Local Color Fiction

Zweig der US-amerikanischen Literatur
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Local Color Fiction (Lokalkolorit-Bewegung) ist ein Zweig der US-amerikanischen Literatur des 19. Jahrhunderts, die Regionaltypisches mit großer Detailtreue darstellte und damit neue sozialrealistische, naturalistische und sozialkritische Gestaltungselemente in die Literatur einbrachte, ohne auf sozialromantische und sentimentale Motive zu verzichten. Kennzeichnend sind u. a. die Verwendung von Dialekt sowie die präzise Beschreibung von Landschaften, Milieus und Folklore aus persönlicher Erfahrung der Autoren, so z. B. der Milieus von Goldgräbern oder Cowboys.

Merkmale

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Typisch für Local Color Fiction ist ein Setting, bei dem eine – häufig abgelegene – Region oder Landschaft eine zentrale Rolle spielt. Diese Regionen sind meist weit von den Zentren der Macht entfernt. Fragen politischer und ökonomischer Macht werden anders als im europäischen Realismus nicht diskutiert.

Die Charaktere sind durch die Region geprägt und eher stereotyp als individuell ausgearbeitet; sie sprechen oft Dialekt. Dabei treten exzentrische Charaktere auf, die karikaturhaft gezeichnet werden. Die Heroinen sind hingegen meist junge Frauen. Der Plot ist selten ausgeprägt; oft werden nur regionale Gebräuche (mit einer gewissen Nostalgie) oder auch irritierende Details geschildert. Gelegentlich wird der Widerstand gegen den von außen hereinbrechenden Wandel beschrieben, sind doch die Regionen trotz ihrer Isoliertheit vom ökonomischen Wandel betroffen (Goldrausch, Sklavenbefreiung, Eisenbahnbau, Einführung neuer Gebrauchsgegenstände und Techniken usw.). Der Erzähler nimmt dabei oft die Position eines weltläufigen Beobachters ein, der zum Beispiel durch eine unfreiwillige Unterbrechung seiner Reise genötigt wird, sich auf die regionalen Sitten einzulassen.[1]

Literaturgeschichtliche Einordnung

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Angeregt durch die Dorfgeschichten von Harriet Beecher Stowe aus Neuengland und durch Edward Egglestons Schilderungen des Lebens der Farmer im Mittelwesten, erfasste die Bewegung nach dem amerikanischen Bürgerkrieg den mittleren und tiefen Süden der USA, aber auch Kalifornien und andere Regionen. Beeinflusst wurde die Local Color Fiction auch durch den Old Southwestern Humor, der sich in den von Gegnern Jacksons in Tennessee, Alabama, Mississippi und Arkansas verfassten Sketches und Anekdoten in Zeitungen niederschlug und später das Werk Mark Twains (The Celebrated Jumping Frog of Calaveras County, 1865) und William Faulkners prägte.[2]

Während sich die südliche Local Color Fiction fast ausschließlich an männliche Leser wandte, adressierte der neuenglische Zweig vor allem weibliche Leserinnen. Außerdem gab es eine Local Color Fiction des mittleren Westens und der Great Plains.

Der Local Color Fiction wurde eine ausgleichende und versöhnliche Wirkung in der Nach-Bürgerkriegszeit zugesprochen. Die städtischen Mittelschichten konnten sich mit den Menschen in den ländlichen Regionen identifizieren. Gleichzeitig zeigt die Bewegung die zunehmende Differenzierung und Segmentierung der amerikanischen Gesellschaft, die in der nachfolgenden literarischen Periode des sozialen Realismus noch deutlicher werden soll.[3]

Oft wird die Local Color Fiction als eine Spielart des literarischen Regionalismus angesehen, dem in Lateinamerika der bereits etwas früher dominierende Costumbrismo oder Gauchismo entspricht.

Wichtige Vertreter und Gattungen

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Während die wichtigsten Werke der Local Color Fiction Novellenform aufwiesen, wurden vor allem die Kurzgeschichten durch Zeitschriften wie die 1870 gegründete Scribner’s Monthly oder Zeitungen wie die Picayune aus New Orleans massenhaft verbreitet. Auch längere Versdichtungen und Gedichte wurden verfasst, so von Irwin Russell (1853–1879), der im Dialekt irisch-schottischer Arbeiter oder befreiter Sklaven am Mississippi schrieb.

Als wichtigste Vertreter der Lokalkoloritbewegung sind neben Bret Harte (The Outcasts of Poker Flat, 1870) und George Washington Cable u. a. Joel Chandler Harris, Sidney Lanier, Hamlin Garland, Thomas Nelson Page, Mary Noailles Murfree (Pseudonym: Charles Egbert Craddock), Mark Twain und O. Henry zu nennen.

Auch afroamerikanische Autoren wie Charles W. Chesnutt sind der Strömung zuzurechnen. Chesnutts Erzählung The Goophered Grapevine war die erste Erzählung einer Afroamerikaners, die im Atlantic Monthly Magazine (1887) veröffentlicht wurde; sie schildert in satirischer Form die insbesondere von Thomas Nelson Page literarisch verklärte Sklavenhaltung auf den Plantagen des Südens (die plantation tradition) mit ihrer Beschwörung der good ole times.[4]

Literatur

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  • Sacvan Berkovic (Hrsg.): Cambridge History of American Literature, Cambridge University Press, vol. 2 & 3
  • Horst Ihde: Nachwort zu George W. Cable, Tite Poulette, Leipzig: Insel 1986, S. 130 ff.
  • Amy Kaplan: Nation, Region, and Empire, in: Columbia History of the American Novel, New York: Columbia University Press, 1991, S. 240–266.
  • Henry Lüdeke: Geschichte der Amerikanischen Literatur, Bern, München: Francke Verlag, 1963

Einzelnachweise

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  1. Regionalism and Local Color Fiction, 1865-1895 auf der Website der Washington State University
  2. Website der Washington State University
  3. Amy Kaplan: The Social Construction of American Realism. University of Chicago Press 1988.
  4. Kaplan 1991, S. 244.