Langenhain-Ziegenberg
Langenhain-Ziegenberg ist ein Ortsteil der Gemeinde Ober-Mörlen im hessischen Wetteraukreis.
Langenhain-Ziegenberg Gemeinde Ober-Mörlen
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Koordinaten: | 50° 22′ N, 8° 38′ O |
Höhe: | 218 (207–250) m ü. NHN |
Fläche: | 10,19 km²[1] |
Einwohner: | 1267 (2022)[2] |
Bevölkerungsdichte: | 124 Einwohner/km² |
Postleitzahl: | 61239 |
Vorwahl: | 06002 |
Geographie
BearbeitenLangenhain-Ziegenberg liegt im Osten des östlichen Hintertaunus, am Rande der westlichen Wetterau im Naturpark Taunus am Waldrand westlich von Ober-Mörlen. Südlich des Ortes treffen sich die Bundesstraße 275 und die Landesstraße L 3056.
Geschichte
BearbeitenOrtsgeschichte
BearbeitenDie Gemeinde Langenhain-Ziegenberg entstand um 1820 aus dem Zusammenschluss der bis dahin selbständig geführten Orte Langenhain und Ziegenberg. Die Namensform Hayn für Langenhain bekanntermaßen zuerst im Jahre 1280 urkundlich nachgewiesen, für Langenhayn gibt es eine Erwähnung aus dem Jahr 1341,[1] und die Ortsbezeichnung vom Czigenberge ist aus dem Jahr 1388 überliefert.[3] Besiedelt war die Gegend schon viel früher: Davon zeugt u. a. der Limes mit dem römischen Kastell Langenhain. Südlich hiervon befindet sich auf dem Gaulskopf ein rekonstruierter römischer Wachturm.
Bei der Teilung der Mörler Mark im 16. Jahrhundert fallen Langenhain und Ziegenberg Hessen zu, während Ober-Mörlen kurmainzisch wird.
Die Pfarrkirche im Kirchspiel Langenhain, zu dem beide Orte gehörten wurde 1630 erbaut.
Bis 1806 gehörte die Gerichtsbarkeit und weitere Rechte über beide Ort den Freiherren Löw von und zu Steinfurth. Durch die Mediatisierung wurden Langenhain und Ziegenberg der staatlichen Hoheit des Großherzogtums Hessen unterstellt.[1] Die Patrimonialgerichtsbarkeit blieb dabei den Löw von Steinfurth erhalten und wurde weiter durch das Patrimonialgericht Ziegenberg ausgeübt. 1822 wurden die Patrimonialgerichte der Familie aufgelöst. Deren Verwaltungsfunktionen übernahm der staatliche Landratsbezirk Butzbach, die Rechtsprechung übernahm das neu eingerichtete Landgericht der Freiherren von Löw mit Sitz in Friedberg.[4] Dieses bestand aber keine drei Jahre, bevor die Löw zu Steinfurth es in das Landgericht Friedberg eingliedern ließen.[5] Ab 1840 war dann das neu gegründete Landgericht Butzbach zuständig.[6] Mit dem Gerichtsverfassungsgesetz von 1877 wurden Organisation und Bezeichnungen der Gerichte reichsweit vereinheitlicht. Zum 1. Oktober 1879 hob das Großherzogtum Hessen deshalb die Landgerichte auf. Funktional ersetzt wurden sie durch Amtsgerichte.[7] So ersetzte das Amtsgericht Butzbach das Landgericht Butzbach.
Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde bei Langenhain-Ziegenberg das Führerhauptquartier Adlerhorst gebaut.
- Hessische Gebietsreform (1970–1977)
Zum 1. Februar 1971 wurde die Gemeinde Langenhain-Ziegenberg im Zuge der Gebietsreform in Hessen auf freiwilliger Basis in die Nachbargemeinde Ober-Mörlen eingemeindet.[8][9] Für den dadurch entstandenen Ortsteil Langenhain-Ziegenberg wurde ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.[10]
Burg
BearbeitenDie ehemalige Turmburg in Ziegenberg wurde Mitte des 14. Jahrhunderts von den Herren von Falkenstein erbaut. Nach mehrfachem Besitzerwechsel und teilweiser Zerstörung im Dreißigjährigen Krieg wurde die Anlage im Jahre 1747 von Eitel von Diede zu einem Barockschloss mit schlichter Fassade ausgebaut. Nur der runde Bergfried der ursprünglichen Burg blieb erhalten. Im Zweiten Weltkrieg (März 1945) wurde das Schloss bei einem Luftangriff nahezu völlig zerstört, da es als Teil des Führerhauptquartiers Adlerhorst zu einem militärischen Ziel der Alliierten geworden war. Das Schloss wurde nach dem Krieg wieder aufgebaut. Heute befinden sich Eigentumswohnungen in der Anlage.
Verwaltungsgeschichte im Überblick
BearbeitenDie folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Langenhain-Ziegenberg angehört(e):[1][11][12]
- vor 1806: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, Oberfürstentum Hessen, Amt Butzbach und Philippseck[13]
- ab 1806: Großherzogtum Hessen,[Anm. 2] Fürstentum Oberhessen, Amt Butzbach
- ab 1815: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Amt Butzbach[14]
- ab 1821: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Landratsbezirk Butzbach[Anm. 3]
- ab 1829: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Verlegung und Umbenennung in Landratsbezirk Friedberg
- ab 1832: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Friedberg
- ab 1848: Großherzogtum Hessen, Regierungsbezirk Friedberg
- ab 1852: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Friedberg
- ab 1867: Norddeutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Friedberg
- ab 1871: Deutsches Reich, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Friedberg
- ab 1918: Deutsches Reich, Volksstaat Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Friedberg
- ab 1938: Deutsches Reich, Volksstaat Hessen, Landkreis Friedberg[15][Anm. 4]
- ab 1945: Deutsches Reich, Amerikanische Besatzungszone,[Anm. 5] Groß-Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Friedberg
- ab 1946: Deutsches Reich, Amerikanische Besatzungszone, Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Friedberg
- ab 1949: Bundesrepublik Deutschland, Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Friedberg
- ab 1971: Bundesrepublik Deutschland, Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Friedberg, Gemeinde Ober-Mörlen
- ab 1972: Bundesrepublik Deutschland, Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Wetteraukreis, Gemeinde Ober-Mörlen
Bevölkerung
BearbeitenEinwohnerstruktur 2011
BearbeitenNach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Langenhain-Ziegenberg 1206 Einwohner. Darunter waren 45 (3,7 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 219 Einwohner unter 18 Jahren, 495 zwischen 18 und 49, 288 zwischen 50 und 64 und 204 Einwohner waren älter.[16] Die Einwohner lebten in 537 Haushalten. Davon waren 162 Singlehaushalte, 150 Paare ohne Kinder und 162 Paare mit Kindern, sowie 51 Alleinerziehende und 12 Wohngemeinschaften. In 84 Haushalten lebten ausschließlich Senioren/-innen und in 381 Haushaltungen lebten keine Senioren/-innen.[16]
Einwohnerentwicklung
BearbeitenLangenhain-Ziegenberg: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2022 | ||||
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Jahr | Einwohner | |||
1834 | 556 | |||
1840 | 656 | |||
1846 | 683 | |||
1852 | 729 | |||
1858 | 684 | |||
1864 | 556 | |||
1871 | 515 | |||
1875 | 482 | |||
1885 | 437 | |||
1895 | 434 | |||
1905 | 449 | |||
1910 | 459 | |||
1925 | 476 | |||
1939 | 494 | |||
1946 | 744 | |||
1950 | 838 | |||
1956 | 721 | |||
1961 | 708 | |||
1967 | 848 | |||
1970 | 786 | |||
1980 | ? | |||
1990 | ? | |||
2000 | ? | |||
2011 | 1.206 | |||
2022 | 1.267 | |||
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: bis 1970 LAGIS:[1]; Zensus 2011[16]; 2022:[2] |
Kulturdenkmäler
BearbeitenVerkehr
BearbeitenIm ÖPNV ist der Ort Teil des Rhein-Main-Verkehrsverbundes und mit der diesem zugeordneten Buslinie FB-35 der Verkehrsgesellschaft Oberhessen zu erreichen.
Durch den Ort führt der Deutsche Limes-Radweg. Dieser folgt dem Obergermanisch-Raetischen Limes über 818 km von Bad Hönningen am Rhein nach Regensburg an der Donau. Daneben verläuft durch Langenhain-Ziegenberg auch der Limesweg als Teilabschnitt des Deutschen Limes-Wanderwegs.
Literatur
Bearbeiten- Martin Zeiller: Ziegenberg. In: Matthäus Merian (Hrsg.): Topographia Hassiae et Regionum Vicinarum (= Topographia Germaniae. Band 7). 2. Auflage. Matthaeus Merians Erben, Frankfurt am Main 1655, S. 148 (Volltext [Wikisource]).
- Literatur über Langenhain-Ziegenberg nach GND In: Hessische Bibliographie
- Literatur über Langenhain nach GND In: Hessische Bibliographie
- Literatur über Ziegenberg nach GND In: Hessische Bibliographie
Weblinks
Bearbeiten- Ortsteil Langenhain-Ziegenberg. In: Webauftritt der Gemeinde Ober-Mörlen.
- Langenhain-Ziegenberg, Wetteraukreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Langenhain, Wetteraukreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Ziegenberg, Wetteraukreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
Anmerkungen und Einzelnachweise
BearbeitenAnmerkungen
- ↑ Bis zur Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung waren die Ämter und frühen Gerichte sowohl Gericht als auch Verwaltungsorgan.
- ↑ Infolge der Rheinbundakte.
- ↑ Trennung von Justiz (Landgericht Friedberg der Freiherren von Löw bis 1825) und Verwaltung.
- ↑ Im Zuge der Gebietsreform 1938 wurde die Provinz Oberhessen aufgelöst.
- ↑ Infolge des Zweiten Weltkriegs.
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e Langenhain, Wetteraukreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 21. April 2015). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- ↑ a b Wetteraukreis: Bevölkerung: Einwohner/-innen nach Ortschaften. Archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 10. August 2023; abgerufen im April 2024.
- ↑ Ziegenberg, Wetteraukreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- ↑ Die Vereinigung der beiden bisherigen Löwischen Patrimonialgerichte in ein Landgericht betr. vom 13. November 1822. In: Großherzogliches Ministerium des Inneren und der Justiz (Hrsg.): Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt. 1822 Nr. 36, S. 520 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 36,6 MB]).
- ↑ Die Übertragung der die Justiz-Verwaltung betreffenden Gerechtsame der Freiherrlichen Familie von Löw von und zu Steinfurt an den Staat betreffend vom 22. September 1825. In: Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt Nr. 38 vom 29. September 1825, S. 401.
- ↑ Bekanntmachung, die Errichtung eines neuen Landgerichts zu Butzbach betreffend vom 1. Juni 1840. In: Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt Nr. 15 vom 14. Juni 1840, S. 195–196.
- ↑ §§ 1, 3 Verordnung zur Ausführung des Deutschen Gerichtsverfassungsgesetzes und des Einführungsgesetzes zum Gerichtsverfassungsgesetze vom 14. Mai 1879. In: Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt Nr. 15 vom 30. Mai 1879, S. 197f.
- ↑ Gemeindegebietsreform: Zusammenschlüssen und Eingliederungen von Gemeinden vom 20. Januar 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1971 Nr. 6, S. 248, Abs. 4 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 6,2 MB]).
- ↑ Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 360 (Digitalisat in: Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
- ↑ Gremien der Gemeinde Ober-Mörlen. In: Webauftritt. Gemeinde Ober-Mörlen, abgerufen im September 2020.
- ↑ Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
- ↑ Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, OCLC 162730471, S. 12 ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ Wilhelm von der Nahmer: Handbuch des Rheinischen Particular-Rechts: Entwickelung der Territorial- und Verfassungsverhältnisse der deutschen Staaten an beiden Ufern des Rheins : vom ersten Beginnen der französischen Revolution bis in die neueste Zeit. Band 3. Sauerländer, Frankfurt am Main 1832, OCLC 165696316, S. 17 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ Neuste Länder und Völkerkunde. Ein geographisches Lesebuch für alle Stände. Band 22: Mecklenburg, Kur-Hessen, Hessen-Darmstadt und die freien Städte. Weimar 1821, S. 410 (online bei Google Books).
- ↑ Gesetz über die Aufhebung der Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Rheinhessen vom 1. April 1937. In: Der Reichsstatthalter in Hessen Sprengler (Hrsg.): Hessisches Regierungsblatt. 1937 Nr. 8, S. 121 ff. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 11,2 MB]).
- ↑ a b c Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,8 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 54 und 108, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 11. Juli 2021 .