswirtschaftslehre, Bd. 1; = Bd. 17 der Gesamtreihe), Dissertation 1934 an der Technischen Hochschule in Berlin, 157 Seiten, Berlin: Junker und Dünnhaupt, 1935[3]
Ehrungen
Bearbeiten- Das Berufsbildungszentrum Dr. Jürgen Ulderup in Diepholz wurde nach dem Unternehmer Ulderup benannt.[9]
- Die Dr. Jürgen und Irmgard Ulderup-Schule, Montessori Grundschule Haldem in Stemwede trägt den Namen Jürgen Ulderups und seiner Ehefrau Irmgard.[10]
- Die Gemeinde Stemwede benannte einen Sitzungssaal nach dem Ehepaar Ulderup.[11]
Literatur
Bearbeiten- Horst Meyer: Ulderup, Jürgen. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 26, Duncker & Humblot, Berlin 2016, ISBN 978-3-428-11207-4, S. 559 (Digitalisat).
- Alexander Hesselbarth (Verantw.): ZF Lemförder Metallwaren AG: Kleine Chronik – ZF Lemförder, Hrsg. ZF Lemförder Fahrwerktechnik AG & Co., 31 Seiten mit zahlreichen Illustrationen, Bramsche: Rasch, [ca. 2001].
- Michael Kamp, Ina Deppe, Robert Kieselbach: Jürgen Ulderup (1910 bis 1991). Manager, Unternehmer und Stifter, August Dreesbach Verlag, München 2018, ISBN 978-3-944334-75-2.[12]
- Werner Schwipps: Annäherungen an Jürgen Ulderup. Der Lebensweg eines deutschen Unternehmers, hrsg. von der Lemförder Metallwaren AG, 84 Seiten mit zahlreichen Illustrationen, Lemförde, Bramsche: Rasch, 1997, ISBN 3-932147-01-4.
- Rolf Spilker: Ein Anfang. Notizen zur Entstehung der Lemförder Metallwarengesellschaft mbH. In: Rolf Spilker (Hrsg.): Richtig in Fahrt kommen: Automobilisierung nach 1945 in der Bundesrepublik Deutschland. eine Ausstellung des Museums Industriekultur Osnabrück. Rasch, Bramsche 2012, ISBN 978-3-89946-212-8.
Weblinks
Bearbeiten- Webseite der Dr. Jürgen und Irmgard Ulderup Stiftung – Stiftungsauftrag mit einem klaren Ziel: Bildung - ein Leben lang. Dr. Jürgen und Irmgard Ulderup Stiftung .
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ a b c Niedersächsische Personen: Ulderup, Jürgen. Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 31. Juli 2017; abgerufen am 18. September 2018. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ a b c Horst Meyer: Ulderup, Jürgen. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 26, Duncker & Humblot, Berlin 2016, ISBN 978-3-428-11207-4, S. 559 (Digitalisat).
- ↑ a b GND-Nummer der Deutschen Nationalbibliothek
- ↑ Horst Meyer: Biographie auf www.deutsche-biographie.de. In: Neue Deutsche Biographie 26. 2016, abgerufen am 26. September 2022.
- ↑ Michael Kamp, Ina Deppe, Robert Kieselbach: Jürgen Ulderup (1910-1991) Manager, Stifter und Unternehmer. 1. Auflage. August Dreesbach Verlag, München 2018, ISBN 978-3-944334-75-2, S. 277 ff.
- ↑ Stationen unserer Geschichte. In: BASF.com abgerufen am 26. Juli 2024.
- ↑ a b Dr. Jürgen und Irmgard Ulderup Stiftung – Stiftungsauftrag mit einem klaren Ziel: Bildung - ein Leben lang. Dr. Jürgen und Irmgard Ulderup Stiftung, abgerufen am 6. September 2020.
- ↑ Weltberühmte deutsche Präzision. In: ZF Friedrichshafen AG, abgerufen am 26. Juli 2024.
- ↑ Namensgeber – Wer war Dr. Jürgen Ulderup? Berufsbildungszentrum Dr. Jürgen Ulderup, abgerufen am 6. September 2020.
- ↑ Dr. Jürgen und Irmgard Ulderup-Schule, Montessori Grundschule Haldem / Stemwede. Abgerufen am 29. November 2022.
- ↑ Michael Nichau: Gemeinde ehrt Ehepaar Ulderup. In: Westfalen-Blatt. 5. September 2017, abgerufen am 29. November 2022.
- ↑ Michael Kamp, Ina Deppe, Robert Kieselbach: Jürgen Ulderup (1910 bis 1991) – Manager, Unternehmer und Stifter. August Dreesbach Verlag, abgerufen am 6. September 2020 (Kurzbeschreibung).
Personendaten | |
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NAME | Ulderup, Jürgen |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Unternehmer und Stiftungsgründer |
GEBURTSDATUM | 11. Oktober 1910 |
GEBURTSORT | Cuxhaven |
STERBEDATUM | 23. April 1991 |
STERBEORT | Stemwede-Haldem, Niedersachsen, Deutschland |