Lahaul und Spiti (Hindi: लाहौल और स्पीती Lāhaul aur Spītī [ ]) ist der von der Fläche her größte, aber am dünnsten besiedelte Distrikt des indischen Bundesstaats Himachal Pradesh.
Distrikt Lahaul und Spiti लाहौल और स्पीती | |
Staat: | Indien |
Bundesstaat: | Himachal Pradesh |
Verwaltungssitz: | Keylong |
Koordinaten: | 32° 34′ N, 77° 2′ O |
Einwohner (2011):[1] | 31.564 |
Religionen (2011):[1] | 36,9 % Hindus 62,0 % Buddhisten 1,1 % übrige und k. A. |
Soziale Daten (Zensus 2011)[1] | |
Alphabetisierungsrate: | 76,8 % (M: 85,7 %, F: 66,8 %) |
Geschlechterverhältnis: | 1,108 (M:F) |
Urbanisierungsgrad: | 0,0 % |
Scheduled Castes: | 7,1 % |
Scheduled Tribes: | 81,4 % |
Website: | |
Lage des Distrikts Lahaul und Spiti |
Geografie
BearbeitenLahaul und Spiti grenzt im Norden an Ladakh, im Osten an das Autonome Gebiet Tibet der Volksrepublik China, im Südosten an den Distrikt Kinnaur, im Süden bzw. Westen an das Kullutal, im Westen an Chamba (zu dem bis 1971 Teile des westlichen Lahauls gehörten) und an Kaschmir. Der Distrikt wurde politisch zusammengefügt. Geographisch wie auch kulturell hat Lahaul eher Beziehungen nach Kullu im Süden und Zanskar im Norden, Spiti nach Kinnaur im Süden und Rupshu (Nomadenregion im östlichsten Ladakh) im Norden.
Auch Landschaft und Klima unterscheiden sich: Lahaul liegt zwar im Regenschatten der Pir-Panjal-Kette, wird aber noch von Niederschlägen aus den indischen Tiefebenen bestrichen. Entsprechend stark ist die Vergletscherung im Inneren (Chandrabhaga-Kette mit über 100 Eisgipfeln bis 6517 m Höhe). Die Dörfer Lahauls liegen vorwiegend über den Tälern der Flüsse Chandra und Bhaga (nach ihrem Zusammenfluss bei Tandi: Chandrabhaga) auf 2500–3500 m Höhe. (siehe auch: Miyargletscher)
Spiti ist dagegen trocken, im Schatten des Himalaya-Hauptkamms, höher gelegen, und wesentlich dünner besiedelt als Lahoul. Zahlreiche Dörfer liegen im Haupttal des Spiti-Flusses, der sich bei Lossar (4100 m) aus drei Gletscherflüssen bildet und auf ca. 3300 m bei Sumdo Spiti nach Kinnaur verlässt. Wegen der „Inversionslandschaft“ gibt es aber auch stattliche Dörfer und Almen gerade auf den Hochebenen über 4200 m Höhe (Kibber, Langza, Komik, Demul u. a.), weil die Hochflächen weniger trocken sind als die Täler. Das wichtigste Nebental des Spititals ist das Pintal, das nach Süden Richtung Kinnaur abzweigt. Spitis nordöstliche Teile, hin zum höchsten Gipfel Gya (6794 m) am Dreiländereck Spiti/Ladakh/Tibet, sind bis heute fast unzugänglich.
Die Distrikthauptstadt Kyelang ist gleichzeitig der größte Ort in Lahaul. Der größte Ort in Spiti ist Kaza als Verwaltungssitz der Sub-Division Spiti sowie des Tehsils Kaza.
Lahaul ist heute relativ reich, da es Dank ausgeklügelter künstlicher Bewässerung der fruchtbarste Kartoffelproduzent der Welt ist. Im viel trockeneren Spiti wird zurzeit der traditionelle Gerstenanbau zur Selbstversorgung zunehmend von Erbsenabau zum Verkauf auf dem Indischen Markt abgelöst.
Verwaltungsgliederung
BearbeitenDer Distrikt ist in zwei Sub-Divisionen (Lahaul, Spiti) sowie in zwei Tehsils (Kaza, Keylong) gegliedert.[2]
Sprache, Kultur und Religion
BearbeitenIn Spiti und Lahaul wird sowohl ein tibetischer Dialekt als auch Hindi gesprochen. Dazu kommen vier weitere Sprachen in Lahaul, deren Ursprung bis heute nicht hinreichend geklärt ist. Die Hauptreligion in Spiti ist der tibetische Buddhismus in seiner authentischsten Form. Lahaul ist in den stärker besiedelten unteren Talregionen hinduistisch, in den oberen Tälern buddhistisch. Es gibt zahlreiche Klöster, Tempel (Gompas) und Heiligtümer lokaler Gottheiten. Spiti ist ethnisch und kulturell westtibetisch.
Der bedeutendste hinduistische Tempel ist Markula Devi in Udaipur, mit Stelen aus dem 10. Jh., in derselben Ikonografie wie in Tempelanlagen in Changunarayan im Kathmandutal in Nepal (Vishnuismus). Lokaler Schutzherr Lahauls ist Raja Gyepang, der auf dem gleichnamigen Doppelgipfel in Zentral-Lahaul residiert; sein Tempel steht im Dorf Sissu im unteren Chandratal.
Zu den wichtigsten Gompas zählen der Triloknath-Tempel in Tunde (Pilgerstätte für Buddhisten und Hindus), Khardang Gompa in Khardang (größte Klosteranlage Lahauls), Ki Gompa über dem Spitital (größte Klosteranlage in Spiti, Sitz des Lochen Tulku, der 19. Reinkarnation des Rinchen Zangpo), Dhankar Gompa und Kungri Gompa (ältestes Kloster) in Spiti.
Der Tempelkomplex in Tabo gehört zu den wichtigsten tibetisch-buddhistischen Klöstern weltweit. Er wurde 996 von Rinchen Zangpo gegründet, und einige der neun Tempelanlagen sind noch im ursprünglichen indo-tibetischen Stil erhalten. Der gegenwärtige Dalai Lama betrachtet Spiti als eine seiner Heimatregionen. Sein spiritueller Lehrer kam aus Kibber und ist auch dort gestorben. Der Dalai Lama hat mehrere seiner Kalachakra-Initiationen in Spiti durchgeführt (in Tabo, Ki und Kungri). Er hat den Wunsch geäußert, seinen Lebensabend in Spiti verbringen zu wollen.
Als Durchzugsgebiet zwischen Indien und Tibet bzw. Ostturkestan hatte Lahaul immer schon Bedeutung, während Spiti abseits lag und allenfalls zwischen den Königreichen Ladakh und Guge (Westtibet) umkämpft war. Touristisch ist heute Lahaul weiter nur Durchzugsgebiet, während Spiti, bis 1992 wegen seiner Grenznähe für Ausländer verschlossen, seit den späten 1990er Jahren touristisch boomt. Spiti ist heute, dank seiner Zugehörigkeit zur Indischen Union, eine der wenigen Regionen einer autochthonen tibetisch-buddhistischen Kultur.
Literatur
Bearbeiten- Om Chanda Handa: Buddhist Monasteries in Himachal Pradesh. Indus Publishing Company, New Delhi 1987, ISBN 81-85182-03-5.
- Shiva Chandra Bajpai: Lahaul-Spiti. A forbitten land in the Himalayas. 1st publishing, 2nd imprint. Indus Publishing Company, New Delhi 1992, ISBN 81-85182-01-9.
- Ram Nath Sahni: Lahoul. The Mistery Land in the Himalayas. Indus Publishing Company, New Delhi 1994, ISBN 81-7387-017-9.
- Harish Kapadia: Spiti. Adventures in the Trans-Himalaya. Indus Publishing Company, New Delhi 1996, ISBN 81-7387-045-4.
- Minakshi Chaudhry: Exploring Pangi Himalaya. A World Beyond Civilization. Indus Publishing Company, New Delhi 1998, ISBN 81-7387-084-5 [für das westliche Lahaul].
- Deepak Sanan, Dhanu Swadi: Exploring Kinnaur and Spiti in the Trans-Himalaya. Indus Publishing Company, New Delhi 1998, ISBN 81-7387-074-8.
- Lahaul and Spiti. In: Bradley Mayhew, Richard Plunkett et al.: Indian Himalaya. 2nd Edition. Lonely Planet Publications, Melbourne u. a. 2000, ISBN 0-86442-688-7, S. 332–335.
- Ulrich Friebel: Trekking in Himachal Pradesh. NaturFreunde-Verlag, Stuttgart 2001, ISBN 3-925311-23-8.
- Peter van Ham: Indiens Tibet – Tibets Indien. Das kulturelle Vermächtnis des Westhimalaya. Hirmer, München 2009, ISBN 978-3-7774-2221-3.
Filmdokumentationen
Bearbeiten- Himalaya – Reich des Windpferdes – Teil 2 Spiti (Teil 1 Ladakh, Teil 3 Mustang). TV-Dokumentation von Hajo Bermann aus dem Jahr 2011.
Weblinks
Bearbeiten- Offizielle Website des Distrikts
- Spiti im Himalaja: Beten mit Bergblick, Artikel von Michael Martin in Spiegel Online, 4. Oktober 2011
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ a b c 1. District Census 2011. Census of India, abgerufen im Jahr 2021 (englisch).
2. Population Enumeration Data (Final Population): A Series Including Primary Census Abstract Data (Final Population) > Primary Census Abstract Data Tables (India & States/UTs - District Level) (Excel Format). (XLS) Office of the Registrar General & Census Commissioner, India, archiviert vom am 23. April 2022; abgerufen im Jahr 2022 (englisch). - ↑ Webseite des Distrikts ( des vom 31. Dezember 2014 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.