Burgruine Windhaag

Denkmalgeschützte Burg in Österreich
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Die Burgruine Windhaag, auch Altes Schloss Windhaag, Veste Windhaag oder Windhag I bezeichnet, ist die Ruine einer Höhenburg auf 500 m ü. A. etwa 250 m östlich des Ortszentrums der Gemeinde Windhaag bei Perg im Bezirk Perg im Mühlviertel in Oberösterreich. Im Gegensatz zum Neuen Schloss Windhaag (Windhag II) ist das Alte Schloss (Windhag I) als Ruine erhalten geblieben. Schreibweise Windhag ist eine ältere, Windhaag eine neuere.

Burg Windhaag
Ansicht von Osten. 1636. Stich von Clemens Beutler

Ansicht von Osten. 1636. Stich von Clemens Beutler

Alternativname(n) Veste Windhaag. Altes Schloss Windhaag. Windhag I
Staat Österreich
Ort Windhaag bei Perg
Entstehungszeit 13. Jahrhundert
Burgentyp Höhenburg
Erhaltungszustand Ruine
Geographische Lage 48° 17′ N, 14° 41′ OKoordinaten: 48° 17′ 4″ N, 14° 41′ 5″ O
Höhenlage 500 m ü. A.
Burgruine Windhaag (Oberösterreich)
Burgruine Windhaag (Oberösterreich)

Geschichte

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Luftaufnahme von Osten (2021)

Frühgeschichte

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Winthag im Machland scheint 1287 erstmals urkundlich auf.[1][2] Die Burg Windhaag wurde erstmals indirekt im Jahr 1290 erwähnt,[3] sie dürfte aber älter sein. Besitzer waren damals die Brüder Heinrich und Freitel von Windhaag. Im Jahr 1379 sagte Otto von Windhaag seine Anteile an der halben Feste auf und nannte sich fortan nur mehr Otto der Freitel. Herzog Albrecht III. belehnte 1379 Hans von Au mit der Herrschaft Windhaag.[4] 1380 erwarb Hans die zweite Hälfte der Feste Windhaag. Ab 1395 waren Konrad Schaffer und seine Ehefrau Dorothea, Otto Freitels Tochter, mit der halben Burg belehnt.[5] Um 1400 folgte Leopold der Drockendorffer[5] (Drosendorfer, Ruckendorfer).

Tannpeck

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Thomas Tannpeck (Tanpekh, Tannbeck) kaufte 1400 die halbe Burg Windhaag und erwarb 1407 die zweite Burghälfte von Leopold Ruckendorfer. König Ladislaus Postumus verlieh 1455 den Gebrüdern Veith, Hanns und Caspar Tannpeck das ererbte Lehen, die Veste Windhag. Am 25. August 1485 verlieh Kaiser Friedrich III. die Veste an Ladislaus Prager, der 1484 (oder 1485) die Erbtochter Anna Regina Tannpeck (Tochter des Hanns) geheiratet hatte.[6] 1486 folgte wieder ein Tannpeck. Die Tannpecks standen im Krieg des Kaisers Friedrich III. mit König Matthias Corvinus auf der falschen Seite, und die Burg Windhaag wurde schließlich genauso wie Schloss Aich eingezogen.

Um 1488 war Ladislaus (Laßla) Prager mit der gesamten Burg belehnt, er ließ 1499 die Burgkapelle errichten. Am 19. Dezember 1491 wurde Windhag zur Herrschaft erhoben und aus dem Burgfrieden und einem Teil des Landgerichtes Machland das neue Landgericht Windhag gebildet. Das rief den Widerstand von Heinrich Prüschenk, dem Inhaber des bisher zuständigen Landgerichts Machland hervor.[7] Das neue Landgericht umfasste die heutige Gemeinde Windhaag, Münzbach und Altenburg sowie Teile von Rechberg. Zuständigkeitsbereich waren Rechts- und Strafsachen der nichtrittermäßigen territorialen Bevölkerung. Der römisch-deutsche König und spätere Kaiser Maximilian I. bestätigte das Landgericht am 2. März 1494.[7] Weitere Bestätigungen folgten 1535, 1565 und 1568. Der Galgenplatz (Hochgericht) ist in der Topographia Windhagiana von 1656 neben dem Weg von Altenburg nach Münzbach eingezeichnet.

Im Jahr 1505 wurde Laßla (Ladislaus) Prager von Maximilian I. in den Freiherrenstand erhoben und nannte sich nun von Windhag. Er starb 1514, seine Witwe Anna (geborene Fux von Fuxberg) und die Kinder (Ladislaus II, Hans, Andreas) bauten die Burg schlossartig aus und vergrößerten die Herrschaft.

Die mittelalterliche Burg war im gotischen Stil erbaut. Sie wurde mit der Zeit aber umgebaut und wohnlicher. Sie wurde zum Alten Schloss. Durchmesser etwa 45 m. Nördlich gegen das Tor umgab es ein aufgemauerten Graben, über den die Zugbrücke führte. Südlich, gegen Münzbach zu, umfing es eine Wehrmauer. Alle Gebräuchlichkeiten (Gebäude), die außerhalb Wehrmauer und Graben standen, wie der Kapellenbau (errichtet 1512), der Rossstall, das Reitstübl, gemauerter Getreidekasten, das Brauhaus, die Schmiede und das Badstübl, sowie der Turm beim nördlichen oberen Tor, die anstoßenden Mauern und die Altane (Söller) waren erst 1507 teils von Laßla Prager und teils später von seiner Witwe Anna Prager auf freieigenem Grund erbaut worden.[8] Die Söhne setzten fort mit der Wandlung zu einem Schloss. Der Palas wurde aufgestockt und sein Inneres neu eingerichtet.

Schütter (1597–1636)

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1597 kaufte Lorenz Schütter auf Klingenberg die Burg. Dessen Nachkommen (Georg Schütter. Martha von Serdain, geborene Schütter. Dorothea Schütter, geborene Fenzlin von Feuregg. Georg Schütter von Klingenberg und Kollmitz als Gerhab für seinen Vetter Wolff Gottfried Schütter) verkauften die Burg im Zuge der Gegenreformation und wegen hoher Schulden am 19. August 1636 an Joachim Enzmilner (* 1600; † 1678).[9] Kaufpreis war fünfzigtausend Gulden.[9] Das zu diesem Zeitpunkt von Georg Schütter erstellte und übergebene Urbar umfasste 556 Folioseiten. Die Burg war, soweit der Dachtropfen fiel, zum Zeitpunkt 1636 österreichisches Lehen.

Enzmilner

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Enzmilner ließ ab 1642 neben dem Alten Schloss ein prächtigeres Schloss im Renaissancestil errichten, das Neue Schloss Windhag. Der Rohbau war 1648 fertiggestellt, die Einrichtung und Gestaltung dauerte bis 1673.

Für seine Tochter Eva Magdalena von Windhag, die 1648 gegen den Willen der Eltern in den Dominikanerinnenorden in Tulln eintrat und Ordensschwester geworden war, und die 1664 nach Windhaag heimkehrte, richtete Enzmilner im Alten Schloss ein Dominikanerinnenkloster ein. Eva Magdalena war 1668 die erste Priorin.

Joachim Enzmiller starb am 21. Mai 1678. Die Herrschaft Windhag einschließlich Altem und Neuem Schloss erhielt das Dominikanerinnenkloster als Ausstattung.

Das Kloster im Schloss war Eva Magdalena zu klein und unpassend. Sie begann ab 1681 eine neue Klosteranlage auf dem Areal der Schlossgärten zu errichten. Für den Neubau des Klosters ließ sie das Neue Schloss mit Ausnahme des Kapellenbaus nur acht Jahre nach dessen Fertigstellung komplett abreißen. Auch das nahe gelegene Schloss Pragtal musste dran glauben. Das Alte Schloss und den Kapellenbau aber schonte Eva Magdalena, sie blieben stehen. Nach Fertigstellung des Klosters wohnten im Alten Schloss dann noch der Beichtvater der Ordensschwestern, der Hofrichter und Hofschreiber.

Nach 1700

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1734 stürzte ein Teil des Alten Schlosses ein. Es wurde zur Burgruine. Der Beichtvater zog in ein neu erbautes Beichtvaterstöckl, einem Anbau an das Portiunculakirchlein (jetzt Pfarrhof Windhaag, Eva-Magdalena-Straße Nummer 6). Hofrichter und -schreiber zogen in das Hoftavernenhaus (später Forsthaus, jetzt Privatbesitz, Forsthausstraße Nummer 1). Bis 1758 wohnte noch der Klosterjäger Aistleithner in der Burgruine. Bis 1771 hausten noch arme Leute in bewohnbaren Stuben. In Privatbesitz genutzt blieben bis heute Reste vom Kapellenanbau (Burgstraße Nummer 21).

Beschreibung

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Die Burg lag auf einem Felssporn. Ursprünglich war sie ein kleiner gotischer Verteidigungsbau. Es umgab sie ein Graben und sie hatte einen Bergfried. Nördlich war der Eingang über einen aufgemauerten Graben über eine Fallbrücke. Südlich umfing die Burg eine Wehrmauer.

Als 1636 Joachim Enzmilner die Herrschaft kaufte, hatte die Burg die Wehrhaftigkeit schon verloren, sie war zum Alten Schloss geworden. Unter den zahlreichen Kammern und Gewölben gab es schon einen Saal, Kapelle, Herrenkammer, Frauenkammer, besondere Schlafkammern, Tafelstube, Küchen, Pfisterei (Bäckerei), Altane (Söller, überdachte Plattform, Balkon), Pflegerstube (Verwalterstube), Grienstube (? Klagestube), Registratur, Silbergewölbe (Schatzkammer), Rüst- und Pulverkammer (im Turm oben), Gefängnis (ganz unten). Dazu kamen die Vorratskammern wie Heuböden, Getreideböden.

Dazu gab es noch Gebräuchlichkeiten, die außerhalb des Grabens standen, wie Kapellenbau, Rossstall, Reitstube, gemauerter Getreidekasten, Brauhaus, Schmiede und Badstübl. Diese Gebräuchlichkeiten und der Turm beim nördlichen Tor, die anstoßende Mauern und die Altane waren erst in der Zeit von Laßla (Ladislaus) Prager und teils von seiner Witwe Anna auf freieigenem Grund erbaut worden.

Burgruine Windhaag heute

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1985 kaufte die Windhaager Bürgergarde den Schlossgrund. 1990 erwarb die Gemeinde Windhaag das Areal samt Burgruine vom Domkapitel Linz. 1993 begann die Bürgerinitiative Arbeitsgemeinschaft Burgruine Windhaag mit den Sanierungsarbeiten. 2012 erhielt der sanierte Turm eine Stiegenkonstruktion eingezogen. Die Ruine ist begehbar. Von der Aussichtsplattform können Besucher den Blick auf Alpenkette, Machland und Windhaag genießen. Praktisch alle Liegenschaften außerhalb des Grabens kamen aber in Privatbesitz. Auch die Kapellenruine ist im Privatbesitz und nicht begehbar.

Literatur

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  • Martin Zeiller: Beschreibung. In: Matthäus Merian (Hrsg.): Topographia Provinciarum Austriacarum. Austria, Styria, Carinthia, Carniolia, Tyrolis … (= Topographia Germaniae. Band 10). 3. Auflage. Matthaeus Merians Erben, Frankfurt am Main 1679, S. 3–4 (Volltext [Wikisource]).
  • Hans Haslinger (Hrsg.): Rund um die Burg (= Edition Windhaager Spuren. Band 1). Gemeinde Windhaag bei Perg, 2012, darin:
    • Thomas Kühtreiber: Von der Burg zum „Alten Schloss“. Überlegungen zur Baugeschichte der Burg Windhaag. S. 16–28.
    • Franz Pötscher: Aus der Geschichte der Burg Windhaag. Auszug aus Manuskripten von Leopold Mayböck. S. 29–52.
    • Josef Honeder: Das alte Schloss ab 1636. S. 53–60.
  • Norbert Grabherr: Burgen und Schlösser in Oberösterreich. Oberösterreichischer Landesverlag, Linz 1970, S. 279 und 280 (Windhag I und II).
  • Georg Grüll: Geschichte des Schlosses und der Herrschaft Windhag bei Perg (Oberösterreich). In: Jahrbuch des Oberösterreichischen Musealvereines. Band 87, Linz 1937, ISSN 0379-0819, S. 185–311 (zobodat.at [PDF; 12,9 MB]).
  • Georg Grüll: Burgen und Schlösser im Mühlviertel. Birken Verlag, 1962, S. 133 und 134 (Windhag I und II).
  • Mathaeus Merian d. Ä. (Hrsg.): Topographia provinciarum Austriacaru. Frankfurt 1649, mit Anhang Caspar Merian (Hrsg.): Topographia Windhagiana. Frankfurt 1656 (erste Auflage). Faksimileausgabe, Bärenreiter-Verlag, Kassel 1963.
  • Hyazinth Marian Fidler, Martin Zeiller, Clemens Beutler: Topographia Windhagiana aucta. Herausgeber Caspar Merian, 1673 (zweite Auflage; keine Faksimileausgabe bekannt).
  • Ernst Fietz: Die „Steine“ von Windhaag bei Perg und die Geschichte des Schlosses. Mit drei Textzeichnungen und fünf Abbildungen. In: Oberösterreichische Heimatblätter. Jahrgang 26, Heft 3/4, Linz 1972, S. 108–115 (Lageplan der Burg auf S. 108 und Ansicht aus dem Jahr 1636 auf S. 110; ooegeschichte.at [PDF; 1 MB]).
  • Oskar Hille: Burgen und Schlösser von Oberösterreich. 2. Auflage. Wilhelm Ennsthaler, Steyr 1992, ISBN 3-85068-323-0.
  • Christian K. Steingruber: Kritische Anmerkungen zum Historisch-topographischen Handbuch der Wehranlagen und Herrensitze OÖ von N. Grabherr, Version 2023/II. S. 652 (I/24/3 Windhaag I; online auf steyr.dahoam.net).
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Commons: Burgruine Windhaag – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Karl Hohensinner, Peter Wiesinger, unter Mitarbeit von Hermann Scheuringer, Michael Schefbäck: Die Ortsnamen der politischen Bezirke Perg und Freistadt (Östliches Mühlviertel) (= Ortsnamenbuch des Landes Oberösterreich. Band 11). Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2003, ISBN 978-3-7001-3103-8, S. 73, Nr. 11.2.8.14 (Windhaag bei Perg).
  2. Josef Honeder: Windhaag bei Perg, Zur Geschichte der Herrschaft und der Pfarre Windhaag. In: Pfarramt Windhaag bei Perg (Medieninhaber): Kirchenführer Windhaag bei Perg und Altenburg. Ohne Jahresangabe, S. 1.
  3. Erich Trinks (Bearb.): Urkunden-Buch des Landes ob der Enns. Band 4. Wien 1867, CXXXII, S. 127 (archive.org – „heinricus de Winthag“ als Zeuge): „1290. 7. April. Chunrat Harlunc verkauft an das Kloster Baumgartenberg sein Gut zu Eytzendorf, genannt an dem Ort.“
  4. Grüll 1937, S. 193.
  5. a b Grüll 1937, S. 194.
  6. Joseph Bergmann: Medaillen auf berühmte und ausgezeichnete Männer des oesterreichischen Kaiserstaates. Band 1, München 1844, S. 168–174 (Abschnitt XXXVII Ladislaus II. von Prag, Freiherr v. Windhag; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche; Bild Tafel XII, größtes Medaillon Nr. 52).
  7. a b Grüll 1937, S. 198.
  8. Ernst Fietz: Die „Steine“ von Windhaag bei Perg und die Geschichte des Schlosses. Mit drei Textzeichnungen und fünf Abbildungen. In: Oberösterreichische Heimatblätter. Jahrgang 26, Heft 3/4, Linz 1972, ISSN 0029-7550, S. 108–115 (Lageplan des alten und neuen Schlosses auf S. 108 und Ansicht von 1636 auf S. 110, ooegeschichte.at [PDF; 1 MB]).
  9. a b Grüll 1937, S. 215.